Kardinal Dominik Duka OP, der emeritierte Erzbischof von Prag, schrieb in der gestrigen Ausgabe der italienischen Tageszeitung Il Foglio eine Kolumne, die auf der Titelseite des Blattes veröffentlicht wurde. Das Intellektuellenblatt stand dem Pontifikat von Benedikt XVI. nahe, während es in Fragen der internationalen Politik transatlantisch und neokonservativ ausgerichtet ist, was Aspekte der Kolumne auch in dieser Hinsicht interessant machen.
Kardinal Duka wurde 1943 als Jaroslav Duka in Königgrätz geboren, das damals Teil des von Adolf Hitler gewollten Reichsprotektorats Böhmen und Mähren war, dessen Errichtung die Weichen zum Zweiten Weltkrieg stellte. Das Kriegsende brachte für Duka und die Tschechen nur den Wechsel von einem totalitären zu einem anderen totalitären Regime, das ihm den Wunsch verwehrte, Priester zu werden. So mußte er eine Ausbildung zum Schlosser machen, in einer Fabrik arbeiten und seinen Militärdienst ableisten. Erst dann erlaubte man ihm den Eintritt in das Priesterseminar, das unter staatlicher Aufsicht stand. 1968 trat er in den Dominikanerorden ein und erhielt seinen Ordensnamen Dominik. 1970 wurde er zum Priester geweiht und war in der Seelsorge tätig, bis ihm diese 1975 vom kommunistischen Regime verboten wurde. Da er sich nicht daran hielt, wurde er 1981 ins Gefängnis gesteckt. Da er auch nach seiner Haftentlassung offiziell nicht als Priester wirken durfte, wirkte er im Untergrund und arbeitete für den Broterwerb als Zeichner in Pilsen. Erst nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktatur Ende 1989 konnte der inzwischen 46jährige frei als Priester wirken. Er wurde unter anderem Dozent an der Theologischen Fakultät in Olmütz. 1998 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof von Königgrätz. Mehrere Jahre verwaltete er als Apostolischer Administrator zudem das Bistum Leitmeritz. 2010 berief ihn Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von Prag und kreierte ihn 2012 zum Kardinal. Als solcher war er viele Jahre Vorsitzender der Tschechischen Bischofskonferenz. Im Kontrast zur Linie von Santa Marta kritisierte Kardinal Duka die undifferenzierte Masseneinwanderung und warnte vor einer damit verbundenen Islamisierung. 2022 wurde er von Papst Franziskus emeritiert. Hier der gestern veröffentlichte Text von Kardinal Duka:
Der Mut, den die Kirche braucht
Von Dominik Duka OP
emeritierter Kardinal-Erzbischof von Prag
Nach dem Treffen von Vertretern der Kirche und der chinesischen Regierung am 21. Mai in Rom anläßlich des hundertsten Jahrestages des ersten Konzils der katholischen Kirche in China scheint es angebracht, die Geschichte – und damit die Ergebnisse – der päpstlichen Diplomatie zu betrachten, deren Ursprünge mindestens bis ins fünfte Jahrhundert zurückreichen.
Wie unser Katechismus feststellt, bezeugt die Kirche sowohl unsere gemeinsame Würde als auch die Berufung des einzelnen Menschen innerhalb der Gemeinschaft der Menschen; gleichzeitig weist sie uns auf die Notwendigkeit von Gerechtigkeit, Freiheit, Entwicklung, menschlichen Beziehungen und Frieden hin. In dem komplexen Geflecht der internationalen sozialen Beziehungen versucht die Kirche, die Forderungen des Evangeliums bekannt zu machen. Schließlich ist Jesus Christus nicht nur der Retter des Einzelnen, sondern auch der Erlöser der einzelnen sozialen Einheiten und der Gesellschaft als Ganzes.
Das Papsttum war in der Lage, ein Netz seiner Vertreter in den Ortskirchen und den Staaten zu nutzen, in der Regel durch bischöfliche Botschafter oder päpstliche Legaten, dessen Form nach den Napoleonischen Kriegen mit dem Wiener Kongreß (1814/1815) konsolidiert wurde. Auch heute noch ist die päpstliche Diplomatie von grundlegender Bedeutung, wenn es darum geht, Unterdrückung abzubauen, Gewalt zu verhindern und Kriege zu vermeiden oder zu beenden. Selbst wenn ein Krieg unvermeidlich scheint, scheut sich die päpstliche Diplomatie nicht, sich zu exponieren und die Merkmale des gerechten Krieges und der Selbstverteidigung zu unterscheiden.
Die totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts haben nicht nur den Bedarf, sondern auch die Notwendigkeit dieses kirchlichen Dienstes gezeigt. Ein besonders heldenhaftes Kapitel der vatikanischen Diplomatie wurde von Achille Ratti und Eugenio Pacelli geschrieben, die später zu Päpsten wurden (Pius XI. bzw. Pius XII.), deren diplomatisches Geschick und Gelehrsamkeit unerwartete Früchte trugen und der Kirche eine Mission sicherten, die ihr nicht nur Bewunderung einbrachte, sondern ihr auch ermöglichte, auf globaler Ebene zu gedeihen. Ihre späteren Enzykliken sind ohne ihren früheren diplomatischen Dienst in den Nuntiaturen nicht vorstellbar. Die Schwierigkeiten der Kirche während des Zweiten Weltkriegs, ihre Unterstützung des Widerstands in der Tschechischen Republik, Polen und anderswo sowie ihr Beitrag zum Aufbau einer friedlichen Welt verdienen nicht nur Bewunderung, sondern auch Dankbarkeit für diese mutigen Kirchenmänner.
Das Ende der 1950er Jahre bildete jedoch den Hintergrund für einen Wandel im diplomatischen Dienst. Die Grundsätze des Kampfes für Freiheit und Menschenwürde wurden aufgegeben zugunsten einer Entspannungspolitik, die vor allem von der Linken und den kommunistischen Staaten gefördert wurde. Die vatikanische Diplomatie bevorzugte eine Form des Realismus und der „stillen“ Diplomatie (bekannt als „Ostpolitik“), die der jener Nationalstaaten ähnlicher war, die manchmal, um ihre eigenen Ziele zu erreichen, die Werte des Rechtsstaates unterordneten. Die vatikanische Diplomatie war bestrebt, bilaterale Abkommen zu schließen, um das Leben der örtlichen Gemeinschaften zu schützen, während sie gleichzeitig die Wünsche und Erwartungen der Ortskirchen opferte. In dem Versuch, mit den kommunistischen Regimen zu „kooperieren“, bemühte sich der Vatikan, einen sanfteren Ansatz zu wählen und in Fragen der Menschenrechte und der Religionsfreiheit nachzugeben. Prälaten wie Kardinal József Mindszenty, verbannt, weil sie sich weigerten, Kompromisse einzugehen, wurden zum Gewissen der katholischen Kirche. Dutzende von Bischöfen wurden in kommunistischen Gefängnissen in Europa, China und Vietnam eingesperrt. Einige von ihnen, wie Ignatius Kung, verbrachten Jahrzehnte im Gefängnis. In jenen Jahren sind wir den Fußstapfen heldenhafter Bischöfe wie Theophilus Matulionis aus Litauen gefolgt, die gezeigt haben, daß Ideale niemals vor unannehmbaren Realitäten in die Knie gehen dürfen. Lange vor ihm beteten Bischöfe wie der heilige John Fisher, der später von König Heinrich VIII. zum Märtyrertod verurteilt wurde, für solche „starken und mächtigen Säulen“ und erkannten, daß selbst die Apostel „nur weicher und biegsamer Ton waren, bis sie durch das Feuer des Heiligen Geistes gestärkt wurden“.
Es entstand dann eine ähnliche Säule. Die stille Diplomatie wurde unter Papst Johannes Paul II. geschickt überwunden, der die Informationsnetze des Untergrunds und der Dissidenten stärkte, um die Stimme zu erheben und den Aktionsradius zu erweitern. Er bestand darauf, daß das Evangelium Jesu Christi bei jeder Gelegenheit öffentlich gemacht wird. Entgegen den Hoffnungen der polnischen Kommunisten brachte er die Wahrheit zu einem Volk, das mit dem Gesang „Wir wollen Gott“ antwortete. Die Ideale und Grundsätze seiner diplomatischen Mission waren in der göttlichen Offenbarung – der Bibel – und in der Tradition der Kirche verwurzelt. Sie wurden zu einem sichtbaren und unverzichtbaren Teil seines globalen päpstlichen Dienstes. Der Kampf für die Würde und die Rechte des nach dem Bilde Gottes erschaffenen Menschen, für das Grundrecht der Familie und für die Autonomie der Nation hatte in ihm einen starken Verteidiger.
Heute steht die Kirche vor verschiedenen Bedrohungen und Herausforderungen. Im Westen allgemein und in meinem eigenen Land gibt es Versuche, die Kirche – und die Wahrheiten über den Menschen – auszugrenzen, indem man sie weit aus dem öffentlichen Raum verweist. In einigen westlichen Ländern werden Schulen und Lehrer bedroht, wenn sie grundlegende Wahrheiten lehren, wie etwa den Unterschied zwischen Mann und Frau. Männer und Frauen werden von ihren Mitbürgern „mundtot“ gemacht, manche sogar entlassen, weil sie sich für das Gut der Ehe und den Wert jedes Menschenlebens einsetzen.
Außerhalb des Westens sind die Bedrohungen für die Grundfreiheiten noch gravierender. Wenn der Heilige Stuhl im Namen des Realismus den Tausch von ukrainischem Staatsgebiet gegen Frieden mit Rußland zu bevorzugen scheint, ist dieses noch nicht erreichte Abkommen jedenfalls besser als ein geheim abgeschlossenes Abkommen, wie das mit der chinesischen Regierung. So wie das Schweigen und die Komplizenschaft mit dem kommunistischen Regime meinem Land geschadet und es der Regierung erleichtert haben, Dissidenten zu inhaftieren, so schadet das Schweigen der Kirche angesichts der Menschenrechtsverletzungen durch das kommunistische China den Katholiken in China. Nina Shea, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Hudson Institute, hat dokumentiert, wie acht Bischöfe in China wahrscheinlich auf unbestimmte Zeit und ohne Gerichtsverfahren inhaftiert sind.
Wir wissen, daß der große Kardinal Joseph Zen verhaftet worden ist und nun unter staatlicher Kontrolle und Überwachung steht. Jimmy Lai, ein zur katholischen Kirche konvertierter Medieneigentümer, wird seit mehr als drei Jahren in Hongkong in Isolationshaft gehalten.
Vaclav Havel, mit dem ich einst eine Gefängniszelle teilte, schrieb, daß die einzige Möglichkeit, ein totalitäres Regime zu bekämpfen, darin besteht, daß jeder von uns den Mut hat, sich dafür zu entscheiden, die Wahrheit in unserem eigenen Leben zu leben, ungeachtet der Konsequenzen. Heute sind wir immer noch mit Diktaturen und totalitären Ideologien konfrontiert. Wieder einmal zahlen mutige Menschen den Preis dafür, daß sie sich gegen sie auflehnen. Gestärkt durch solche modernen Zeugnisse, bekannte oder unbekannte, muß die vatikanische Diplomatie ihre Stimme wiederfinden und sie erheben, um sich ihnen bei der Verteidigung der menschlichen Person und der Verteidigung des Evangeliums anzuschließen. Wieder einmal ist die Zeit des Mutes gekommen.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: MiL
Wer meint, dass Johannes Paul, der Koranküsser und eifrige Prediger vor Allah und dem dreieinigen Gott als demselben (Pfui!), noch dazu vor 10000en jungen Muslimen 1985, https://www.kath.net/news/30970, wo jeder die Zustände, die in der Zeit z.B. im Iran herrschten, aus Büchern wie „Nicht ohne meine Tochter“ kennt, geeignet ist um stille, heut zu Tage kann man wohl sagen falsche Diplomatie zu überwinden, der irrt ganz gewaltig.
Warum will keiner auf Bischof Vigano hören, der das zweite vatikanische Konsil, und mit ihm alle die es befürwortet und in Taten unterstützt haben, ablehnt?
Keiner, aus den Heiden in meinem Land.….