Freimaurerei und Esoterik in Rußland seit dem 18. Jahrhundert (Teil 5)

Kabbalistische Rosenkreuzer, Kosmisten und Neuheiden


Der eugenische Kosmismus von Konstantin Ziolkowksi in der Sowjetzeit
Der eugenische Kosmismus von Konstantin Ziolkowksi in der Sowjetzeit

Frei­mau­re­rei und Eso­te­rik in Ruß­land seit dem 18. Jahr­hun­dert (Teil 1)
Frei­mau­re­rei und Eso­te­rik in Ruß­land seit dem 18. Jahr­hun­dert (Teil 2)
Frei­mau­re­rei und Eso­te­rik in Ruß­land seit dem 18. Jahr­hun­dert (Teil 3)
Frei­mau­re­rei und Eso­te­rik in Ruß­land seit dem 18. Jahr­hun­dert (Teil 4)

Anzei­ge

Von Pater Pao­lo M. Siano*

6. New Age, Okkultismus, Esoterik in Rußland

Im Jahr 2012 ver­öf­fent­lich­te der Ver­lag Otto Sagner (Mün­chen, Ber­lin) „The New Age of Rus­sia. Occult and Eso­te­ric Dimen­si­ons“, her­aus­ge­ge­ben von Bir­git Men­zel, Micha­el Hage­mei­ster und Ber­nice Glat­zer Rosen­thal. Es ist eine Samm­lung von Stu­di­en über die Prä­senz des Okkul­ten und der Eso­te­rik in Ruß­land vor, wäh­rend und nach der Sowjet­ära, die von Lenin bis Gor­bat­schow reichte.

Schon lan­ge vor der bol­sche­wi­sti­schen Revo­lu­ti­on war die rus­si­sche Kul­tur tief von eso­te­ri­schen Ideen durch­drun­gen. Nach der Revo­lu­ti­on von 1917 wur­den okkul­te und eso­te­ri­sche Ideen in der Lite­ra­tur und den Wis­sen­schaf­ten mani­fest. Die sowje­ti­sche Regie­rung ent­mu­tig­te meta­phy­si­sche und eso­te­ri­sche Spe­ku­la­tio­nen und ver­bot sie sogar, wenn es nötig war, nutz­te die­se aber selbst für ihre eige­nen Zwecke und ging sogar so weit, die Erfor­schung des Okkul­ten zu för­dern. Unter Sta­lins Regime ver­schwand der Okkul­tis­mus von der öffent­li­chen Büh­ne, wur­de aber in der Post-Sta­lin-Ära im ver­bor­ge­nen wei­ter­ge­führt, bis er im post­so­wje­ti­schen Ruß­land (d. h. nach dem Ende der UdSSR) zu einem popu­lä­ren Phä­no­men wur­de. Vom Kos­mis­mus bis zum Scha­ma­nis­mus, von der Raum­er­for­schung bis zur jüdi­schen Kab­ba­la, vom Neu­hei­den­tum bis zur „Sci­ence-Fic­tion“ – das Feld ist weit (vgl. Bir­git Men­zel – Micha­el Hage­mei­ster – Ber­nice Glat­zer Rosen­thal (Hrsg.): The New Age of Rus­sia. Occult and Eso­te­ric Dimen­si­ons, Ver­lag Otto Sagner, Mün­chen – Ber­lin 2012, 4. Aufl.).

Wer­fen wir einen Blick auf eini­ge der Auf­sät­ze in die­sem Band.

6.1. Esoterik in Sowjetrußland in den 1920er und 1930er Jahren

In Kon­stan­tin Bur­mi­strows Auf­satz „The Histo­ry of Eso­te­ri­cism in Soviet Rus­sia in the 1920s-1930s“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 52–80) lesen wir, daß es im zari­sti­schen Ruß­land eso­te­ri­sche und frei­mau­re­ri­sche Orden gab, die dann von den bol­sche­wi­sti­schen bzw. sowje­ti­schen Behör­den ver­folgt wur­den, die auf die Ver­brei­tung des mili­tan­ten Athe­is­mus abziel­ten. In bestimm­ten sowje­ti­schen Sek­to­ren gab es jedoch wei­ter­hin ein dis­kre­tes Inter­es­se am Okkul­ten, das in den Dienst des athe­isti­schen Szi­en­tis­mus der UdSSR gestellt wur­de. In die­ser Mischung aus Okkul­tis­mus und Szi­en­tis­mus fin­den wir: kos­mi­sti­sche (pan­the­isti­sche) Phi­lo­so­phie; abso­lu­ten Glau­ben an den Men­schen und sei­ne Fähig­keit, sich die Natur unter­tan zu machen; Tele­pa­thie, Tele­ki­ne­se; Ver­län­ge­rung des mensch­li­chen Lebens, Auf­er­ste­hung der Toten (aber ohne einen tran­szen­den­ten Gott)… Die sowje­ti­schen Okkul­ti­sten („the Soviet occul­tists“) kon­zen­trier­ten sich auf expe­ri­men­tel­le Metho­den, ein­schließ­lich Magie. Wäh­rend es den Eso­te­ri­kern des Zaren­rei­ches mehr um das per­sön­li­che spi­ri­tu­el­le Wachs­tum und die Kennt­nis der Psy­che ging, woll­ten die sowje­ti­schen Okkul­ti­sten oder Eso­te­ri­ker ler­nen, wie man die Natur und den Men­schen beein­flus­sen und kon­trol­lie­ren kön­ne. Im Sowjet­ruß­land der frü­hen 1920er Jah­re gab es eso­te­ri­sche Grup­pen, die sich um ihre Lega­li­sie­rung bemüh­ten. Sie woll­ten der kom­mu­ni­sti­schen Sache die­nen. Ande­re eso­te­ri­sche Grup­pen zogen es hin­ge­gen vor, im Unter­grund zu agie­ren (vgl. S. 53).

Bur­mi­strow zufol­ge waren die eso­te­ri­schen Grup­pen, die zwi­schen den 1920er und 1930er Jah­ren in Sowjet­ruß­land exi­stier­ten, kei­ne Fort­füh­rung der frü­he­ren Grup­pen, son­dern wur­den erst zu die­ser Zeit gegrün­det. Aller­dings räumt Bur­mi­strow spä­ter „Kon­tak­te“ zwi­schen den bei­den Grup­pen ein… Die­se neue Grup­pen ziel­ten dar­auf ab, alte „Tra­di­tio­nen“ wie­der­zu­be­le­ben (Gno­sti­ker, Temp­ler, Rosen­kreu­zer…). Infor­ma­tio­nen über die­se Grup­pen befin­den sich in den Archi­ven der ver­schie­de­nen sowje­ti­schen Geheim­po­li­zei­en, die wäh­rend des UdSSR-Regimes auf­ein­an­der folg­ten (OGPU, NKWD, MGB, KGB), aber der Zugang zu den mei­sten die­ser Archi­ve ist For­schern ver­wehrt (vgl. S. 54f).

Gre­gor Baron Möbes

Bur­mi­strow erwähnt eso­te­ri­sche Per­sön­lich­kei­ten und Grup­pen im zari­sti­schen, vor­so­wje­ti­schen Ruß­land des ersten und zwei­ten Jahr­zehnts des 20. Jahr­hun­derts. Der Deutsch­bal­te Baron Gri­go­ri Otto­no­witsch Mebes, eigent­lich Gre­gor Möbes, (1868–1934), Mathe­ma­ti­ker, Phy­si­ker, pro­mi­nen­te Figur der rus­si­schen Eso­te­rik, war Gene­ral­inspek­tor eines Zweigs des fran­zö­si­schen Mar­ti­nis­mus. Um 1912 erklär­te er die Unab­hän­gig­keit der rus­si­schen Mar­ti­ni­sten. Auf die eine oder ande­re Wei­se waren die Eso­te­ri­ker (Anfüh­rer und Akti­vi­sten) der 1920er Jah­re in der UdSSR mit Mebes und sei­nem Mar­ti­ni­sti­schen System ver­bun­den. Der Rus­si­sche Mar­ti­ni­sten­or­den von Mebes setz­te sei­ne Tätig­keit wäh­rend des Bür­ger­kriegs und in den ersten Jah­ren des Sowjet­re­gimes fort (vgl. S. 56f).

Boris Astro­mow (Kirit­schen­ko, 1883–1941?), ein Rechts­an­walt und Schü­ler von Cesa­re Lom­bro­so, trat 1909 einer ita­lie­ni­schen Frei­mau­rer­lo­ge bei. Im Jahr 1919 ernann­te ihn Mebes zum Gene­ral­inspek­tor sei­nes rus­si­schen Mar­ti­ni­sten­or­dens. Im Jahr 1921 ver­ließ Astro­mow die Orga­ni­sa­ti­on auf­grund von Unstim­mig­kei­ten und grün­de­te eine auto­no­me Grup­pe rus­si­scher Frei­mau­rer. Im Jahr 1925 nahm er Kon­takt zur sowje­ti­schen Geheim­po­li­zei auf und gab ihr detail­lier­te Infor­ma­tio­nen über die in Ruß­land täti­gen eso­te­ri­schen Krei­se. Dies führ­te 1926 zu einer anti-okkul­ti­sti­schen Raz­zia des sowje­ti­schen Regimes (vgl. S. 58).

Bur­mi­strow beschreibt vier eso­te­ri­sche Grup­pen, die im frü­hen Sowjet­ruß­land tätig waren.

1) Der Orden Emesch Redivivus

Die­ser Orden wur­de 1926 in Mos­kau von dem Öko­no­men und Okkul­ti­sten Jew­ge­ni Kar­lo­witsch Teger (1890–1940) und Wadim Kar­lo­witsch Tschechow­ski (1902–1929), einem Meteo­ro­lo­gen und Phy­si­ker, gegrün­det, der sich für Tele­pa­thie und Para­psy­cho­lo­gie inter­es­sier­te (vgl. S. 59). Der Begriff „Redi­vi­vus“ bezeich­ne­te die Wie­der­ge­burt auf den drei Ebe­nen des Seins, der men­ta­len, astra­len und phy­si­schen, sym­bo­li­siert durch die drei Mut­ter­buch­sta­ben des hebräi­schen Alpha­bets nach der hebräi­schen kab­ba­li­sti­schen Mystik des Buches Sefer Jet­zi­ra (die drei Buch­sta­ben Aleph, Mem, Schin bil­den das Akro­sti­chon Emesch). Anfangs war der Emesch-Orden mit dem Mar­ti­ni­sten­or­den aus der Zeit vor der Revo­lu­ti­on 1917 ver­bun­den, der von Czyn­ski und Mebes gelei­tet wur­de. Zwi­schen 1900 und 1910 exi­stier­te in St. Peters­burg ein Orden mit dem Namen „Emesch“, von dem der Mos­kau­er Orden in den 1920er Jah­ren die Ein­wei­hungs- und Initia­ti­ons­li­te­ra­tur erhielt. Die Mit­glie­der des Mos­kau­er Emesch prä­sen­tier­ten sich als Rosen­kreu­zer, d. h. als ein Zweig des rus­si­schen Zweigs des Kab­ba­li­sti­schen Ordens der Rose und des Kreu­zes, der sei­nen Sitz in Frank­reich hat­te und in Ruß­land von dem oben erwähn­ten Mebes gelei­tet wur­de (vgl. S. 60).

Der Orden Emesch ver­band den dama­li­gen sowje­ti­schen Szi­en­tis­mus mit eso­te­ri­schem Wis­sen, um Magie zu schaf­fen oder neu zu erschaf­fen, die sowohl die mate­ri­el­le Welt als auch alle Ebe­nen des Seins im gesam­ten Uni­ver­sum beein­flus­sen konn­te (vgl. S. 60). Als okkul­ter Orden war der Emesch in der UdSSR ver­bo­ten. Er erhielt jedoch den recht­li­chen Sta­tus eines wis­sen­schaft­li­chen Labors für Tele­pa­thie­for­schung, das eng mit dem Neu­ro­lo­gi­schen Insti­tut („Brain Insti­tu­te“) der Sowje­ti­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten ver­bun­den war (vgl. S. 61f). Das unter­ir­di­sche Labor des Emesch wur­de absicht­lich in der Nähe einer Zen­tra­le der sowje­ti­schen Geheim­po­li­zei ein­ge­rich­tet, wo die Opfer gefol­tert und ermor­det wur­den. Ihr Blut floß und ermög­lich­te es den „For­schern“ – nach okkul­ti­sti­schem Glau­ben –, Gei­ster, Ele­men­te oder Lar­ven der Natur anzu­zie­hen und ein­zu­fan­gen… Tschechow­ski führ­te in die­sem Labor schwarz­ma­gi­sche Expe­ri­men­te durch, die die „Ziel­per­so­nen“ in den Tod oder in den Wahn­sinn trie­ben (vgl. S. 62). Im Jahr 1928 wur­de Emesch ent­deckt und sei­ne Mit­glie­der ver­haf­tet (vgl. S. 61).

2) Der Orden „Orion-Khermorion“ (der Orden der Moskauer Rosenkreuzer und Manichäer)

Kab­ba­li­sti­scher Rosenkreuzerorden

Er wur­de 1916 als Orden von Ori­on“ gegrün­det. Im Jahr 1926 wur­de er unter dem Namen „Ori­on-Kher­mori­on“ umstruk­tu­riert. Im Jahr 1933 wur­de der Orden von der sowje­ti­schen Geheim­po­li­zei (NKWD) ent­deckt und zer­schla­gen. Ent­ge­gen der übli­chen Vor­ge­hens­wei­se beschlag­nahm­te das NKWD nicht das Archiv des Ordens, das als Teil einer gro­ßen Pri­vat­samm­lung erhal­ten blieb. Eini­ge Mit­glie­der des Ori­on-Kher­mori­on-Ordens setz­ten ihre eso­te­ri­schen Akti­vi­tä­ten bis in die 1970er Jah­re fort (vgl. S. 65f). Maria Wadi­mow­na Doro­go­wa, eigent­lich von Meng­den, (1889–1981/82) spiel­te sowohl im Ori­on-Kher­mori­on-Orden als auch im Temp­ler­or­den eine wich­ti­ge Rol­le (vgl. S. 66, Fuß­no­te 37). Die Mit­glie­der des Ori­on-Kher­mori­on-Ordens stu­dier­ten Okkul­tis­mus und Magie und prak­ti­zier­ten zere­mo­ni­el­le Magie (vgl. S. 66). In einem der Ritua­le beschwor die­ser Orden das „Gro­ße Tele­ma, die Geist-Mate­rie des mani­fe­sten Uni­ver­sums“… Und es wur­de unter ande­rem bekräf­tigt, daß: die Abgrün­de des Kos­mos in dem Ein­ge­weih­ten woh­nen, der eins mit dem Uni­ver­sum ist… Sie beschwo­ren auch „die Gro­ße Erde“ als „Prin­zip von Tod und Wie­der­ge­burt“, das „die Mate­rie ver­schlingt und dem Geist die Tore der Frei­heit öff­net“ (vgl. S. 69f). Wie die Gno­sti­ker und Manich­ä­er glaub­ten auch die Mit­glie­der des Ori­on-Kher­mori­on-Ordens, die Rosen­kreu­zer, an den kos­mi­schen Kampf zwi­schen den Kräf­ten des Lichts und den Kräf­ten der Fin­ster­nis, zwi­schen dem Prin­zip des Guten und dem Prin­zip des Bösen (vgl. S. 70f). Die­se Rosen­kreu­zer waren davon über­zeugt, daß die „höhe­ren Kräf­te“, mit denen sie Kon­takt such­ten (d. h. die Her­ren des Astral­ele­ments und „Luzi­fer“, den sie für das ewig aus­glei­chen­de Prin­zip hiel­ten), an sich weder gut noch böse sind, son­dern daß der Wil­le des Adep­ten dar­über ent­schei­det, ob er sie für das Gute oder das Böse ein­setzt… Des­halb schrieb der Orden des Ori­on-Kher­mer­i­on vor, daß jeder Rosen­kreu­zer zwei „Ein­wei­hun­gen“ durch­lau­fen soll­te: die Licht­ein­wei­hung und die dunk­le Ein­wei­hung („White and Black initia­ti­ons“), um bei­de Kräf­te, die des Lichts und die der Dun­kel­heit, kon­trol­lie­ren zu kön­nen (vgl. S. 71).

3) Der Orden Lux Astralis

Der Orden Lux Astra­lis, eine neo-rosen­kreu­ze­ri­sche Grup­pe, die 1911 von Boris Michai­lo­witsch Subak­in (1894–1938), einem Dich­ter, Bild­hau­er und Archäo­lo­gen, gegrün­det wur­de. Als er 1922 von der sowje­ti­schen Poli­zei ver­haf­tet wur­de, behaup­te­te der Eso­te­ri­ker Subak­in, er habe als Kind ent­deckt, daß zu sei­nen Vor­fah­ren spi­ri­tu­el­le Rit­ter, Prin­zen der jüdi­schen Kab­ba­la, Mysti­ker und Frei­mau­rer gehör­ten (vgl. S. 72f).

4) Der Moskauer Templerorden

Apol­lon Karelin

Der Mos­kau­er Temp­ler­or­den wur­de 1920 von Apol­lon Kare­lin (1863–1926) gegrün­det, einem Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler, Juri­sten und anar­chi­sti­schen Theo­re­ti­ker, der 1917 nach mehr als zehn Jah­ren Exil nach Ruß­land zurück­ge­kehrt war. Bur­mi­strow zufol­ge hat­te die­se Temp­ler­grup­pe im Gegen­satz zu ihren Vor­gän­gern kei­nen Hang zum Okkul­tis­mus und zur Magie, son­dern eher zum Gno­sti­zis­mus. Die­se Mos­kau­er Temp­ler ziel­ten auf die Ver­voll­komm­nung des Selbst und der Gesell­schaft ab… sie ver­ban­den „mysti­sches“ Wis­sen mit wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen… sie bekräf­tig­ten den Kampf zwi­schen dem Licht des Wis­sens und der Dun­kel­heit der Unwis­sen­heit… Sie ver­such­ten zu ver­ei­nen: die christ­li­che Ethik, die Prin­zi­pi­en des anti­ken Gno­sti­zis­mus und das wis­sen­schaft­li­che Wis­sen über die Welt… Das Ziel die­ses Temp­ler­or­dens war vor allem ethisch und gesell­schafts­po­li­tisch (vgl. S. 73f).

Einer der wich­tig­sten Mit­ar­bei­ter Kare­lins, spä­ter sein Nach­fol­ger, war Alex­ei Alex­an­d­ro­witsch Solo­no­witsch (1887–1937), ein Dich­ter, Mathe­ma­ti­ker und Theo­re­ti­ker eines „mysti­schen“ Anar­chis­mus… Solo­no­witsch schrieb ein Manu­skript (auf rus­sisch), das nie ver­öf­fent­licht, aber spä­ter beschlag­nahmt wur­de, mit dem Titel „Baku­nin und der Kult von Jald­ab­aoth“… Solo­no­witsch stellt Jald­ab­aoth als den Pro­to-Archon, den (gno­sti­schen) Demi­ur­gen, einen rebel­li­schen Engel, die „Per­so­ni­fi­zie­rung“ Satans, eines der Gesich­ter des Teu­fels dar… Solo­no­witsch zufol­ge waren die Bol­sche­wi­ken von den Dämo­nen der Macht und somit von den Engeln Jald­ab­aoths beses­sen… Solo­no­witsch nahm kei­ne Mit­glie­der der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei in sei­nen Orden auf (vgl. S. 75f). Die­ser Mos­kau­er Temp­ler­or­den umfaß­te wei­te­re „Orden“, dar­un­ter den zen­tra­len „Orden des Lichts“ (gegrün­det 1923), des­sen Anfüh­rer Solo­no­witsch selbst war. Die­se Temp­ler wur­den wäh­rend des sta­li­ni­sti­schen „Gro­ßen Ter­rors“ von 1937/​38 phy­sisch ver­nich­tet. Eini­ge von ihnen über­leb­ten und ver­such­ten in den 1950er Jah­ren ver­geb­lich, die Akti­vi­tä­ten des Lichtor­dens wie­der auf­zu­neh­men (vgl. S. 78f).

6.2. Der Kosmismus von Konstantin Ziolkowski

In dem Auf­satz „Kon­stan­tin Ziol­kow­ski und die okkul­ten Wur­zeln der sowje­ti­schen Raum­fahrt“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 135–149) schreibt Micha­el Hage­mei­ster, daß Kon­stan­tin Ziol­kow­ski (1857–1935), der „Vater“ oder bes­ser „Groß­va­ter“ der sowje­ti­schen Raum­fahrt, von der sowje­ti­schen Pro­pa­gan­da beson­ders nach sei­nem Tod als Held gefei­ert wur­de. Die Sowjets setz­ten ihm ein Denk­mal, und sein Haus wur­de in ein Muse­um umge­wan­delt. Weni­ger bekannt ist viel­leicht die Tat­sa­che, daß Ziol­kow­ski eine Phi­lo­so­phie namens Kos­mis­mus ent­wickelt hat­te. Er schrieb einen Kom­men­tar zu den vier Evan­ge­li­en aus der Sicht des „wis­sen­schaft­li­chen Glau­bens“, in dem er ver­such­te, die Gestalt Jesu zu ent­my­tho­lo­gi­sie­ren… Ziol­kow­ski betrach­te­te sei­ne eige­ne Phi­lo­so­phie als die eines Genies und eines Erlö­sers… Er hielt sich für einen Cha­ris­ma­ti­ker, einen Erleuch­te­ten wie Bud­dha, Pla­ton, Jesus, New­ton (S. 135–138). Ziol­kow­ski theo­re­ti­sier­te die Aus­brei­tung der Mensch­heit in den Welt­raum, sogar zur Rege­ne­ra­ti­on des mensch­li­chen Kör­pers… Neben der Theo­rie der kos­mi­schen Evo­lu­ti­on bekräf­tig­te Ziol­kow­ski die Voll­kom­men­heit der mensch­li­chen Eth­nie, die das gesam­te Uni­ver­sum bevöl­kern wür­de… Die mensch­li­che Eth­nie wür­de ihre Kör­per­lich­keit ver­lie­ren, indem sie sich in ein Ener­gie- oder Strah­lungs­zen­trum ver­wan­delt und dann unsterb­lich in der Zeit und unend­lich im Raum wird (vgl. S. 138f).

Kon­stan­tin Ziolkowski

Ziol­kow­skis Fort­schritts­glau­be (kos­mi­sti­scher Pro­gres­si­vis­mus) hat­te schreck­li­che Fol­gen: Er erklär­te, daß alles, was Spu­ren von Unvoll­kom­men­heit, Lei­den oder Irra­tio­na­li­tät auf­wies, aus dem Uni­ver­sum ent­fernt wer­den soll­te… Alle unvoll­kom­me­nen und lei­den­den Lebens­for­men – Tie­re, Pflan­zen und sogar Men­schen – soll­ten eli­mi­niert wer­den… Nach Ziol­kow­skis Ansicht soll­ten die Pla­ne­ten mit der voll­kom­me­nen Eth­nie bevöl­kert wer­den (vgl. S. 139f).

Ziol­kow­skis Kos­mis­mus ent­hält auch Ideen, die aus „okkul­ten“ Phi­lo­so­phien und Tra­di­tio­nen stam­men. Er war ein Pan­psy­chist (Alles lebt!) und war davon über­zeugt, daß im Gehirn einer hoch­ent­wickel­ten Lebens­form das Atom bewußt wird; und daß sich das Atom im Gehirn des hoch­ent­wickel­ten Wesens in eine irrever­si­ble Form beson­de­rer Ener­gie ver­wan­delt, die kos­mi­sches und tele­pa­thi­sches Bewußt­sein hat. Der Mensch sei nichts ande­res als ein Kom­plex von Atom­gei­stern, die ster­ben, um sich dann ent­spre­chend der kos­mi­schen Evo­lu­ti­on und dem Stre­ben nach Glück in voll­kom­me­ne­re „Rei­che“ umzu­struk­tu­rie­ren… Nach Ziol­kow­ski ist der Tod nur eine Illu­si­on des armen mensch­li­chen Ver­stan­des… Den Tod gebe es nicht… Das Uni­ver­sum sei so auf­ge­baut, daß es nicht nur unsterb­lich ist, son­dern daß alle sei­ne Tei­le leben­dig sind… Das Uni­ver­sum hat weder Anfang noch Ende (vgl. S. 141). Ziol­kow­ski bezeich­ne­te sich selbst als „Monist“, bejah­te die Unsterb­lich­keit der Mate­rie und die Unun­ter­scheid­bar­keit von Geist und Mate­rie (vgl. S. 142, Fuß­no­te 28). Merk­wür­di­ger­wei­se hat­te Ziol­kow­ski „spi­ri­ti­sti­sche“ Über­zeu­gun­gen: Er glaub­te, daß das Uni­ver­sum von einem wohl­wol­len­den, all­mäch­ti­gen, leben­di­gen, ratio­na­len Wesen erschaf­fen wur­de… Er glaub­te auch an die Exi­stenz unsterb­li­cher, kör­per­lo­ser Wesen, die höher ent­wickelt waren als die Men­schen… Kurz gesagt, an „engel­haf­te“ Wesen, die auch in das mensch­li­che Leben ein­grif­fen… Er gab zu, daß er sich häu­fig mit sol­chen Engeln unter­hielt (vgl. S. 142f).

In jüng­ster Zeit wur­de der gno­sti­sche und theo­so­phi­sche Ein­fluss auf Ziol­kow­skis Den­ken unter­sucht. Jahr­zehn­te­lang waren sol­che For­schun­gen in der UdSSR „tabu“. Die Stadt Kalu­ga, in der Ziol­kow­ski leb­te, war zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts nach St. Peters­burg das größ­te Zen­trum der Theo­so­phie. Ab 1905 wur­den vie­le theo­so­phi­sche Schrif­ten in Kalu­ga im Lotos-Ver­lag ver­öf­fent­licht. In ihnen wur­den Theo­rien wie kos­mi­sches Den­ken, kos­mi­sches Bewußt­sein, Bür­ger des Uni­ver­sums, ganz­heit­li­ches Den­ken als Syn­the­se von Wis­sen­schaft, Reli­gi­on und Phi­lo­so­phie ver­tre­ten (vgl. S. 143).

Ziol­kow­skis Behaup­tung, mit über­ent­wickel­ten Wesen­hei­ten kom­mu­ni­zie­ren zu kön­nen, erin­nert an Hele­na Petrow­na Blava­ts­kys (eigent­lich Hele­na von Hahn-Rot­ten­stein) Behaup­tung, einer Ruß­land­deut­schen, mit den Unsicht­ba­ren Mei­stern kom­mu­ni­zie­ren zu kön­nen (vgl. S. 143f)… Ziol­kow­skis Vor­stel­lung, daß ein Teil der Mensch­heit hoch­ent­wickelt wird und sich schließ­lich in Licht­strah­len ver­wan­delt, ist ein zen­tra­les The­ma in der Gno­sis und fin­det sich in der Theo­so­phie und Anthro­po­so­phie (vgl. S. 144).

Ziol­kow­ski ist nicht der ein­zi­ge Raum­fahrt­theo­re­ti­ker, der star­ke okkul­ti­sti­sche Kon­no­ta­tio­nen hat­te. Wie läßt sich die­se Ver­bin­dung von wis­sen­schaft­li­chem und eso­te­ri­schem Inter­es­se erklä­ren? Man könn­te sagen, daß die Idee der „räum­li­chen“ Erobe­rung des Him­mels die magi­sche Idee der mensch­li­chen Selbst­ver­voll­komm­nung und Selbst­ver­gött­li­chung impli­ziert. Wis­sen­schaft und Tech­nik wur­den von ver­schie­de­nen Zeit­ge­nos­sen Ziol­kow­skis in einem magi­schen und gno­sti­schen Sin­ne ver­stan­den. Das Ziel der Wis­sen­schaft­ler und Inge­nieu­re war eher magisch als wis­sen­schaft­lich: die Natur­ge­set­ze zu über­win­den, Arten und Ele­men­te zu ver­wan­deln, die abso­lu­te Herr­schaft über Raum und Zeit zu erlan­gen, in neue Dimen­sio­nen vor­zu­sto­ßen, einen all­mäch­ti­gen und unsterb­li­chen Über­men­schen zu schaf­fen (vgl. S. 146). Hage­mei­ster stellt fest, daß auch heu­te (2012) in Ruß­land noch ein magisch-eso­te­ri­sches Ver­ständ­nis von Wis­sen­schaft und Tech­nik vor­herrscht (vgl. S. 148). Der rus­si­sche Kos­mis­mus prä­sen­tiert durch einen Mate­rie-Geist-Evo­lu­tio­nis­mus eine Mensch­heit, die in der Lage ist, einen gött­li­chen „Sta­tus“ zu errei­chen (vgl. S. 149).

6.3. Esoterische Bewegungen in Rußland zwischen den 1960er und 1980er Jahren

In dem Auf­satz „Occult and Eso­te­ric Move­ments in Rus­sia from the 1960s to the 1980s“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 151–185) stellt Bir­git Men­zel fest, daß trotz der har­ten Repres­sio­nen wäh­rend der Sta­lin-Ära die okkul­te und eso­te­ri­sche Tra­di­ti­on des frü­hen 20. Jahr­hun­derts Sowjet­ruß­lands nie erlo­schen ist. Theo­so­phie und Anthro­po­so­phie tru­gen zum okkul­ten „revi­val“ in den 1960er Jah­ren bei. Die eso­te­ri­sche und okkul­te Kul­tur („occul­tu­re“) tauch­te in der UdSSR in den 1960er und 1970er Jah­ren wie­der auf, vor allem durch die Wie­der­ent­deckung von: Gurd­jieff, Nicho­las und Hele­na Rörich, der erwähn­ten Madame Blava­ts­ky, öst­li­chen Reli­gio­nen, alter eso­te­ri­scher Phi­lo­so­phie, christ­li­cher Mystik und Sufis­mus. Eine wei­te­re Ursa­che ist in den Kon­tak­ten mit Hei­lern, „Gurus“ und Scha­ma­nen aus öst­li­chen Län­dern inner­halb der Gren­zen der UdSSR zu sehen (vgl. S. 152f).

Hele­na und Nicho­las Rörich

Dank der freund­schaft­li­chen Bezie­hun­gen zwi­schen der UdSSR und Indi­en waren sogar grund­le­gen­de Tex­te über öst­li­che Reli­gio­nen (Hin­du­is­mus, Bud­dhis­mus, Yoga-„Philosophie“) für die sowje­ti­sche Öffent­lich­keit zugäng­lich (vgl. S. 153f). Aller­dings wur­den eso­te­ri­sche Inter­es­sen von ver­schie­de­nen Krei­sen unter gro­ßer Geheim­hal­tung gepflegt, da die Gefahr bestand, ver­haf­tet und in Gulags oder psych­ia­tri­schen Anstal­ten ein­ge­sperrt zu wer­den (vgl. S. 161).

Die sowje­ti­sche Poli­tik in bezug auf Yoga war wider­sprüch­lich. Einer­seits ver­ur­teil­ten die sowje­ti­schen Behör­den Yoga öffent­lich als eine für die psy­cho­phy­si­sche Gesund­heit schäd­li­che Tech­nik und sogar als eine von west­li­chen Fein­den ver­brei­te­te Tech­nik zur Unter­gra­bung des sowje­ti­schen Gei­stes und der sowje­ti­schen Macht. Ande­rer­seits för­der­ten hohe sowje­ti­sche Hier­ar­chien in klei­nen medi­zi­ni­schen Ein­rich­tun­gen Yoga-Expe­ri­men­te zur Ent­deckung und Ent­wick­lung des okkul­ten mensch­li­chen Poten­ti­als. Wis­sen­schaft­ler und kom­mu­ni­sti­sche Par­tei­füh­rer inter­es­sier­ten sich sehr für Yoga­tech­ni­ken, die für Astro­nau­ten und Sport­ler nütz­lich sein könn­ten. Zwei­fel­los gab es zumin­dest eini­ge Ähn­lich­kei­ten zwi­schen dem sowje­ti­schen Kos­mis­mus und dem hin­du­isti­schen Pan­the­is­mus (vgl. S. 166f).

Die Erfor­schung para­nor­ma­ler Phä­no­me­ne und okkul­ter Aspek­te oder Poten­tia­le des mensch­li­chen Gei­stes wur­de in der UdSSR öffent­lich abge­lehnt (vor allem in der Sta­lin-Ära), aber gleich­zei­tig unter gro­ßer Geheim­hal­tung geför­dert und gepflegt; vor allem nach Sta­lin wur­de die­se For­schung zu einem inte­gra­len Bestand­teil der sowje­ti­schen „Wis­sen­schaft“ (vgl. S. 169). Vie­le wis­sen­schaft­li­che Ein­rich­tun­gen in der UdSSR ver­füg­ten neben den öffent­li­chen Abtei­lun­gen über wei­te­re gehei­me und unab­hän­gi­ge Abtei­lun­gen, die direkt von der sowje­ti­schen kom­mu­ni­sti­schen Par­tei­füh­rung oder dem KGB beauf­tragt wur­den. Die­se Sek­tio­nen inter­es­sier­ten sich auch für über­sinn­li­che und okkul­te Expe­ri­men­te (Bewußt­seins­er­wei­te­rung)… Die Popu­la­ri­tät der Para­psy­cho­lo­gie in der Gesell­schaft und in der wis­sen­schaft­li­chen Gemein­schaft der UdSSR in den 1960er- und 1970er-Jah­ren wird nicht nur durch die berüch­tig­ten Begeg­nun­gen von Leo­nid Bre­sch­new mit der Hei­le­rin Jew­ge­ni­ja „Dschuna“ Dawi­ta­schwi­li (1949–2015) belegt, son­dern auch durch eine Biblio­gra­fie von Schrif­ten über para­nor­ma­le Phä­no­me­ne, die zwi­schen 1969 und 1981 in wis­sen­schaft­li­chen Wer­ken ver­öf­fent­licht wur­den. Die­se Biblio­gra­phie (1993 in Mos­kau ver­öf­fent­licht) ent­hält 172 Titel über Tele­pa­thie, 237 über Bilo­ka­ti­on und Bio­en­er­gie, 58 Titel über „Pol­ter­geist“, 33 über Tele­ki­ne­se, 261 über phy­si­ka­li­sche Aspek­te para­nor­ma­ler Phä­no­me­ne (vgl. S. 174, Text und Fuß­no­te 72).

6.4. Esoterische Lehren nach dem Ende der UdSSR

In dem Auf­satz „Occult and Eso­te­ric Doc­tri­nes after the Col­lap­se of Com­mu­nism“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 259–272) stellt Demi­an Bel­ja­jew fest, daß im post­so­wje­ti­schen Ruß­land von 1990 bis 2012 das Chri­sten­tum nicht die domi­nie­ren­de Reli­gi­on gewe­sen sei. Mit dem Zusam­men­bruch des kom­mu­ni­sti­schen Systems haben sich auch alter­na­ti­ve spi­ri­tu­el­le und reli­giö­se Bewe­gun­gen aus­ge­brei­tet… Fern­se­hen, Pres­se und Bücher haben zur Ver­brei­tung von eso­te­ri­schen Über­zeu­gun­gen und Ideen, Magie, Para­psy­cho­lo­gie, Astro­lo­gie, reli­giö­sem Rela­ti­vis­mus und Neu­hei­den­tum bei­getra­gen… All dies stieß in das Vaku­um vor, das der Zusam­men­bruch des Kom­mu­nis­mus hin­ter­las­sen hat. Einer Sta­ti­stik zufol­ge folg­ten 2006 min­de­stens 45 Pro­zent der Men­schen in Ruß­land eso­te­ri­schen Über­zeu­gun­gen, 40 Pro­zent ver­tra­ten tra­di­tio­nel­le christ­li­che Ideen und 10 Pro­zent hin­gen wei­ter­hin dem szi­en­ti­sti­schen Mate­ria­lis­mus an.

6.5. Der Fall von Alexander Dugin

Dem Auf­satz „Occult Dis­si­dent Cul­tu­re: the case of Aleksan­dr Dugin“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 273–292) von Mark Sedgwick ent­neh­me ich nur eini­ge weni­ge Infor­ma­tio­nen, da ich dem Den­ken von Prof. Dugin bereits eini­ge Arti­kel gewid­met habe. Sedgwick (2012) defi­niert Dugin als den wich­tig­sten zeit­ge­nös­si­schen Ver­tre­ter des Eura­si­er­tums („Eura­sia­nism“) sowie als einen der Haupt­ver­tre­ter des Tra­di­tio­na­lis­mus („Tra­di­tio­na­lism“), d. h. jener fran­zö­si­schen Denk­schu­le des frü­hen 20. Jahr­hun­derts, die „okkul­te Wur­zeln“ hat und als eine Form der Eso­te­rik („a form of eso­te­ri­cism“) ange­se­hen wird (vgl. S. 273). Dug­ins „Tra­di­tio­na­lis­mus“ ist sowohl sowje­tisch als auch rus­sisch (vgl. S. 273). Sedgwick beschreibt ihn als rus­si­schen Natio­na­li­sten, anti­ame­ri­ka­nisch, anti­at­lan­tisch, Nost­al­gi­ker des Sowjet­im­pe­ri­ums („Soviet-impe­ri­al nost­al­gic“) (vgl. S. 274). Die Eura­si­sche Bewe­gung ist in gewis­sem Sin­ne die Nach­fol­ge­rin der Natio­nal­bol­sche­wi­sti­schen Par­tei, die Dugin 1993 zusam­men mit Edu­ard Limo­now (1943–2020) und Jegor Letow (1964–2008) gegrün­det hat. Die Eura­si­sche Bewe­gung ist Kreml-treu (vgl. S. 274). Dugin lehrt Sozio­lo­gie an der Staat­li­chen Uni­ver­si­tät Mos­kau (vgl. S. 275). er ist der Sohn eines Gene­rals des Rus­si­schen Mili­tär­ge­heim­dien­stes GRU. 1980, im Alter von 18 Jah­ren, schloß sich Alex­an­der Dugin einem Kreis („Iusch­in­ski-Kreis“) an, der in den 1960er Jah­ren von Jew­ge­ni Golo­win (1938–2010), Juri Mam­lew und Wla­di­mir Ste­panow gegrün­det wor­den war. Als Dugin bei­trat, wur­de der Zir­kel von Ste­panow gelei­tet. Der Zir­kel erforsch­te alle For­men des okkul­ten Wis­sens, dar­un­ter Yoga, Sufis­mus, die Wer­ke von Geor­gi Gur­di­jeff (1866–1949) (vgl. S. 277). Der Zir­kel wid­me­te sich „beson­de­ren“ Expe­ri­men­ten: Alko­hol­kon­sum, Sex… Dug­ins erste Frau, Jew­ge­ni­ja Debrjans­ka­ja (geb. 1953), lern­te er im „Iusch­in­ski-Kreis“ ken­nen. Sie war Mit­be­grün­de­rin der Ver­ei­ni­gung sexu­el­ler Min­der­hei­ten, die spä­ter zur Mos­kau­er Schwu­len- und Les­ben­uni­on wur­de (vgl. S. 278).

Im „Iusch­in­ski-Kreis“ lernt Dugin auch den eso­te­ri­schen Tra­di­tio­na­lis­mus von René Gué­non (1886–1951) und Juli­us Evo­la (1897–1974) ken­nen (vgl. S. 282). Dugin folgt dem ortho­do­xen Glau­bens­be­kennt­nis in Anleh­nung an die soge­nann­ten ortho­do­xen „Alt­gläu­bi­gen“ (vgl. S. 286) und ver­bin­det den west­li­chen eso­te­ri­schen Tra­di­tio­na­lis­mus mit dem rus­sisch-ortho­do­xen Chri­sten­tum (vgl. S. 288).

Sedgwick stellt fest, daß Dug­ins Eura­si­er­tum ursprüng­lich bereits in den 1920er Jah­ren in Prag, Ber­lin und Paris von rus­si­schen emi­grier­ten Intel­lek­tu­el­len pro­pa­giert wur­de, die die mora­li­sche Deka­denz und den kal­ten Ratio­na­lis­mus West­eu­ro­pas kri­ti­sier­ten (vgl. S. 289). Dugin iden­ti­fi­ziert Ame­ri­ka (USA) als Haupt­ver­tre­ter der Moder­ne und setzt damit gewis­ser­ma­ßen die Ära des Kal­ten Krie­ges aus rus­si­scher bzw. sowje­ti­scher Sicht fort (vgl. S. 290). Sedgwick argu­men­tiert, daß Dug­ins Eura­si­er­tum aus dem guenon­i­schen Tra­di­tio­na­lis­mus – oder Peren­nia­lis­mus – das Kon­zept der Ur-Reli­gi­on ablei­tet, das reli­giö­sen Plu­ra­lis­mus zuläßt, sodaß Dugin in sein eura­si­sches Pro­jekt nicht nur die rus­si­sche christ­li­che Ortho­do­xie, son­dern auch den Islam (der ehe­ma­li­gen Sowjet­re­pu­bli­ken sowie des Iran und der Tür­kei) und die Juden ein­be­zie­hen kann (vgl. S. 290).

Ein wei­te­res Merk­mal von Dug­ins Eura­si­er­tum ist das, was Sedgwick Apo­ka­lyp­tik nennt, d. h. das kom­men­de, unmit­tel­bar bevor­ste­hen­de Ende der Welt: Die Moder­ne und damit ihre Kri­se und Kor­rup­ti­on sei ein unum­kehr­ba­res Phä­no­men, mar­kie­re aber den Beginn eines neu­en Zyklus (vgl. S. 291)… In der Schluß­fol­ge­rung stellt Sedgwick fest, daß Dug­ins Posi­tio­nen von west­li­chen Intel­lek­tu­el­len stam­men („from cen­tral intellec­tu­al posi­ti­ons of Western ori­gin“): Der jun­ge Dugin ist an den Wer­ken west­li­cher Okkul­ti­sten oder Eso­te­ri­ker wie Gué­non und Evo­la geschult und über­nimmt das Eura­si­er­tum rus­si­scher Emi­gran­ten der 1920er Jah­re (vgl. S. 292). Sedgwick glaubt, daß Dugin in dem Sin­ne ein „Pro­dukt“ der sowje­ti­schen Kul­tur ist, daß er Ideen Macht zuschreibt. Sedgwick erzählt, daß Dugin bei einem Tref­fen zu ihm sag­te, Gué­non sei ein „ver­steck­ter Marx“ („an undis­co­ver­ed Marx“). Spä­ter fand Sedgwick her­aus, daß Dugin die­sen Aus­druck von dem fran­zö­si­schen Tra­di­tio­na­li­sten René Alleau über­nom­men hat­te (vgl. S. 292).

6.5.1 Weitere Überlegungen zum Fall Dugin

Dug­ins Fähig­keit, sol­che Gegen­sät­ze wie die christ­li­che Ortho­do­xie und den Gno­sti­zis­mus, den rus­si­schen Natio­na­lis­mus und die west­li­che Eso­te­rik zu ver­ei­nen, erin­nert an die coni­unc­tio oppo­si­torum, die bereits von den rus­si­schen Frei­mau­rern des 18. Jahr­hun­derts voll­zo­gen wur­de, die eben­falls ortho­do­xe Chri­sten waren, sich aber für die jüdi­sche Kab­ba­la, für Alche­mie und Magie begeisterten.

Sémén­off: Ein­füh­rung in den gehei­men Weg

Dug­ins Eura­si­er­tum erin­nert ein wenig an die Posi­tio­nen des rus­si­schen Eso­te­ri­kers Marc Sémén­off (1848–1968). 2020 ver­öf­fent­lich­te die Ben-Guri­on Uni­ver­si­ty of the Negev Press (Beer She­va, Isra­el) den Band „The Cos­mic Move­ment: Sources, Con­texts, Impact“, her­aus­ge­ge­ben von Julie Cha­jes und Boaz Huss (Hrsg.). In dem Auf­satz „From Mysti­cal Rus­sia to the Eura­si­an Home­land: Marc Sémén­off and the Cos­mic Move­ment“ (S. 277–305) schreibt Miche­le Olzi, daß Marc Sémén­off nach Anga­ben des fran­zö­si­schen Jour­na­li­sten Alex­an­dri­an Sara­ne (1927–2009) an den Séan­cen von Maria Nag­lows­ka­ja (1883–1936) teil­nahm, Toch­ter des rus­si­schen Gene­ral­leut­nants und Gou­ver­neurs von Kasan, Dmit­ri Nag­low­ski, der pol­nisch-deut­scher Abstam­mung war. Nag­lows­ka­ja, die der rus­si­schen Ari­sto­kra­tie ange­hör­te, ver­ließ Ruß­land bereits vor dem Ersten Welt­krieg, als sie sich mit ihrer Fami­lie über­warf, weil sie einen jüdi­schen Bür­ger­li­chen hei­ra­te­te. Ihr Mann, ein glü­hen­der Zio­nist, ver­ließ sie spä­ter und ging nach Palä­sti­na, wohin sie ihm nicht fol­gen woll­te. Nach Sta­tio­nen in Ber­lin, Genf und Rom, zog sie 1929 nach Paris, wo sie 1932 einen offen sata­ni­sti­schen Tem­pel und eine sexu­el­le Bru­der­schaft grün­de­te (vgl. S. 286–288). Sémén­off war zudem Mit­glied der „Kos­mi­schen Bewe­gung“ von Max Thé­on (vgl. S. 289), einer eso­te­ri­schen Grup­pe der Ritu­al­ma­gie (vgl. The Cos­mic Move­ment , a. a. O., S. 184–192), in der die „Kab­ba­la“ eine zen­tra­le Rol­le spiel­te (vgl. The Cos­mic Move­ment, a. a. O., S. 226f). Nach Sémén­off ist es mög­lich, den „Initia­ti­ons­zu­stand“, d. h. die Kom­mu­ni­ka­ti­on unse­res höhe­ren Selbst mit dem Gött­li­chen, durch die Spi­ri­tua­li­tät Asi­ens, ins­be­son­de­re durch hin­du­isti­sche Initia­ti­ons­ri­ten zu errei­chen (vgl. Olzi, a. a. O., S. 291ff). 1932 ver­öf­fent­lich­te Sémén­off „De l’In­de mysté­rieu­se à la Rus­sie mystique“. Ziel des Buches ist es, den Westen nach dem Vor­bild des Ostens (Ruß­land) zu ver­gei­sti­gen, d. h. „Eura­si­en“ zu ver­wirk­li­chen… Das wah­re Wis­sen, das West­eu­ro­pa ver­wan­delt und ret­tet, kommt aus dem Osten, also auch aus Ruß­land (vgl. S. 295–297). Zur wah­ren, eso­te­ri­schen Weis­heit, der die Ortho­do­xen am näch­sten ste­hen, müs­sen Katho­li­ken, Pro­te­stan­ten und Ortho­do­xe Zugang fin­den, um die inne­re Spal­tung der Chri­sten­heit zu über­win­den (vgl. S. 298)…

6.6. Die heidnische Wiedergeburt in der UdSSR, 1970er–1980er Jahre

In dem Auf­satz „The Rod­no­verie Move­ment: The Search for Pre-Chri­sti­an Ance­stry and the Occult“ (in: The New Age of Rus­sia, a. a. O., S. 293–310) weist Mar­lè­ne Laruel­le auf das Vor­han­den­sein einer Bewe­gung in Sowjet­ruß­land hin, die sich „Rod­no­verie“ nann­te, was auf rus­sisch „alter Glau­be“ oder „Vater­glau­be“ bedeu­tet. Es han­delt sich prak­tisch um die vor­christ­li­che sla­wi­sche Reli­gi­on oder Reli­gio­si­tät. Die­se Rod­no­verie oder Rodis­mus will nicht als ‚Neu­hei­den­tum‘ defi­niert wer­den (vgl. S. 293), doch genau das trifft zu – sage ich. Die Rod­no­verie blickt wohl­wol­lend auf die alten „Vedas“ des Hin­du­is­mus (vgl. S. 294). Eini­ge rus­si­sche und ukrai­ni­sche Emi­gran­ten in den USA began­nen in den 1950er bis 1960er Jah­ren, die­se Men­ta­li­tät zu pro­pa­gie­ren: Die See­le Ruß­lands sei nicht die christ­li­che Ortho­do­xie, son­dern der Vedis­mus, d. h. das Neu­hei­den­tum (vgl. S. 294).

Rod­no­verie: rus­si­sches Neu­hei­den­tum angeb­lich vor­christ­li­cher „Veden“

Die Erfor­schung der „Veden“, der vor­christ­li­chen sla­wi­schen Tra­di­tio­nen, schien im Estab­lish­ment der UdSSR, von Sta­lin (1930er Jah­re) über Chruscht­schow (1960er Jah­re) bis in die 1980er Jah­re, auf ein gewis­ses Inter­es­se zu sto­ßen. Die sowje­ti­sche Pro­pa­gan­da woll­te die rus­si­sche Iden­ti­tät vom Chri­sten­tum abkop­peln, das als Erschei­nungs­form des Juden­tums ange­se­hen wur­de (vgl. S. 295). Zu Beginn der 1980er Jah­re ent­stand in der UdSSR die natio­na­li­sti­sche Bewe­gung „Pam­i­at“, die bis 1985 offen neu­heid­nisch und vedisch war und sich dann der Ortho­do­xie und mon­ar­chi­sti­schen Krei­sen näher­te (vgl. S. 295). Die „Rod­no­verie“ hat weder Dog­ma noch reli­giö­se Auto­ri­tät (vgl. S. 299), sie sucht eine inne­re Reli­gio­si­tät, lehnt das Chri­sten­tum ab, folgt einem reli­giö­sen Syn­kre­tis­mus (vgl. S. 300) und schließt auch Tele­pa­thie, öst­li­che Glau­bens­vor­stel­lun­gen wie Reinkar­na­ti­on ein (vgl. S. 301). Die stär­ker poli­ti­sier­ten Rod­no­verie-Bewe­gun­gen bezie­hen sich auch auf Evo­la und Gué­non (vgl. S. 301). Die Anhän­ger des Rodis­mus glau­ben, daß die Mensch­heit am Ran­de des Ruins steht, weil sie die spi­ri­tu­el­len Wer­te ver­leug­net, und wer­fen dies ins­be­son­de­re dem Chri­sten­tum vor, das sie als „anthro­po­zen­trisch“ bezeich­nen (vgl. S. 302)… Die Rod­no­verie prä­sen­tiert sich als eine Natur­re­li­gi­on, die die Umwelt, die Öko­lo­gie ver­tei­digt (vgl. S. 302)… In der Rod­no­verie gibt es auch Magie, Alche­mie, Kab­ba­la… Der Rodis­mus glaubt, daß Reli­gi­on ein okkul­tes Wis­sen ist, das in uns geweckt wer­den kann (vgl. S. 303). Es scheint para­dox, aber gera­de die Sowjet­zeit mit ihrem mili­tan­ten Athe­is­mus begün­stig­te die Idee eines zu erwar­ten­den, zu ent­decken­den Geheim­wis­sens (vgl. S. 304)… Beein­flußt von den öst­li­chen Reli­gio­nen, dem Bud­dhis­mus, dem Shin­to­is­mus und dem Hin­du­is­mus, wer­tet die Rod­no­verie die Eso­te­rik als höhe­res Wis­sen auf und nutz­te die Kampf­kün­ste, um den mensch­li­chen Geist zu stär­ken, Zugang zu höhe­ren Bewußt­seins­ebe­nen zu erhal­ten und ein rus­si­sches, sla­wi­sches „Bewußt­sein“ zu ent­wickeln (vgl. S. 305). Die Haupt­ri­tua­le der Rod­no­verie sei­en vor­christ­li­che Ritua­le und wür­den die Men­schen in Kon­takt mit der gött­li­chen Welt brin­gen (vgl. S. 307)… Die Rod­no­verie sei auch von Ideen der euro­päi­schen Roman­tik beein­flußt, ins­be­son­de­re durch die Beto­nung der Natur und der eige­nen Nati­on (vgl. S. 307). Die Rod­no­verie ist eine Eth­ni­sie­rung des Gött­li­chen, des Natio­na­lis­mus, der Wie­der­ent­deckung der Har­mo­nie zwi­schen Mensch und Natur, eine Ver­herr­li­chung der sla­wisch-ari­schen Eth­nie („Sla­vic-Aryan“), Ver­eh­rung von Mut­ter Erde („Mother Earth“), Auf­wer­tung des Okkul­ten, Ent­wick­lung ganz­heit­li­cher gei­sti­ger und kör­per­li­cher Tech­ni­ken, um Zugang zu höhe­ren Bewußt­seins­ebe­nen zu erhal­ten und mit den Göt­tern zu spre­chen (vgl. S. 309f)…

6.7. Der Teufel in der UdSSR

John Mil­tons Sata­nis­mus in der UdSSR

Nach dem Stu­di­en­band über New Age und Okkul­tis­mus in Ruß­land, her­aus­ge­ge­ben von Men­zel/Ha­ge­mei­ster/­Glat­zer-Rosen­thal, schau­en wir auf das Buch von Valen­tin Boss (1932–2015), „Mil­ton and the Rise of Rus­si­an Sata­nism“ (Uni­ver­si­ty of Toron­to Press, Toron­to-Buf­fa­lo-Lon­don 1991). Boss, Pro­fes­sor für Geschich­te an der McGill Uni­ver­si­ty in Mont­re­al, stellt fest, daß in Sowjet­ruß­land zur Zeit von Leo­nid Bre­sch­new (1906–1982), Gene­ral­se­kre­tär der KPdSU von 1964 bis 1982, der Satan des eng­li­schen Dich­ters John Mil­ton zum Hel­den gegen den west­li­chen Impe­ria­lis­mus erho­ben wur­de (vgl. S. XI). In den sowje­ti­schen Schu­len ist der pro­me­t­hei­sche Satan Mil­tons nicht mehr das böse Wesen, son­dern die Ver­kör­pe­rung der Frei­heits­lie­be (vgl. S. XXIV). 1977 geneh­mig­te das Bil­dungs­mi­ni­ste­ri­um der UdSSR in Kiew (Ukrai­ne) den Text „Pedago­gic Ana­ly­sis of the Art of John Mil­ton“ (vgl. S. 147). Die sowje­ti­schen Schü­ler soll­ten aus die­sem Buch ler­nen, daß Mil­tons Satan die Ver­kör­pe­rung der Frei­heits­lie­be und der Ideen des Huma­nis­mus und der Frei­heit dar­stellt (vgl. S. 148)… Boss zitiert eini­ge der Autoren die­ses Tex­tes (T. N. Gle­bo­wa, N. P. Kli­mow, B. B. Remi­zow) und die Haupt­in­itia­to­rin die­ser päd­ago­gi­schen Initia­ti­ve, N. M. Matu­zowa, Pro­fes­so­rin für eng­li­sche und ame­ri­ka­ni­sche Lite­ra­tur am Kie­wer Staat­li­chen Päd­ago­gi­schen Insti­tut für Fremd­spra­chen (vgl. S. 148). So gab es im sowje­ti­schen Kiew in den 1970er Jah­ren Anhän­ger des Mil­ton­schen Satans, der als anti­im­pe­ria­li­sti­scher [d. h. anti­ame­ri­ka­ni­scher, anti­west­li­cher], revo­lu­tio­nä­rer Held ver­stan­den wur­de (vgl. S. 149–151).

(Fort­set­zung folgt)

*Pater Pao­lo Maria Sia­no gehört dem Orden der Fran­zis­ka­ner der Imma­ku­la­ta (FFI) an; der pro­mo­vier­te Kir­chen­hi­sto­ri­ker gilt als einer der besten katho­li­schen Ken­ner der Frei­mau­re­rei, der er meh­re­re Stan­dard­wer­ke und zahl­rei­che Auf­sät­ze gewid­met hat. Durch sei­ne Ver­öf­fent­li­chun­gen bringt er den Nach­weis, daß die Frei­mau­re­rei von Anfang an bis heu­te eso­te­ri­sche und gno­sti­sche Ele­men­te ent­hielt, die ihre Unver­ein­bar­keit mit der kirch­li­chen Glau­bens­leh­re begründen.

Übersetzung/​Fußnoten: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​MiL/​ROA (Screen­shots)

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5 Kommentare

  1. Es gibt sehr wohl auch eine biblisch begrün­de­te christ­li­che Gno­sis – nach Cle­mens von Alex­an­dri­en (ein ein­sti­ger Hei­li­ger der katho­li­schen Kir­che) und sei­nem Schü­ler Orig­e­nes und des­sen Schü­ler Gre­gor Thau­ma­tur­gus. Noch Euse­bi­us und Ambro­si­us und der Mysti­ker Johan­nes Chry­so­sto­mus waren Ori­ge­ni­sten. Das Engel(s)werk nach Gabrie­le Bit­ter­lich ist in der Tra­di­ti­on die­ser christ­li­chen Gno­sis und Her­me­tik zu sehen. Sie­he auch die jüdi­sche Mer­ka­ba- bzw. Thron­wa­gen-Mystik und Henoch- und Hek­ha­loth- und Baruch-Lite­ra­tur usw. Zur christ­li­chen Kab­ba­lah und Her­me­tik sie­he auch Kar­di­nal Niko­laus von Kues als Cus­a­nus und den Jesui­ten Atha­na­si­us Kir­cher und Bern­hard von Clairvaux und Ste­phen Har­ding und Hugo de Payens und den Prie­ster und Pla­to­ni­ker Mar­si­lio Fici­no usw. 

    Der Kol­lek­tiv­na­me häre­ti­scher Systeme

    Gno­sti­zis­mus, ein Kol­lek­tiv­na­me häre­ti­scher Syste­me in den ersten Jahr­hun­der­ten der Kirche.Das (grie­chi­sche) Wort, wel­chem bei dem uralten Über­set­zer des hl. Ire­nä­us das latei­ni­sche agni­tio ent­spricht (z. B. 1, 1, 1; 4, 33, 8), bedeu­tet eigent­lich Erkennt­nis, das Wis­sen, im bibli­schen und christ­li­chen Sprach­ge­brauch gewöhn­lich mit beson­de­rer Bezie­hung auf reli­giö­se Gegen­stän­de. Der alte christ­li­che Sprach­ge­brauch rich­tet sich nach den bibli­schen. Die hei­li­ge Schrift kennt aber eine zwei­fa­che Gno­sis, ein ech­tes und ein fal­sches Wis­sen, deren eines sie rühmt und emp­fiehlt, wäh­rend sie das ande­re brand­markt und ver­wirft. Wie das Wis­sen noch heut­zu­ta­ge ent­we­der als Stei­ge­rung des Glau­bens oder als Gegen­satz des Glau­bens auf­tritt, so in der christ­li­chen Urzeit die Gnosis.
    Zwei­fa­che Gnosis
    Die ech­te Gnosis

    Die ech­te Gno­sis, die Gno­sis im guten Sinn des Wor­tes, ist ein immer tie­fe­res Ein­drin­gen in das inne­re Wesen des unwan­del­bar fest gehal­te­nen, von Gott geof­fen­bar­ten Glau­bens, ver­bun­den mit einer auf festen Beweis­grün­den ruhen­den Über­zeu­gung von des­sen Wahr­heit, ein immer all­sei­ti­ge­res Erfas­sen des­sel­ben mit allen Kräf­ten des mensch­li­chen Gei­stes, so daß der­sel­be vom Ver­stand aus das gan­ze Leben durch­dringt (vgl. Röm. 15, 14; 1. Kor. 1, 5; 8, 1. 7. 10. 11; 12, 8; 13, 2. 8;14, 6; 2. Kor. 6, 6; 11, 6; Kol. 2, 3; 2. Petr. 1, 5. 6; 3, 18). Das ist die Gno­sis, wel­che der Sohn Got­tes geof­fen­bart und der Mensch­heit über­ge­ben hat (Cle­mens Alex. Strom. 6, 7, ed. Pot­ter II, 771); das ist „die voll­kom­me­ne und ver­läß­li­che Gno­sis“, um derent­wil­len die Chri­sten zu Korinth in den ersten Zei­ten allent­hal­ben gerühmt waren (Cle­mens Rom. ep. I, c. 1); das ist jenes erha­be­ne Ide­al christ­li­cher Gei­stes­bil­dung und voll­kom­me­ner Hand­lungs­wei­se, (…) und wel­ches die edel­sten gebil­det­sten Män­ner der ersten Jahr­hun­der­te unab­läs­sig anstreb­ten. Daher wird auch das Ide­al des voll­kom­me­nen Chri­sten von Cle­mens von Alex­an­dri­en in sei­nen begei­ster­ten Schil­de­run­gen immer mit dem Namen Gno­sti­cus bezeich­net (s. das gan­ze 6. und 7. Buch der Stroma­ta, vgl. Strom. 2, 17). Eben die­ser alex­an­dri­ni­sche Cle­mens, wel­cher der vor­nehm­ste Stimm­füh­rer der wah­ren Gno­sis im Alter­tum ist, erklärt an ver­schie­de­nen Stel­len, was er unter der­sel­ben ver­ste­he, und wie die­sel­be nur auf dem Grund des Glau­bens gedei­he; so Paed. 1, 6, ed. Pot­ter I, 116; Strom. 2, 17 p. 468; 3, 5 p. 531; 6, 1 p. 736; 6, 8 p. 774 und beson­ders 7, 10 p. 864–866 (wo er sie den „voll­kom­me­nen und siche­ren Beweis des­sen“ nennt, „was man im Glau­ben bereits erfaßt hat, den Auf­bau auf der Grund­la­ge des Glau­bens, wodurch man zum unfehl­ba­ren Ver­ständ­nis gelangt“). –

    https://​katho​lisch​glau​ben​.info/​k​i​r​c​h​e​n​l​e​x​i​k​o​n​-​d​i​e​-​i​r​r​l​e​h​r​e​-​d​e​s​-​g​n​o​s​t​i​z​i​s​m​us/

    Zur Bibel gehört auch die 4 bzw. 5 Ele­men­te-Leh­re von den Ele­men­te-Prin­zi­pi­en als „Prin­ci­pi­is“ bzw. Ele­men­tar­kräf­ten. Im Ayur­ve­da als der tra­di­tio­nel­len indi­schen Heil­kunst Indi­ens auch die „Tatt­was“ genannt. Auch die bei­den Hei­li­gen und Kir­chen­leh­rer Alber­tus Magnus und Hil­de­gard von Bin­gen sowie Orig­e­nes und Philo(n) von Alex­an­dri­en als jüdi­scher Theo­lo­ge und Mer­ka­ba-Mysti­ker und Her­me­ti­ker kann­ten und ver­wand­ten sie. Man fin­det sie auch in der Hil­de­gard-Medi­zin der Hei­li­gen und Kir­chen­leh­re­rin Hil­de­gard von Bin­gen und so wei­ter usw.

    Vier-Ele­men­ten-Leh­re

    https://​www​.kath​pe​dia​.com/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​t​i​t​l​e​=​V​i​e​r​-​E​l​e​m​e​n​t​e​n​-​L​e​hre

  2. Der spät­an­ti­ke Theo­lo­ge Pseu­do-Dio­ny­si­us Areo­pa­gi­ta, des­sen neu­pla­to­nisch gepräg­te Wer­ke im Mit­tel­al­ter hohes Anse­hen genos­sen, führ­te den Begriff „Theur­gie“ in die christ­li­che Theo­lo­gie ein. Er bezeich­ne­te damit das Wir­ken des Hei­li­gen Gei­stes und Jesu Chri­sti und ins­be­son­de­re die von Gott her­bei­ge­führ­te Wirk­sam­keit der Sakramente.
    Auch der christ­li­che Mysti­ker Dio­ny­si­os Areo­pa­gi­ta ver­wen­de­te das Wort „Theur­gie“ also im Zusam­men­hang mit dem Hei­li­gen Geist als Geist Gottes.
    Der stark vom Neu­pla­to­nis­mus beein­fluss­te spät­an­ti­ke Theo­lo­ge Pseu­do-Dio­ny­si­us Areo­pa­gi­ta über­nahm den Begriff „Theur­gie“ in die christ­li­che Theologie.
    Theur­gie (grie­chisch θεουργία theour­gía „Got­tes­werk“) ist eine anti­ke Bezeich­nung für reli­giö­se Riten und Prak­ti­ken, die es ermög­li­chen soll­ten, mit gött­li­chen Wesen in Ver­bin­dung zu tre­ten und von ihnen Hil­fe zu erlan­gen. Der Aus­üben­de wird „Theurg“ genannt. Nach der gän­gi­gen Auf­fas­sung der anti­ken Theur­gen wur­de nicht ver­sucht, die erwünsch­te Reak­ti­on der Göt­ter mit magi­schen Mit­teln zu erzwin­gen, son­dern es ging um ein Zusam­men­wir­ken von Gott und Mensch, bei dem sich der Theurg gött­li­chem Ein­fluss öff­ne­te. Sie­he dazu auch Johan­nes „Scottus“ Eri­uge­na und Cle­mens von Alex­an­dri­en als Hei­li­gen Kle­mens und sei­nen Schü­ler Orig­e­nes und den Hei­li­gen und Kir­chen­leh­rer Alber­tus Magnus zur Her­me­tik als her­me­ti­schen Phi­lo­soph und christ­li­chen Hermetiker.
    Und Moses war laut Neu­em Testa­ment auch in aller Weis­heit der Ägyp­ter kun­dig. Es gibt eben die­se Weis­heits­leh­ren und Weis­heits­tra­di­tio­nen der gött­li­chen Geheim­nis­se und Myste­ri­en als Myste­ri­en-Kul­te, sie­he auch die Weis­heits­li­te­ra­tur. „Sopia“ und „Logos“ sind dort wich­ti­ge Begrif­fe – sie­he aber auch „Myste­ri­en“ und „Myster­ion“ und „Myste­ri­um“ als gött­li­che Geheim­nis­se und den Bene­dik­ti­ner Odo Casel mit sei­ner wie­der­ent­deck­ten Myste­ri­en- und Bogu­mil-Theo­lo­gie dazu Justin den Mär­ty­rer zur Mer­curi­us als römi­scher Name des Her­mes Tris­me­gi­stos im Zusam­men­hang mit dem Logos. Auch in der christ­li­chen Mystik wur­de die Her­me­tik rezipiert.

    Offe­ne Geheim­nis­se – her­me­ti­sche Tex­te und ver­bor­ge­nes Wis­sen in der mit­tel­al­ter­li­chen Rezep­ti­on von Augu­sti­nus bis Alber­tus Magnus
    Wei­te­re Titel
    Open secrets – the medieval recep­ti­on of her­me­tic wri­tin­gs and occult sci­en­ces from Augu­sti­ne to Albert the Gre­at [eng­lisch]
    Hei­duk, Matthias
    1

    https://​frei​dok​.uni​-frei​burg​.de/​d​a​t​a​/​8​466

    Die Stu­die unter­sucht erst­mals umfas­send und syste­ma­tisch die Rezep­ti­on her­me­ti­scher Tra­di­tio­nen in der latei­ni­schen Lite­ra­tur von der Spät­an­ti­ke bis zum Aus­gang des 13. Jahr­hun­derts. Sie nimmt dabei sämt­li­che Schrif­ten des betref­fen­den Zeit­raums in den Blick, in denen die mythi­sche Urhe­ber­schaft der hybri­den Gestalt des Her­mes Tris­me­gi­stos in Anspruch genom­men wird. Ziel der Unter­su­chung ist, die spe­zi­fi­schen histo­ri­schen Kon­tex­te der Aneig­nung auf­zu­decken und so dem mit­tel­al­ter­li­chen Dis­kurs um die Her­me­ti­ca ein eigen­stän­di­ges Pro­fil zu ver­lei­hen. Zen­tra­le Fra­gen berüh­ren die Rah­men­be­din­gun­gen für Über­set­zung und Ver­brei­tung der hand­schrift­li­chen Über­lie­fe­rung, den Umgang mit dem antik-paga­nen Mythos Her­mes Tris­me­gi­stos im christ­li­chen Umfeld des Mit­tel­al­ters, die sozia­len Milieus und intel­lek­tu­el­len Befind­lich­kei­ten der Rezi­pi­en­ten und die Aus­prä­gun­gen und Umfor­mun­gen des Her­mes-Mythos im Wan­del der Rezep­ti­ons­mo­ti­ve. Wich­ti­ge Ergeb­nis­se der Unter­su­chung las­sen sich in fol­gen­den The­sen zusam­men­fas­sen: Mit dem Aus­klang der Anti­ke erfolg­te kein radi­ka­ler Abbruch der Tra­di­ti­ons­bil­dung um Her­mes in der abend­län­disch-latei­ni­schen Lite­ra­tur, die hand­schrift­li­che Über­lie­fe­rung und die Aus­le­gung der Kir­chen­vä­ter sorg­ten für Kon­ti­nui­tä­ten. Ab dem 12. Jahr­hun­dert mach­ten sich neue Impul­se in der Rezep­ti­on bemerk­bar. Zum einen ver­lieh der Rück­griff auf die Auto­ri­tät des Her­mes im Wett­streit der Schu­len wach­sen­des Pre­sti­ge in den gelehr­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen, zum ande­ren eröff­ne­ten die Über­set­zun­gen neu­er Tex­te aus dem Grie­chi­schen und Ara­bi­schen eine Viel­zahl neu­er her­me­ti­scher Tra­di­tio­nen, die im Kon­text der Aneig­nung neu­en Wis­sens und neu­er Wis­sen­schafts­stan­dards gese­hen wur­den. Bis zum Ende des 13. Jahr­hun­derts war der Trans­fer von Her­me­ti­ca natur­kund­li­chen, alche­mi­schen, astro­lo­gi­schen und magi­schen Inhalts weit­ge­hend abge­schlos­sen und die fol­gen­den Jahr­hun­der­te bau­ten in ihrer Aus­ein­an­der­set­zung auf die­sem mit­tel­al­ter­li­chen Bestand auf. Ein spe­zi­fi­sches Milieu von Rezi­pi­en­ten in Geheim­ge­sell­schaf­ten oder her­me­ti­schen Zir­keln lässt sich für das Mit­tel­al­ter nicht fest­stel­len, war doch die Beschäf­ti­gung mit den Her­me­ti­ca mit kei­nen sank­ti­ons­be­haf­te­ten Tabus ver­bun­den. Gleich­wohl erweist sich die Aneig­nung der Auto­ri­tät des Her­mes als viel­fäl­tig und ori­gi­nell mit zustim­men­den wie ableh­nen­den Kon­no­ta­tio­nen. Das ver­brei­te­te Dik­tum, wonach die Her­mes-Rezep­ti­on ein epo­chen­spe­zi­fi­sches Phä­no­men der Renais­sance sei und mit­tel­al­ter­li­che Spu­ren allen­falls als mar­gi­na­les Vor­spiel betrach­tet wer­den kön­nen, wird durch die Stu­die auf brei­ter Basis widerlegt.

    Der Text die­ser nun auf dem Frei­bur­ger Doku­men­ten­ser­ver ver­öf­fent­lich­ten Stu­die ent­spricht, von weni­gen Kor­rek­tu­ren abge­se­hen, der im Spät­som­mer 2007 an der Frei­bur­ger Phi­lo­so­phi­schen Fakul­tät als Dis­ser­ta­ti­on ein­ge­reich­ten Fas­sung. Seit 2007 erschloss der Autor wei­te­res Quel­len­ma­te­ri­al und eine Viel­zahl neu­er For­schungs­li­te­ra­tur zur mit­tel­al­ter­li­chen Rezep­ti­on her­me­ti­scher Tra­di­tio­nen, die ihn zu einer grund­le­gen­den Über­ar­bei­tung wei­ter Tei­le der Unter­su­chung ver­an­lass­ten. Eine stark erwei­ter­te, aktua­li­sier­te, kor­ri­gier­te und neu struk­tu­rier­te Ver­si­on ist zur Ver­öf­fent­li­chung als Print­me­di­um vor­ge­se­hen und erscheint vor­aus­sicht­lich Ende 2012 auf dem Buchmarkt.

    https://​frei​dok​.uni​-frei​burg​.de/​f​e​d​o​r​a​/​o​b​j​e​c​t​s​/​f​r​e​i​d​o​k​:​8​4​6​6​/​d​a​t​a​s​t​r​e​a​m​s​/​F​I​L​E​1​/​c​o​n​t​ent
    ——————————
    Das Geheim­nis wun­der­tä­ti­gen Was­sers wird gelüftet.

    Eine For­scher­grup­pe aus Mai­land hat die Ener­gie des Was­sers aus Orten unter­sucht, an denen die Mut­ter­got­tes erschie­nen ist. Dabei hat sie erstaun­li­che Ent­deckun­gen gemacht. Kann sich die Wis­sen­schaft mit dem Glau­ben ver­bin­den? Kann die Wis­sen­schaft in die Spi­ri­tua­li­tät ein­mün­den und die Spi­ri­tua­li­tät der Wis­sen­schaft neue Impul­se geben? Die­se Ver­bin­dung könn­te uto­pisch erscheinen.

    https://​kath​-zdw​.ch/​m​a​r​i​a​/​w​a​l​l​f​a​h​r​t​s​o​r​t​e​.​w​u​n​d​e​r​t​a​e​t​i​g​e​s​.​w​a​s​s​e​r​.​h​tml

  3. Der Kol­lek­tiv­na­me häre­ti­scher Systeme

    Gno­sti­zis­mus, ein Kol­lek­tiv­na­me häre­ti­scher Syste­me in den ersten Jahr­hun­der­ten der Kirche.Das (grie­chi­sche) Wort, wel­chem bei dem uralten Über­set­zer des hl. Ire­nä­us das latei­ni­sche agni­tio ent­spricht (z. B. 1, 1, 1; 4, 33, 8), bedeu­tet eigent­lich Erkennt­nis, das Wis­sen, im bibli­schen und christ­li­chen Sprach­ge­brauch gewöhn­lich mit beson­de­rer Bezie­hung auf reli­giö­se Gegen­stän­de. Der alte christ­li­che Sprach­ge­brauch rich­tet sich nach den bibli­schen. Die hei­li­ge Schrift kennt aber eine zwei­fa­che Gno­sis, ein ech­tes und ein fal­sches Wis­sen, deren eines sie rühmt und emp­fiehlt, wäh­rend sie das ande­re brand­markt und ver­wirft. Wie das Wis­sen noch heut­zu­ta­ge ent­we­der als Stei­ge­rung des Glau­bens oder als Gegen­satz des Glau­bens auf­tritt, so in der christ­li­chen Urzeit die Gnosis.
    Zwei­fa­che Gnosis
    Die ech­te Gnosis

    Die ech­te Gno­sis, die Gno­sis im guten Sinn des Wor­tes, ist ein immer tie­fe­res Ein­drin­gen in das inne­re Wesen des unwan­del­bar fest gehal­te­nen, von Gott geof­fen­bar­ten Glau­bens, ver­bun­den mit einer auf festen Beweis­grün­den ruhen­den Über­zeu­gung von des­sen Wahr­heit, ein immer all­sei­ti­ge­res Erfas­sen des­sel­ben mit allen Kräf­ten des mensch­li­chen Gei­stes, so daß der­sel­be vom Ver­stand aus das gan­ze Leben durch­dringt (vgl. Röm. 15, 14; 1. Kor. 1, 5; 8, 1. 7. 10. 11; 12, 8; 13, 2. 8;14, 6; 2. Kor. 6, 6; 11, 6; Kol. 2, 3; 2. Petr. 1, 5. 6; 3, 18). Das ist die Gno­sis, wel­che der Sohn Got­tes geof­fen­bart und der Mensch­heit über­ge­ben hat (Cle­mens Alex. Strom. 6, 7, ed. Pot­ter II, 771); das ist „die voll­kom­me­ne und ver­läß­li­che Gno­sis“, um derent­wil­len die Chri­sten zu Korinth in den ersten Zei­ten allent­hal­ben gerühmt waren (Cle­mens Rom. ep. I, c. 1); das ist jenes erha­be­ne Ide­al christ­li­cher Gei­stes­bil­dung und voll­kom­me­ner Hand­lungs­wei­se, (…) und wel­ches die edel­sten gebil­det­sten Män­ner der ersten Jahr­hun­der­te unab­läs­sig anstreb­ten. Daher wird auch das Ide­al des voll­kom­me­nen Chri­sten von Cle­mens von Alex­an­dri­en in sei­nen begei­ster­ten Schil­de­run­gen immer mit dem Namen Gno­sti­cus bezeich­net (s. das gan­ze 6. und 7. Buch der Stroma­ta, vgl. Strom. 2, 17). Eben die­ser alex­an­dri­ni­sche Cle­mens, wel­cher der vor­nehm­ste Stimm­füh­rer der wah­ren Gno­sis im Alter­tum ist, erklärt an ver­schie­de­nen Stel­len, was er unter der­sel­ben ver­ste­he, und wie die­sel­be nur auf dem Grund des Glau­bens gedei­he; so Paed. 1, 6, ed. Pot­ter I, 116; Strom. 2, 17 p. 468; 3, 5 p. 531; 6, 1 p. 736; 6, 8 p. 774 und beson­ders 7, 10 p. 864–866 (wo er sie den „voll­kom­me­nen und siche­ren Beweis des­sen“ nennt, „was man im Glau­ben bereits erfaßt hat, den Auf­bau auf der Grund­la­ge des Glau­bens, wodurch man zum unfehl­ba­ren Ver­ständ­nis gelangt“). –

    https://​katho​lisch​glau​ben​.info/​k​i​r​c​h​e​n​l​e​x​i​k​o​n​-​d​i​e​-​i​r​r​l​e​h​r​e​-​d​e​s​-​g​n​o​s​t​i​z​i​s​m​us/

    Zur Bibel gehört auch die 4 bzw. 5 Ele­men­te-Leh­re von den Ele­men­te-Prin­zi­pi­en als „Prin­ci­pi­is“ bzw. Ele­men­tar­kräf­ten. Im Ayur­ve­da als der tra­di­tio­nel­len indi­schen Heil­kunst Indi­ens auch die „Tatt­was“ genannt. Auch die bei­den Hei­li­gen und Kir­chen­leh­rer Alber­tus Magnus und Hil­de­gard von Bin­gen sowie Orig­e­nes und Philo(n) von Alex­an­dri­en als jüdi­scher Theo­lo­ge und Mer­ka­ba-Mysti­ker und Her­me­ti­ker kann­ten und ver­wand­ten sie. Man fin­det sie auch in der Hil­de­gard-Medi­zin der Hei­li­gen und Kir­chen­leh­re­rin Hil­de­gard von Bin­gen und so wei­ter usw.

    Vier-Ele­men­ten-Leh­re

    https://​www​.kath​pe​dia​.com/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​t​i​t​l​e​=​V​i​e​r​-​E​l​e​m​e​n​t​e​n​-​L​e​hre

    Der spät­an­ti­ke Theo­lo­ge Pseu­do-Dio­ny­si­us Areo­pa­gi­ta, des­sen neu­pla­to­nisch gepräg­te Wer­ke im Mit­tel­al­ter hohes Anse­hen genos­sen, führ­te den Begriff „Theur­gie“ in die christ­li­che Theo­lo­gie ein. Er bezeich­ne­te damit das Wir­ken des Hei­li­gen Gei­stes und Jesu Chri­sti und ins­be­son­de­re die von Gott her­bei­ge­führ­te Wirk­sam­keit der Sakramente.
    Auch der christ­li­che Mysti­ker Dio­ny­si­os Areo­pa­gi­ta ver­wen­de­te das Wort „Theur­gie“ also im Zusam­men­hang mit dem Hei­li­gen Geist als Geist Gottes.
    Der stark vom Neu­pla­to­nis­mus beein­fluss­te spät­an­ti­ke Theo­lo­ge Pseu­do-Dio­ny­si­us Areo­pa­gi­ta über­nahm den Begriff „Theur­gie“ in die christ­li­che Theologie.
    Theur­gie (grie­chisch θεουργία theour­gía „Got­tes­werk“) ist eine anti­ke Bezeich­nung für reli­giö­se Riten und Prak­ti­ken, die es ermög­li­chen soll­ten, mit gött­li­chen Wesen in Ver­bin­dung zu tre­ten und von ihnen Hil­fe zu erlan­gen. Der Aus­üben­de wird „Theurg“ genannt. Nach der gän­gi­gen Auf­fas­sung der anti­ken Theur­gen wur­de nicht ver­sucht, die erwünsch­te Reak­ti­on der Göt­ter mit magi­schen Mit­teln zu erzwin­gen, son­dern es ging um ein Zusam­men­wir­ken von Gott und Mensch, bei dem sich der Theurg gött­li­chem Ein­fluss öff­ne­te. Sie­he dazu auch Johan­nes „Scottus“ Eri­uge­na und Cle­mens von Alex­an­dri­en als Hei­li­gen Kle­mens und sei­nen Schü­ler Orig­e­nes und den Hei­li­gen und Kir­chen­leh­rer Alber­tus Magnus zur Her­me­tik als her­me­ti­schen Phi­lo­soph und christ­li­chen Hermetiker.
    Und Moses war laut Neu­em Testa­ment auch in aller Weis­heit der Ägyp­ter kun­dig. Es gibt eben die­se Weis­heits­leh­ren und Weis­heits­tra­di­tio­nen der gött­li­chen Geheim­nis­se und Myste­ri­en als Myste­ri­en-Kul­te, sie­he auch die Weis­heits­li­te­ra­tur. „Sopia“ und „Logos“ sind dort wich­ti­ge Begrif­fe – sie­he aber auch „Myste­ri­en“ und „Myster­ion“ und „Myste­ri­um“ als gött­li­che Geheim­nis­se und den Bene­dik­ti­ner Odo Casel mit sei­ner wie­der­ent­deck­ten Myste­ri­en- und Bogu­mil-Theo­lo­gie dazu Justin den Mär­ty­rer zur Mer­curi­us als römi­scher Name des Her­mes Tris­me­gi­stos im Zusam­men­hang mit dem Logos. Auch in der christ­li­chen Mystik wur­de die Her­me­tik rezipiert.

    Offe­ne Geheim­nis­se – her­me­ti­sche Tex­te und ver­bor­ge­nes Wis­sen in der mit­tel­al­ter­li­chen Rezep­ti­on von Augu­sti­nus bis Alber­tus Magnus
    Janu­ary 2008
    Authors:
    Mat­thi­as Heiduk
    Leib­niz-Zen­trum für Archäologie

    https://​www​.rese​arch​ga​te​.net/​p​u​b​l​i​c​a​t​i​o​n​/​2​7​9​8​4​6​3​2​0​_​O​f​f​e​n​e​_​G​e​h​e​i​m​n​i​s​s​e​_​-​_​h​e​r​m​e​t​i​s​c​h​e​_​T​e​x​t​e​_​u​n​d​_​v​e​r​b​o​r​g​e​n​e​s​_​W​i​s​s​e​n​_​i​n​_​d​e​r​_​m​i​t​t​e​l​a​l​t​e​r​l​i​c​h​e​n​_​R​e​z​e​p​t​i​o​n​_​v​o​n​_​A​u​g​u​s​t​i​n​u​s​_​b​i​s​_​A​l​b​e​r​t​u​s​_​M​a​g​nus

    Die Stu­die unter­sucht erst­mals umfas­send und syste­ma­tisch die Rezep­ti­on her­me­ti­scher Tra­di­tio­nen in der latei­ni­schen Lite­ra­tur von der Spät­an­ti­ke bis zum Aus­gang des 13. Jahr­hun­derts. Sie nimmt dabei sämt­li­che Schrif­ten des betref­fen­den Zeit­raums in den Blick, in denen die mythi­sche Urhe­ber­schaft der hybri­den Gestalt des Her­mes Tris­me­gi­stos in Anspruch genom­men wird. Ziel der Unter­su­chung ist, die spe­zi­fi­schen histo­ri­schen Kon­tex­te der Aneig­nung auf­zu­decken und so dem mit­tel­al­ter­li­chen Dis­kurs um die Her­me­ti­ca ein eigen­stän­di­ges Pro­fil zu ver­lei­hen. Zen­tra­le Fra­gen berüh­ren die Rah­men­be­din­gun­gen für Über­set­zung und Ver­brei­tung der hand­schrift­li­chen Über­lie­fe­rung, den Umgang mit dem antik-paga­nen Mythos Her­mes Tris­me­gi­stos im christ­li­chen Umfeld des Mit­tel­al­ters, die sozia­len Milieus und intel­lek­tu­el­len Befind­lich­kei­ten der Rezi­pi­en­ten und die Aus­prä­gun­gen und Umfor­mun­gen des Her­mes-Mythos im Wan­del der Rezep­ti­ons­mo­ti­ve. Wich­ti­ge Ergeb­nis­se der Unter­su­chung las­sen sich in fol­gen­den The­sen zusam­men­fas­sen: Mit dem Aus­klang der Anti­ke erfolg­te kein radi­ka­ler Abbruch der Tra­di­ti­ons­bil­dung um Her­mes in der abend­län­disch-latei­ni­schen Lite­ra­tur, die hand­schrift­li­che Über­lie­fe­rung und die Aus­le­gung der Kir­chen­vä­ter sorg­ten für Kon­ti­nui­tä­ten. Ab dem 12. Jahr­hun­dert mach­ten sich neue Impul­se in der Rezep­ti­on bemerk­bar. Zum einen ver­lieh der Rück­griff auf die Auto­ri­tät des Her­mes im Wett­streit der Schu­len wach­sen­des Pre­sti­ge in den gelehr­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen, zum ande­ren eröff­ne­ten die Über­set­zun­gen neu­er Tex­te aus dem Grie­chi­schen und Ara­bi­schen eine Viel­zahl neu­er her­me­ti­scher Tra­di­tio­nen, die im Kon­text der Aneig­nung neu­en Wis­sens und neu­er Wis­sen­schafts­stan­dards gese­hen wur­den. Bis zum Ende des 13. Jahr­hun­derts war der Trans­fer von Her­me­ti­ca natur­kund­li­chen, alche­mi­schen, astro­lo­gi­schen und magi­schen Inhalts weit­ge­hend abge­schlos­sen und die fol­gen­den Jahr­hun­der­te bau­ten in ihrer Aus­ein­an­der­set­zung auf die­sem mit­tel­al­ter­li­chen Bestand auf. Ein spe­zi­fi­sches Milieu von Rezi­pi­en­ten in Geheim­ge­sell­schaf­ten oder her­me­ti­schen Zir­keln lässt sich für das Mit­tel­al­ter nicht fest­stel­len, war doch die Beschäf­ti­gung mit den Her­me­ti­ca mit kei­nen sank­ti­ons­be­haf­te­ten Tabus ver­bun­den. Gleich­wohl erweist sich die Aneig­nung der Auto­ri­tät des Her­mes als viel­fäl­tig und ori­gi­nell mit zustim­men­den wie ableh­nen­den Kon­no­ta­tio­nen. Das ver­brei­te­te Dik­tum, wonach die Her­mes-Rezep­ti­on ein epo­chen­spe­zi­fi­sches Phä­no­men der Renais­sance sei und mit­tel­al­ter­li­che Spu­ren allen­falls als mar­gi­na­les Vor­spiel betrach­tet wer­den kön­nen, wird durch die Stu­die auf brei­ter Basis widerlegt.

    Hoch­ach­tungs­voll

    Hol­ger Jahndel

  4. Der Kol­lek­tiv­na­me häre­ti­scher Systeme

    Gno­sti­zis­mus, ein Kol­lek­tiv­na­me häre­ti­scher Syste­me in den ersten Jahr­hun­der­ten der Kirche.Das (grie­chi­sche) Wort, wel­chem bei dem uralten Über­set­zer des hl. Ire­nä­us das latei­ni­sche agni­tio ent­spricht (z. B. 1, 1, 1; 4, 33, 8), bedeu­tet eigent­lich Erkennt­nis, das Wis­sen, im bibli­schen und christ­li­chen Sprach­ge­brauch gewöhn­lich mit beson­de­rer Bezie­hung auf reli­giö­se Gegen­stän­de. Der alte christ­li­che Sprach­ge­brauch rich­tet sich nach den bibli­schen. Die hei­li­ge Schrift kennt aber eine zwei­fa­che Gno­sis, ein ech­tes und ein fal­sches Wis­sen, deren eines sie rühmt und emp­fiehlt, wäh­rend sie das ande­re brand­markt und ver­wirft. Wie das Wis­sen noch heut­zu­ta­ge ent­we­der als Stei­ge­rung des Glau­bens oder als Gegen­satz des Glau­bens auf­tritt, so in der christ­li­chen Urzeit die Gnosis.
    Zwei­fa­che Gnosis
    Die ech­te Gnosis

    Die ech­te Gno­sis, die Gno­sis im guten Sinn des Wor­tes, ist ein immer tie­fe­res Ein­drin­gen in das inne­re Wesen des unwan­del­bar fest gehal­te­nen, von Gott geof­fen­bar­ten Glau­bens, ver­bun­den mit einer auf festen Beweis­grün­den ruhen­den Über­zeu­gung von des­sen Wahr­heit, ein immer all­sei­ti­ge­res Erfas­sen des­sel­ben mit allen Kräf­ten des mensch­li­chen Gei­stes, so daß der­sel­be vom Ver­stand aus das gan­ze Leben durch­dringt (vgl. Röm. 15, 14; 1. Kor. 1, 5; 8, 1. 7. 10. 11; 12, 8; 13, 2. 8;14, 6; 2. Kor. 6, 6; 11, 6; Kol. 2, 3; 2. Petr. 1, 5. 6; 3, 18). Das ist die Gno­sis, wel­che der Sohn Got­tes geof­fen­bart und der Mensch­heit über­ge­ben hat (Cle­mens Alex. Strom. 6, 7, ed. Pot­ter II, 771); das ist „die voll­kom­me­ne und ver­läß­li­che Gno­sis“, um derent­wil­len die Chri­sten zu Korinth in den ersten Zei­ten allent­hal­ben gerühmt waren (Cle­mens Rom. ep. I, c. 1); das ist jenes erha­be­ne Ide­al christ­li­cher Gei­stes­bil­dung und voll­kom­me­ner Hand­lungs­wei­se, (…) und wel­ches die edel­sten gebil­det­sten Män­ner der ersten Jahr­hun­der­te unab­läs­sig anstreb­ten. Daher wird auch das Ide­al des voll­kom­me­nen Chri­sten von Cle­mens von Alex­an­dri­en in sei­nen begei­ster­ten Schil­de­run­gen immer mit dem Namen Gno­sti­cus bezeich­net (s. das gan­ze 6. und 7. Buch der Stroma­ta, vgl. Strom. 2, 17). Eben die­ser alex­an­dri­ni­sche Cle­mens, wel­cher der vor­nehm­ste Stimm­füh­rer der wah­ren Gno­sis im Alter­tum ist, erklärt an ver­schie­de­nen Stel­len, was er unter der­sel­ben ver­ste­he, und wie die­sel­be nur auf dem Grund des Glau­bens gedei­he; so Paed. 1, 6, ed. Pot­ter I, 116; Strom. 2, 17 p. 468; 3, 5 p. 531; 6, 1 p. 736; 6, 8 p. 774 und beson­ders 7, 10 p. 864–866 (wo er sie den „voll­kom­me­nen und siche­ren Beweis des­sen“ nennt, „was man im Glau­ben bereits erfaßt hat, den Auf­bau auf der Grund­la­ge des Glau­bens, wodurch man zum unfehl­ba­ren Ver­ständ­nis gelangt“). –

    https://​katho​lisch​glau​ben​.info/​k​i​r​c​h​e​n​l​e​x​i​k​o​n​-​d​i​e​-​i​r​r​l​e​h​r​e​-​d​e​s​-​g​n​o​s​t​i​z​i​s​m​us/

    Zur Bibel gehört auch die 4 bzw. 5 Ele­men­te-Leh­re von den Ele­men­te-Prin­zi­pi­en als „Prin­ci­pi­is“ bzw. Ele­men­tar­kräf­ten. Im Ayur­ve­da als der tra­di­tio­nel­len indi­schen Heil­kunst Indi­ens auch die „Tatt­was“ genannt. Auch die bei­den Hei­li­gen und Kir­chen­leh­rer Alber­tus Magnus und Hil­de­gard von Bin­gen sowie Orig­e­nes und Philo(n) von Alex­an­dri­en als jüdi­scher Theo­lo­ge und Mer­ka­ba-Mysti­ker und Her­me­ti­ker kann­ten und ver­wand­ten sie. Man fin­det sie auch in der Hil­de­gard-Medi­zin der Hei­li­gen und Kir­chen­leh­re­rin Hil­de­gard von Bin­gen und so wei­ter usw.

    Vier-Ele­men­ten-Leh­re

    https://​www​.kath​pe​dia​.com/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​t​i​t​l​e​=​V​i​e​r​-​E​l​e​m​e​n​t​e​n​-​L​e​hre

    Der spät­an­ti­ke Theo­lo­ge Pseu­do-Dio­ny­si­us Areo­pa­gi­ta, des­sen neu­pla­to­nisch gepräg­te Wer­ke im Mit­tel­al­ter hohes Anse­hen genos­sen, führ­te den Begriff „Theur­gie“ in die christ­li­che Theo­lo­gie ein. Er bezeich­ne­te damit das Wir­ken des Hei­li­gen Gei­stes und Jesu Chri­sti und ins­be­son­de­re die von Gott her­bei­ge­führ­te Wirk­sam­keit der Sakramente.
    Auch der christ­li­che Mysti­ker Dio­ny­si­os Areo­pa­gi­ta ver­wen­de­te das Wort „Theur­gie“ also im Zusam­men­hang mit dem Hei­li­gen Geist als Geist Gottes.
    Der stark vom Neu­pla­to­nis­mus beein­fluss­te spät­an­ti­ke Theo­lo­ge Pseu­do-Dio­ny­si­us Areo­pa­gi­ta über­nahm den Begriff „Theur­gie“ in die christ­li­che Theologie.
    Theur­gie (grie­chisch θεουργία theour­gía „Got­tes­werk“) ist eine anti­ke Bezeich­nung für reli­giö­se Riten und Prak­ti­ken, die es ermög­li­chen soll­ten, mit gött­li­chen Wesen in Ver­bin­dung zu tre­ten und von ihnen Hil­fe zu erlan­gen. Der Aus­üben­de wird „Theurg“ genannt. Nach der gän­gi­gen Auf­fas­sung der anti­ken Theur­gen wur­de nicht ver­sucht, die erwünsch­te Reak­ti­on der Göt­ter mit magi­schen Mit­teln zu erzwin­gen, son­dern es ging um ein Zusam­men­wir­ken von Gott und Mensch, bei dem sich der Theurg gött­li­chem Ein­fluss öff­ne­te. Sie­he dazu auch Johan­nes „Scottus“ Eri­uge­na und Cle­mens von Alex­an­dri­en als Hei­li­gen Kle­mens und sei­nen Schü­ler Orig­e­nes und den Hei­li­gen und Kir­chen­leh­rer Alber­tus Magnus zur Her­me­tik als her­me­ti­schen Phi­lo­soph und christ­li­chen Hermetiker.
    Und Moses war laut Neu­em Testa­ment auch in aller Weis­heit der Ägyp­ter kun­dig. Es gibt eben die­se Weis­heits­leh­ren und Weis­heits­tra­di­tio­nen der gött­li­chen Geheim­nis­se und Myste­ri­en als Myste­ri­en-Kul­te, sie­he auch die Weis­heits­li­te­ra­tur. „Sopia“ und „Logos“ sind dort wich­ti­ge Begrif­fe – sie­he aber auch „Myste­ri­en“ und „Myster­ion“ und „Myste­ri­um“ als gött­li­che Geheim­nis­se und den Bene­dik­ti­ner Odo Casel mit sei­ner wie­der­ent­deck­ten Myste­ri­en- und Bogu­mil-Theo­lo­gie dazu Justin den Mär­ty­rer zur Mer­curi­us als römi­scher Name des Her­mes Tris­me­gi­stos im Zusam­men­hang mit dem Logos. Auch in der christ­li­chen Mystik wur­de die Her­me­tik rezipiert.

    Offe­ne Geheim­nis­se – her­me­ti­sche Tex­te und ver­bor­ge­nes Wis­sen in der mit­tel­al­ter­li­chen Rezep­ti­on von Augu­sti­nus bis Alber­tus Magnus
    Janu­ary 2008
    Authors:
    Mat­thi­as Heiduk
    Leib­niz-Zen­trum für Archäologie

    https://​www​.rese​arch​ga​te​.net/​p​u​b​l​i​c​a​t​i​o​n​/​2​7​9​8​4​6​3​2​0​_​O​f​f​e​n​e​_​G​e​h​e​i​m​n​i​s​s​e​_​-​_​h​e​r​m​e​t​i​s​c​h​e​_​T​e​x​t​e​_​u​n​d​_​v​e​r​b​o​r​g​e​n​e​s​_​W​i​s​s​e​n​_​i​n​_​d​e​r​_​m​i​t​t​e​l​a​l​t​e​r​l​i​c​h​e​n​_​R​e​z​e​p​t​i​o​n​_​v​o​n​_​A​u​g​u​s​t​i​n​u​s​_​b​i​s​_​A​l​b​e​r​t​u​s​_​M​a​g​nus

    Die Stu­die unter­sucht erst­mals umfas­send und syste­ma­tisch die Rezep­ti­on her­me­ti­scher Tra­di­tio­nen in der latei­ni­schen Lite­ra­tur von der Spät­an­ti­ke bis zum Aus­gang des 13. Jahr­hun­derts. Sie nimmt dabei sämt­li­che Schrif­ten des betref­fen­den Zeit­raums in den Blick, in denen die mythi­sche Urhe­ber­schaft der hybri­den Gestalt des Her­mes Tris­me­gi­stos in Anspruch genom­men wird. Ziel der Unter­su­chung ist, die spe­zi­fi­schen histo­ri­schen Kon­tex­te der Aneig­nung auf­zu­decken und so dem mit­tel­al­ter­li­chen Dis­kurs um die Her­me­ti­ca ein eigen­stän­di­ges Pro­fil zu ver­lei­hen. Zen­tra­le Fra­gen berüh­ren die Rah­men­be­din­gun­gen für Über­set­zung und Ver­brei­tung der hand­schrift­li­chen Über­lie­fe­rung, den Umgang mit dem antik-paga­nen Mythos Her­mes Tris­me­gi­stos im christ­li­chen Umfeld des Mit­tel­al­ters, die sozia­len Milieus und intel­lek­tu­el­len Befind­lich­kei­ten der Rezi­pi­en­ten und die Aus­prä­gun­gen und Umfor­mun­gen des Her­mes-Mythos im Wan­del der Rezep­ti­ons­mo­ti­ve. Wich­ti­ge Ergeb­nis­se der Unter­su­chung las­sen sich in fol­gen­den The­sen zusam­men­fas­sen: Mit dem Aus­klang der Anti­ke erfolg­te kein radi­ka­ler Abbruch der Tra­di­ti­ons­bil­dung um Her­mes in der abend­län­disch-latei­ni­schen Lite­ra­tur, die hand­schrift­li­che Über­lie­fe­rung und die Aus­le­gung der Kir­chen­vä­ter sorg­ten für Kon­ti­nui­tä­ten. Ab dem 12. Jahr­hun­dert mach­ten sich neue Impul­se in der Rezep­ti­on bemerk­bar. Zum einen ver­lieh der Rück­griff auf die Auto­ri­tät des Her­mes im Wett­streit der Schu­len wach­sen­des Pre­sti­ge in den gelehr­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen, zum ande­ren eröff­ne­ten die Über­set­zun­gen neu­er Tex­te aus dem Grie­chi­schen und Ara­bi­schen eine Viel­zahl neu­er her­me­ti­scher Tra­di­tio­nen, die im Kon­text der Aneig­nung neu­en Wis­sens und neu­er Wis­sen­schafts­stan­dards gese­hen wur­den. Bis zum Ende des 13. Jahr­hun­derts war der Trans­fer von Her­me­ti­ca natur­kund­li­chen, alche­mi­schen, astro­lo­gi­schen und magi­schen Inhalts weit­ge­hend abge­schlos­sen und die fol­gen­den Jahr­hun­der­te bau­ten in ihrer Aus­ein­an­der­set­zung auf die­sem mit­tel­al­ter­li­chen Bestand auf. Ein spe­zi­fi­sches Milieu von Rezi­pi­en­ten in Geheim­ge­sell­schaf­ten oder her­me­ti­schen Zir­keln lässt sich für das Mit­tel­al­ter nicht fest­stel­len, war doch die Beschäf­ti­gung mit den Her­me­ti­ca mit kei­nen sank­ti­ons­be­haf­te­ten Tabus ver­bun­den. Gleich­wohl erweist sich die Aneig­nung der Auto­ri­tät des Her­mes als viel­fäl­tig und ori­gi­nell mit zustim­men­den wie ableh­nen­den Kon­no­ta­tio­nen. Das ver­brei­te­te Dik­tum, wonach die Her­mes-Rezep­ti­on ein epo­chen­spe­zi­fi­sches Phä­no­men der Renais­sance sei und mit­tel­al­ter­li­che Spu­ren allen­falls als mar­gi­na­les Vor­spiel betrach­tet wer­den kön­nen, wird durch die Stu­die auf brei­ter Basis widerlegt.

  5. Man muss unter­schei­den zwi­schen den unper­sön­li­chen Ele­men­tar­kräf­ten und den per­so­na­len Ele­men­tar­mäch­ten. Ich wür­de die „Pacha­ma­ma“ bzw. „Mut­ter Erde“ als eine sol­che Ele­men­tar­macht (nicht als Dämon!) ein­stu­fen, ein Engel der Natur und der Ele­men­te und der Ster­ne. Durch die­se unter­stan­den die heid­ni­schen Völ­ker nach jüdi­scher Ansicht Got­tes indi­rek­ter Herr­schaft. Den Elementarmächten.
    Unter deren Herr­schaft (der Ele­men­tar­mäch­te) soll man aber laut Bibel nicht zurück­fal­len! Den­noch gibt es auch den Gesang der Män­ner im Feu­er­ofen beim Pro­phe­ten Dani­el im Alten Testa­ment der Bibel. „Die Erde, sie prei­set den Herrn!“. Auch die Ele­men­tar­mäch­te gehö­ren eben zur gött­li­chen Schöp­fungs­ord­nung des Kos­mos dazu, auch wenn man sie nicht wie Gott den Schöp­fer selbst anbe­ten darf. Die Juden hat­ten das mosai­sche Gesetz und stan­den mit dem mosai­schen Bund nach Moses unter der direk­ten Herr­schaft Got­tes, sie hat­ten ihren Geset­zes­dienst. Die heid­ni­schen Völ­ker stan­den nach jüdi­scher Leh­re unter der indi­rek­ten Herr­schaft Got­tes durch die Engel der Natur und der Ele­men­te und der Ster­ne, sie hat­ten ihren Ele­men­te-Dienst. So wie man nicht unter das alte Testa­ment mit dem alten mosai­schen Bund und dem vol­len alten mosai­schen Gesetz zurück­fal­len soll, so soll man auch nicht unter die alte Herr­schaft der Ele­men­tar­mäch­te zurück­fal­len. Den­noch ist auch ein Ele­men­te-Dienst wie der Geset­zes­dienst der Juden Bestand­teil der gött­li­chen Ord­nung. Inso­fern trifft die Bemü­hung um „Inkul­tu­ra­ti­on“ ähn­lich der Areo­pag-Rede des Apo­stels Pau­lus auf dem Areo­pag in Athen im Neu­en Testa­ment der Bibel schon einen rich­ti­gen Punkt. Der Apo­stel Pau­lus zitier­te im Neu­en Testa­ment der Bibel auf dem Areo­pag in Athen die bei­den stoi­schen Dich­ter Ara­tos (zum höch­sten Gott) und Klean­thes (zum gött­li­chen Logos, bei ihm die „Welt­see­le“ und auch „Welt­ver­nunft“). Sie­he dazu auch Justin den Mär­ty­rer (der auch Mer­curi­us als römi­schen Namen des Her­mes Tris­me­gi­stos zum Logos erwähn­te) und den Hei­li­gen Ire­nae­us von Lyon, der des­sen Logos-Theo­lo­gie von ihm über­nahm und wei­ter­ent­wickel­te und auch
    Philo(n) von Alex­an­dri­en als jüdi­schen Theo­lo­gen und Mer­ka­ba-Mysti­ker und her­me­ti­schen Phi­lo­so­phen bzw. Her­me­ti­ker. Mei­ner Ansicht nach wäre das Engel(s)werk nach Gabrie­le Bit­ter­lich die idea­le spi­ri­tu­el­le Strö­mung bzw. Aus­rich­tung auch für Latein­ame­ri­ka und Indien.

    https://​kath​pe​dia​.de/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​t​i​t​l​e​=​V​i​e​r​-​E​l​e​m​e​n​t​e​n​-​L​e​hre

    Ursprung der Elemente
    Gott erschuf das Uni­ver­sum (den Makro­kos­mos). Hil­de­gard von Bin­gen ver­gleicht in ihren Schrif­ten stän­dig den Makro­kos­mos (das Uni­ver­sum) und den Mikro­kos­mos: den Men­schen. Auch der Kir­chen­leh­rer Bona­ven­tura ver­wen­det die Begrif­fe in die­sem Sinn. in: Bona­ven­tura: Bre­vilo­qui­um, Über­tra­gen, ein­ge­lei­tet und mit einem Glos­sar ver­se­hen von Mari­an­ne Schlos­ser (Christ­li­che Mei­ster 52), Johan­nes Ver­lag Ein­sie­deln Frei­burg 2017, Pro­log S. 25 (328 Sei­ten; Drit­te Auf­la­ge; ISBN 978–3‑89411–373‑9); auch Pius XII.: in der Weih­nachts­an­spra­che Leva ierusa­lem über Chri­stus und die Har­mo­nie des Kos­mos vom 22. Dezem­ber 1957. und festig­te sie durch die vier Ele­men­te. Die­se sind so eng mit­ein­an­der ver­bun­den, dass kein Ele­ment von einem ande­ren getrennt exi­stie­ren kann. Sie hal­ten sich so fest zusam­men, dass man sie das Fir­ma­ment nennt. „Die Ele­men­te ver­än­dern sich unter­ein­an­der, wie auf einer Har­fe die Töne den Rhyth­mus ändern und doch den glei­chen Klang behal­ten. Dies lässt sich aus der Betrach­tung der Gescheh­nis­se deut­lich erken­nen.“ Weish 19,18

    https://​kath​pe​dia​.de/​i​n​d​e​x​.​p​h​p​?​t​i​t​l​e​=​C​h​r​i​s​t​l​i​c​h​e​_​M​e​d​i​zin

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