(Buenos Aires) Im deutschen Sprachraum zeigt sich Ungehorsam gegen die jüngste Ablehnung durch Rom, homosexuelle Paare zu segnen, in Argentinien sogar offene Apostasie.
Ob Bischof Georg Bätzing, der Bischof von Limburg und umtriebige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, oder Helmut Schüller, ehemaliger Generalvikar der Erzdiözese Wien und 2011 Initiator des Aufrufs zum Ungehorsam, gemeinsam ist ihnen das Unverständnis und die Ablehnung der jüngsten Entscheidung der Glaubenskongregation, daß homosexuelle Paare keinen Segen von der Kirche erhalten können. Schüller wäre nicht ein Rädelsführer der ungehorsamen Priester, hätte er nicht bereits angekündigt, „weiterhin“ homosexuelle Paare zu segnen.
Doch auch in Argentinien, der Heimat von Papst Franziskus, die er seit acht Jahren nicht besucht, aber vielleicht nun doch noch besuchen könnte, regt sich Auflehnung. Was sich in Mitteleuropa und Argentinien zeigt, ist nur die Spitze des Eisberges. Die Homohäresie, wie sie Dariusz Oko 2012 benannte, ist tief in die Kirche eingedrungen.
Der Fall Gioeni
Andrés Gioeni wurde im Jahr 2000 zum Priester geweiht. Gestern gab er in Buenos Aires seinen Entschluß bekannt, der Kirche den Rücken zu kehren, nachdem vom Vatikan entschieden wurde, gleichgeschlechtliche Verbindungen nicht zu segnen, weil Gott „die Sünde nicht segnen kann“.
Für die Ankündigung seiner Apostasie erhielt Gioeni treffsicher die Aufmerksamkeit von Associated Press (AP), einer der drei internationalen Presseagenturen, die im Medienbereich global den Ton angeben. AP titelte gestern:
„Nach dem Veto beginnt ein schwuler ehemaliger Priester in Argentinien mit der Apostasie.“
Andrés Gioeni ist in seiner Heimat ein bekannter Homo-Aktivist. Genußvoll wird unermüdlich wiederholt, auch von den Medien, daß der 49jährige ein Priester ist. Sein Priestertum legte er allerdings vor mehreren Jahren ab, weil ihm die Homosexualität wichtiger war.
Gioeni betonte gegenüber AP, er habe bewußt den gleichen Tag gewählt, um seinen Austritt aus der Kirche bekanntzugeben, an dem er vor 21 Jahren zum Priester geweiht wurde. Gestern begab er sich in das bischöfliche Ordinariat der Diözese San Isidro, um einen Brief abzugeben, mit dem er seinen Austritt aus der Kirche erklärte. „Ich möchte nicht weiterhin ein Komplize dieser Struktur sein, weil ich den Schaden erkenne, den sie den Menschen zufügt.“ Er verzichte aber nicht auf seinen Glauben an Gott, jedoch auf die Kirche und deren Taufe.
Er sei „wie andere homosexuelle Katholiken bestürzt“ gewesen, als er am Montag hörte, daß der Vatikan die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ablehnt und damit begründet, daß solche Verbindungen „nicht Teil des göttlichen Planes sind und jede sakramentale Anerkennung von ihnen mit der Ehe verwechselt werden könne“.
Gioeni will nicht länger der Kirche angehören, die den Sex von Homosexuellen als „in sich ungeordnet“ bezeichnet. Wahrheitswidrig behauptet er, die Bibel würde „in keinem Text“ von einer Ablehnung „gleichgeschlechtlicher Liebe“ durch Gott sprechen. Umso freimütiger bekennt er den Ungehorsam, selbst, solange er noch aktiver Priester war, „vier Verbindungen zwischen Personen des gleichen Geschlechts gesegnet“ zu haben.
AP bezeichnet ihn als „ein gutes Beispiel für die Widersprüche, Qualen und Herausforderungen, denen sich Männer und Frauen gegenübersehen, die Teil der katholischen Kirche sind und ihre Homosexualität annehmen“.
Andrés Gioeni sei seinem Berufungsweg in der Provinz Mendoza gefolgt, der aber, so AP, von Zweifeln zu seiner Sexualität gequält wurde. Er habe sich während seiner Seminarzeit „schrecklich homophob“ verhalten und drei Seminaristen den Oberen „verraten“, die erklärt hatten, sich von ihm angezogen zu fühlen.
Kaum zum Priester geweiht, begann er über Internet Kontakt zur örtlichen Schwulenszene zu suchen und organisierte auf diese Weise seine „erste sexuelle Erfahrung mit einem anderen Mann“.
Nach einem Monat habe er die Verbindung abgebrochen, „um das Priestertum fortzusetzen“. Aber dann habe er den Mann wieder getroffen und gesehen, daß er „mehr“ wollte. Er habe darauf seinem Bischof gesagt, daß er „gehen muß“.
Die Kirche habe ihm jedoch keine psychologische Hilfe geboten, „sondern einen Raum neben der Orgel der Kathedrale von Buenos Aires“, damit er sich seiner Glaubenskrise stellen könne. „Es war mein Abstieg in die Hölle.“
2003 platzte die Bombe. Seine sexuellen Vorlieben wurden öffentlich bekannt, als er sich nackt auf der Titelseite einer Schwulenzeitschrift abbilden ließ. Der Bischof untersagte ihm darauf die weitere Ausübung seines Priestertums. Er begann Schauspiel zu studieren und arbeitete als Kellner in einem Nachtclub. Dort lernte er Luis kennen, den er heute seinen „Mann“ nennt. Als Argentinien 2010 unter der linksperonistischen Präsidentin Cristina Fernández-Kirchner als erstes lateinamerikanisches Land die „Homo-Ehe“ einführte, „heirateten“ die beiden. Seither war er ein Homo-Aktivist, der sich vor allem für eine „Öffnung“ der Kirche gegenüber der Homosexualität engagierte.
Was werde er nun auf die Frage antworten, welcher Religion er angehöre? „Ich glaube an Gott.“ Punkt.
Die Propaganda der Homo-Lobby korrumpiert auf vielfältige und schwerwiegende Weise. Zum besseren Verständnis: Die katholische Kirche kennt weder einen Austritt aus der Kirche noch ein Ablegen des Priestertums. Da die Taufe und die Priesterweihe Sakramente sind, können beide Schritte nicht rückgängig gemacht werden. Was sie kennt, ist nur die Apostasie, der Abfall vom Glauben, mit allen schwerwiegenden Folgen für das Seelenheil. Diesen Schritt setzt nicht die Kirche, sondern der Einzelne selbst.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Die Antwort von Andrés Gioeni zeigt eine recht einseitig Sicht. Dass die praktizierte Homosexualität nach der Lehre der katholischen Kirche Sünde ist, war schon bekannt als Gioeni zum Priester geweiht wurde. Er hat sich damals unter falschen Voraussetzungen zum Priester weihen lassen und diese Weihe wurde gespendet auf der Grundlage eines Betruges.