
Die traditionsverbundene Internetseite Messa in Latino (Lateinische Messe) wurde entfernt. Seit gestern früh ist die Seite nicht mehr erreichbar. Die Gründe dafür sind – wie so oft, wenn die Zensur zuschlägt – noch unbekannt. Bislang lief die Seite auf der Blog-Plattform Blogger Buzz von Google. Ihre Löschung erfolgte im Kontext einer zunehmenden Zensur von katholischen Blogs, die sich kritisch mit der nachkonziliaren Entwicklung der Kirche auseinandersetzen. Besorgnis erregt die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit im digitalen Raum, insbesondere in bezug auf katholische Themen und die traditionelle Liturgie. Denn die Löschung von Messa in Latino ist keineswegs der erste Fall dieser Art. Es besteht der Verdacht, daß die Zensur mit einem Interview von Don Nicola Bux über die Lügen von Papst Franziskus zum überlieferten Ritus zusammenhängen könnte.
Messa in Latino ist seit 2008 aktiv. Der Blog entstand als direkte Reaktion auf das von Papst Benedikt XVI. im Jahr zuvor veröffentlichte Motu proprio Summorum Pontificum, das die Freigabe des überlieferten Ritus zur Folge hatte. Seither unterstützt die Seite als digitale Plattform die Verbreitung des Vetus Ordo in der Kirche und berichtet aus einer traditionalistischen Perspektive über kirchliche Entwicklungen. Mit seiner kritischen Haltung gegenüber gewissen Entwicklungen in der Kirche – besonders in bezug auf die Liturgie und den Liturgiemißbrauch – und seiner Unterstützung der überlieferten Formen hat Messa in Latino auch über die Grenzen Italiens hinaus eine große Leserschaft gewonnen.
Die digitale Ära bietet ungekannte Kommunikationsmöglichkeiten und eine enorme Freiheit der Informationsverbreitung. Doch zugleich bestehen zahlreiche Schwächen, insbesondere für Blogger, die von den Betreiberplattformen abhängig sind. Wie in den sogenannten neuen sozialen Medien, so besteht auch hier jederzeit die Gefahr der Zensur. Bis zum Jahreswechsel 2016/2017 war diese Zensur kaum von Bedeutung. Doch nach dem Wahlsieg Donald Trumps am 5. November 2016 rief die New York Times bereits am nächsten Tag dazu auf, das Internet stärker zu kontrollieren, da man ihm die Schuld am Erfolg Trumps zuschrieb. Seither wurden in den meisten westlichen Staaten und auch auf EU-Ebene die Daumenschrauben angezogen.
2025 wurden bereits andere Blogs der Tradition verdunkelt
Das gleiche Schicksal ereilte 2025 ohne jede Vorwarnung auch andere traditionsverbundene Seiten. So wurde im Februar der Blog des argentinischen Bloggers Caminante Wanderer und im April der Blog Chiesa e post concilio (Kirche und Nachkonzilszeit) von Maria Guarini gelöscht. Beide Blogs befanden sich auf der Plattform Blogger (vormals Blogspot), die ebenfalls von Google betrieben wird. Alle drei Seiten, nun auch Messa in Latino, fielen der Zensur durch Google zum Opfer. Dies verdeutlicht das monopolistische Gewicht dieses Tech-Giganten, vor allem aber den Widerspruch: Diese Großkonzerne, die Blog-Plattformen und soziale Medien anbieten, unterliegen dem Postgesetz. Sie sind nur „Transporteure“ der Post anderer, aber nicht für die Inhalte verantwortlich. Allein diese Regelung machte sie zu den Giganten, die sie heute sind – auch finanziell.
Seit dem Trump-Wahlsieg von 2016, der dessen Gegner schockierte, werden diese Tech-Konzerne von den Staaten zunehmend als Medien betrachtet, die somit im Sinne des Mediengesetzes für die Inhalte verantwortlich sein sollen. Hinzu kommen eigene politische Phantasien der Eigner und Vorstände, die ihre Meinung durchsetzen und daher von sich aus zum Mittel der Zensur greifen. Eine Klärung im Sinne der Meinungsfreiheit und der Rückkehr zu einer klaren Grenzziehung im Sinne des Postgesetzes scheint dringend geboten. Die hybride Situation, wie sie derzeit allein aus machtpolitischen Interessen besteht, in der sich Regierungen und Tech-Konzerne das rechtlich rauspicken, was ihnen gerade paßt, kann kein Dauerzustand sein.
Caminante Wanderer ist seit 2007, Messa in Latino seit 2008 und Chiesa e post concilio seit 2010 aktiv. Die Arbeit von mehr als 15 Jahren wird durch Zensoren mit einem einzigen Knopfdruck unsichtbar gemacht – aufgrund von Beschwerden oder geheimen Algorithmen, die unliebsame Meinungen ausblenden.
Caminante Wanderer und Chiesa e post concilio wurden nach einiger Zeit wieder freigeschaltet. Caminante Wanderer reagierte auf die Zensur mit dem Umzug auf einen anderen Server. Chiesa e post concilio blieb auf Blogger, richtete jedoch zur Sicherheit eine zweite Seite auf einem anderen Server ein, um möglichen weiteren Zensureingriffen vorzubeugen. Maria Guarini gab zudem bekannt, eine dauerhafte Lösung auf einem neuen Server suchen zu wollen.
Amazon nahm neues Buch von Don Bux aus dem Angebot

Das Abschalten einer Seite läßt sich nur durch die Schaffung einer neuen Seite umgehen. Das Hauptproblem besteht jedoch darin, daß man plötzlich und ohne Vorwarnung „verdunkelt“ wird. Die Leser können die Seite nicht mehr finden. Sie ist tot. Von der neuen Seite weiß jedoch die Mehrheit nichts. Der Zensureingriff ist also außerordentlich gravierend: Eine durch jahrelange Arbeit aufgebaute Leserschaft wird mit einem Schlag zersprengt, und die Seite strukturell schwer geschädigt. Das ist natürlich auch der Zweck dieser Maßnahme.
Wie es mit Messa in Latino weitergehen wird, bleibt abzuwarten. Fede e Cultura (Glaube und Kultur) äußerte den Verdacht, daß ein kürzlich veröffentlichtes Interview mit dem bekannten Liturgiewissenschaftler Don Nicola Bux möglicherweise die Zensoren auf den Plan gerufen haben könnte.
Am 2. Juli erschien das neue Buch von Msgr. Bux mit dem Titel „Die Liturgie ist kein Spektakel“ („La liturgia non è uno spettacolo“) im Buchhandel und wurde auch bei Amazon angeboten und verkauft. Doch am 10. Juli wurde die gedruckte Ausgabe von Amazon wieder aus dem Angebot genommen. Der Erwerb des Buches, so hieß es, wurde (vorerst) auf den 21. Juli verschoben. Die Gründe für diesen Eingriff sind nicht bekannt. Nur wenige Stunden später, am 11. Juli, erfolgte die Löschung von Messa in Latino – unmittelbar nachdem ein Interview mit Msgr. Bux über die Lügen von Franziskus zum überlieferten Ritus veröffentlicht worden war. „Reiner Zufall?“, fragt Fede e Cultura. Grund genug, sich das Interview von Msgr. Bux genauer anzusehen.
Die Liturgie ist kein Spektakel
Das Interview von Messa in Latino mit Don Nicola Bux
Nach der medialen Bombe des Artikels von Diane Montagna vom 1. Juli, der die authentischen Falschheiten von Papst Franziskus im Motu proprio Traditionis custodes anprangerte, das, entgegen den Aussagen von Bischöfen weltweit, die sich mit der Freigabe der traditionellen Messe zufrieden zeigten, die Ablehnung des Motu proprio Summorum Pontificum und die spaltende Wirkung der Messe von Papst Pius V. erklärte und ihre Feier drastisch einschränkte, erschien in Rekordzeit der vollständige Text von Mons. Nicola Bux und Saverio Gaeta, der die Dokumente, die Hintergründe, den Kontext und die Ereignisse darstellt, die zur Aufdeckung des wahren Betrugs von Papst Bergoglio führten. Wir haben beschlossen, Msgr. Nicola Bux zu fragen, wie es zu diesem Punkt kam und was den abschließenden Appell an Papst Leo XIV. enthält.
Messa in Latino: Monsignore, Sie beschreiben die nachkonziliare Liturgiereform als eine klare Abkehr von den wahren Absichten des Zweiten Vatikanischen Konzils und von Sacrosanctum Concilium. Was war Ihrer Meinung nach der gravierendste Fehler bei der praktischen Umsetzung der Liturgiereform?
Don Nicola Bux: Die Beteiligung der Gläubigen – die mittlerweile zu einem „Recht“ geworden ist – an die erste Stelle zu setzen, anstatt die Rechte Gottes, der durch seine Gegenwart uns die Möglichkeit gibt, mit Ihm in Beziehung zu treten: Das ist der wahre göttliche Kult. Die Beziehung mit dem Herrn pflegen. Die Liturgie ist deshalb heilig, andernfalls ist sie nur Liturgie, d. h. eine öffentliche Handlung, die zur Schau gestellt wird, zum Spektakel wird, zur Unterhaltung, oder wie man in Amerika sagt: „liturteinement“.
Messa in Latino: Sie sagen, daß „die Liturgie ein Schlachtfeld geworden ist“. Glauben Sie, daß dieser Konflikt andauern wird, oder sehen Sie Anzeichen für eine mögliche Rückkehr zum liturgischen Frieden in der Kirche?

Don Nicola Bux: Artikel 22c der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils warnt: Niemand, auch nicht ein Priester, soll irgendetwas hinzufügen, entfernen oder ändern. Wir müssen die Vorstellung aufgeben, daß die heilige Liturgie in unserem Ermessen steht: Nein, sie kommt von oben und muß einfach dargebracht werden; sie ist nicht „animiert“, denn es ist der Heilige Geist, der sie belebt, nicht wir. Es sollte ein liturgisches Gesetzbuch entwickelt werden, das bereits in den Arbeiten der vorkonziliaren Reform vorgesehen war, mit klaren Sanktionen für jeden, der es mißachtet. Der Wissenschaftler Daniele Nigro hat darüber in „I diritti di Dio“ („Die Rechte Gottes“, Sugarco 2012) mit einer Einleitung von Kardinal Burke geschrieben. Es sind nicht nur die Befürworter der Verzerrungen im Novus Ordo ohne Fehler, sondern auch diejenigen des Vetus Ordo, die sich nicht an das römische Meßbuch halten, wie es im Motu proprio Summorum Pontificum von Benedikt XVI. vorgeschrieben ist. Nur durch die Einhaltung der Ordnung kommt der Frieden, auch liturgischer Frieden.
Messa in Latino: Im Text wird die Realpräsenz Christi in traditionellen dogmatischen Begriffen beschrieben: „wahr, real, substantiell“. Was ist Ihrer Meinung nach das größte Risiko für den Glauben der Gläubigen in bezug auf dieses zentrale Mysterium der Eucharistie?
Don Nicola Bux: Es ist nicht nur eine Gefahr, sondern eine weit verbreitete Realität, die Reduktion des Sakraments – des Allerheiligsten – zu einem symbolischen Gemeinschaftsmahl, zu einer gewöhnlichen Speise. Er, der Herr, ist „das Heilmittel der Unsterblichkeit“ und muß verehrt werden, bevor er gegessen wird. Die empfindlichsten Medikamente nimmt man nicht einfach, sondern empfängt sie mit aller Vorsicht: Diese Haltung ist für den Glauben an die Eucharistie essentiell, sie ist wichtiger als eine Katechese zur Kommunion.
Messa in Latino: Sie zitieren die Worte von Benedikt XVI.: „Was für frühere Generationen heilig war, ist auch für uns heilig und groß“. Wie antworten Sie denen, die behaupten, die traditionelle Liturgie sei mittlerweile ein Symbol des ideologischen Widerstands gegen den Papst und das Konzil?
Don Nicola Bux: Es gibt Instrumentalisierungen von Einzelpersonen und Gruppen, aber diese sind nicht vorherrschend. Stattdessen erleben wir die Wiedergeburt des Heiligen – der Gegenwart des Herrn – in den Herzen (Anbetung, Kommunion in den Mund, Stille, Berufungen…). Es genügt, die vielen Länder der Welt zu besuchen, in denen das Motu proprio von Benedikt XVI. von den Bischöfen mit Klugheit umgesetzt wurde. Die Geduld der Liebe in der Gehorsamkeit gegenüber der Kirche hat gesiegt.
Messa in Latino: Im neuen Buch wird die „zerstückelte Messe“ beschrieben, ein Produkt der sprachlichen und symbolischen Fragmentierung der gegenwärtigen Liturgie. Welche praktischen Maßnahmen würden Sie vorschlagen, um der Messe ihre innere Kohärenz und den Sinn des Heiligen zurückzugeben?
Don Nicola Bux: Vor allem der Blick auf Jesus Christus, der in den östlichen Liturgien durch die Wendung zum Osten gegeben ist, von woher Er gekommen ist, kommt und wiederkommen wird. Es ist die kosmische und eschatologische Dimension des göttlichen Kultes. Die Orientierung des Priesters zu Gott, zum Kreuz, besonders vom Offertorium bis zur Kommunion, ist entscheidend, um der Liturgie die verlorene vertikale Dimension zurückzugeben. Die Orientierung ist wichtiger als die lateinische Sprache, aber diese ist wichtig für die Wahrnehmung des Sakralen im Kult, insbesondere im Eucharistischen Hochgebet und den anderen priesterlichen Gebeten.
Messa in Latino: Wie bewerten Sie die Haltung von Franziskus in Traditionis custodes?
Don Nicola Bux: Ein Widerspruch in sich selbst: Er hatte das Geheimnis in den östlichen Liturgien gepriesen und wollte dann nicht erkennen, daß der alte römische Ritus, der größte der lateinischen Riten in der Kirche, parallel zu dem byzantinischen Ritus im Osten, Antwort auf die Glaubenskrise im Westen gibt: mit dem Impuls zur Evangelisierung – der das Wachstum der Sekten in Lateinamerika stoppt – die Bekehrung der Jugendlichen, die Taufe von Erwachsenen, die Wiedergeburt der Familie, die offen für das Leben ist, des religiösen Lebens und der Berufungen. Papst Franziskus ist Opfer seines eigenen „Antiklerikalismus“ geworden.
Messa in Latino: Warum hat Franziskus Ihrer Meinung nach falsche Begründungen für Traditionis custodes verwendet?
Don Nicola Bux: Ein ideologisches Vorurteil? Ein psychiatrisches Problem? In Buenos Aires weiß man mehr. Sein Wille war Gesetz, und einen Hofstaat findet man immer, nicht aber Mitarbeiter.
Drei Fragen zu ihrem Appell im Buch
Messa in Latino: Im Appell fordern Sie, dazu zurückzukehren, die traditionelle Messe ohne Einschränkungen zu zelebrieren, wie es im wesentlichen durch das Motu proprio Summorum Pontificum vorgesehen ist. Was antworten Sie denen, die befürchten, daß dies die Autorität des Papstes untergraben oder Spaltungen in der Kirche verursachen könnte?
Don Nicola Bux: Die Kirche ist circumdata varietate: Durch den Heiligen Geist gibt es viele Riten, also warum sollte man Angst haben? Es scheint mir, daß Papst Leo XIV. auch diese Sichtweise hat. Die Autorität des Papstes und des Bischofs liegt gerade darin, die Charismen zu fördern und sie zu einer Synthese für die einzige Mission der Kirche zu führen, oder nicht?
Messa in Latino: Im Text wird gesagt, daß „die katholische Kirche keine absolute Monarchie ist“. Wie harmoniert Ihr Vorschlag mit dem Prinzip des hierarchischen Gehorsams, das die Kirche kennzeichnet?
Don Nicola Bux: Der alte römische Ritus überlebt seit sechzig Jahren all die Versuche, ihn zu unterdrücken: Lassen Sie uns das Prinzip von Gamaliel anwenden: Wenn er Menschenwerk wäre, wäre er schon verschwunden, oder? Was aber, wenn der Herr ihn als Instrument für die Erneuerung Seiner Kirche einsetzen will?
Messa in Latino: Sie sprechen von Synodalität als einem Prinzip, das eingefordert, aber nicht respektiert wird. In welchem Sinne glauben Sie, dass Transparenz und Kollegialität in der aktuellen liturgischen und doktrinären Handhabung verraten wurden?
Don Nicola Bux: Synodalität ist der Stil der Kollegialität, sie ist die Umsetzung der vier Merkmale der Kirche: eine, heilige, katholische und apostolische. Daher ist sie diesen unterworfen. Es ist eine Art, Autorität auszuüben, aber nicht die einzige, denn, Achtung: Das letzte Wort hat der Priester in der Gemeinde, der Bischof in der Diözese, der Papst in der Weltkirche; andernfalls würde diese zu einer parlamentarischen Versammlung werden. Wer auch immer Traditionis custodes und seine Anhänge entworfen hat, hat die Synodalität nicht umgesetzt; nicht nur das, er hat auch die Synodalität verfälscht, die von den Bischöfen in ihren Antworten auf den Fragebogen zum Ausdruck gebracht wurde. Und was „Sünden gegen die Synodalität“ betrifft: Man möge ein mea culpa vollziehen, sich der Verantwortung stellen und allmählich zum status quo ante zurückkehren. Die ganze Kirche wird davon profitieren.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Blogger/Amazon/MiL (Screenshots)