
Der Verzicht von Msgr. Paskalis Bruno Syukur, Bischof von Bogor, auf die Kardinalswürde sorgt für Aufsehen und läßt die Spekulationen ins Kraut schießen. Zwei Schienen scheinen jedoch ernst zu sein. Da gibt es einmal das Gerücht, der Bischof habe Frau und Kinder, aber auch den Schatten von Korruption und Mißbrauch. Zugleich wurde bekannt, daß Papst Franziskus aufgrund angespannter vatikanischer Finanzen die Aufwandsentschädigung der Kardinäle um zehn Prozent gekürzt hat.
Franziskus hatte bereits in der Vergangenheit Kandidaten ernannt, die dann verzichten mußten. Einer war der Belgier Luc van Looy, dem vorgeworfen wurde, Fälle von Pädophilie vertuscht zu haben. Van Looy mußte Papst Franziskus darum bitten, ihn nicht zum Kardinal zu kreieren. Allerdings schenkte ihm Franziskus kurioserweise geheim einen Kardinalsring als „persönliches Geschenk“.
Zu anderen Kandidaten gab es erhebliche Bedenken, so auch zum Bolivianer Toribio Ticona Porco, doch Franziskus hielt an seinen Ernannten fest, wo immer dies der veröffentlichte Mainstream zuließ.
Noch unklar zeigt sich der jüngste Fall von Msgr. Paskalis Bruno Syukur, Bischof von Bogor. Im Vatikan hält sich hartnäckig das Gerücht, Syukur habe Frau und Kinder. Das würde auch erklären, warum die vatikanischen Stellen, allen voran das Staatssekretariat, so eisern schweigen und auf Nachfrage der äußerst knappen Erklärung des vatikanischen Presseamtes zur Begründung des Verzichts nichts hinzufügen wollen.
Im Vatikan gibt es in der Sache ein Unbehagen. Es gab für Kardinalserhebungen ein Selektionsverfahren, das vom Staatssekretariat mit seinen Nuntiaturen durchgeführt, von Franziskus jedoch beseitigt wurde. Man spricht beschönigend von einer „Vereinfachung“ des Verfahrens. Diese besteht darin, daß Franziskus irgendwo irgendwen kennenlernt oder viel wahrscheinlicher noch, ihm irgendwer irgendwen empfiehlt, und schon kann sich der eine oder andere auf der Liste der künftigen Purpurträger wiederfinden. Im Klartext: Das einzige Selektionsverfahren das es gibt, ist Franziskus selbst.
Fakt ist, daß das Gerücht zu Msgr. Syukur, der einer Diözese mit 95.000 Gläubigen vorsteht, die nur 0,45 Prozent der mehrheitlich islamischen Ortsbevölkerung ausmachen, kursierte, schon bevor Franziskus Syukur für die Kardinalserhebung ins Auge faßte. Es gilt als unwahrscheinlich, daß Santa Marta davon nichts wußte.
Ein „Vertuschungskomplott“?
Der Hinweis, Syukur verzichte auf die Kardinalswürde, weil er im „priesterlichen Leben weiter wachsen“ wolle, könnte auf seinen „Anhang“ gemünzt sein. Allerdings gibt es noch ein zweites Gerücht, über das die linke La Repubblica, die einzige Tageszeitung, die Franziskus „jeden Tag“ liest, berichtete.
Die Zeitung meldete ein „Vertuschungskomplott“, in das Bischof Syukur direkt verwickelt sei. Es gehe um die Verheimlichung von sexuellem Mißbrauch. Syukur habe Priester seiner Diözese Bogor geschützt, die im Verdacht stehen, Minderjährige homosexuell mißbraucht zu haben. Entsprechende Hinweise seien bereits 2020 in Medien berichtet worden. Ein Fall habe einen Ministranten betroffen, der andere ein kirchlich geführtes Waisenhaus.
Der Franziskaner Syukur wurde 2013 von Franziskus zum Bischof von Bogor ernannt. Es war die erste Bischofsernennung des derzeitigen Papstes für Indonesien. Beide Gerüchte lassen sich „gut verbinden“, wie eine römische Quelle meint.
Papst kürzt den Kardinälen das Gehalt
Die Vatikanfinanzen sind angespannt, weshalb Franziskus von den Purpurträgern ein Opfer verlangt, indem er ihre Aufwandsentschädigung erneut kürzte. Anfang 2023 hatte der Papst Kardinälen den Mietnachlaß gestrichen. Kurz darauf kürzte er ihre Geldzuwendungen um zehn Prozent. Nun erfolgte die nächste Kürzung.
Während in den USA die Boeing-Belegschaft sich mit einer Gehaltserhöhung von 35 Prozent in den nächsten vier Jahren nicht zufriedengibt, müssen die Purpurträger des Papstes Kürzungen in Kauf nehmen.
Franziskus hatte vor kurzem in einem Brief an die Kardinäle auf die Notwendigkeit „zusätzlicher Anstrengungen“ hingewiesen, um die Vatikanfinanzen zu stützen. Die neuen Kürzungen bei den Kardinälen werden ab dem 1. November in Kraft treten.
Die Einsparungen treffen auch die Laienangestellten des Heiligen Stuhls, die in den vergangenen Jahren mehrere Vergünstigungen verloren haben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: PusPasTv/Youtube (Screenshot)