Sexueller Mißbrauch: Marie Collins warnt vor einem Scheitern des Sondergipfels

„Für viele ist das Ende der Straße erreicht“


Marie Collins mit Kardinal O Malley
Marie Collins mit Kardinal O Malley

(Rom) Das Miß­brauchs­op­fer Marie Coll­ins warnt: Der Son­der­gip­fel, den Papst Fran­zis­kus für Febru­ar 2019 ein­be­ru­fen hat, wird „die letz­te Gele­gen­heit“ für den Vati­kan sein.

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Marie Coll­ins wur­de in jun­gen Jah­ren selbst von einem Prie­ster miß­braucht. Mit einer Stif­tung setzt sie sich seit Jah­ren für sexu­el­le Miß­brauchs­op­fer durch Kle­ri­ker ein und wur­de des­halb von Papst Fran­zis­kus in die Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on berufen.

Mit einem Pau­ken­schlag leg­te sie im Febru­ar 2017 ihr Mit­glied­schaft zurück und pro­te­stier­te damit gegen ein zwei­er­lei Maß, das Papst Fran­zis­kus im Umgang mit sexu­el­len Miß­brauchs­fäl­len anle­ge. Kurz zuvor waren drei Mit­ar­bei­ter der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on von Fran­zis­kus ent­las­sen wor­den. Zumin­dest zwei von ihnen waren direkt mit der Bekämp­fung von Miß­brauchs­fäl­len befaßt.
Im August nahm sie an einer Pro­test­kund­ge­bung im Vor­feld des Papst­be­su­ches in Irland teil.

Zum Son­der­gip­fel sag­te sie dem US-ame­ri­ka­ni­schen Nach­rich­ten­por­tal Crux:

„Ent­we­der gelingt er, oder es wird eine Kata­stro­phe für die Kir­che sein“.

Soll­te der Son­der­gip­fel „nur mit enthu­sia­sti­schen Wor­ten und Ver­spre­chen für die Zukunft enden“, sei für vie­le, die „jah­re­lang dar­auf gewar­tet haben, daß die Kir­che tätig wird, das Ende der Stra­ße erreicht“, so Collins.

Die Päpst­li­che Kin­der­schutz­kom­mis­si­on habe kei­ne wirk­li­che Zustän­dig­kei­ten, wes­halb sie „kaum mehr als ein Schau­fen­ster für die Poli­tik der ‚Null­to­le­ranz‘ ist, die von Papst Fran­zis­kus am Beginn sei­ner Amts­zeit ange­kün­digt wurde“.

„Nicht weni­ge sind besorgt, daß Papst Fran­zis­kus Kar­di­nal Bla­se Cupich, in das Orga­ni­sa­to­ren-Quar­tett zur Vor­be­rei­tung des Son­der­gip­fels berief, der auf Emp­feh­lung des pädo­phi­len Ex-Kar­di­nals Theo­do­re McCar­ri­ck zum Erz­bi­schof von Chi­ca­go wur­de“, so das spa­ni­schen Nach­rich­ten­por­tal Info­Va­ti­ca­na. Kar­di­nal Sean Patrick O’Malley, der Vor­sit­zen­de der Päpst­li­chen Kin­der­schutz­kom­mis­si­on wur­de von Fran­zis­kus hin­ge­gen nicht in das Orga­ni­sa­ti­ons­ko­mi­tee berufen.

Marie Coll­ins beton­te, daß es ihr nicht um Namen und Ämter gehe. Es sei nicht ent­schei­dend, wer am Son­der­gip­fel teil­nimmt, son­dern die Fra­ge: „Was soll erreicht wer­den?“ Ent­schei­den sei also, wel­che kon­kre­ten Ver­än­de­run­gen der Son­der­gip­fel brin­gen wer­de. Das „Schlimm­ste“, was im Febru­ar pas­sie­ren könn­te, sei­en blo­ße Absichtserklärungen.

„Es muß Trans­pa­renz geben und die Unklar­hei­ten, die Ver­schleie­run­gen und die fal­schen Ver­spre­chen müs­sen enden.“

Für sie sei es ein „erschrecken­des Indiz“, daß Erz­bi­schof Charles Sci­clu­na, ein ande­rer der vier Orga­ni­sa­to­ren, die Papst Fran­zis­kus ernann­te, in einem Inter­view mit der US-ame­ri­ka­ni­schen Jesui­ten­zeit­schrift Ame­ri­ca sag­te, der Son­der­gip­fel sei erst „der Beginn des Pro­zes­ses“. Vor sechs Jah­ren habe Sci­clu­na, so Coll­ins, an einer ande­ren Tagung zum The­ma: „Auf dem Weg zur Hei­lung und zur Erneue­rung“ teil­ge­nom­men und erklärt, die­se Tagung sei „ein Anfang“, doch dar­aus sei „nichts gewor­den“, so die streit­ba­re Irin.

Zum Son­der­gip­fel, der von Papst Fran­zis­kus für Febru­ar 2019 in den Vati­kan ein­be­ru­fen wur­de, sag­te Collins:

„Ent­we­der er gelingt, oder es wird eine Kata­stro­phe für die Kir­che sein. Der Papst kann in sechs Mona­ten oder zwei Jah­ren kein wei­te­res Tref­fen ein­be­ru­fen. Nie­mand wird es ernst­neh­men. Das ist sehr wichtig.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana

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