Marcelo Sanchez Sorondo, der „politische Arm“ des Papstes


Marcelo Sanchez Sorondo, der "politische Arm" des Papstes. "Jahrzehntelang verhielt er sich an der Römischen Kurie unauffällig, bis zur Wahl von Papst Franziskus". Der Name Sanchez Sorondo ist wegen seines Großvaters und seines Vaters in Argentinien noch heute ein Begriff.
Marcelo Sanchez Sorondo, der "politische Arm" des Papstes. "Jahrzehntelang verhielt er sich an der Römischen Kurie unauffällig, bis zur Wahl von Papst Franziskus". Der Name Sanchez Sorondo ist wegen seines Großvaters und seines Vaters in Argentinien noch heute ein Begriff.

(Rom) Der argen­ti­ni­sche Bischof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, offi­zi­ell Groß­kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mien der Wis­sen­schaf­ten und der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten, ist der „poli­ti­sche Arm“ von Papst Fran­zis­kus. Er zeich­net ver­ant­wort­lich für eine neue Zwei­deu­tig­keit und Anpas­sung in Sachen Lebens­recht, Kul­tur des Todes und Ste­ri­li­sa­ti­on als Lösung der Umwelt­pro­ble­me und des Kli­ma­wan­dels. Die Poli­tik wur­de dem poli­ti­schen Bera­ter des Pap­stes bereits in die Wie­ge gelegt. Er ent­stammt einer nam­haf­ten Fami­lie der argen­ti­ni­schen Ober­schicht. Sein Groß­va­ter war argen­ti­ni­scher Innen­mi­ni­ster und sein Vater ein bekann­ter poli­ti­scher Publizist.
Nun wur­den sogar Vor­wür­fe laut, daß der Poli­tik­be­ra­ter von Fran­zis­kus nicht wie ein Prie­ster leben soll, da er „nie die Hei­li­ge Mes­se zele­briert und eben­so­we­nig das Bre­vier betet“, wie Info­Va­ti­ca­na berich­te­te.

Sproß der argentinischen Oberschicht:  Politik schon in die Wiege gelegt

Anzei­ge

Gebo­ren wur­de der Kuri­en­bi­schof in Bue­nos Aires am Fest Maria Geburt des Jah­res 1942. Gebo­ren wur­de er als Sohn einer Fami­lie der Ober­schicht und wuchs in einem sehr intel­lek­tu­ell gepräg­ten Umfeld auf. Sei­ne Mut­ter Ama­lia Moreno Bun­ge starb, als Mar­ce­lo jun. acht Jah­re alt war. Im Alter von 26 Jah­ren wur­de er im bezeich­nen­den Jahr 1968 für das Erz­bis­tum Bue­nos Aires zum Prie­ster geweiht. Nach sei­ner Prie­ster­wei­he ging er nach Ita­li­en, wo er an der Domi­ni­kan­er­uni­ver­si­tät Ange­li­cum in Rom Theo­lo­gie und an der Uni­ver­si­tät Peru­gia Phi­lo­so­phie studierte.

Der jun­ge Prie­ster kehr­te nicht mehr nach Argen­ti­ni­en zurück, wo sein Fami­li­en­na­me unter älte­ren Men­schen noch immer bekannt ist. Grund dafür sind sein Groß­va­ter Mati­as Guil­ler­mo Sanchez Sor­on­do und sein Vater Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do, bei­de bekann­te Gestal­ten des katho­li­schen Rechts­na­tio­na­lis­mus in Argen­ti­ni­en. Die Sanchez Sor­on­do sind eine vor 180 Jah­ren ent­stan­de­ne Linie der Sanchez de Loria, die zu den älte­sten spa­ni­schen Fami­li­en Argen­ti­ni­ens und über­haupt His­pano­ame­ri­kas gezählt wer­den. Msgr. Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­dos Urur­groß­va­ter war Mateo Sanchez de Loria y Echegaray.

Der Großvater Mati­as Sanchez Sorondo:
Professor, Putschist, Innenminister

Der Großvater Matà­as Sánchez Sorondo (rechts) als Senator in den 1930er Jahren
Der Groß­va­ter Mati­as Sanchez Sor­on­do (rechts) als Sena­tor in den 1930er Jahren

Mati­as Guil­ler­mo Sanchez Sor­on­do (1880–1959), war Pro­fes­sor für Berg­recht an der Uni­ver­si­tät Bue­nos Aires und Rechts­an­walt in der argen­ti­ni­schen Haupt­stadt. Als sol­cher ver­trat er Stan­dard Oil in Argen­ti­ni­en. Von 1918–1926 war er zudem Abge­ord­ne­ter im Pro­vinz­par­la­ment von Bue­nos Aires. Der über­zeug­te Anti­kom­mu­nist gehör­te zu den füh­ren­den Köp­fen des Staats­strei­ches von 1930. Von 1930–1931 war er argen­ti­ni­scher Innen­mi­ni­ster. Unter sei­ner Amts­füh­rung wur­de der Kom­mu­nis­mus ver­bo­ten und im Innen­mi­ni­ste­ri­um eine Son­der­ab­tei­lung zur Unter­drückung kom­mu­ni­sti­scher Akti­vi­tä­ten ins Leben geru­fen. Im Herbst 1932 berich­te­ten argen­ti­ni­sche Medi­en, daß ein neu­er Putsch geplant sei, der Mati­as Guil­ler­mo Sanchez Sor­on­do zum Prä­si­den­ten einer „faschi­sti­schen Regie­rung“ machen sol­le. Dazu kam es aber nicht. Anschlie­ßend gehör­te er bis 1941 für die kon­ser­va­ti­ve Natio­nal­de­mo­kra­ti­sche Par­tei (PDN) dem argen­ti­ni­schen Senat an, dann noch bis 1943 dem Senat der Pro­vinz Bue­nos Aires. Die Kon­ser­va­ti­ven regier­ten Argen­ti­ni­en bis zu jenem Jahr.

"El Orden", 12. Oktober 1932: Sanchez Sorondo als "wahrscheinlicher" Präsident einer faschistischen Regierung
„El Orden“, 12. Okto­ber 1932: Sanchez Sor­on­do als „wahr­schein­li­cher“ Prä­si­dent einer faschi­sti­schen Regierung

Mit dem Staats­streich des Mili­tärs von 1943, mit dem Juan Perons poli­ti­scher Auf­stieg begann, ende­te sei­ne poli­ti­sche Kar­rie­re. Noch heu­te ist er ein Feind­bild der argen­ti­ni­schen Lin­ken. Von die­ser Sei­te wird ihm, so von Raul Cam­p­odo­ni­co in sei­nem 2005 erschie­ne­nen Buch „Trin­che­r­as de Celu­loide“ (Zel­lu­loid-Schüt­zen­grä­ben) vor­ge­wor­fen, ein „Ver­eh­rer“ von Mus­so­li­ni und Hit­ler gewe­sen zu sein.

Mati­as Guil­ler­mo Sanchez Sor­on­do grün­de­te das erste, staat­li­che Cine­ma­to­gra­phi­sche Insti­tut Argen­ti­ni­ens, des­sen erster Direk­tor er wur­de. Das sei aber, so lin­ke Autoren, nur gesche­hen, um das auf­kom­men­de Kino nach deut­schem und ita­lie­ni­schem Vor­bild für Pro­pa­gan­da­zwecke zu nützen.

Der Vater Marcelo Sanchez Sorondo sen.:
Professor, Putschist, Publizist

Mar­ce­lo sen. (1911–2012), Vater von Mar­ce­lo jun., ist der zwei­te Sohn des bekann­ten Poli­ti­kers. Mit sei­ner Frau, Ama­lia Moreno Bun­ge, hat­te er sechs Kin­der.  Sei­ne ursprüng­lich mon­ar­chi­sti­sche Gesin­nung gab er zugun­sten sei­ner Bewun­de­rung für Beni­to Mus­so­li­ni und vor allem Fran­cis­co Fran­co auf, den er als „besten Herr­scher“ Spa­ni­ens seit Karl III. bezeich­ne­te. Er lob­te Fran­co wegen sei­ner Nie­der­schla­gung der Volks­front-Regie­rung und der Wie­der­auf­rich­tung Spa­ni­ens. Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do sen. stu­dier­te Rechts­wis­sen­schaf­ten und wur­de Rechts­an­walt wie sein Vater. Er war Pro­fes­sor für Ver­fas­sungs­recht und Direk­tor des Insti­tuts für Poli­tik­wis­sen­schaf­ten an der Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Bue­nos Aires. Wie sein Vater war auch er ein Ver­tre­ter des tra­di­tio­nel­len Natio­na­lis­mus, der aber kei­ne poli­ti­schen Ämter beklei­de­te, son­dern publi­zi­stisch in Erschei­nung trat.

Der Vater Marcelo Sanchez Sorondo sen.
Der Vater Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do sen.

Er grün­de­te und lei­te­te drei Publi­ka­tio­nen: Nue­va Poli­ti­ca (Neue Poli­tik, 1940), Azul y Blan­co (Blau und Weiß, 1956) und Segun­da Repu­bli­ca (Zwei­te Repu­blik, 1961). Wie sein Vater 1931 war Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do einer der füh­ren­den Köp­fe des Mili­tär­put­sches von 1955. Der über­zeug­te Anti­pe­ro­nist wur­de zum Vor­den­ker der Natio­na­len Revo­lu­ti­ons­be­we­gung (Movi­mi­en­to Revo­lu­cio­na­rio Nacio­nal), die als „poli­ti­scher Arm“ der Streit­kräf­te galt, die 1955 Peron stürzten.

1973, als Peron noch im Exil war, kan­di­dier­te Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do sen. als Ver­tre­ter des Fren­te Justi­cia­li­sta de Libe­r­aci­on (Justi­zia­li­sti­sche Befrei­ungs­front) für den argen­ti­ni­schen Senat. Die Befrei­ungs­front war eine Alli­anz aus Pero­ni­sti­scher Par­tei, der Kon­ser­va­ti­ven Volks­par­tei (PCP), dem sozi­al­li­be­ra­len MID und Tei­len der Christ­li­chen Volks­par­tei (PPC). Sanchez Sor­on­do war gegen den Wil­len Perons nomi­niert wor­den, der nach der Wahl eines pero­ni­sti­schen Prä­si­den­ten noch im sel­ben Jahr aus dem Exil zurück­kehr­te und sei­ne drit­te Amts­zeit als Staats­prä­si­dent antrat. Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do wur­de in der Haupt­stadt Bue­nos Aires in der Stich­wahl von einem jun­gen, unbe­kann­ten Kan­di­da­ten der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Unión Cí­vica Radi­cal (UCR, Radi­ka­le Bür­ger­uni­on) namens Fer­nan­do de la Rúa geschla­gen, der 1999–2001 argen­ti­ni­scher Staats­prä­si­dent wer­den soll­te. Grund für die spek­ta­ku­lä­re Nie­der­la­ge sei die feh­len­de Unter­stüt­zung der jüdi­schen Gemein­schaft der argen­ti­ni­schen Haupt­stadt gewe­sen, die Res­sen­ti­ments gegen ihn und auch noch sei­nen Vater heg­te. De la Rúa wur­de ihm hin­ge­gen zum per­sön­li­chen Freund.

Marcelo Sanchez Sorondo sen. 1973 als Kandidat für einen Senatorensitz
Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do sen. 1973 als Kan­di­dat für einen Senatorensitz

Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do lehn­te in sei­nem Leben zwei­mal die Ernen­nung zum Bot­schaf­ter ab und muß­te drei­mal für sei­ne poli­ti­schen Über­zeu­gun­gen ins Gefäng­nis. Ein­mal davon, 1955, weil er die Kathe­dra­le von Bue­nos Aires gegen die Pero­ni­sten ver­tei­dig­te. An der Fron­leich­nams­pro­zes­si­on jenes Jah­res nah­men in Bue­nos Aires 100.000 Men­schen teil. Nach dem Ende Pro­zes­si­on ver­wan­del­te sie sich in eine Kund­ge­bung gegen die Regie­rung Peron. Als Repres­sa­lie ließ Peron 300 poli­ti­sche Geg­ner, haupt­säch­lich Katho­li­ken, dar­un­ter auch Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do ein­sper­ren. Das war der Auf­takt zu Perons Sturz.

Als Autor meh­re­rer Bücher befaß­te er sich vor allem mit Ver­fas­sungs­fra­gen und Staats­theo­rie. Dazu gehört das Buch „Teo­ria polà­tica del fede­ra­lis­mo“ (Poli­ti­sche Theo­rie des Föderalismus).

In sei­nem letz­ten Inter­view 2005 für die spa­ni­sche Tages­zei­tung La Naci­on beklag­te er das Ver­schwin­den der tra­di­tio­nel­len Füh­rungs­schicht Argen­ti­ni­ens und kri­ti­sier­te das „oli­ga­ri­sche System“, das errich­tet wor­den sei. Er beton­te die Not­wen­dig­keit, das poli­ti­sche Par­tei­en­sy­stem wie­der­auf­zu­bau­en und for­der­te gleich­zei­tig die „neu­en poli­ti­schen Kräf­te“ auf, sich mit den „histo­ri­schen Wur­zeln des Lan­des zu iden­ti­fi­zie­ren“. In der Glo­ba­li­sie­rung sah Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do sen. hin­ge­gen „kein Hin­der­nis“ dafür, daß jeder Staat „sei­ne Sou­ve­rä­ni­tät voll aus­üben“ kön­ne. Wesent­li­che Ele­men­te sei­nes poli­ti­schen Den­kens faß­te er in sei­nem 1987 ver­öf­fent­lich­ten Buch „La Argen­ti­na por den­tro“ (Argen­ti­ni­en von innen) zusammen.

Marcelo Sanchez Sorondo jun.:
der „politische Arm“ von Papst Franziskus

Der Sohn von Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do und Enkel von Mati­as Sanchez Sor­on­do, Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do jun., folg­te sei­nem Vater und Groß­va­ter in der aka­de­mi­schen Lauf­bahn. 1976 wur­de er zum Pro­fes­sor für Geschich­te der Phi­lo­so­phie an der Päpst­li­chen Late­ran­uni­ver­si­tät ernannt. Von 1987–1996 war er zudem Dekan der Phi­lo­so­phi­schen Fakul­tät. 1989 wur­de er Mit­glied der Päpst­li­chen Aka­de­mie des hei­li­gen Tho­mas von Aquin. 1998 nahm er immer im Fach Phi­lo­so­phie­ge­schich­te einen Lehr­stuhl an der katho­li­schen Frei­en Uni­ver­si­tät der aller­se­lig­sten in den Him­mel auf­ge­nom­me­nen Maria (LUMSA) an. Zugleich ernann­te ihn Papst Johan­nes Paul II. zum Kanz­ler der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten. Seit 1999 ist er auch Sekre­tär der Päpst­li­chen Aka­de­mie des hei­li­gen Tho­mas von Aquin. Ämter, die er unter Bene­dikt XVI. bei­be­hielt und noch heu­te innehat.

2001 ernann­te ihn Johan­nes Paul II. zum Titu­lar­bi­schof von Forum Novum und spen­de­te ihm per­sön­lich die Bischofsweihe.

Info­Va­ti­ca­na:

„Jahr­zehn­te­lang ver­stand er es, sich mehr oder weni­ger unauf­fäl­lig zu verhalten.“

Als Ange­hö­ri­ger der Römi­schen Kurie sam­mel­te er „beacht­li­ches Gepäck an Titeln, Aus­zeich­nun­gen, Prei­sen“. Den Groß­teil sei­nes Ein­sat­zes bestand dar­in, inter­na­tio­na­le Ereig­nis­se, Tagun­gen, Kon­gres­se und Kon­fe­ren­zen abzu­decken. „Was eini­ge ‚aka­de­mi­schen Tou­ris­mus‘ nen­nen“, so Info­Va­ti­ca­na, erlaub­te ihm, sei­ne Fähig­kei­ten als Netz­wer­ker unter Beweis zu stellen.

Entscheidende Wende: die Wahl von Papst Franziskus

Sanchez Sorondo mit Massimo Vattimo 2015 in Buenos Aires: "Papistische Internationale"
Sanchez Sor­on­do mit Mas­si­mo Vat­ti­mo 2015 in Bue­nos Aires: „Papi­sti­sche Internationale“

Die ent­schei­den­de Wen­de war jedoch die Wahl sei­nes Lands­man­nes Jor­ge Mario Kar­di­nal Berg­o­glio zum Papst Fran­zis­kus. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren, seit März 2013, trat Sanchez Sor­on­do jun. einen Schritt vor und wur­de zu einem der Haupt­ak­teu­re des argen­ti­ni­schen Pon­ti­fi­kats. Er wur­de zum poli­ti­schen Bera­ter von Fran­zis­kus und knüpf­te für die­sen die inter­na­tio­na­len Kon­tak­te, sowohl zum links­li­be­ra­len Estab­lish­ment, beson­ders in den inter­na­tio­na­len Insti­tu­tio­nen, aber auch zu Bewe­gun­gen der radi­ka­len Lin­ken. Er ist die „Gali­ons­fi­gur“ (Info­va­ti­ca­na) der poli­ti­schen Agen­da des Pap­stes. Am 13. März 201 nahm Sanchez Sor­on­do in Bue­nos Aires an einem „anti­ka­pi­ta­li­sti­schen Forum“ teil, das von der dama­li­gen argen­ti­ni­schen Kul­tur­mi­ni­ste­rin Tere­sa Par­odi ver­an­stal­tet wor­den war. Neben Leo­nar­do Boff, trat auch der ita­lie­ni­sche Kom­mu­nist und beken­nen­de Homo­se­xu­el­le Gian­ni Vat­ti­mo ans Red­ner­pult und for­der­te als neue Kom­mu­ni­sti­sche Inter­na­tio­na­le im Kampf gegen den Kapi­ta­lis­mus eine Papi­sti­sche Inter­na­tio­na­le unter Füh­rung von Papst Fran­zis­kus. Wäh­rend die anwe­sen­den Ver­tre­ter links­ra­di­ka­ler Bewe­gun­gen und Par­tei­en fre­ne­tisch applau­dier­ten, saß Sanchez Sor­on­do schmun­zelnd auf dem Podium.

Im Sep­tem­ber wird Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do 75, doch es besteht kein Zwei­fel, daß Papst Fran­zis­kus ihn im Amt hal­ten wird. Das Den­ken Sanchez Sor­on­dos bewegt sich zwi­schen einer klas­si­schen ari­sto­te­lisch-tho­mi­sti­schen For­mung und einem aus­ge­präg­ten „Eifer für Neu­hei­ten“, so Info­va­ti­ca­na.

Die Sorge um die Armen und die Sorge, den aristokratischen Stallgeruch loszuwerden

2014 wur­de auf sei­ne Initia­ti­ve das Glo­bal Free­dom Net­work (GFN) der Pres­se vor­ge­stellt. Im sel­ben Jahr folg­te als inter­re­li­giö­se Initia­ti­ve das Glo­bal Sus­taina­bi­li­ty Net­work (GSN). Das sind nur zwei von einer gan­zen Rei­he sol­cher Initia­ti­ven. Nie­mand kann sagen, ob die­se effekt­voll für die Medi­en ange­kün­dig­ten Pro­jek­te tat­säch­lich irgend­ei­ne kon­kre­te Aus­wir­kung hat­ten. Vor weni­gen Tagen wur­de die Schaf­fung eines Glo­bal Net­work „against mafia and cor­rup­ti­on“ ange­kün­digt. Die Vor­ge­hens­wei­se von Msgr. Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do scheint einer welt­li­chen Logik für Öffent­lich­keits­ar­beit zu fol­gen. Gro­ße Ankün­di­gun­gen, glo­ba­le Zie­le, mehr­jäh­ri­ge Pla­nun­gen. Das GFN hat Zie­le für 2020 for­mu­liert, das GSN für 2030.

Sanchez Sorondo mit Jeffrey Sachs
Sanchez Sor­on­do mit Jef­frey Sachs (links)

Die spa­nisch­spra­chi­ge Nach­rich­ten­sei­te Info­va­ti­ca­na spricht von einer sozio­lo­gisch „sehr cha­rak­te­ri­sti­schen for­ma men­tis“. Bischof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do stammt aus einer Fami­lie der Ober­schicht, der am eige­nen Leib nie Armut ken­nen­ler­nen muß­te. Argen­ti­ni­sche Kri­ti­ker sehen in sei­nem Eifer für „die Armen“, „die Aus­ge­grenz­ten“, „die Unter­drück­ten“ Kli­schees von Armut, Aus­gren­zung und Unter­drückung am Werk. „Die rela­tiv neue (zumin­dest öffent­li­che) Sor­ge von Msgr. Sanchez Sor­on­do für die Armen soll ja nicht mit dem Geruch sei­ner ari­sto­kra­ti­schen Abstam­mung in Ver­bin­dung gebracht wer­den kön­nen“, so Info­va­ti­ca­na. „So etwas erzeugt in der Regel eine gewis­se psy­chi­sche Span­nung, die das Ergeb­nis eines schlech­ten Gewis­sens ist.“

Die Fol­ge sind poli­ti­sche Posi­tio­nen, die der Lin­ken nahe­ste­hen. Offen­bar sol­len damit unge­lö­ste Span­nun­gen beschwich­tigt wer­den. Im Zusam­men­hang mit ver­schie­de­nen Ver­an­stal­tun­gen und Initia­ti­ven zur Öko-Enzy­kli­ka Lau­da­to si wur­de das deut­lich. Eine sol­che Sanchez Sor­on­do-Initia­ti­ve ist das Glo­bal Catho­lic Cli­ma­te Move­ment, das einen Online-Kurs mit dem pro­gres­si­ven UNO-Exper­ten für Kli­ma­wan­del und Über­be­völ­ke­rung, Jef­frey Sachs, ange­bo­ten wird. Ein wei­te­rer Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler, der einen nicht uner­heb­li­chen Ein­fluß auf den Vati­kan aus­übt, ist der eben­falls von Sanchez Sor­on­do ein­ge­führ­te Joseph Stiglitz.

Der Netzwerker: Bernie Sanders, Jeffrey Sachs, Paul R. Ehrlich, John Boongarts

Auch die Kon­tak­te zum Bewer­ber um die Prä­si­dent­schafts­kan­di­da­tur der Demo­kra­ti­schen Par­tei, US-Sena­tor Ber­nie San­ders, den Papst Fran­zis­kus am lieb­sten im Wei­ßen Haus gese­hen hät­te, gehen auf Sanchez Sor­on­do zurück. In einer öffent­li­chen Pole­mik dazu wider­sprach der argen­ti­ni­sche Kuri­en­bi­schof der Vor­sit­zen­den der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten, Mar­ga­ret Archer, und beton­te, daß er San­ders in den Vati­kan ein­ge­la­den hat­te. Eine Ein­la­dung, die mit­ten im Vor­wahl­kampf erfolg­te und von US-Medi­en als deut­li­che Par­tei­nah­me des Hei­li­gen Stuhls zugun­sten San­ders gewer­tet wurde.

Zum Netz­werk des „poli­ti­schen Armes“ des Pap­stes gehö­ren auch die Bezie­hun­gen zu Boli­vi­ens Staats­prä­si­dent Evo Mora­les und dem neo­mal­thu­sia­ni­schen Abtrei­bungs­be­für­wor­ter, Paul R. Ehr­lich, der im ver­gan­ge­nen Febru­ar im Vati­kan auf­tre­ten durf­te. Eine Ein­la­dung, die zu Rück­tritts­auf­for­de­run­gen an Sanchez Sor­on­do führ­ten, die die­ser unbe­ach­tet las­sen kann, solan­ge er sich der Unter­stüt­zung durch Papst Fran­zis­kus sicher ist. Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke, ein füh­ren­der Kri­ti­ker des aktu­el­len Pon­ti­fi­kats brach­te in Inter­views sein Ent­set­zen über die Ein­la­dung von Abtrei­bungs­ideo­lo­gen in den Vati­kan zum Aus­druck. Zu die­sen gehö­ren neben Sachs und Ehr­lich auch Mathis Wacker­na­gel vom Glo­bal Foot­print Net­work und John Boon­garts vom Popu­la­ti­on Coun­cil und der Rocke­fel­ler Fun­da­ti­on. Bei­de tre­ten für eine Bevöl­ke­rungs­re­du­zie­rung durch mas­si­ve Gebur­ten­kon­trol­le ein und betrach­ten die Gebur­ten­re­du­zie­rung als Lösung für die von ihnen behaup­te­ten Umwelt- und Klimaprobleme.

Das neomalthusianische Wende des Vatikans

Die Initia­ti­ven von Sanchez Sor­on­do rich­ten sich nicht an die Gläu­bi­gen, für die sie häu­fig ein Ärger­nis oder zumin­dest ent­täu­schend sind. Die US-ame­ri­ka­ni­schen Lebens­rechts-Nach­rich­ten­sei­te Life­Si­teNews woll­te vom argen­ti­ni­schen Bischof Aus­kunft erhal­ten, war­um aus­ge­rech­net ein Paul R. Ehr­lich in den Vati­kan ein­ge­la­den wur­de. Die Ant­wor­ten von Sanchez Sor­on­do lie­ßen eine gewis­sen Span­nung und Aver­si­on erken­nen. Glau­bens­treue Kri­ti­ker aus den katho­li­schen Rei­hen schei­nen den Bischof zu stö­ren, Fra­gen, wie sich man­che sei­ner Posi­tio­nen mit der Leh­re der Kir­che ver­ein­ba­ren las­sen, wur­den von ihm als lästig emp­fun­den und abgewürgt.

Eine Kon­stan­te läßt sich aus den schrift­li­chen und münd­li­chen Stel­lung­nah­men Sanchez Sor­on­dos able­sen. Für sei­ne Stra­te­gie einer Zusam­men­füh­rung von Vati­kan und inter­na­tio­na­len Insti­tu­tio­nen und einem Ver­schmel­zen der Posi­tio­nen nimmt der Kuri­en­bi­schof den Hei­li­gen Geist in Anspruch. Ins­ge­samt kön­ne die Dia­logstra­te­gie von Papst Fran­zis­kus etwas bewe­gen, so der Bischof, wäh­rend die Lebens­rechts­grup­pen und selbst­er­nann­ten Ver­tei­di­ger der Fami­lie nichts bewe­gen würden.

Sanchez Sor­on­do sitzt heu­te im Füh­rungs­rat (Lea­der­ship Coun­cil) des Sus­tainable Deve­lo­p­ment Solu­ti­ons Net­work, einer Orga­ni­sa­ti­on, die auf eine Initia­ti­ve von UNO-Gene­ral­se­kre­tär Ban Ki-moon zurück­geht. Gemein­sam mit Sanchez Sor­on­do sit­zen dort auch Jef­frey Sachs und Ted Tur­ner, zwei Ver­fech­ter der Bevöl­ke­rungs­kon­trol­le zur Redu­zie­rung der Weltbevölkerung.

Ted Tur­ner orga­ni­sier­te über sei­ne United Nati­ons Foun­da­ti­on einen Event, mit dem die Arbeit von Msgr. Sanchez Sor­on­do, der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten und die Füh­rungs­rol­le von Papst Fran­zis­kus für eine „nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung“ zugun­sten „unse­res gemein­sa­men Hau­ses“ aner­kannt und geehrt wur­den. Die Ver­an­stal­tung fand im Sep­tem­ber 2015 im Har­vard Club in New York statt.

Menschheit erlebt „magischen Augenblick“

Sanchez Sorondo in Valencia: "Menschheit erlebt magischen Moment"
Sanchez Sor­on­do in Valen­cia: „Mensch­heit erlebt magi­schen Moment“

Erst vor weni­gen Tagen sag­te Sanchez Sor­on­do an der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Valen­cia: „Die Mensch­heit erlebt einen magi­schen Moment“, weil das Lehr­amt des Pap­stes und das der Ver­ein­ten Natio­nen erst­mals über­ein­stim­men im Ziel, die Armut auf der Welt aus­zu­mer­zen und die Zie­le einer nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung von der UNO nach einer Rede von Papst Fran­zis­kus ein­stim­mig ange­nom­men wur­den. Das The­ma Abtrei­bung wur­de vom Poli­tik­be­ra­ter des Pap­stes eben­so über­gan­gen wie eini­ge ande­re „Details“.

Obwohl Sanchez Sor­on­do schon seit Jahr­zehn­ten nicht mehr in Argen­ti­ni­en lebt, ist er sehr genau über die dor­ti­gen Ent­wick­lun­gen infor­miert. Sei­ne Kon­tak­te, die beson­de­res Stau­nen aus­lö­sen, betref­fen Gustavo Vera und Guil­ler­mo Moreno. Vera grün­de­te 2014 die Par­tei Bien Común (Gemein­wohl). Die Par­tei­grün­dung, so betont Vera, gehe auf eine Begeg­nung mit Erz­bi­schof Jor­ge Mario Berg­o­glio zurück und ein Wort von ihm. Bei­de bewer­ben sich bei Vor­wah­len für poli­ti­sche Ämter und arbei­ten an einer Anti-Macri-Front. Es ist ein offe­nes Geheim­nis, daß der amtie­ren­de rechts­li­be­ra­le Staats­prä­si­dent Mau­ricio Macrà­ Papst Fran­zis­kus ziem­lich zuwi­der ist, wie ins­ge­samt aller Poli­ti­ker und poli­ti­schen Grup­pie­run­gen rechts der Mit­te. Sanchez Sor­on­do fin­det jeden­falls noch Zeit, sich in die argen­ti­ni­sche Innen­po­li­tik ein­zu­mi­schen, in der sein Vater und Groß­va­ter bereits eine wich­ti­ge Rol­le spiel­ten, von der sich der Sohn und Enkel aller­dings mög­lichst weit distan­ziert. Um genau zu sein, erwähnt er bei­de nicht.

Ihm wird von Kri­ti­kern vor­ge­wor­fen, eine Papo­la­trie zu för­dern und sich in bestimm­ten Berei­chen als authen­ti­schen Inter­pre­ten des päpst­li­chen Wil­lens zu sehen. Bei einer Ver­an­stal­tung des Acton Insti­tu­te an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät vom Hei­li­gen Kreuz in Rom sag­te Sanchez Sor­on­do, daß die men­schen­ver­schul­de­te „Erd­er­wär­mung Teil des ordent­li­chen Lehr­am­tes ist wie zu sagen, daß Abtrei­bung Sün­de ist“.

„Er zelebriert nie die Heilige Messe und ebensowenig betet er das Brevier“

„Sanchez Sor­on­do lebt mehr wie ein Geschäfts­mann als ein Kle­ri­ker“, so Info­va­ti­ca­na. Die Nach­rich­ten­sei­te zitiert Zeu­gen, die „lan­ge Zeit Tür an Tür mit ihm gear­bei­tet haben“, und die behaup­ten, daß Kuri­en­bi­schof Mar­ce­lo Sanchez Sor­on­do „nie die hei­li­ge Mes­se zele­briert und eben­so­we­nig das Bre­vier betet“.

Info­va­ti­ca­na spricht von Per­so­nen, die meh­re­re Mona­te hin­ter­ein­an­der inten­siv mit ihm zusam­men­ge­ar­bei­tet haben, die behaup­ten, daß der „poli­ti­sche Arm“ von Fran­zis­kus „nicht wie ein Prie­ster lebt“.

„Die Kapel­le in der Casi­na, in der er wohnt, bleibt ungenützt.“

„Eben­so­we­nig betet er das Bre­vier: Wahr­schein­lich besitzt er nicht ein­mal eines. Eines Tages soll­te er an einer Hei­li­gen Mes­se teil­neh­men, und es war ziem­lich komisch zu sehen, daß er nicht ein­mal die wesent­lich­sten Tei­le des Ordi­na­ri­ums der Eucha­ri­stie­fei­er kannte.“

Und noch ein­mal Info­va­ti­ca­na:

„Es zeugt auch vom schreck­li­chen Cha­rak­ter des Argen­ti­ni­ers, wie des­po­tisch und respekt­los er sich gegen­über Unter­ge­be­nen ver­hält, beson­ders Frauen.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: InfoVaticana/​Wikipedia/​Hemeroteca Digital/​UCV (Screen­shots)

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6 Kommentare

  1. „Zei­ge mir mit wem Du gehst und ich sage Dir wer Du bist.“
    Die Entou­ra­ge von Papst Berg­o­glio ist selbst­re­dend und ent­lar­vend, da bedarf es kei­ner gro­ßen Ana­ly­se mehr. Wenn wir ver­glei­chen, wie­vie­le red­li­che Geist­li­che und Bischö­fe Papst Bene­dikt XVI. um sich schar­te, von deren prie­ster­li­chem Auf­tritt und spür­ba­ren Gebets­le­ben ein­mal ganz abgesehen.

  2. Wenn das alles der Wahr­heit ent­spricht, gehört die­se Per­son von der Prie­ster­schaft aus­ge­schlos­sen. Das ist ein wirk­li­cher Skan­dal, daß eine Per­son wie die­ser Kar­di­nal, sei­nen Prie­ster­stand für die Aus­übung sei­ner poli­ti­schen Machen­schaf­ten miss­braucht. Es ist schon trau­rig und tut mir leid, jedoch kann man das nicht anders aus­drücken. Für mich stellt sich aber nun die Fra­ge, wie lan­ge wird einen der­ar­ti­gen Trei­ben, ohne daß irgend jemand aus der Hier­ar­chie, der Ver­ant­wor­tungs­ge­fühl besitzt und des­sen Wort auf Grund sei­ner Stel­lung und sei­nes Ran­ges ( Kar­di­nä­le, Kuri­en­erzb. Z.B.) genü­gend Gewicht besitzt, noch zuge­se­hen wird. Irgend­wann muß doch jemand die Not­brem­se zie­hen. Ich kann das alles noch glau­ben und nicht fas­sen und eben­so wenig verstehen.

    • @ Franz Josef. Ich stim­me Ihnen voll ump­fäng­lich zu. Und nun das gro­ße „Aber“. Sanchez Sor­on­do arbei­tet und erklärt nicht aus eige­ne Rech­nung, son­der alles, was er macht , geschieht im Auf­trag. Er sagt nur das, was Berg­o­glio gefällt. Das hier erkenn­ba­re Kern­pro­blem besteht dar­in. dass Berg­o­glio glaubt und durch Seron­do ver­kün­den lässt, Inha­ber des Lehr­am­tes zu sein und nicht mehr weiß oder wis­sen will, dass der Stuhl Petri ihm nur für Zeit zur Ver­ant­wor­tung über­ge­ben wur­de und dass er an Alles gebun­den ist, was von Gott kommt und an alles, was sei­ne Vor­gän­ger lehr­amt­lich gebun­den haben. Kurz: Han­delt er anders und lässt es durch sei­ne Adla­ten so ver­kün­den, benimmt er sich als der Beset­zer des Lehr­am­tes. Was die Beur­tei­lung der Zusa­men­hän­ge angeht, ver­wei­se ich auf die von PvW zitier­te Volks­weis­heit: „Zei­ge mir mit wem Du gehst und ich sage Dir wer Du bist.“

  3. Für die Beur­tei­lung von Per­sön­lich­kei­ten gilt das von ihnen gespro­che­ne und/​oder geschrie­be­ne Wort. Das gilt ins­be­son­de­re für so ein­fluss­rei­che Män­ner, wie Sanchez Sorondo.
    Sanchez Sor­on­do wur­de vor eini­gen Tagen an die­ser Stel­le mit fol­gen­den denk­wür­di­gen Wor­ten zitiert: „Mensch­heit erlebt einen magi­schen Moment: Erst­mals stim­men Lehr­amt des Pap­stes und Lehr­amt der UNO über­ein“. Sor­on­do spricht in die­ser Aus­sa­ge mit dem Wort „magisch eine Ebe­ne an, die sich der ana­ly­ti­schen Ratio ent­zieht. Damit wird sei­ne Aus­sa­ge kryp­tisch. Der Ver­such der Deu­tung die­ser Aus­sa­ge näher zu kom­men, führt zu den für das Adjek­tiv „magisch“ syn­ony­men Wor­ten wie: dämo­nisch, mystisch, rät­sel­haft, uner­klär­lich, zau­be­risch, okkult, okkul­ti­stisch, spi­ri­ti­stisch, über­ir­disch, über­sinn­lich, dun­kel und damit zu einer Bedeu­tung, die nicht christ­lich ist. Ein wei­te­res ist für Sanchez Sor­on­do aus dem ersten Arti­kel zu erle­sen: Er fal­si­fi­ziert Begrif­fe und spricht von einem Lehr­amt des Pap­stes, das es so nicht gibt. Es gibt zwar das Lehr­amt der Kir­che mit päpst­li­chen Pri­mat, das bezieht neben dem Papst auch die Bischö­fe und die tra­di­tio­nel­le Leh­re mit den Dog­men mit ein. Aber das kirch­li­che Lehr­amt ist etwas ande­res als ein Lehr­amt des Pap­stes, das nur auf die Per­son des Pap­stes bezo­gen ist. Dem Papst gegen­über sind trotz Pri­mat – wie bereits Pau­lus auf­zeig­te – Zwei­fel erlaubt. Bei der heu­ti­gen Dis­kus­si­on um Amo­ris Lae­ti­tia scheint die Dis­kus­si­on im Sin­ne von Sanchez Sor­on­do nur mehr auf das Lehr­amt des der­zei­ti­gen Pap­stes und nicht mehr auf das Lehr­amt der Kir­che bezo­gen zu sein. In die­sem Sin­ne haben die bei­den Arti­kel über Sanchez Sor­on­do, die im sach­li­chen Zusam­men­hang ste­hen, Klar­heit gebracht. Daher gilt mein Dank der Redak­ti­on für ihr poli­ti­sches Gespür.

    • Hoch­ge­ehr­ter @Hans,
      Sie haben mit dem Hin­weis auf magisch/​Magie tat­säch­lich den Nagel auf den Kopf getroffen.
      Von Unse­rem Herrn Jesus Chri­stus ver­pönt und vom Chri­sten­tum der ersten Jahr­hun­der­ten streng abge­lehnt und bekämpft, hat die Magie seit der Renais­sance und beson­ders in der Auf­klä­rung und bei „Bes­ser­wis­sern“ viel unse­li­gen Ein­fluß auf kirch­li­chen Hier­ar­chen ausgeübt.
      Da dürf­te die Quel­le von vie­len ver­wir­ren­den Aus­sa­gen liegen.
      Ihrem Dank an die Redak­ti­on für die Ver­öf­fent­li­chung die­ser wich­ti­gen Tex­ten schlie­ße ich mich ger­ne an.

  4. Mit dem Hin­ter­grund­wis­sen die­ses Arti­kels und des ver­link­ten Arti­kels von 2015 über die Papi­sti­sche Int­re­na­tio­na­le und die För­de­rung des Kirch­ne­ris­mus kann man die The­se von Loris Zan­a­t­ta, die vor eini­gen Tagen hier dar­ge­legt wur­de, wonach Fran­zis­kus sozi­al­wis­sen­schaft­lich gese­hen, ein typi­scher Ver­tre­ter des latein­ame­ri­kan. Popu­lis­mus sei, nach­weis­lich erwei­tern auf den Aspekt „links-sozi­al­po­pu­list. Peronismus“.
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    Fran­zis­kus‚ lin­ke „Volks­nä­he“ (Popu­lis­mus) geht so weit, dass er durch sein für ihn wir­ken­des Umfeld und die von ihm geför­der­ten Per­so­nen, wie Sor­on­do, Paul Ehr­lich und John Boon­garts usw, alle christl. Lebens­rechts­re­geln „mit­wir­kend“ verletzt.
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    In die­sem Fall hei­ligt der popu­list. Zweck (z.B. redu­zier­te Über­be­völ­ke­rung) anschei­nend die Mit­tel (Lebens­rechts­re­gel­ver­let­zung).
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    Man darf gespannt sein, wie die­ser Para­dig­men­wech­sel der Phi­lo­so­phen Fran­zis­kus und Sor­on­do uns kir­chen­recht­lich noch prä­sen­tiert wird. Man kann kaum fas­sen, was hier passiert.

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