Freimaurerei und Esoterik in Rußland seit dem 18. Jahrhundert (Teil 5)

Kabbalistische Rosenkreuzer, Kosmisten und Neuheiden


Der eugenische Kosmismus von Konstantin Ziolkowksi in der Sowjetzeit
Der eugenische Kosmismus von Konstantin Ziolkowksi in der Sowjetzeit

Frei­mau­re­rei und Eso­te­rik in Ruß­land seit dem 18. Jahr­hun­dert (Teil 1)
Frei­mau­re­rei und Eso­te­rik in Ruß­land seit dem 18. Jahr­hun­dert (Teil 2)
Frei­mau­re­rei und Eso­te­rik in Ruß­land seit dem 18. Jahr­hun­dert (Teil 3)
Frei­mau­re­rei und Eso­te­rik in Ruß­land seit dem 18. Jahr­hun­dert (Teil 4)

Anzei­ge

Von Pater Pao­lo M. Siano*

6. New Age, Okkultismus, Esoterik in Rußland

Im Jahr 2012 ver­öf­fent­lich­te der Ver­lag Otto Sagner (Mün­chen, Ber­lin) „The New Age of Rus­sia. Occult and Eso­te­ric Dimen­si­ons“, her­aus­ge­ge­ben von Bir­git Men­zel, Micha­el Hage­mei­ster und Ber­nice Glat­zer Rosen­thal. Es ist eine Samm­lung von Stu­di­en über die Prä­senz des Okkul­ten und der Eso­te­rik in Ruß­land vor, wäh­rend und nach der Sowjet­ära, die von Lenin bis Gor­bat­schow reichte.

Schon lan­ge vor der bol­sche­wi­sti­schen Revo­lu­ti­on war die rus­si­sche Kul­tur tief von eso­te­ri­schen Ideen durch­drun­gen. Nach der Revo­lu­ti­on von 1917 wur­den okkul­te und eso­te­ri­sche Ideen in der Lite­ra­tur und den Wis­sen­schaf­ten mani­fest. Die sowje­ti­sche Regie­rung ent­mu­tig­te meta­phy­si­sche und eso­te­ri­sche Spe­ku­la­tio­nen und ver­bot sie sogar, wenn es nötig war, nutz­te die­se aber selbst für ihre eige­nen Zwecke und ging sogar so weit, die Erfor­schung des Okkul­ten zu för­dern. Unter Sta­lins Regime ver­schwand der Okkul­tis­mus von der öffent­li­chen Büh­ne, wur­de aber in der Post-Sta­lin-Ära im ver­bor­ge­nen wei­ter­ge­führt, bis er im post­so­wje­ti­schen Ruß­land (d. h. nach dem Ende der UdSSR) zu einem popu­lä­ren Phä­no­men wur­de. Vom Kos­mis­mus bis zum Scha­ma­nis­mus, von der Raum­er­for­schung bis zur jüdi­schen Kab­ba­la, vom Neu­hei­den­tum bis zur „Sci­ence-Fic­tion“ – das Feld ist weit (vgl. Bir­git Men­zel – Micha­el Hage­mei­ster – Ber­nice Glat­zer Rosen­thal (Hrsg.): The New Age of Rus­sia. Occult and Eso­te­ric Dimen­si­ons, Ver­lag Otto Sagner, Mün­chen – Ber­lin 2012, 4. Aufl.).

Wer­fen wir einen Blick auf eini­ge der Auf­sät­ze in die­sem Band.

6.1. Esoterik in Sowjetrußland in den 1920er und 1930er Jahren

In Kon­stan­tin Bur­mi­strows Auf­satz „The Histo­ry of Eso­te­ri­cism in Soviet Rus­sia in the 1920s-1930s“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 52–80) lesen wir, daß es im zari­sti­schen Ruß­land eso­te­ri­sche und frei­mau­re­ri­sche Orden gab, die dann von den bol­sche­wi­sti­schen bzw. sowje­ti­schen Behör­den ver­folgt wur­den, die auf die Ver­brei­tung des mili­tan­ten Athe­is­mus abziel­ten. In bestimm­ten sowje­ti­schen Sek­to­ren gab es jedoch wei­ter­hin ein dis­kre­tes Inter­es­se am Okkul­ten, das in den Dienst des athe­isti­schen Szi­en­tis­mus der UdSSR gestellt wur­de. In die­ser Mischung aus Okkul­tis­mus und Szi­en­tis­mus fin­den wir: kos­mi­sti­sche (pan­the­isti­sche) Phi­lo­so­phie; abso­lu­ten Glau­ben an den Men­schen und sei­ne Fähig­keit, sich die Natur unter­tan zu machen; Tele­pa­thie, Tele­ki­ne­se; Ver­län­ge­rung des mensch­li­chen Lebens, Auf­er­ste­hung der Toten (aber ohne einen tran­szen­den­ten Gott)… Die sowje­ti­schen Okkul­ti­sten („the Soviet occul­tists“) kon­zen­trier­ten sich auf expe­ri­men­tel­le Metho­den, ein­schließ­lich Magie. Wäh­rend es den Eso­te­ri­kern des Zaren­rei­ches mehr um das per­sön­li­che spi­ri­tu­el­le Wachs­tum und die Kennt­nis der Psy­che ging, woll­ten die sowje­ti­schen Okkul­ti­sten oder Eso­te­ri­ker ler­nen, wie man die Natur und den Men­schen beein­flus­sen und kon­trol­lie­ren kön­ne. Im Sowjet­ruß­land der frü­hen 1920er Jah­re gab es eso­te­ri­sche Grup­pen, die sich um ihre Lega­li­sie­rung bemüh­ten. Sie woll­ten der kom­mu­ni­sti­schen Sache die­nen. Ande­re eso­te­ri­sche Grup­pen zogen es hin­ge­gen vor, im Unter­grund zu agie­ren (vgl. S. 53).

Bur­mi­strow zufol­ge waren die eso­te­ri­schen Grup­pen, die zwi­schen den 1920er und 1930er Jah­ren in Sowjet­ruß­land exi­stier­ten, kei­ne Fort­füh­rung der frü­he­ren Grup­pen, son­dern wur­den erst zu die­ser Zeit gegrün­det. Aller­dings räumt Bur­mi­strow spä­ter „Kon­tak­te“ zwi­schen den bei­den Grup­pen ein… Die­se neue Grup­pen ziel­ten dar­auf ab, alte „Tra­di­tio­nen“ wie­der­zu­be­le­ben (Gno­sti­ker, Temp­ler, Rosen­kreu­zer…). Infor­ma­tio­nen über die­se Grup­pen befin­den sich in den Archi­ven der ver­schie­de­nen sowje­ti­schen Geheim­po­li­zei­en, die wäh­rend des UdSSR-Regimes auf­ein­an­der folg­ten (OGPU, NKWD, MGB, KGB), aber der Zugang zu den mei­sten die­ser Archi­ve ist For­schern ver­wehrt (vgl. S. 54f).

Gre­gor Baron Möbes

Bur­mi­strow erwähnt eso­te­ri­sche Per­sön­lich­kei­ten und Grup­pen im zari­sti­schen, vor­so­wje­ti­schen Ruß­land des ersten und zwei­ten Jahr­zehnts des 20. Jahr­hun­derts. Der Deutsch­bal­te Baron Gri­go­ri Otto­no­witsch Mebes, eigent­lich Gre­gor Möbes, (1868–1934), Mathe­ma­ti­ker, Phy­si­ker, pro­mi­nen­te Figur der rus­si­schen Eso­te­rik, war Gene­ral­inspek­tor eines Zweigs des fran­zö­si­schen Mar­ti­nis­mus. Um 1912 erklär­te er die Unab­hän­gig­keit der rus­si­schen Mar­ti­ni­sten. Auf die eine oder ande­re Wei­se waren die Eso­te­ri­ker (Anfüh­rer und Akti­vi­sten) der 1920er Jah­re in der UdSSR mit Mebes und sei­nem Mar­ti­ni­sti­schen System ver­bun­den. Der Rus­si­sche Mar­ti­ni­sten­or­den von Mebes setz­te sei­ne Tätig­keit wäh­rend des Bür­ger­kriegs und in den ersten Jah­ren des Sowjet­re­gimes fort (vgl. S. 56f).

Boris Astro­mow (Kirit­schen­ko, 1883–1941?), ein Rechts­an­walt und Schü­ler von Cesa­re Lom­bro­so, trat 1909 einer ita­lie­ni­schen Frei­mau­rer­lo­ge bei. Im Jahr 1919 ernann­te ihn Mebes zum Gene­ral­inspek­tor sei­nes rus­si­schen Mar­ti­ni­sten­or­dens. Im Jahr 1921 ver­ließ Astro­mow die Orga­ni­sa­ti­on auf­grund von Unstim­mig­kei­ten und grün­de­te eine auto­no­me Grup­pe rus­si­scher Frei­mau­rer. Im Jahr 1925 nahm er Kon­takt zur sowje­ti­schen Geheim­po­li­zei auf und gab ihr detail­lier­te Infor­ma­tio­nen über die in Ruß­land täti­gen eso­te­ri­schen Krei­se. Dies führ­te 1926 zu einer anti-okkul­ti­sti­schen Raz­zia des sowje­ti­schen Regimes (vgl. S. 58).

Bur­mi­strow beschreibt vier eso­te­ri­sche Grup­pen, die im frü­hen Sowjet­ruß­land tätig waren.

1) Der Orden Emesch Redivivus

Die­ser Orden wur­de 1926 in Mos­kau von dem Öko­no­men und Okkul­ti­sten Jew­ge­ni Kar­lo­witsch Teger (1890–1940) und Wadim Kar­lo­witsch Tschechow­ski (1902–1929), einem Meteo­ro­lo­gen und Phy­si­ker, gegrün­det, der sich für Tele­pa­thie und Para­psy­cho­lo­gie inter­es­sier­te (vgl. S. 59). Der Begriff „Redi­vi­vus“ bezeich­ne­te die Wie­der­ge­burt auf den drei Ebe­nen des Seins, der men­ta­len, astra­len und phy­si­schen, sym­bo­li­siert durch die drei Mut­ter­buch­sta­ben des hebräi­schen Alpha­bets nach der hebräi­schen kab­ba­li­sti­schen Mystik des Buches Sefer Jet­zi­ra (die drei Buch­sta­ben Aleph, Mem, Schin bil­den das Akro­sti­chon Emesch). Anfangs war der Emesch-Orden mit dem Mar­ti­ni­sten­or­den aus der Zeit vor der Revo­lu­ti­on 1917 ver­bun­den, der von Czyn­ski und Mebes gelei­tet wur­de. Zwi­schen 1900 und 1910 exi­stier­te in St. Peters­burg ein Orden mit dem Namen „Emesch“, von dem der Mos­kau­er Orden in den 1920er Jah­ren die Ein­wei­hungs- und Initia­ti­ons­li­te­ra­tur erhielt. Die Mit­glie­der des Mos­kau­er Emesch prä­sen­tier­ten sich als Rosen­kreu­zer, d. h. als ein Zweig des rus­si­schen Zweigs des Kab­ba­li­sti­schen Ordens der Rose und des Kreu­zes, der sei­nen Sitz in Frank­reich hat­te und in Ruß­land von dem oben erwähn­ten Mebes gelei­tet wur­de (vgl. S. 60).

Der Orden Emesch ver­band den dama­li­gen sowje­ti­schen Szi­en­tis­mus mit eso­te­ri­schem Wis­sen, um Magie zu schaf­fen oder neu zu erschaf­fen, die sowohl die mate­ri­el­le Welt als auch alle Ebe­nen des Seins im gesam­ten Uni­ver­sum beein­flus­sen konn­te (vgl. S. 60). Als okkul­ter Orden war der Emesch in der UdSSR ver­bo­ten. Er erhielt jedoch den recht­li­chen Sta­tus eines wis­sen­schaft­li­chen Labors für Tele­pa­thie­for­schung, das eng mit dem Neu­ro­lo­gi­schen Insti­tut („Brain Insti­tu­te“) der Sowje­ti­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten ver­bun­den war (vgl. S. 61f). Das unter­ir­di­sche Labor des Emesch wur­de absicht­lich in der Nähe einer Zen­tra­le der sowje­ti­schen Geheim­po­li­zei ein­ge­rich­tet, wo die Opfer gefol­tert und ermor­det wur­den. Ihr Blut floß und ermög­lich­te es den „For­schern“ – nach okkul­ti­sti­schem Glau­ben –, Gei­ster, Ele­men­te oder Lar­ven der Natur anzu­zie­hen und ein­zu­fan­gen… Tschechow­ski führ­te in die­sem Labor schwarz­ma­gi­sche Expe­ri­men­te durch, die die „Ziel­per­so­nen“ in den Tod oder in den Wahn­sinn trie­ben (vgl. S. 62). Im Jahr 1928 wur­de Emesch ent­deckt und sei­ne Mit­glie­der ver­haf­tet (vgl. S. 61).

2) Der Orden „Orion-Khermorion“ (der Orden der Moskauer Rosenkreuzer und Manichäer)

Kab­ba­li­sti­scher Rosenkreuzerorden

Er wur­de 1916 als Orden von Ori­on“ gegrün­det. Im Jahr 1926 wur­de er unter dem Namen „Ori­on-Kher­mori­on“ umstruk­tu­riert. Im Jahr 1933 wur­de der Orden von der sowje­ti­schen Geheim­po­li­zei (NKWD) ent­deckt und zer­schla­gen. Ent­ge­gen der übli­chen Vor­ge­hens­wei­se beschlag­nahm­te das NKWD nicht das Archiv des Ordens, das als Teil einer gro­ßen Pri­vat­samm­lung erhal­ten blieb. Eini­ge Mit­glie­der des Ori­on-Kher­mori­on-Ordens setz­ten ihre eso­te­ri­schen Akti­vi­tä­ten bis in die 1970er Jah­re fort (vgl. S. 65f). Maria Wadi­mow­na Doro­go­wa, eigent­lich von Meng­den, (1889–1981/82) spiel­te sowohl im Ori­on-Kher­mori­on-Orden als auch im Temp­ler­or­den eine wich­ti­ge Rol­le (vgl. S. 66, Fuß­no­te 37). Die Mit­glie­der des Ori­on-Kher­mori­on-Ordens stu­dier­ten Okkul­tis­mus und Magie und prak­ti­zier­ten zere­mo­ni­el­le Magie (vgl. S. 66). In einem der Ritua­le beschwor die­ser Orden das „Gro­ße Tele­ma, die Geist-Mate­rie des mani­fe­sten Uni­ver­sums“… Und es wur­de unter ande­rem bekräf­tigt, daß: die Abgrün­de des Kos­mos in dem Ein­ge­weih­ten woh­nen, der eins mit dem Uni­ver­sum ist… Sie beschwo­ren auch „die Gro­ße Erde“ als „Prin­zip von Tod und Wie­der­ge­burt“, das „die Mate­rie ver­schlingt und dem Geist die Tore der Frei­heit öff­net“ (vgl. S. 69f). Wie die Gno­sti­ker und Manich­ä­er glaub­ten auch die Mit­glie­der des Ori­on-Kher­mori­on-Ordens, die Rosen­kreu­zer, an den kos­mi­schen Kampf zwi­schen den Kräf­ten des Lichts und den Kräf­ten der Fin­ster­nis, zwi­schen dem Prin­zip des Guten und dem Prin­zip des Bösen (vgl. S. 70f). Die­se Rosen­kreu­zer waren davon über­zeugt, daß die „höhe­ren Kräf­te“, mit denen sie Kon­takt such­ten (d. h. die Her­ren des Astral­ele­ments und „Luzi­fer“, den sie für das ewig aus­glei­chen­de Prin­zip hiel­ten), an sich weder gut noch böse sind, son­dern daß der Wil­le des Adep­ten dar­über ent­schei­det, ob er sie für das Gute oder das Böse ein­setzt… Des­halb schrieb der Orden des Ori­on-Kher­mer­i­on vor, daß jeder Rosen­kreu­zer zwei „Ein­wei­hun­gen“ durch­lau­fen soll­te: die Licht­ein­wei­hung und die dunk­le Ein­wei­hung („White and Black initia­ti­ons“), um bei­de Kräf­te, die des Lichts und die der Dun­kel­heit, kon­trol­lie­ren zu kön­nen (vgl. S. 71).

3) Der Orden Lux Astralis

Der Orden Lux Astra­lis, eine neo-rosen­kreu­ze­ri­sche Grup­pe, die 1911 von Boris Michai­lo­witsch Subak­in (1894–1938), einem Dich­ter, Bild­hau­er und Archäo­lo­gen, gegrün­det wur­de. Als er 1922 von der sowje­ti­schen Poli­zei ver­haf­tet wur­de, behaup­te­te der Eso­te­ri­ker Subak­in, er habe als Kind ent­deckt, daß zu sei­nen Vor­fah­ren spi­ri­tu­el­le Rit­ter, Prin­zen der jüdi­schen Kab­ba­la, Mysti­ker und Frei­mau­rer gehör­ten (vgl. S. 72f).

4) Der Moskauer Templerorden

Apol­lon Karelin

Der Mos­kau­er Temp­ler­or­den wur­de 1920 von Apol­lon Kare­lin (1863–1926) gegrün­det, einem Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler, Juri­sten und anar­chi­sti­schen Theo­re­ti­ker, der 1917 nach mehr als zehn Jah­ren Exil nach Ruß­land zurück­ge­kehrt war. Bur­mi­strow zufol­ge hat­te die­se Temp­ler­grup­pe im Gegen­satz zu ihren Vor­gän­gern kei­nen Hang zum Okkul­tis­mus und zur Magie, son­dern eher zum Gno­sti­zis­mus. Die­se Mos­kau­er Temp­ler ziel­ten auf die Ver­voll­komm­nung des Selbst und der Gesell­schaft ab… sie ver­ban­den „mysti­sches“ Wis­sen mit wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen… sie bekräf­tig­ten den Kampf zwi­schen dem Licht des Wis­sens und der Dun­kel­heit der Unwis­sen­heit… Sie ver­such­ten zu ver­ei­nen: die christ­li­che Ethik, die Prin­zi­pi­en des anti­ken Gno­sti­zis­mus und das wis­sen­schaft­li­che Wis­sen über die Welt… Das Ziel die­ses Temp­ler­or­dens war vor allem ethisch und gesell­schafts­po­li­tisch (vgl. S. 73f).

Einer der wich­tig­sten Mit­ar­bei­ter Kare­lins, spä­ter sein Nach­fol­ger, war Alex­ei Alex­an­d­ro­witsch Solo­no­witsch (1887–1937), ein Dich­ter, Mathe­ma­ti­ker und Theo­re­ti­ker eines „mysti­schen“ Anar­chis­mus… Solo­no­witsch schrieb ein Manu­skript (auf rus­sisch), das nie ver­öf­fent­licht, aber spä­ter beschlag­nahmt wur­de, mit dem Titel „Baku­nin und der Kult von Jald­ab­aoth“… Solo­no­witsch stellt Jald­ab­aoth als den Pro­to-Archon, den (gno­sti­schen) Demi­ur­gen, einen rebel­li­schen Engel, die „Per­so­ni­fi­zie­rung“ Satans, eines der Gesich­ter des Teu­fels dar… Solo­no­witsch zufol­ge waren die Bol­sche­wi­ken von den Dämo­nen der Macht und somit von den Engeln Jald­ab­aoths beses­sen… Solo­no­witsch nahm kei­ne Mit­glie­der der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei in sei­nen Orden auf (vgl. S. 75f). Die­ser Mos­kau­er Temp­ler­or­den umfaß­te wei­te­re „Orden“, dar­un­ter den zen­tra­len „Orden des Lichts“ (gegrün­det 1923), des­sen Anfüh­rer Solo­no­witsch selbst war. Die­se Temp­ler wur­den wäh­rend des sta­li­ni­sti­schen „Gro­ßen Ter­rors“ von 1937/​38 phy­sisch ver­nich­tet. Eini­ge von ihnen über­leb­ten und ver­such­ten in den 1950er Jah­ren ver­geb­lich, die Akti­vi­tä­ten des Lichtor­dens wie­der auf­zu­neh­men (vgl. S. 78f).

6.2. Der Kosmismus von Konstantin Ziolkowski

In dem Auf­satz „Kon­stan­tin Ziol­kow­ski und die okkul­ten Wur­zeln der sowje­ti­schen Raum­fahrt“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 135–149) schreibt Micha­el Hage­mei­ster, daß Kon­stan­tin Ziol­kow­ski (1857–1935), der „Vater“ oder bes­ser „Groß­va­ter“ der sowje­ti­schen Raum­fahrt, von der sowje­ti­schen Pro­pa­gan­da beson­ders nach sei­nem Tod als Held gefei­ert wur­de. Die Sowjets setz­ten ihm ein Denk­mal, und sein Haus wur­de in ein Muse­um umge­wan­delt. Weni­ger bekannt ist viel­leicht die Tat­sa­che, daß Ziol­kow­ski eine Phi­lo­so­phie namens Kos­mis­mus ent­wickelt hat­te. Er schrieb einen Kom­men­tar zu den vier Evan­ge­li­en aus der Sicht des „wis­sen­schaft­li­chen Glau­bens“, in dem er ver­such­te, die Gestalt Jesu zu ent­my­tho­lo­gi­sie­ren… Ziol­kow­ski betrach­te­te sei­ne eige­ne Phi­lo­so­phie als die eines Genies und eines Erlö­sers… Er hielt sich für einen Cha­ris­ma­ti­ker, einen Erleuch­te­ten wie Bud­dha, Pla­ton, Jesus, New­ton (S. 135–138). Ziol­kow­ski theo­re­ti­sier­te die Aus­brei­tung der Mensch­heit in den Welt­raum, sogar zur Rege­ne­ra­ti­on des mensch­li­chen Kör­pers… Neben der Theo­rie der kos­mi­schen Evo­lu­ti­on bekräf­tig­te Ziol­kow­ski die Voll­kom­men­heit der mensch­li­chen Eth­nie, die das gesam­te Uni­ver­sum bevöl­kern wür­de… Die mensch­li­che Eth­nie wür­de ihre Kör­per­lich­keit ver­lie­ren, indem sie sich in ein Ener­gie- oder Strah­lungs­zen­trum ver­wan­delt und dann unsterb­lich in der Zeit und unend­lich im Raum wird (vgl. S. 138f).

Kon­stan­tin Ziolkowski

Ziol­kow­skis Fort­schritts­glau­be (kos­mi­sti­scher Pro­gres­si­vis­mus) hat­te schreck­li­che Fol­gen: Er erklär­te, daß alles, was Spu­ren von Unvoll­kom­men­heit, Lei­den oder Irra­tio­na­li­tät auf­wies, aus dem Uni­ver­sum ent­fernt wer­den soll­te… Alle unvoll­kom­me­nen und lei­den­den Lebens­for­men – Tie­re, Pflan­zen und sogar Men­schen – soll­ten eli­mi­niert wer­den… Nach Ziol­kow­skis Ansicht soll­ten die Pla­ne­ten mit der voll­kom­me­nen Eth­nie bevöl­kert wer­den (vgl. S. 139f).

Ziol­kow­skis Kos­mis­mus ent­hält auch Ideen, die aus „okkul­ten“ Phi­lo­so­phien und Tra­di­tio­nen stam­men. Er war ein Pan­psy­chist (Alles lebt!) und war davon über­zeugt, daß im Gehirn einer hoch­ent­wickel­ten Lebens­form das Atom bewußt wird; und daß sich das Atom im Gehirn des hoch­ent­wickel­ten Wesens in eine irrever­si­ble Form beson­de­rer Ener­gie ver­wan­delt, die kos­mi­sches und tele­pa­thi­sches Bewußt­sein hat. Der Mensch sei nichts ande­res als ein Kom­plex von Atom­gei­stern, die ster­ben, um sich dann ent­spre­chend der kos­mi­schen Evo­lu­ti­on und dem Stre­ben nach Glück in voll­kom­me­ne­re „Rei­che“ umzu­struk­tu­rie­ren… Nach Ziol­kow­ski ist der Tod nur eine Illu­si­on des armen mensch­li­chen Ver­stan­des… Den Tod gebe es nicht… Das Uni­ver­sum sei so auf­ge­baut, daß es nicht nur unsterb­lich ist, son­dern daß alle sei­ne Tei­le leben­dig sind… Das Uni­ver­sum hat weder Anfang noch Ende (vgl. S. 141). Ziol­kow­ski bezeich­ne­te sich selbst als „Monist“, bejah­te die Unsterb­lich­keit der Mate­rie und die Unun­ter­scheid­bar­keit von Geist und Mate­rie (vgl. S. 142, Fuß­no­te 28). Merk­wür­di­ger­wei­se hat­te Ziol­kow­ski „spi­ri­ti­sti­sche“ Über­zeu­gun­gen: Er glaub­te, daß das Uni­ver­sum von einem wohl­wol­len­den, all­mäch­ti­gen, leben­di­gen, ratio­na­len Wesen erschaf­fen wur­de… Er glaub­te auch an die Exi­stenz unsterb­li­cher, kör­per­lo­ser Wesen, die höher ent­wickelt waren als die Men­schen… Kurz gesagt, an „engel­haf­te“ Wesen, die auch in das mensch­li­che Leben ein­grif­fen… Er gab zu, daß er sich häu­fig mit sol­chen Engeln unter­hielt (vgl. S. 142f).

In jüng­ster Zeit wur­de der gno­sti­sche und theo­so­phi­sche Ein­fluss auf Ziol­kow­skis Den­ken unter­sucht. Jahr­zehn­te­lang waren sol­che For­schun­gen in der UdSSR „tabu“. Die Stadt Kalu­ga, in der Ziol­kow­ski leb­te, war zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts nach St. Peters­burg das größ­te Zen­trum der Theo­so­phie. Ab 1905 wur­den vie­le theo­so­phi­sche Schrif­ten in Kalu­ga im Lotos-Ver­lag ver­öf­fent­licht. In ihnen wur­den Theo­rien wie kos­mi­sches Den­ken, kos­mi­sches Bewußt­sein, Bür­ger des Uni­ver­sums, ganz­heit­li­ches Den­ken als Syn­the­se von Wis­sen­schaft, Reli­gi­on und Phi­lo­so­phie ver­tre­ten (vgl. S. 143).

Ziol­kow­skis Behaup­tung, mit über­ent­wickel­ten Wesen­hei­ten kom­mu­ni­zie­ren zu kön­nen, erin­nert an Hele­na Petrow­na Blava­ts­kys (eigent­lich Hele­na von Hahn-Rot­ten­stein) Behaup­tung, einer Ruß­land­deut­schen, mit den Unsicht­ba­ren Mei­stern kom­mu­ni­zie­ren zu kön­nen (vgl. S. 143f)… Ziol­kow­skis Vor­stel­lung, daß ein Teil der Mensch­heit hoch­ent­wickelt wird und sich schließ­lich in Licht­strah­len ver­wan­delt, ist ein zen­tra­les The­ma in der Gno­sis und fin­det sich in der Theo­so­phie und Anthro­po­so­phie (vgl. S. 144).

Ziol­kow­ski ist nicht der ein­zi­ge Raum­fahrt­theo­re­ti­ker, der star­ke okkul­ti­sti­sche Kon­no­ta­tio­nen hat­te. Wie läßt sich die­se Ver­bin­dung von wis­sen­schaft­li­chem und eso­te­ri­schem Inter­es­se erklä­ren? Man könn­te sagen, daß die Idee der „räum­li­chen“ Erobe­rung des Him­mels die magi­sche Idee der mensch­li­chen Selbst­ver­voll­komm­nung und Selbst­ver­gött­li­chung impli­ziert. Wis­sen­schaft und Tech­nik wur­den von ver­schie­de­nen Zeit­ge­nos­sen Ziol­kow­skis in einem magi­schen und gno­sti­schen Sin­ne ver­stan­den. Das Ziel der Wis­sen­schaft­ler und Inge­nieu­re war eher magisch als wis­sen­schaft­lich: die Natur­ge­set­ze zu über­win­den, Arten und Ele­men­te zu ver­wan­deln, die abso­lu­te Herr­schaft über Raum und Zeit zu erlan­gen, in neue Dimen­sio­nen vor­zu­sto­ßen, einen all­mäch­ti­gen und unsterb­li­chen Über­men­schen zu schaf­fen (vgl. S. 146). Hage­mei­ster stellt fest, daß auch heu­te (2012) in Ruß­land noch ein magisch-eso­te­ri­sches Ver­ständ­nis von Wis­sen­schaft und Tech­nik vor­herrscht (vgl. S. 148). Der rus­si­sche Kos­mis­mus prä­sen­tiert durch einen Mate­rie-Geist-Evo­lu­tio­nis­mus eine Mensch­heit, die in der Lage ist, einen gött­li­chen „Sta­tus“ zu errei­chen (vgl. S. 149).

6.3. Esoterische Bewegungen in Rußland zwischen den 1960er und 1980er Jahren

In dem Auf­satz „Occult and Eso­te­ric Move­ments in Rus­sia from the 1960s to the 1980s“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 151–185) stellt Bir­git Men­zel fest, daß trotz der har­ten Repres­sio­nen wäh­rend der Sta­lin-Ära die okkul­te und eso­te­ri­sche Tra­di­ti­on des frü­hen 20. Jahr­hun­derts Sowjet­ruß­lands nie erlo­schen ist. Theo­so­phie und Anthro­po­so­phie tru­gen zum okkul­ten „revi­val“ in den 1960er Jah­ren bei. Die eso­te­ri­sche und okkul­te Kul­tur („occul­tu­re“) tauch­te in der UdSSR in den 1960er und 1970er Jah­ren wie­der auf, vor allem durch die Wie­der­ent­deckung von: Gurd­jieff, Nicho­las und Hele­na Rörich, der erwähn­ten Madame Blava­ts­ky, öst­li­chen Reli­gio­nen, alter eso­te­ri­scher Phi­lo­so­phie, christ­li­cher Mystik und Sufis­mus. Eine wei­te­re Ursa­che ist in den Kon­tak­ten mit Hei­lern, „Gurus“ und Scha­ma­nen aus öst­li­chen Län­dern inner­halb der Gren­zen der UdSSR zu sehen (vgl. S. 152f).

Hele­na und Nicho­las Rörich

Dank der freund­schaft­li­chen Bezie­hun­gen zwi­schen der UdSSR und Indi­en waren sogar grund­le­gen­de Tex­te über öst­li­che Reli­gio­nen (Hin­du­is­mus, Bud­dhis­mus, Yoga-„Philosophie“) für die sowje­ti­sche Öffent­lich­keit zugäng­lich (vgl. S. 153f). Aller­dings wur­den eso­te­ri­sche Inter­es­sen von ver­schie­de­nen Krei­sen unter gro­ßer Geheim­hal­tung gepflegt, da die Gefahr bestand, ver­haf­tet und in Gulags oder psych­ia­tri­schen Anstal­ten ein­ge­sperrt zu wer­den (vgl. S. 161).

Die sowje­ti­sche Poli­tik in bezug auf Yoga war wider­sprüch­lich. Einer­seits ver­ur­teil­ten die sowje­ti­schen Behör­den Yoga öffent­lich als eine für die psy­cho­phy­si­sche Gesund­heit schäd­li­che Tech­nik und sogar als eine von west­li­chen Fein­den ver­brei­te­te Tech­nik zur Unter­gra­bung des sowje­ti­schen Gei­stes und der sowje­ti­schen Macht. Ande­rer­seits för­der­ten hohe sowje­ti­sche Hier­ar­chien in klei­nen medi­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen Yoga-Expe­ri­men­te zur Ent­deckung und Ent­wick­lung des okkul­ten mensch­li­chen Poten­ti­als. Wis­sen­schaft­ler und kom­mu­ni­sti­sche Par­tei­füh­rer inter­es­sier­ten sich sehr für Yoga­tech­ni­ken, die für Astro­nau­ten und Sport­ler nütz­lich sein könn­ten. Zwei­fel­los gab es zumin­dest eini­ge Ähn­lich­kei­ten zwi­schen dem sowje­ti­schen Kos­mis­mus und dem hin­du­isti­schen Pan­the­is­mus (vgl. S. 166f).

Die Erfor­schung para­nor­ma­ler Phä­no­me­ne und okkul­ter Aspek­te oder Poten­tia­le des mensch­li­chen Gei­stes wur­de in der UdSSR öffent­lich abge­lehnt (vor allem in der Sta­lin-Ära), aber gleich­zei­tig unter gro­ßer Geheim­hal­tung geför­dert und gepflegt; vor allem nach Sta­lin wur­de die­se For­schung zu einem inte­gra­len Bestand­teil der sowje­ti­schen „Wis­sen­schaft“ (vgl. S. 169). Vie­le wis­sen­schaft­li­che Ein­rich­tun­gen in der UdSSR ver­füg­ten neben den öffent­li­chen Abtei­lun­gen über wei­te­re gehei­me und unab­hän­gi­ge Abtei­lun­gen, die direkt von der sowje­ti­schen kom­mu­ni­sti­schen Par­tei­füh­rung oder dem KGB beauf­tragt wur­den. Die­se Sek­tio­nen inter­es­sier­ten sich auch für über­sinn­li­che und okkul­te Expe­ri­men­te (Bewußt­seins­er­wei­te­rung)… Die Popu­la­ri­tät der Para­psy­cho­lo­gie in der Gesell­schaft und in der wis­sen­schaft­li­chen Gemein­schaft der UdSSR in den 1960er- und 1970er-Jah­ren wird nicht nur durch die berüch­tig­ten Begeg­nun­gen von Leo­nid Bre­sch­new mit der Hei­le­rin Jew­ge­ni­ja „Dschuna“ Dawi­ta­schwi­li (1949–2015) belegt, son­dern auch durch eine Biblio­gra­fie von Schrif­ten über para­nor­ma­le Phä­no­me­ne, die zwi­schen 1969 und 1981 in wis­sen­schaft­li­chen Wer­ken ver­öf­fent­licht wur­den. Die­se Biblio­gra­phie (1993 in Mos­kau ver­öf­fent­licht) ent­hält 172 Titel über Tele­pa­thie, 237 über Bilo­ka­ti­on und Bio­en­er­gie, 58 Titel über „Pol­ter­geist“, 33 über Tele­ki­ne­se, 261 über phy­si­ka­li­sche Aspek­te para­nor­ma­ler Phä­no­me­ne (vgl. S. 174, Text und Fuß­no­te 72).

6.4. Esoterische Lehren nach dem Ende der UdSSR

In dem Auf­satz „Occult and Eso­te­ric Doc­tri­nes after the Col­lap­se of Com­mu­nism“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 259–272) stellt Demi­an Bel­ja­jew fest, daß im post­so­wje­ti­schen Ruß­land von 1990 bis 2012 das Chri­sten­tum nicht die domi­nie­ren­de Reli­gi­on gewe­sen sei. Mit dem Zusam­men­bruch des kom­mu­ni­sti­schen Systems haben sich auch alter­na­ti­ve spi­ri­tu­el­le und reli­giö­se Bewe­gun­gen aus­ge­brei­tet… Fern­se­hen, Pres­se und Bücher haben zur Ver­brei­tung von eso­te­ri­schen Über­zeu­gun­gen und Ideen, Magie, Para­psy­cho­lo­gie, Astro­lo­gie, reli­giö­sem Rela­ti­vis­mus und Neu­hei­den­tum bei­getra­gen… All dies stieß in das Vaku­um vor, das der Zusam­men­bruch des Kom­mu­nis­mus hin­ter­las­sen hat. Einer Sta­ti­stik zufol­ge folg­ten 2006 min­de­stens 45 Pro­zent der Men­schen in Ruß­land eso­te­ri­schen Über­zeu­gun­gen, 40 Pro­zent ver­tra­ten tra­di­tio­nel­le christ­li­che Ideen und 10 Pro­zent hin­gen wei­ter­hin dem szi­en­ti­sti­schen Mate­ria­lis­mus an.

6.5. Der Fall von Alexander Dugin

Dem Auf­satz „Occult Dis­si­dent Cul­tu­re: the case of Aleksan­dr Dugin“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 273–292) von Mark Sedgwick ent­neh­me ich nur eini­ge weni­ge Infor­ma­tio­nen, da ich dem Den­ken von Prof. Dugin bereits eini­ge Arti­kel gewid­met habe. Sedgwick (2012) defi­niert Dugin als den wich­tig­sten zeit­ge­nös­si­schen Ver­tre­ter des Eura­si­er­tums („Eura­sia­nism“) sowie als einen der Haupt­ver­tre­ter des Tra­di­tio­na­lis­mus („Tra­di­tio­na­lism“), d. h. jener fran­zö­si­schen Denk­schu­le des frü­hen 20. Jahr­hun­derts, die „okkul­te Wur­zeln“ hat und als eine Form der Eso­te­rik („a form of eso­te­ri­cism“) ange­se­hen wird (vgl. S. 273). Dug­ins „Tra­di­tio­na­lis­mus“ ist sowohl sowje­tisch als auch rus­sisch (vgl. S. 273). Sedgwick beschreibt ihn als rus­si­schen Natio­na­li­sten, anti­ame­ri­ka­nisch, anti­at­lan­tisch, Nost­al­gi­ker des Sowjet­im­pe­ri­ums („Soviet-impe­ri­al nost­al­gic“) (vgl. S. 274). Die Eura­si­sche Bewe­gung ist in gewis­sem Sin­ne die Nach­fol­ge­rin der Natio­nal­bol­sche­wi­sti­schen Par­tei, die Dugin 1993 zusam­men mit Edu­ard Limo­now (1943–2020) und Jegor Letow (1964–2008) gegrün­det hat. Die Eura­si­sche Bewe­gung ist Kreml-treu (vgl. S. 274). Dugin lehrt Sozio­lo­gie an der Staat­li­chen Uni­ver­si­tät Mos­kau (vgl. S. 275). er ist der Sohn eines Gene­rals des Rus­si­schen Mili­tär­ge­heim­dien­stes GRU. 1980, im Alter von 18 Jah­ren, schloß sich Alex­an­der Dugin einem Kreis („Iusch­in­ski-Kreis“) an, der in den 1960er Jah­ren von Jew­ge­ni Golo­win (1938–2010), Juri Mam­lew und Wla­di­mir Ste­panow gegrün­det wor­den war. Als Dugin bei­trat, wur­de der Zir­kel von Ste­panow gelei­tet. Der Zir­kel erforsch­te alle For­men des okkul­ten Wis­sens, dar­un­ter Yoga, Sufis­mus, die Wer­ke von Geor­gi Gur­di­jeff (1866–1949) (vgl. S. 277). Der Zir­kel wid­me­te sich „beson­de­ren“ Expe­ri­men­ten: Alko­hol­kon­sum, Sex… Dug­ins erste Frau, Jew­ge­ni­ja Debrjans­ka­ja (geb. 1953), lern­te er im „Iusch­in­ski-Kreis“ ken­nen. Sie war Mit­be­grün­de­rin der Ver­ei­ni­gung sexu­el­ler Min­der­hei­ten, die spä­ter zur Mos­kau­er Schwu­len- und Les­ben­uni­on wur­de (vgl. S. 278).

Im „Iusch­in­ski-Kreis“ lernt Dugin auch den eso­te­ri­schen Tra­di­tio­na­lis­mus von René Gué­non (1886–1951) und Juli­us Evo­la (1897–1974) ken­nen (vgl. S. 282). Dugin folgt dem ortho­do­xen Glau­bens­be­kennt­nis in Anleh­nung an die soge­nann­ten ortho­do­xen „Alt­gläu­bi­gen“ (vgl. S. 286) und ver­bin­det den west­li­chen eso­te­ri­schen Tra­di­tio­na­lis­mus mit dem rus­sisch-ortho­do­xen Chri­sten­tum (vgl. S. 288).

Sedgwick stellt fest, daß Dug­ins Eura­si­er­tum ursprüng­lich bereits in den 1920er Jah­ren in Prag, Ber­lin und Paris von rus­si­schen emi­grier­ten Intel­lek­tu­el­len pro­pa­giert wur­de, die die mora­li­sche Deka­denz und den kal­ten Ratio­na­lis­mus West­eu­ro­pas kri­ti­sier­ten (vgl. S. 289). Dugin iden­ti­fi­ziert Ame­ri­ka (USA) als Haupt­ver­tre­ter der Moder­ne und setzt damit gewis­ser­ma­ßen die Ära des Kal­ten Krie­ges aus rus­si­scher bzw. sowje­ti­scher Sicht fort (vgl. S. 290). Sedgwick argu­men­tiert, daß Dug­ins Eura­si­er­tum aus dem guenon­i­schen Tra­di­tio­na­lis­mus – oder Peren­nia­lis­mus – das Kon­zept der Ur-Reli­gi­on ablei­tet, das reli­giö­sen Plu­ra­lis­mus zuläßt, sodaß Dugin in sein eura­si­sches Pro­jekt nicht nur die rus­si­sche christ­li­che Ortho­do­xie, son­dern auch den Islam (der ehe­ma­li­gen Sowjet­re­pu­bli­ken sowie des Iran und der Tür­kei) und die Juden ein­be­zie­hen kann (vgl. S. 290).

Ein wei­te­res Merk­mal von Dug­ins Eura­si­er­tum ist das, was Sedgwick Apo­ka­lyp­tik nennt, d. h. das kom­men­de, unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Ende der Welt: Die Moder­ne und damit ihre Kri­se und Kor­rup­ti­on sei ein unum­kehr­ba­res Phä­no­men, mar­kie­re aber den Beginn eines neu­en Zyklus (vgl. S. 291)… In der Schluß­fol­ge­rung stellt Sedgwick fest, daß Dug­ins Posi­tio­nen von west­li­chen Intel­lek­tu­el­len stam­men („from cen­tral intellec­tu­al posi­ti­ons of Western ori­gin“): Der jun­ge Dugin ist an den Wer­ken west­li­cher Okkul­ti­sten oder Eso­te­ri­ker wie Gué­non und Evo­la geschult und über­nimmt das Eura­si­er­tum rus­si­scher Emi­gran­ten der 1920er Jah­re (vgl. S. 292). Sedgwick glaubt, daß Dugin in dem Sin­ne ein „Pro­dukt“ der sowje­ti­schen Kul­tur ist, daß er Ideen Macht zuschreibt. Sedgwick erzählt, daß Dugin bei einem Tref­fen zu ihm sag­te, Gué­non sei ein „ver­steck­ter Marx“ („an undis­co­ver­ed Marx“). Spä­ter fand Sedgwick her­aus, daß Dugin die­sen Aus­druck von dem fran­zö­si­schen Tra­di­tio­na­li­sten René Alleau über­nom­men hat­te (vgl. S. 292).

6.5.1 Weitere Überlegungen zum Fall Dugin

Dug­ins Fähig­keit, sol­che Gegen­sät­ze wie die christ­li­che Ortho­do­xie und den Gno­sti­zis­mus, den rus­si­schen Natio­na­lis­mus und die west­li­che Eso­te­rik zu ver­ei­nen, erin­nert an die coni­unc­tio oppo­si­torum, die bereits von den rus­si­schen Frei­mau­rern des 18. Jahr­hun­derts voll­zo­gen wur­de, die eben­falls ortho­do­xe Chri­sten waren, sich aber für die jüdi­sche Kab­ba­la, für Alche­mie und Magie begeisterten.

Sémén­off: Ein­füh­rung in den gehei­men Weg

Dug­ins Eura­si­er­tum erin­nert ein wenig an die Posi­tio­nen des rus­si­schen Eso­te­ri­kers Marc Sémén­off (1848–1968). 2020 ver­öf­fent­lich­te die Ben-Guri­on Uni­ver­si­ty of the Negev Press (Beer She­va, Isra­el) den Band „The Cos­mic Move­ment: Sources, Con­texts, Impact“, her­aus­ge­ge­ben von Julie Cha­jes und Boaz Huss (Hrsg.). In dem Auf­satz „From Mysti­cal Rus­sia to the Eura­si­an Home­land: Marc Sémén­off and the Cos­mic Move­ment“ (S. 277–305) schreibt Miche­le Olzi, daß Marc Sémén­off nach Anga­ben des fran­zö­si­schen Jour­na­li­sten Alex­an­dri­an Sara­ne (1927–2009) an den Séan­cen von Maria Nag­lows­ka­ja (1883–1936) teil­nahm, Toch­ter des rus­si­schen Gene­ral­leut­nants und Gou­ver­neurs von Kasan, Dmit­ri Nag­low­ski, der pol­nisch-deut­scher Abstam­mung war. Nag­lows­ka­ja, die der rus­si­schen Ari­sto­kra­tie ange­hör­te, ver­ließ Ruß­land bereits vor dem Ersten Welt­krieg, als sie sich mit ihrer Fami­lie über­warf, weil sie einen jüdi­schen Bür­ger­li­chen hei­ra­te­te. Ihr Mann, ein glü­hen­der Zio­nist, ver­ließ sie spä­ter und ging nach Palä­sti­na, wohin sie ihm nicht fol­gen woll­te. Nach Sta­tio­nen in Ber­lin, Genf und Rom, zog sie 1929 nach Paris, wo sie 1932 einen offen sata­ni­sti­schen Tem­pel und eine sexu­el­le Bru­der­schaft grün­de­te (vgl. S. 286–288). Sémén­off war zudem Mit­glied der „Kos­mi­schen Bewe­gung“ von Max Thé­on (vgl. S. 289), einer eso­te­ri­schen Grup­pe der Ritu­al­ma­gie (vgl. The Cos­mic Move­ment , a. a. O., S. 184–192), in der die „Kab­ba­la“ eine zen­tra­le Rol­le spiel­te (vgl. The Cos­mic Move­ment, a. a. O., S. 226f). Nach Sémén­off ist es mög­lich, den „Initia­ti­ons­zu­stand“, d. h. die Kom­mu­ni­ka­ti­on unse­res höhe­ren Selbst mit dem Gött­li­chen, durch die Spi­ri­tua­li­tät Asi­ens, ins­be­son­de­re durch hin­du­isti­sche Initia­ti­ons­ri­ten zu errei­chen (vgl. Olzi, a. a. O., S. 291ff). 1932 ver­öf­fent­lich­te Sémén­off „De l’In­de mysté­rieu­se à la Rus­sie mystique“. Ziel des Buches ist es, den Westen nach dem Vor­bild des Ostens (Ruß­land) zu ver­gei­sti­gen, d. h. „Eura­si­en“ zu ver­wirk­li­chen… Das wah­re Wis­sen, das West­eu­ro­pa ver­wan­delt und ret­tet, kommt aus dem Osten, also auch aus Ruß­land (vgl. S. 295–297). Zur wah­ren, eso­te­ri­schen Weis­heit, der die Ortho­do­xen am näch­sten ste­hen, müs­sen Katho­li­ken, Pro­te­stan­ten und Ortho­do­xe Zugang fin­den, um die inne­re Spal­tung der Chri­sten­heit zu über­win­den (vgl. S. 298)…

6.6. Die heidnische Wiedergeburt in der UdSSR, 1970er–1980er Jahre

In dem Auf­satz „The Rod­no­verie Move­ment: The Search for Pre-Chri­sti­an Ance­stry and the Occult“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 293–310) weist Mar­lè­ne Laruel­le auf das Vor­han­den­sein einer Bewe­gung in Sowjet­ruß­land hin, die sich „Rod­no­verie“ nann­te, was auf rus­sisch „alter Glau­be“ oder „Vater­glau­be“ bedeu­tet. Es han­delt sich prak­tisch um die vor­christ­li­che sla­wi­sche Reli­gi­on oder Reli­gio­si­tät. Die­se Rod­no­verie oder Rodis­mus will nicht als ‚Neu­hei­den­tum‘ defi­niert wer­den (vgl. S. 293), doch genau das trifft zu – sage ich. Die Rod­no­verie blickt wohl­wol­lend auf die alten „Vedas“ des Hin­du­is­mus (vgl. S. 294). Eini­ge rus­si­sche und ukrai­ni­sche Emi­gran­ten in den USA began­nen in den 1950er bis 1960er Jah­ren, die­se Men­ta­li­tät zu pro­pa­gie­ren: Die See­le Ruß­lands sei nicht die christ­li­che Ortho­do­xie, son­dern der Vedis­mus, d. h. das Neu­hei­den­tum (vgl. S. 294).

Rod­no­verie: rus­si­sches Neu­hei­den­tum angeb­lich vor­christ­li­cher „Veden“

Die Erfor­schung der „Veden“, der vor­christ­li­chen sla­wi­schen Tra­di­tio­nen, schien im Estab­lish­ment der UdSSR, von Sta­lin (1930er Jah­re) über Chruscht­schow (1960er Jah­re) bis in die 1980er Jah­re, auf ein gewis­ses Inter­es­se zu sto­ßen. Die sowje­ti­sche Pro­pa­gan­da woll­te die rus­si­sche Iden­ti­tät vom Chri­sten­tum abkop­peln, das als Erschei­nungs­form des Juden­tums ange­se­hen wur­de (vgl. S. 295). Zu Beginn der 1980er Jah­re ent­stand in der UdSSR die natio­na­li­sti­sche Bewe­gung „Pam­i­at“, die bis 1985 offen neu­heid­nisch und vedisch war und sich dann der Ortho­do­xie und mon­ar­chi­sti­schen Krei­sen näher­te (vgl. S. 295). Die „Rod­no­verie“ hat weder Dog­ma noch reli­giö­se Auto­ri­tät (vgl. S. 299), sie sucht eine inne­re Reli­gio­si­tät, lehnt das Chri­sten­tum ab, folgt einem reli­giö­sen Syn­kre­tis­mus (vgl. S. 300) und schließt auch Tele­pa­thie, öst­li­che Glau­bens­vor­stel­lun­gen wie Reinkar­na­ti­on ein (vgl. S. 301). Die stär­ker poli­ti­sier­ten Rod­no­verie-Bewe­gun­gen bezie­hen sich auch auf Evo­la und Gué­non (vgl. S. 301). Die Anhän­ger des Rodis­mus glau­ben, daß die Mensch­heit am Ran­de des Ruins steht, weil sie die spi­ri­tu­el­len Wer­te ver­leug­net, und wer­fen dies ins­be­son­de­re dem Chri­sten­tum vor, das sie als „anthro­po­zen­trisch“ bezeich­nen (vgl. S. 302)… Die Rod­no­verie prä­sen­tiert sich als eine Natur­re­li­gi­on, die die Umwelt, die Öko­lo­gie ver­tei­digt (vgl. S. 302)… In der Rod­no­verie gibt es auch Magie, Alche­mie, Kab­ba­la… Der Rodis­mus glaubt, daß Reli­gi­on ein okkul­tes Wis­sen ist, das in uns geweckt wer­den kann (vgl. S. 303). Es scheint para­dox, aber gera­de die Sowjet­zeit mit ihrem mili­tan­ten Athe­is­mus begün­stig­te die Idee eines zu erwar­ten­den, zu ent­decken­den Geheim­wis­sens (vgl. S. 304)… Beein­flußt von den öst­li­chen Reli­gio­nen, dem Bud­dhis­mus, dem Shin­to­is­mus und dem Hin­du­is­mus, wer­tet die Rod­no­verie die Eso­te­rik als höhe­res Wis­sen auf und nutz­te die Kampf­kün­ste, um den mensch­li­chen Geist zu stär­ken, Zugang zu höhe­ren Bewußt­seins­ebe­nen zu erhal­ten und ein rus­si­sches, sla­wi­sches „Bewußt­sein“ zu ent­wickeln (vgl. S. 305). Die Haupt­ri­tua­le der Rod­no­verie sei­en vor­christ­li­che Ritua­le und wür­den die Men­schen in Kon­takt mit der gött­li­chen Welt brin­gen (vgl. S. 307)… Die Rod­no­verie sei auch von Ideen der euro­päi­schen Roman­tik beein­flußt, ins­be­son­de­re durch die Beto­nung der Natur und der eige­nen Nati­on (vgl. S. 307). Die Rod­no­verie ist eine Eth­ni­sie­rung des Gött­li­chen, des Natio­na­lis­mus, der Wie­der­ent­deckung der Har­mo­nie zwi­schen Mensch und Natur, eine Ver­herr­li­chung der sla­wisch-ari­schen Eth­nie („Sla­vic-Aryan“), Ver­eh­rung von Mut­ter Erde („Mother Earth“), Auf­wer­tung des Okkul­ten, Ent­wick­lung ganz­heit­li­cher gei­sti­ger und kör­per­li­cher Tech­ni­ken, um Zugang zu höhe­ren Bewußt­seins­ebe­nen zu erhal­ten und mit den Göt­tern zu spre­chen (vgl. S. 309f)…

6.7. Der Teufel in der UdSSR

John Mil­tons Sata­nis­mus in der UdSSR

Nach dem Stu­di­en­band über New Age und Okkul­tis­mus in Ruß­land, her­aus­ge­ge­ben von Men­zel/Ha­ge­mei­ster/­Glat­zer-Rosen­thal, schau­en wir auf das Buch von Valen­tin Boss (1932–2015), „Mil­ton and the Rise of Rus­si­an Sata­nism“ (Uni­ver­si­ty of Toron­to Press, Toron­to-Buf­fa­lo-Lon­don 1991). Boss, Pro­fes­sor für Geschich­te an der McGill Uni­ver­si­ty in Mont­re­al, stellt fest, daß in Sowjet­ruß­land zur Zeit von Leo­nid Bre­sch­new (1906–1982), Gene­ral­se­kre­tär der KPdSU von 1964 bis 1982, der Satan des eng­li­schen Dich­ters John Mil­ton zum Hel­den gegen den west­li­chen Impe­ria­lis­mus erho­ben wur­de (vgl. S. XI). In den sowje­ti­schen Schu­len ist der pro­me­t­hei­sche Satan Mil­tons nicht mehr das böse Wesen, son­dern die Ver­kör­pe­rung der Frei­heits­lie­be (vgl. S. XXIV). 1977 geneh­mig­te das Bil­dungs­mi­ni­ste­ri­um der UdSSR in Kiew (Ukrai­ne) den Text „Pedago­gic Ana­ly­sis of the Art of John Mil­ton“ (vgl. S. 147). Die sowje­ti­schen Schü­ler soll­ten aus die­sem Buch ler­nen, daß Mil­tons Satan die Ver­kör­pe­rung der Frei­heits­lie­be und der Ideen des Huma­nis­mus und der Frei­heit dar­stellt (vgl. S. 148)… Boss zitiert eini­ge der Autoren die­ses Tex­tes (T. N. Gle­bo­wa, N. P. Kli­mow, B. B. Remi­zow) und die Haupt­in­itia­to­rin die­ser päd­ago­gi­schen Initia­ti­ve, N. M. Matu­zowa, Pro­fes­so­rin für eng­li­sche und ame­ri­ka­ni­sche Lite­ra­tur am Kie­wer Staat­li­chen Päd­ago­gi­schen Insti­tut für Fremd­spra­chen (vgl. S. 148). So gab es im sowje­ti­schen Kiew in den 1970er Jah­ren Anhän­ger des Mil­ton­schen Satans, der als anti­im­pe­ria­li­sti­scher [d. h. anti­ame­ri­ka­ni­scher, anti­west­li­cher], revo­lu­tio­nä­rer Held ver­stan­den wur­de (vgl. S. 149–151).

(Fort­set­zung folgt)

*Pater Pao­lo Maria Sia­no gehört dem Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta (FFI) an; der pro­mo­vier­te Kir­chen­hi­sto­ri­ker gilt als einer der besten katho­li­schen Ken­ner der Frei­mau­re­rei, der er meh­re­re Stan­dard­wer­ke und zahl­rei­che Auf­sät­ze gewid­met hat. Durch sei­ne Ver­öf­fent­li­chun­gen bringt er den Nach­weis, daß die Frei­mau­re­rei von Anfang an bis heu­te eso­te­ri­sche und gno­sti­sche Ele­men­te ent­hielt, die ihre Unver­ein­bar­keit mit der kirch­li­chen Glau­bens­leh­re begründen.

Übersetzung/​Fußnoten: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​MiL/​ROA (Screen­shots)

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