(Rom) Mehrfach kritisierte Papst Franziskus in der Vergangenheit den Proselytismus. Dem Begriff mißt das katholische Kirchenoberhaupt eine ganz negative Bedeutung bei. „Ich will sie nicht bekehren“, versicherte Franziskus seinem bevorzugten Gesprächspartner, als es gesundheitlich noch leichter ging, dem inzwischen 94 Jahre alten Doyen des linksliberalen Journalismus Eugenio Scalfari, der sich selbst als Atheist bezeichnet. Ganz anders sieht die Sache aus, wenn es um den Klimawandel geht. Da setzt Papst Franziskus durchaus auf Proselytismus, wie sein engster Vertrauter für politische Fragen, Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo, bekräftigte. An den menschenverschuldeten Klimawandel habe man zu glauben und Punkt, denn das sei Wissenschaft. Sanchez Sorondo, Argentinier wie der Papst, ist der Organisator der politischen Agenda des Papstes.
Proselytenmacherei ist nicht gleich Proselytenmacherei
Am 24. Mai findet die erste persönliche Begegnung zwischen Papst Franziskus und dem neugewählten US-Präsidenten Donald Trump statt. Laut Sanchez Sorondo werde sich der Papst dabei bemühen, Trump vom menschengemachten Klimawandel zu überzeugen. Im Frühjahr hatten sich mehr als 300 Naturwissenschaftler an den US-Präsidenten gewandt mit der Aufforderung, die USA aus der internationalen Klima-Agenda herauszunehmen, die sein Amtsvorgänger Obama im Dezember 2015 bei der UN-Klimafonferenz COP 21 in Paris unterzeichnet hatte. Papst Franziskus hatte das Übereinkommen von Paris im Vorfeld nachdrücklich unterstützt. Die Öko-Enzyklika Laudato si und eine Botschaft an die Weltklimakonferenz waren nur zwei von mehreren Etappen dabei.
Für die Klima-Agenda der UNO gilt Proselytenmacherei: Sanchez Sorondo, der politische Arm des Papstes, sagte dies unumwunden mit Blick auf die bevorstehende Trump-Audienz.
„Der Papst wird ihn überzeugen.“
Mit diesen Worten umfaßte der Kurienbischof die päpstliche Absicht, den US-Präsidenten „überzeugen“ zu wollen, den Widerstand gegen die UNO-Klimaagenda aufzugeben.
Am 29. März revidierte Trump einen Teil von Obamas-Klimapolitik. Das Thema werde „sicher“ in der Audienz angesprochen werden, so Sanchez Sorondo. Die Position, die Trump zur Klimafrage einnehmen, sei „gegen die Wissenschaft“ und stehe „im Widerspruch zu dem, was der Papst sagt“. Die Chinesen würden inzwischen „beim Klimaabkommen der COP 21 von Paris sehr kooperieren“.
Klimawandel: „Wenn Trump nicht der Wissenschaft folgt, ist das sein Problem“
Sanchez Sorondo sprach am 12. Mai an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz auf einer Tagung zum zweiten Jahrestag der Öko-Enzyklika. Dabei gab er preis, daß während der Vorbereitungen zur Enzyklika Laudato si, die „Erdöllobby“ alles Mögliche versucht habe, damit Franziskus „nicht alles sagt, was er dann gesagt hat“, nämlich, daß „der Klimawandel menschengemacht ist durch die Verwendung fossiler Brennstoffe“. Die Erdöllobby habe eine Enzyklika „light“ mit „romantischem“ Einschlag gewollt, „ohne etwas zu sagen“, so der Kurienbischof. Der Papst aber habe sich „an das gehalten, was die wissenschaftliche Gemeinschaft sagt“.
„Wenn der Präsident [Trump] nicht der Wissenschaft folgt“, sei das „sein Problem“, so Sanchez Sorondo. Der Bischof zeigte sich jedoch überzeugt, daß Papst Franziskus versuchen werde, Trump „zu überzeugen“. Trump „sagt, Christ zu sein. Und genau als Christ wird ihm Franziskus einiges sagen“.
Sanchez Sorondo: Papst hat negative Haltung zu Trump nicht geändert
Die Wortwahl spielte indirekt auf den verbalen Schlagabtausch zwischen Franziskus und Trump im Vorwahlkampf zu den Präsidentenwahlen an. Trump hatte damals den Willen bekundet, wegen der massiven illegalen Einwanderung aus Lateinamerika, den teilweise bereits seit Jahren bestehenden Grenzzaun an der Grenze zu Mexiko zu vollenden. Papst Franziskus sprach dem heutigen US-Präsidenten darauf sein Christsein ab. Sanchez Sorondo ließ diese Kritik erneut anklingen, indem er Trump lediglich zugestand, von sich zu sagen, Christ zu sein. Der Kurienbischof ließ im Vorfeld der ersten Begegnung zwischen den beiden Oberhäuptern also anklingen, daß Franziskus seine negative Haltung zu US-Präsident Trump nicht revidiert hat.
Sanchez Sorondo ist die rechte Hand des Papstes in Sachen Klimawandel, Globalisierung, Einwanderung, Menschenhandel, Umgang mit den natürlichen Ressourcen und Demokratie. Der Kurienbischof ließ keinen Zweifel daran, daß Papst Franziskus überzeugt ist, daß der Mensch die Erderwärmung verursache und die durch die Verwendung fossiler Brennstoffe geschehe, die eine „schädlichen Zunahme des CO2-Ausstosses“ verursache. Für den Argentinier ist der Klimawandel auch für die Abtreibung verantwortlich.
„In Amerika genießt die Erdöllobby große Vorteile. Sie wird vom Staat subventioniert mit dem Ergebnis, daß die Armen für die Reichen zahlen“, wußte Sanchez Sorondo seinem Publikum zu sagen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Nein für den Glauben. Ja für den Klimawandel
Langsam kommt es mir so vor, als sollte der „Klimawandel“ die neue Religion werden.