
(Rom) Von Montag bis Mittwoch fand in Rom die 41. Session des Kardinalsrates statt, den Papst Franziskus einen Monat nach seiner Wahl eingerichtet hatte, damit er ihn bei der Kurienreform und in der Leitung der Weltkirche berät. Wegen anhaltender Knieprobleme mußte Franziskus weitgehend auf die Teilnahme verzichten. Womit aber beschäftigt sich eigentlich der Kardinalsrat?
Anfangs zählte er acht, dann neun, dann sechs und nun sieben Mitglieder. Das ursprünglich von Franziskus gedachte Territorialprinzip, wonach jeder Kontinent durch einen Kardinal vertreten ist, Amerika allerdings durch drei, gilt schon seit einigen Jahren nicht mehr. Ganze zwei Jahre war die gesamte südliche Hemisphäre nicht mehr vertreten. Inzwischen hat Afrika wieder einen Repräsentanten, während Südamerika und Ozeanien seit mehr als vier Jahren fehlen.
Jede Session dauert drei Tage und umfaßt sechs Sitzungen. Franziskus nahm am Montag, wie gewohnt, an den Sitzungen teil, mußte aber ab Dienstag darauf verzichten. Das vatikanische Presseamt teilte mit, daß anhaltende Knieschmerzen dafür verantwortlich sind. Für den 26. April wurden alle päpstlichen Aktivitäten ausgesetzt, seither teilweise.
An der 41. Session nahmen die Kardinäle Oscar Rodriguez Maradiaga SDB (Mittelamerika, Koordinator), Reinhard Marx (Europa), Sean Patrick O’Malley OFMCap (Nordamerika), Oswald Gracias (Asien), Fridolin Ambongo Besungu OFMCap (Afrika), Giuseppe Bertello (Römische Kurie) sowie als Sekretär Msgr. Marco Mellino teil. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin war wegen Verpflichtungen in Mexiko abwesend.
Die Themen des Kardinalsrates
Womit befaßte sich der Kardinalsrat, da ja die Kurienreform mit der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium verwirklicht ist? Mit einer Presseerklärung informierte der Kardinalsrat selbst darüber:
- Kardinal Maradiaga, im eigenen Land schwer unter Druck, aber weiterhin von Papst Franziskus unterstützt, „reflektierte über den Krieg in der Ukraine und die daraus resultierende soziopolitische, kirchliche und ökumenische Situation“.
- Papst Franziskus „berichtete über die verschiedenen Initiativen, die von ihm, dem Staatssekretär und dem Staatssekretariat zur Förderung des Friedens ergriffen wurden“.
- Die Ratsmitglieder „unterstützten und ermutigten den Heiligen Vater in seinen unermüdlichen Bemühungen um eine Lösung des aktuellen Konflikts“.
- „Anschließend stellte jeder Kardinal die soziopolitische und kirchliche Situation seines Herkunftskontinents vor und ging dabei auf Themen wie Frieden, Gesundheit, Armut, fragile politische Situationen und pastorale Probleme der Ortskirchen ein.“
- Weiters „erörterte der Rat das Thema Klimawandel und die [Weltklimakonferenz] COP27, die im November 2022 in Ägypten stattfinden wird“.
- Kardinal Fridolin Ambongo Besungu stellte die Frage: „Können wir als Kirche gemeinsam mit anderen Konfessionen und Religionen diesen Anliegen eine Stimme geben?“ und „analysierte die weltweite Situation, die Bedürfnisse und die Erwartungen an die COP26 in Glasgow [von 2020, die wegen Corona erst 2021 stattfand], wobei er besonders auf die Anliegen der armen Länder in Asien, Lateinamerika, Afrika und Ozeanien einging“.
- Der Rat setzte seine in der Februarsession begonnene „Studie zum Thema Frauen in der Kirche mit einem Bericht von Schwester Laura Vicuña, einer indigenen Frau aus Amazonien (Brasilien), die einer Kongregation der Franziskanischen Familie angehört, aus pastoraler Sicht fort“.
- Es folgte eine „Reflexion über das Thema des diplomatischen Dienstes des Heiligen Stuhls, die Rolle und die Aktivitäten der Apostolischen Nuntien“.
- „Das letzte behandelte Thema waren die Hinweise zur Umsetzung der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium in der Römischen Kurie, wobei ein möglicher Prozeß von Maßnahmen zur Begleitung der Umsetzung der neuen Gesetzgebung vorgeschlagen wurde, einschließlich einer Bewertung der bereits unternommenen Schritte und der noch zu bewältigenden Herausforderungen“
Vergangene Woche sagte Don Nicola Bux, der bekannte Liturgiker und persönliche Freund von Benedikt XVI., in einem Interview:
„Die Kirche hat sich in eine Agentur für die Lösung sozialer, wirtschaftlicher, psychologischer und sogar ökologischer Probleme verwandelt und ihren Auftrag, Seelen zu retten, aufgegeben. Auf der Amazonassynode ging es nicht um die Evangelisierung dieser Region, sondern um die Umwelt, nicht um die Förderung der persönlichen Begegnung mit dem Herrn, sondern um politische und soziale Fragen. Kurz gesagt, während die Gläubigen nach mehr Religion verlangen, verteilen die Bischöfe Sozial-Sozialismus.“
Die 42. Session des Kardinalsrates ist für kommenden Juni geplant.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia (Screenshot)