(Rom) Das Geheimabkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China wurde mit gestrigem Datum um zwei Jahre verlängert. Dies wurde inzwischen von beiden Vertragsseiten bestätigt. Das vatikanische Presseamt veröffentlichte in italienischer, englischer und chinesischer Sprache eine entsprechende Stellungnahme. Das chinesische Außenministerium bestätigte wenig später durch seinen Pressesprecher Zhao Lijian die Verlängerung. Für viele Beobachter gibt die päpstliche China-Politik Rätsel auf. Vielleicht auch nur deshalb, weil eine nüchterne Analyse noch Schlimmeres bestätigen könnte als ohnehin befürchtet.
Der provisorische Charakter des Abkommens wird ebenso beibehalten wie der Umstand, daß der Inhalt des Abkommens auch weiterhin geheimgehalten wird. Pressesprecher Lijian legte Wert auf die Feststellung, daß die Volksrepublik China entschieden habe, die Laufzeit des Abkommens zu verlängern. Beide Seiten würden die „enge Kommunikation und Beratung“ beibehalten und auf dem Weg „der Verbesserung der bilateralen Beziehungen fortsetzen“, so Lijian gestern bei der täglichen Pressekonferenz des Ministeriums.
Obwohl das Geheimabkommen, das seit dem 22. Oktober 2018 in Kraft ist und gestern ohne Verlängerung ausgelaufen wäre, laut Kardinal Joseph Zen und anderen Beobachtern „vollkommen gescheitert“ ist, hält Santa Marta an dem eingeschlagenen Weg der neuen Ostpolitik fest. Dabei verschaffte es dem kommunistischen Regime in Peking einen einseitigen Vorteil, während die katholische Kirche und die Katholiken des Landes keinerlei Nutzen daraus ziehen konnten.
Von vatikanischer Seite wurde seit Wochen der Wunsch überdeutlich, das Abkommen fortzusetzen. Die endgültige Bestätigung, daß dieses Ziel erreicht wurde, kam von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am Dienstag dieser Woche am Rande des interreligiösen Treffens auf dem Kapitol. Er sagte den anwesenden Journalisten, daß aufgrund von „Kontakten zwischen beiden Seiten“ Entscheidungen getroffen wurden.
Papst Franziskus hatte 2018 mit dem Abkommen das Nominierungsrecht für Bischöfe an die Kommunistische Partei Chinas abgetreten, die das Land seit 1949 totalitär beherrscht. Selbst dieses beispiellose Entgegenkommen brachte für die Kirche aber keine erkennbare Verbesserung. Während der Heilige Stuhl die Kirche in China dem Regime auslieferte, bewegten sich die Kommunisten und ihre Marionetten um keinen Millimeter.
Das päpstliche Rätsel
Die neue Ostpolitik erscheint manchen westlichen Beobachtern wie ein Rätsel. Vor allem in kirchennahen Medien werden zwar Fragen aufgeworfen, aber um manche Antworten ein großer Bogen gemacht. Einige davon sollten aber angesprochen werden. Nicht zuletzt die Haltung gegenüber dem Regime zog Papst Franziskus nämlich die Kritik zu, von antiwestlichen ideologischen Vorurteilen angetrieben zu sein. Der ehemalige Präsident des italienischen Oberhauses, der Wissenschaftstheoretiker Marcello Pera, drückte es 2017 drastisch aus, als er Franziskus wörtlich vorwarf:
„Er haßt den Westen und will ihn zerstören“.
Bestätigung fand diese Abneigung, als Franziskus mit einer für ein Staatsoberhaupt erschreckenden Leichtfertigkeit erklärte, daß es ihn freue, von Vertretern der US-Staatsführung kritisiert zu werden. Zugleich tadelte er die Europäische Union, weil diese seine Vision einer Einwanderungsstrategie noch immer nicht ausreichend mittrage.
Der Seitenhieb gegen die USA bezog sich auf US-Außenminister Mike Pompeo, der in einem Aufsatz in einer US-Zeitschrift den Heiligen Stuhl vor einer Verlängerung des Geheimabkommen warnte und auf die Menschenrechtsverletzungen und die Mißachtung der Religionsfreiheit durch das kommunistische Regime aufmerksam machte.
Franziskus ließ darauf die schon seit langem geplante und zugesagte Audienz für Pompeo platzen. Ein bemerkenswerter diplomatischer Affront, der in Diplomatenkreisen für Aufsehen und Kopfschütteln sorgte (siehe Chronologie fataler Weichenstellungen).
Politischer Sonderweg – wohin?
Franziskus fühlt sich dem Westen nicht verpflichtet. Seine geopolitischen Ansätze liegen außerhalb der europäischen, nordamerikanischen oder westlichen Logik. Es wäre aber falsch, anzunehmen, Franziskus würde alle Staatsführungen, demokratische wie totalitäre, gleichsetzen. Die Angelegenheit ist noch eine Spur besorgniserregender. Der Papst aus Argentinien behandelt linke Diktaturen gleich wie demokratische Staaten. Das ist ein Unterschied.
Aber Franziskus wäre nicht Franziskus, wenn es nicht noch eine Stufe bedenklicher ginge. In seinen Augen sind legitime, vom Volk gewählte konservative oder rechte Staatsführungen in demokratischen Staaten schlimmer als linke Diktaturen. Das bekamen Paraguay unter Staatspräsident Horacio Cartes und die USA unter Präsident Donald Trump zu spüren. Um genau zu sein, besucht Franziskus am liebsten gar keine Staaten, deren politische Führung nicht seinem Empfinden oder seinen Interessen entspricht. Muslimische und sozialistische Diktaturen sind davon ausgenommen.
Während das Aufbrechen geopolitischer Bahnen ein durchaus erfrischendes Element sein und durch päpstliche Vermittlung dem Frieden und der Stabilität dienen könnte, läßt es Franziskus dabei an politischem Realismus mangeln. Vielmehr läuft er ideologisch motivierten Utopien hinterher, die nicht nur wenig Aussicht auf Erfolg bieten und in ihren Negativfolgen nicht absehbar sind, sondern vor allem für die Kirche keine Frucht bringen werden.
Das Hindernis Taiwan
Kardinalstaatssekretär Parolin betonte am Dienstag auch, daß das Geheimabkommen nicht als Vorstufe zur Aufnahme bilateraler Beziehungen gesehen werden dürfe. Der Heilige Stuhl möchte solche durchaus. Das Hindernis aber ist Taiwan, das einstige Nationalchina, mit dem der Heilige Stuhl diplomatische Beziehungen unterhält, was weltweit nur mehr wenige Staaten tun. Die Volksrepublik China betrachtete Taiwan (Formosa) als abtrünnige Provinz. Nachdem sich die Kommunisten auf dem Festland durchgesetzt hatten, zogen sich Reste ihrer Bürgerkriegsgegner auf die Insel zurück, wo sie als Gegenentwurf die 1912 gegründete Republik China fortsetzten. Die meisten Staaten haben sich in diesem Konflikt zwischen Rotchina und Nationalchina nicht für Taipeh, sondern für Peking entschieden. Der chinesische Markt und Chinas Macht sind weit größer als die Taiwans. Taiwan hat, mangels Aussicht, den einstigen Anspruch auf ganz China längst aufgegeben. Auf der Insel möchte man als eigenständiger Staat neben der Volksrepublik China anerkannt werden. Rotchina hat jedoch seinen Anspruch auf „ganz China“ nicht aufgegeben.
Taiwans Regierung ließ mit Blick auf die Verlängerung des Geheimabkommens die Welt in einer Mischung aus Sorge und Erleichterung wissen, daß die Situation der Menschenrechte und der Religionsfreiheit in der Volksrepublik China noch keinen Bruch des Heiligen Stuhls mit Taipeh erlauben. Auch so kann man die Sachlage darstellen. Taiwan fühlt sich isoliert und ist für jeden offiziellen Ansprechpartner dankbar. Vor allem fühlt es sich von Festlandchina militärisch bedroht.
Nicht alle Chinesen mögen den Papst
Ein Blick auf die chinesische Nachrichtenseite Guancha.cn („Beobachter“) zeigt unterdessen, daß Jahrzehnte der kirchenfeindlichen Propaganda im chinesischen Bewußtsein einige Spuren hinterlassen haben. Die Christen wurden seit 1949 nicht nur in Schüben brutal verfolgt und unterliegen auch heute schwerwiegenden Einschränkungen ihrer Religionsfreiheit. Sie sehen sich auch Anfeindungen gegenüber, die vom kommunistischen Regime gefördert werden. Wie wirksam und glaubwürdig diese Propaganda nach über 70 Jahren in der Bevölkerung wirklich ist, läßt sich nicht leicht einschätzen. In Parteikadern ist sie das offizielle „Credo“.
Unter der Meldung von der Verlängerung des Geheimabkommens warfen Leser von Gauncha.cn der katholischen Kirche und den Katholiken vor, die japanische Invasion in China von 1937 unterstützt zu haben, was nachweislich falsch ist. In Japan konnte sich das Christentum bisher ebensowenig durchsetzen wie in China.
Andere äußerten die Sorge, daß eine „ausländische Macht“ wie der Vatikan sich nun in innerchinesische Angelegenheiten einmischen könnte, manche verurteilten das Abkommen grundsätzlich oder forderten strengere Maßnahmen gegen kirchliche Aktivitäten. Andere zitierten kommunistische Allgemeinplätze von Karl Marx, Religion sei Opium für das Volk, bis Josef Stalin, der in Jalta spöttisch fragte, wie viele Divisionen der Papst habe. Ein Regime, für das Meinungsfreiheit ein Fremdwort ist, liefert auch eine Aussage, wenn es in diesem Punkt solche Kommentare zuläßt. Die große Mehrheit aller Kommentare war negativ. Wie repräsentativ diese ist, kann nicht gesagt werden.
Kardinalstaatssekretär Parolin meinte am Dienstag auch, daß der Hinweis, es handle sich um ein Geheimabkommen, „relativ“ sei, da eine Reihe von Inhalten inzwischen bekannt seien, ohne daß er selbst jedoch solche benannte. Der Corriere della Sera, der als erster am vergangenen Sonntag berichtete, daß über eine Verlängerung Übereinstimmung erzielt worden sei, beschrieb das Geheimabkommen als ein Dokument von „zehn Seiten“, auf denen „zwischen den Zeilen verschiedene Probleme ungelöst bleiben“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/InfoVaticana/NBQ/CR (Screenshot)
Was ist das Geheimabkommen,
Kirchen zerstören, Kreuze in den Kirchen
abhängen, den Fürsten dieser Welt anbeten.
Christen verfolgen und noch mehr…
Wann endlich, wachen die Hirten auf und
stärken die wahren Christen.
Dieser Papst dient den Fürsten dieser Welt
und nicht seine Kirche, für der er eigentlich
zuständich ist.
Man merkt,daß er nicht richtig gewählt wurde,
sondern von gewissen Machenschaften hingehievt
wurde, um ihr Ziel zu erreichen.
Warum wird das 3.Geheimnis von Fatima
verheimlicht?
Ich kann den Papst und seine Machenschaften,
nicht mehr ertragen.