Ein christozentrisches Kaleidoskop

Eine Buchbesprechung


Titelbild des Buches

Von Cle­mens Vic­tor Oldendorf

Anzei­ge

Anknüp­fend an eine frü­he Schil­de­rung des Mar­ty­ri­ums des hei­li­gen Bischofs Poly­karp von Smyr­na, der im Jah­re 69, noch vor der von Jesus pro­phe­zei­ten (Mt 24, 1f, Mk 13, 1f, Lk 21, 5f) Zer­stö­rung des Jeru­sa­le­mer Tem­pels, gebo­ren wur­de und 155 starb, ent­wickelt ein­mal Joseph Ratz­in­ger eine gene­rel­le lit­ur­gisch-exi­sten­ti­el­le Deu­tung des Mar­ty­ri­ums im Aus­blick auf den Hori­zont der Eucha­ri­stie: „Das gan­ze Mar­ty­ri­um wird als Lit­ur­gie, ja, als Eucha­ri­stie­wer­dung des Mar­ty­rers geschil­dert, der in die vol­le Gemein­schaft mit dem Pascha Jesu Chri­sti ein­tritt und so mit ihm Eucha­ri­stie wird. Zunächst wird erzählt, wie der gro­ße Bischof gefes­selt wird und wie ihm die Hän­de auf den Rücken gebun­den wer­den. So erschien er ‚wie ein edler Wid­der (Lamm!), der aus der gro­ßen Her­de zu Gott geführt wird, eine Gott wohl­ge­fäl­li­ge, für ihn berei­te­te Opfer­ga­be.‘ Der Mar­ty­rer, der inzwi­schen auf den Holz­stoß gelegt und dort ange­bun­den ist, spricht nun eine Art Hoch­ge­bet: Er dankt für die Erkennt­nis Got­tes, die ihm durch sei­nen gelieb­ten Sohn Jesus Chri­stus zuteil gewor­den ist. Er preist Gott, weil er gewür­digt wur­de, Anteil am Kelch Jesu Chri­sti auf die Auf­er­ste­hung hin zu erlan­gen. Schließ­lich bit­tet er mit Wor­ten aus dem Daniel­buch, die wohl schon früh in die christ­li­che Lit­ur­gie auf­ge­nom­men wor­den sind, ‚heu­te vor dir als wohl­ge­fäl­li­ges und fet­tes Opfer ange­nom­men zu sein […]‘. Der Text endet in einer gro­ßen Doxolo­gie, wie es lit­ur­gi­sche Hoch­ge­be­te tun. Nach­dem Poly­karp das Amen gespro­chen hat, ent­zün­den die Knech­te den Holz­stoß, und nun wird ein drei­fa­ches Wun­der berich­tet, in dem sich noch ein­mal der lit­ur­gi­sche Cha­rak­ter des Gesche­hens in sei­ner viel­fäl­ti­gen Bedeu­tung dar­stellt. Das Feu­er nimmt zunächst die Gestalt eines Segels an, das den Hei­li­gen von allen Sei­ten umschließt. Der bren­nen­de Holz­stoß erscheint wie ein Schiff mit gebläh­ten Segeln, das den Mar­ty­rer über die Gren­zen der Erde hin­aus in die Hand Got­tes trägt. Sein ver­brann­ter Leib aber, so wird gesagt, erschien nicht wie ver­brann­tes Fleisch, son­dern wie gebacke­nes Brot. Und end­lich zieht dann nicht der Geruch ver­brann­ten Flei­sches auf, son­dern die Anwe­sen­den spür­ten einen süßen Duft ‚wie von Weih­rauch oder von kost­ba­ren Aro­men‘. Der Wohl­ge­ruch gehört im Alten wie im Neu­en Testa­ment zum festen Bestand­teil der Opfer­theo­lo­gie. Bei Pau­lus ist er Aus­druck eines rein gewor­de­nen Lebens, von dem nicht mehr der Gestank der Lüge und der Kor­rup­ti­on, der Ver­we­sungs­ge­ruch des Todes aus­geht, son­dern die erfri­schen­de Luft des Lebens und der Lie­be, die Atmo­sphä­re, die Gott gemäß ist und die Men­schen heilt. So gehört das Bild vom Wohl­ge­ruch mit dem von der Brot­wer­dung zusam­men: Der Mar­ty­rer ist wie Chri­stus gewor­den; sein Leben ist Gabe gewor­den. Von ihm kommt nicht das Gift der Zer­set­zung des Leben­di­gen durch die Macht des Todes, von ihm geht die Kraft des Lebens aus, er baut Leben auf, wie gutes Brot uns leben lässt. Die Hin­ein­ga­be in den Leib Chri­sti hat die Macht des Todes besiegt: Der Mar­ty­rer lebt und gibt Leben, gera­de durch sei­nen Tod, und so ist er selbst in das eucha­ri­sti­sche Geheim­nis ein­ge­gan­gen. Das Mar­ty­ri­um ist Quel­le des Glau­bens.“1

Mit Christus in der Kelter

In die­ser Para­phra­se einer alt­christ­li­chen Schil­de­rung und Theo­lo­gie des Mar­ty­ri­ums steht die meta­pho­risch-spi­ri­tu­el­le Gleich­för­mig­keit des Mar­ty­rers mit der Brot­sge­stalt in der Eucha­ri­stie im Vor­der­grund, ver­bun­den mit der Asso­zia­ti­on frisch­ge­backe­nen, duf­ten­den Bro­tes, des­sen Wohl­ge­ruch mit der Vor­stel­lung des Weih­rauchs als Opfer­ga­be, die sich ver­zehrt und dabei Duft ver­strömt, ein­her­geht. Wie sich in der Getrennt­heit der Gaben und Gestal­ten von Brot und Wein das Opfer dar­stellt und Leib und Blut Chri­sti dar­ge­bracht wer­den, so fehlt, wenn vom Anteil am Kelch Jesu Chri­sti auf die Auf­er­ste­hung hin gespro­chen wird, auch im Mar­ty­ri­um nicht die Ent­spre­chung zum Wein, der in der Eucha­ri­stie zum Blut Chri­sti gewan­delt und als sol­ches opfernd im Kel­che ver­gos­sen sowie gleich­zei­tig auf­ge­fan­gen und lit­ur­gisch als Opfer ange­nom­men wird.

Dass Ratz­in­ger die Per­spek­ti­ve der Auf­er­ste­hung ein­nimmt, geschieht zu Recht, ist das, was in der Kom­mu­ni­on emp­fan­gen wird, doch zugleich Genuss der Opfer­frucht und sakra­men­ta­le Vor­weg­nah­me des Himm­li­schen Hoch­zeits­mah­les. Der Mar­ty­rer, der sein eige­nes Blut für den Glau­ben hin­gibt und mit Chri­stus ver­gießt, wird gleich­för­mig nicht nur mit dem Brot, das berei­tet wird; auch mit der zum Wein gepress­ten Trau­be. Mit dem 12. Jahr­hun­dert tritt iko­no­gra­phisch in der christ­li­chen Kunst ein Bild­ty­pus auf, der Chri­stus in der Kel­ter genannt wird. Neben ande­ren bibli­schen Bezugs­punk­ten kann sein Ent­ste­hen sicher­lich mit der Bild­re­de vom Wein­stock und den Reben in Joh 15, 1–8 in Ver­bin­dung gebracht werden.

Chri­stus in der Kel­ter in Ediger-Eller

In Edi­ger-Eller an der Unter­mo­sel bekrönt die stei­len Win­ger­te die Kreuz­ka­pel­le. In die­ser fin­det sich, als stei­ner­nes Reli­ef aus­ge­führt, eine sol­che Dar­stel­lung aus dem 16. Jahr­hun­dert. In einer Wein- und Win­zer­ge­gend war und ist wei­ter­hin den Men­schen die Aus­sa­ge­ab­sicht gera­de­zu intui­tiv zugäng­lich: Sie wis­sen um die Mühen und Anstren­gun­gen des Wein­baus, die sie in Gestalt des Wein­bergs Elle­rer Cal­mont, der als euro­pa- oder sogar welt­weit maxi­ma­le Steil­la­ge gilt, land­schafts­prä­gend bestän­dig vor Augen haben. Zu der Kreuz­kir­che, die das Reli­ef birgt, wel­ches Chri­stus das Kreuz tra­gend in der Kel­ter zeigt, füh­ren seit 1488 Sie­ben Hei­li­ge Fuß­fäl­le berg­an. 1762 zu einem sand­stei­ner­nen Kreuz­weg erwei­tert, umfasst der Auf­stieg eine fünf­zehn­te Sta­ti­on, die das Kel­ter­mo­tiv aus der Kir­che etwas ver­ein­facht und redu­ziert vor­weg­nimmt, es dafür dem zeit­ge­nös­si­schen Form­ge­fühl des Barock annähert.

Vom Mar­ty­rer kön­nen wir mit emi­nen­ter Berech­ti­gung aus­sa­gen, was der Römi­sche Kanon in der Text­stu­fe und ‑gestalt, die dem aus Trier gebür­ti­gen hei­li­gen Ambro­si­us aus der eucha­ri­sti­schen Lit­ur­gie in Mai­land geläu­fig war und die er um 390 in De sacra­men­tis beschreibt und teil­wei­se wört­lich wie­der­gibt, über die Gaben von Brot und Wein sagt, und zwar im Hoch­ge­bet schon vor dem Wand­lungs­ge­sche­hen: Sie sind (!) als obla­tio figu­ra cor­po­ris et san­gui­nis Domi­ni nostri Iesu Chri­sti‘.2 Im Mar­ty­ri­um wird der­je­ni­ge, der es erlei­det, exi­sten­ti­ell eben­falls zu die­ser figu­ra gestal­tet.

Erik Peter­son sagt es so: „Das Todes­lei­den Chri­sti ist, da es der ‚Men­schen­sohn‘, der Mensch­ge­wor­de­ne ist, der lei­det, über die gan­ze Kir­che als sei­nen mysti­schen Leib gekom­men. Dar­um wird der, der sich durch die Tau­fe zu Jesus bekennt, in den Tod Jesu getauft, und dar­um wird der, der in der Eucha­ri­stie Gott Dank dafür sagt, daß er uns sei­nen Sohn geschenkt hat, Jesu teil­haf­tig, indem er den gebro­che­nen Leib des Herrn ißt und den Kelch mit dem Blu­te des Neu­en Bun­des trinkt. Weil wir in den Tod des Herrn getauft und mit dem Blu­te des Herrn gespeist wer­den, dar­um ist es unver­meid­lich für jeden, der zur Kir­che gehört, daß er am Lei­den Chri­sti teil­hat. Frei­lich, es gibt ver­schie­de­ne Wei­sen, in denen die ein­zel­nen Glie­der des Lei­bes Chri­sti mit dem Haup­te lei­den.“3 Mit ande­ren Wor­ten gilt das, was sich im Mar­ty­rer in des­sen eige­nem, kon­kre­ten Leben indi­vi­du­ell unüber­biet­bar ver­wirk­licht, in der sakra­men­ta­len Begrün­dung und Anla­ge wahr­haf­tig von jedem Getauf­ten, jeden­falls als je eige­ner und unter­schied­lich gestuf­ter und aus­ge­form­ter Auf­trag zum Mit­lei­den und Zeug­nis­ge­ben im Anschluss an Jesus Chri­stus, an sei­ne Bot­schaft und Erlösungstat.

Neuerscheinung erschließt wichtige Zusammenhänge und Einsichten

Die aus­führ­lich auf­ge­zeig­te, eucha­ri­sti­sche und kul­tisch-lit­ur­gi­sche Dimen­si­on des christ­li­chen Mar­ty­ri­ums dient uns zur Hin­füh­rung, um einen bemer­kens­wer­ten Sam­mel­band vor­zu­stel­len, der Mit­te Mai die­ses Jah­res im Augs­bur­ger Domi­nus-Ver­lag erschie­nen ist. Er trägt den Titel: Logos – Ethos – Eikon. Das Wah­re, Gute und Schö­ne aus chri­sto­lo­gi­scher Per­spek­ti­ve und wur­de sorg­fäl­tig kon­zi­piert und betreut vom Pots­da­mer Archi­tek­tur­theo­re­ti­ker und Kunst­hi­sto­ri­ker Peter Ste­phan, der eben­falls als Her­aus­ge­ber fun­giert und den ästhe­tisch her­vor­ra­gend aus­ge­stat­te­ten Band neben einer Ein­lei­tung, über­schrie­ben: Die chri­sto­zen­tri­sche Wen­de (vgl. S. 15–32, sie gibt einen Über­blick des Auf­baus und Zuein­an­ders der ein­zel­nen Bei­trä­ge und Autoren und lie­ße sich selbst als Rezen­si­on ver­wen­den), im The­men­seg­ment Eikon mit einem eige­nen Bei­trag berei­chert hat, mit einer über­ra­schen­den, aber nicht min­der anre­gend-über­zeu­gen­den Neu­aus­le­gung und Bild­in­ter­pre­ta­ti­on zu Gio­van­ni Bel­li­nis Gemäl­de Toter Chri­stus, von zwei Engeln gestützt näm­lich, das, um 1470 ent­stan­den, in der Ber­li­ner Gemäl­de­ga­le­rie besich­tigt wer­den kann (vgl. S. 250–277, auf die inspi­rie­ren­de, neue Sicht auf das Werk Bel­li­nis, im Buch Abb. 23 auf S. 250, wird die­se Rezen­si­on spä­ter zurück­kom­men). Außer­dem fügt der Her­aus­ge­ber dem Band ein postu­mes Inter­view mit Bene­dikt XVI. an, das Ste­phan kon­stru­iert hat, indem er aus dem reich­hal­ti­gen Schrift­tum Joseph Ratz­in­gers als Theo­lo­ge, Glau­bens­prä­fekt und Papst unter dem Gedan­ken­bo­gen: Die Schön­heit des Logos heilt die Welt Pas­sa­gen dar­aus als Ant­wor­ten auf Inter­view­fra­gen ver­wen­det, wel­che der theo­lo­gisch inter­es­sier­te Kunst­ge­schicht­ler zu die­sem Zweck nach­träg­lich erdacht hat (vgl. S. 341–376). Das fik­ti­ve Gespräch mit dem dahin­ge­schie­de­nen Papst wird sicher­lich auf so machen Leser ob sei­ner ori­gi­nel­len Ent­ste­hungs­wei­se einen beson­de­ren Reiz, womög­lich sogar eine Art Fas­zi­na­ti­on ausüben.

Unter den Per­sön­lich­kei­ten, die zu Logos – Ethos – Eikon bei­getra­gen haben, befin­den sich für tra­di­ti­ons­ver­pflich­te­te oder tra­di­ti­ons­freund­li­che katho­li­sche Gläu­bi­ge und Theo­lo­gen (in der Rei­hen­fol­ge ihrer Abhand­lun­gen in dem Buche) so wohl­klin­gen­de, pro­mi­nen­te und pro­mi­nen­te­ste ver­trau­te Namen wie Ger­hard Lud­wig Mül­ler, Heinz-Lothar Barth, Peter Andrew Kwas­niew­ski, Micha­el Fied­ro­wicz, Atha­na­si­us Schnei­der und Mar­tin Mose­bach. Dane­ben kom­men Autoren zu Wort, die ihrem Fach­pu­bli­kum sicher­lich geläu­fig sind, einer brei­te­ren Öffent­lich­keit aber noch nicht oder nicht mehr so bekannt sein dürf­ten. Für das inhalt­li­che Inter­es­se und die teils hoch­ste­hen­de Qua­li­tät auch ihrer Bei­trä­ge ist ein gerin­ge­rer Bekannt­heits­grad der Ver­fas­ser kei­nes­wegs zwangs­läu­fig abträg­lich. Im Gegen­teil sind eini­ge der hier gemein­ten Bei­trä­ge des vor­ge­stell­ten Buches aus­ge­spro­chen lesens­wert, glei­cher­ma­ßen gelehr­sam wie lehr­reich geschrie­ben, inso­weit frei­lich nur, als sie ein Min­dest­maß an All­ge­mein­ver­ständ­lich­keit anstre­ben und erzielen.

Eucharistisches Martyrium als Maximalgestalt des Zeugnisses

Das Herz­stück des Sam­mel­bands, nicht bloß ziem­lich genau rein äußer­lich, viel­mehr vor allem in Rele­vanz, Reich­wei­te und Strahl­kraft der Aus­sa­ge, bil­det für mich als Rezen­sen­ten indes frag­los und unan­ge­foch­ten Mar­tin Mose­bachs Die Lit­ur­gie der Mar­ty­rer (vgl. S. 140–159). Der ver­schie­dent­lich preis­ge­krön­te Lite­rat ver­bin­det dar­in mit sei­ner Bot­schaft sprach­li­che Geschmei­dig­keit, die den ver­mit­tel­ten Gehalt in einem anschau­lich, ergrei­fend und dabei all­ge­mein zugäng­lich kommuniziert.

In die­sem Text geht Mose­bach von den zwan­zig kop­ti­schen Wan­der­ar­bei­tern aus, die zusam­men mit einem Mit­ge­fan­ge­nen aus Gha­na am 2. Febru­ar 2015 am Strand der liby­schen Stadt Sir­te von Mit­glie­dern des Isla­mi­schen Staa­tes ermor­det wor­den sind. Die­se Hin­rich­tung geschah nicht aus einer rein ter­ro­ri­sti­schen Moti­va­ti­on her­aus oder beruh­te auf ideo­lo­gi­scher Ver­blen­dung und auf Extre­mis­mus allein. Sie geschah um des Glau­bens wil­len. In einem erschrecken­den Kon­trast zuein­an­der gilt das von den Mör­dern wie von den Hin­ge­mor­de­ten glei­cher­ma­ßen. Ist der Islam schon an sich ein Irr­glau­be, unter vie­len Gesichts­punk­ten eine Ent­stel­lung von Ver­satz­stücken jüdi­scher und christ­li­cher Her­kunft, prak­ti­zie­ren Isla­mi­sten zuge­spitzt ein fana­ti­sches Zerr­bild des­sen, was sie als ihre Reli­gi­on anse­hen. Die Kop­ten, die ent­haup­tet wur­den, hat­ten es abge­lehnt, ihrem christ­li­chen Glau­ben abzu­schwö­ren und den Islam anzu­neh­men. Mose­bach schreibt über sie: „Sie leb­ten in einer Welt, in der es seit vie­len Jahr­hun­der­ten nicht selbst­ver­ständ­lich war, Christ zu sein. Schon für die lan­ge Rei­he ihrer Vor­fah­ren“ [ging] „die Zuge­hö­rig­keit zum Chri­sten­tum immer auch mit der Bereit­schaft ein­her, für den Glau­ben Zeug­nis abzu­le­gen. Die Nach­tei­le, die mit dem Christ­sein von jeher ver­bun­den waren, kann­ten sie aufs beste. Die­se äußer­lich so schwa­chen Men­schen mit ihrem küm­mer­li­chen Dasein waren aber bereit, die­se Nach­tei­le hin­zu­neh­men. Sie muß­ten nicht lan­ge um die Ent­schei­dung rin­gen: Was sie in Gestalt des Glau­bens besa­ßen, war unend­lich viel kost­ba­rer für sie als alles, was sie hät­ten erwer­ben kön­nen. Das nack­te Leben wäre ohne den Glau­ben wert­los für sie gewe­sen“ (S. 141f). Die Schil­de­rung fährt kurz dar­auf fort: „Ein Ort, der für die­se gei­sti­ge Prä­gung [der ent­haup­te­ten kop­ti­schen Chri­sten, Anm. CVO] in beson­de­rem Maße steht, ist die alte Pfarr­kir­che von El-Or. Die mei­sten der Mar­ty­rer sind in ihr getauft wor­den und ver­sa­hen in ihr ihren Dienst als Sän­ger. […] Bei den Kop­ten dient der Kir­chen­chor nicht ein­fach nur der Aus­schmückung der Lit­ur­gie, son­dern hat eine gewich­ti­ge­re Auf­ga­be. Weil der Gesang ein fester und not­wen­di­ger Teil der Lit­ur­gie ist, sind die Sän­ger Lit­ur­gen – nicht im glei­chen Rang wie der Prie­ster oder Dia­kon, aber doch dem Prie­ster­tum zuge­ord­net. […] Wer etwas über die Ein­und­zwan­zig erfah­ren will, ist also dar­auf ange­wie­sen, sich mit der kop­ti­schen Lit­ur­gie zu beschäf­ti­gen. Für ihr Leben ist sie der wich­tig­ste gei­sti­ge und ästhe­ti­sche Ein­druck gewe­sen. Von ihr wur­den sie erzo­gen, weit mehr als in den weni­gen Schul­jah­ren, soweit sie über­haupt zur Schu­le gegan­gen sind. Sechs waren vom Bischof ordi­nier­te Hym­nen­sän­ger, eine eige­ne Wei­he­stu­fe, ande­re haben nur gele­gent­lich mit­ge­sun­gen, doch aus­wen­dig kann­ten sie alle die Lit­ur­gie, an der sie jeden Sonn­tag und zu den zahl­rei­chen hohen Festen teil­nah­men“ (S. 142f). Was folgt, ist eine geraff­te und doch ein­drück­li­che Beschrei­bung der kop­ti­schen Lit­ur­gie und ihres Ritus, „des­sen Fei­er die Ein­und­zwan­zig einen gro­ßen Teil ihrer Kraft gewid­met haben“ (S. 157), und es lie­ße sich zwei­fels­oh­ne ergän­zen, dass sie dar­aus eben­so einen gro­ßen Teil jener Kraft emp­fan­gen haben, die sie zur Hin­ga­be ihres Lebens als Glau­bens­zeug­nis befä­higt hat.

Aus Eigengesetzlichkeit koptischer Liturgie und Theologie keine unnötigen Gegensätze aufbauen!

Mose­bach legt Wert dar­auf, die Cha­rak­te­ri­stik der kop­ti­schen Lit­ur­gie anhand ihrer spe­zi­fi­schen Akzen­te gegen­über der lit­ur­gi­schen Über­lie­fe­rung der west­li­chen Tra­di­ti­on zu ver­an­schau­li­chen und dabei auch signi­fi­kan­te Unter­schie­de, die die­se Eigen­art aus­drücken, dar­zu­stel­len. Ins­ge­samt gelingt das gut, doch gibt es an zwei Stel­len Aus­drucks­wei­sen, die viel­leicht auf lite­ra­ri­sche Frei­heit zurück­zu­füh­ren sind, im ersten Fal­le mög­li­cher­wei­se aber auch auf ein gewis­ses Miss­ver­ste­hen der zugrun­de­lie­gen Lehr­aus­sa­gen bei Mose­bach zurück­ge­hen, der von Haus aus ja nicht Theo­lo­ge ist.

Dar­auf hin­zu­wei­sen, ist des­we­gen auch kein Vor­wurf an sei­ne Adres­se, son­dern ver­steht sich als rein wohl­wol­len­de Prä­zi­sie­rung. Nach­dem Mose­bach aus dem „seit alters unver­än­der­ten Ritus der kop­ti­schen Kir­che“ (S. 151) zitiert hat, sieht er bei den Kop­ten einen gleich­sam radi­ka­le­ren Eucha­ri­stie­glau­ben wirk­sam: „Auch die west­li­che Kir­che glaubt an die Wesens­ver­wand­lung des Bro­tes und des Weins in der Eucha­ri­stie, aber doch in abstrak­te­rer, idea­li­sier­ter Form – die kras­se Erwäh­nung der mensch­li­chen Phy­sis Jesu in ihrer Mate­ria­li­tät, die mit der Mate­ria­li­tät von Brot und Wein gleich­ge­setzt wird, ist ein Pro­pri­um der Kop­ten“ (S. 154).

Die Umschlags­ge­stal­tung des Buches „Logos · Ethos · Eikon“, hrsg. von Peter Ste­phan im Domi­nus-Ver­lag, Augsburg

Es geht mir nicht dar­um, einer sehr ursprungs­na­hen Theo­lo­gie in die­ser Fra­ge nach­träg­lich eine west­lich-scho­la­sti­sche Ter­mi­no­lo­gie auf­zu­er­le­gen. Ein sol­ches Vor­ge­hen wür­de sich wohl dem Vor­wurf einer nicht gerecht­fer­tig­ten Lati­ni­sie­rung, der Rom in der Ver­gan­gen­heit bis­wei­len nach­voll­zieh­bar, nicht sel­ten aber auch zu pau­schal gemacht wur­de, aus­set­zen. Dass aller­dings Mose­bachs For­mu­lie­rung wahr­schein­lich zunächst auf einer Fehl­deu­tung des Zeug­nis­ses der kop­ti­schen Lit­ur­gie durch ihn basiert und in wei­te­rer Fol­ge zu Miss­ver­ständ­nis­sen beim Leser füh­ren kann, zeigt die vom Her­aus­ge­ber ein­ge­füg­te Zwi­schen­über­schrift, die dem Zitat unmit­tel­bar vor­aus­geht: „Die mate­ri­el­le Gegen­wart Chri­sti in der Eucha­ri­stie“ (a. a. O.) Nimmt man Mose­bach beim Wort, lie­fe sei­ne Aus­sa­ge einer­seits auf die Dar­stel­lung hin­aus, die Kop­ten hät­ten eine viel hand­fe­ste­re, wenn man so will: kon­se­quen­te­re, Glau­bens­an­schau­ung von Chri­sti eucha­ri­sti­scher Gegen­warts­wei­se, ver­gli­chen mit den nüch­ter­nen, vor lau­ter Abstrak­ti­on qua­si schon blut­lee­ren Vor­stel­lun­gen der Latei­ner. Ande­rer­seits schreibt Mose­bach den Kop­ten mit ihrer von ihm behaup­te­ten Gleich­set­zung „der mensch­li­chen Phy­sis Jesu in ihrer Mate­ria­li­tät mit der Mate­ria­li­tät von Brot und Wein“ letzt­lich eine Auf­fas­sung zu, die der­je­ni­gen Mar­tin Luthers ähnelt, der ja eine Gegen­wart von Chri­sti Leib und Blut in Brot und Wein ver­trat (von Luther theo­re­tisch frei­lich zusätz­lich ein­ge­schränkt auf den Augen­blick des Emp­fan­ges, in sei­ner lit­ur­gi­schen Pra­xis nach dem Zeug­nis von Zeit­ge­nos­sen übri­gens nicht, wenn er ein­mal den aus einem umge­sto­ße­nen Abend­mahls­kelch ver­schüt­te­ten Wein kniend vom Boden auf­ge­schlürft haben soll).

Die Zwi­schen­über­schrift müss­te kor­rekt von der sub­stan­ti­el­len Gegen­wart Chri­sti in der Eucha­ri­stie spre­chen. Die Rede von Mate­ria­li­tät ist äußerst fehl am Platz und fast zwangs­läu­fig irre­füh­rend, denn die Mate­rie der Eucha­ri­stie sind Brot und Wein, die Gegen­wart Chri­sti mit Leib und Blut jedoch ist sub­stan­ti­ell, und über­haupt kei­ne Mate­rie ist mehr vor­han­den. Sub­stan­ti­el­le Gegen­wart bedeu­tet nun aber gegen­über mate­ri­el­ler Gegen­wart kei­nes­wegs etwas Dif­fu­ses, Abschwä­chung oder Ver­flüch­ti­gung zu einer bloß noch irgend­wie ver­min­dert rea­len oder letzt­lich rein sym­bo­li­sti­schen Auf­fas­sung, wohl aber bedin­gen sub­stan­ti­el­le Gegen­wart und sakra­men­ta­le Gegen­warts­wei­se von Leib und Blut Chri­sti in der Eucha­ri­stie einander.

Martyrium als Liturgie: der liturgisch geprägte Mensch

Die zwei­te Stel­le, an der ich Mar­tin Mose­bachs Bei­trag ein wenig näher kom­men­tie­ren will, folgt kurz dar­auf und ent­hält die Kern­aus­sa­ge, für die ich den Auf­satz so hoch ein­schät­ze. Dar­in sagt er über die ein­und­zwan­zig kop­ti­schen Mar­ty­rer: „Man darf sie, nach allem, was über sie zu erfah­ren ist, homi­nes lit­ur­gi, lit­ur­gi­sche Men­schen, nen­nen, eine in der west­li­chen Welt sehr sel­ten gewor­de­ne Art, Mensch zu sein. In Gestalt etwa der fran­zö­si­schen Kathe­dra­len hat der homo lit­ur­gus gewal­ti­ge Spu­ren, Dino­sau­ri­er­ske­let­ten ähn­lich, in Euro­pa hin­ter­las­sen, die aber ohne den dazu­ge­hö­ri­gen Kult als locus ter­ri­bi­lis, ehr­furchts­ge­bie­ten­der Ort, nicht ver­stan­den wer­den kön­nen […]. Auf­grund ihrer Unter­drückungs­ge­schich­te besit­zen die Kop­ten kei­ne sol­chen Kathe­dra­len, und die Säu­len ihrer zer­stör­ten alten Kir­chen mit den korin­thi­schen Kapi­tel­len sind in die schön­sten Moscheen Kai­ros ein­ge­baut wor­den. Den Ritus aber haben sie bewahrt, weil er sich auch an ärm­li­chen, gar pri­mi­ti­ven Orten in sei­ner gan­zen Fül­le zu ent­fal­ten ver­mag – in der Kon­ser­ve der Iso­la­ti­on auf­ge­spart für eine Zeit, in der das west­li­che Chri­sten­tum dabei ist, die Ver­bin­dung zu sei­nen Wur­zeln in der Alten Kir­che zu ver­leug­nen“ (S. 157).

Der Aus­druck homi­nes lit­ur­gi oder dann im Sin­gu­lar homo lit­ur­gus, den Mose­bach hier ver­wen­det, ist rein for­mal gram­ma­ti­ka­lisch kor­rekt gebil­det. Jedoch ist das vom Begriff des grie­chi­schen λειτουργόϛ her­ge­nom­me­ne lit­ur­gus als Lehn­wort im Latei­ni­schen aus­ge­spro­chen rar. Das Lem­ma „lit­ur­gus“ in Karl Ernst Geor­ges‘ Aus­führ­li­chem latei­nisch-deut­schem Hand­wör­ter­buch ist ent­spre­chend außer­ge­wöhn­lich knapp und ver­zeich­net ledig­lich die allei­ni­ge, pro­fa­ne Bedeu­tung „Staats­die­ner“. Es führt, dem Codex Theo­dosia­nus4 ent­nom­men, eine ein­zi­ge Beleg­stel­le für das Vor­kom­men die­ses latei­ni­schen Wor­tes als Nomen an.5 Eine kir­chen­la­tei­ni­sche Ver­wen­dung oder ein Ein­satz als Adjek­tiv, das „lit­ur­gus, lit­ur­ga, lit­ur­gum“ lau­ten wür­de, exi­stier­te vor Mose­bach nicht. Sei­ner Über­set­zung mit lit­ur­gi­sche Men­schen (a. a. O.) ent­sprä­che es also bes­ser, im Latei­ni­schen homi­nes lit­ur­gi­ci zu sagen, folg­lich auch in der Ein­zahl vom homo lit­ur­gi­cus zu spre­chen.

Mose­bachs Prä­gung liegt mög­li­cher­wei­se die Absicht zugrun­de, ganz bewusst wie­der an die pro­fa­ne, amt­lich-insti­tu­tio­nel­le Bedeu­tung des grie­chi­schen Ursprungs­wor­tes anzu­knüp­fen. Dafür könn­te er sich auf den Lit­ur­gie- und Mar­ty­rer­be­griff Erik Peter­sons beru­fen, eines Theo­lo­gen, auf den wir uns eben­falls schon bezo­gen haben. In des­sen Büch­lein Von den Engeln schreibt Peter­son über die Lit­ur­gie: „Wie die pro­fa­ne Ekkle­sia der Anti­ke eine Insti­tu­ti­on der Polis ist, so [ist] die christ­li­che Ekkle­sia eine Insti­tu­ti­on der Him­mels­stadt, des himm­li­schen Jeru­sa­lem […]. Wie die pro­fa­ne Ekkle­sia die zum Voll­zug von Rechts­ak­ten zusam­men­tre­ten­de Ver­samm­lung der Voll­bür­ger einer irdi­schen Polis ist, so wäre in ana­lo­ger Wei­se die christ­li­che Ekkle­sia als die zum Voll­zug bestimm­ter Kult­hand­lun­gen – und auch die Rechts­ak­te der christ­li­chen Ekkle­sia sind Kult­hand­lun­gen – zusam­men­tre­ten­de Ver­samm­lung der Voll­bür­ger der Him­mels­stadt zu defi­nie­ren. Damit wäre einer­seits die Unter­schei­dung von Him­mels­stadt und Ekkle­sia zum Aus­druck gebracht, und ande­rer­seits wür­de doch deut­lich, daß es die Sakra­men­te, bezie­hungs­wei­se der Kult sind, durch die das himm­li­sche Jeru­sa­lem und die Ekkle­sia mit­ein­an­der ver­knüpft sind.“6

Zur direk­ten Ablei­tung sei­ner latei­ni­schen For­mu­lie­rung vom grie­chi­schen λειτουργόϛ und zu ihrer Recht­fer­ti­gung bräuch­te dann Mose­bach nur noch Peter­sons Aus­sa­ge anzu­füh­ren, „daß der Mär­ty­rer den Öffent­lich­keits­an­spruch der Kir­che Jesu Chri­sti kund­macht. Wie zu dem Begriff des Mär­ty­rers gehört, daß er von den öffent­li­chen staat­li­chen Gewal­ten zur Rechen­schaft gezo­gen wird – in Syn­e­dri­en und Syn­ago­gen, vor Statt­hal­tern und Köni­gen –, daß er einem öffent­li­chen Gerichts­ver­fah­ren und den Stra­fen des öffent­li­chen Rech­tes unter­wor­fen wird, so gehört auch das öffent­li­che Bekennt­nis zum Namen Jesu wesent­lich zum Begriff des Mär­ty­rers. […] Weil es ein Bekennt­nis und kein Geständ­nis ist, dar­um sind die Wor­te des Mär­ty­rers, die er vor den Orga­nen der staat­li­chen Öffent­lich­keit spricht, auch nicht mensch­li­che Wor­te, die der Hei­li­ge Geist des Vaters im Him­mel in den Beken­nern Jesu Chri­sti spricht. Mag die Welt in den Wor­ten des Beken­ners auch nur ein Geständ­nis und kein Bekennt­nis sehen, die Kir­che weiß, daß in dem schlich­ten Bekennt­nis: Ich bin ein Christ, das vor den Ver­tre­tern der staat­li­chen Gewalt abge­legt wird, Got­tes Hei­li­ger Geist spricht, indem sich der Öffent­lich­keits­an­spruch der Herr­schaft Jesu Chri­sti anmel­det, und die Kir­che weiß, daß, wenn der Mär­ty­rer für Chri­stus als Zeu­ge auf­tritt, der Him­mel sich öff­net, wie bei der Stei­ni­gung des Ste­pha­nus, und der Men­schen­sohn sicht­bar wird.“7 Immer noch sähe sich dabei Mose­bach damit kon­fron­tiert, dass eine adjek­ti­vi­sche Ver­wen­dung von lit­ur­gus nicht belegt bezie­hungs­wei­se unbe­kannt ist und außer­dem ein so stark ver­zö­ger­ter Rekurs auf eine ursprüng­li­che Wort­be­deu­tung bei gleich­zei­ti­ger, sprach­schöp­fe­ri­scher Wei­ter­ent­wick­lung des Bedeu­tungs­spek­trums und Gebrauchs gewagt erscheint.

Der Homo liturgicus: Dinosaurier, unerwünschter Reaktionär oder Avantgarde?

Wert­schät­zung und Beher­zi­gung ver­die­nen Mose­bachs Fest­stel­lung und Postu­lat, die sich in der Erkennt­nis zusam­men­fas­sen las­sen: Wir müs­sen lit­ur­gi­sche Men­schen sein, geformt von unse­rem ererb­ten Ritus, dem eben­falls die Kraft inne­wohnt, sei­ne Grö­ße und Schön­heit unter Ein­schrän­kun­gen und Bedräng­nis­sen zu ent­fal­ten, wenn er wie­der mar­gi­na­li­siert und aus den insti­tu­tio­nel­len Struk­tu­ren der Kir­che eli­mi­niert wer­den soll­te, auch wenn es des­we­gen nicht zum blu­ti­gen Mar­ty­ri­um kommt. An die Stel­le des blu­ti­gen Mar­ty­ri­ums muss wahr­schein­lich die Ein­sicht tre­ten und wird vie­le eine gro­ße Über­win­dung kosten, dass Treue zum über­lie­fer­ten Glau­ben und zu einer ihm ent­spre­chen­den Lit­ur­gie nicht durch Inan­spruch­nah­me irgend­ei­ner Art von Indult oder Pri­vi­leg und nicht ohne jeden Kon­flikt mit den der­zeit und wahr­schein­lich noch län­ger in Rom ton­an­ge­bend agie­ren­den Kräf­ten mög­lich ist.

Die Kop­ten haben sich wäh­rend ihrer gesam­ten Geschich­te durch­ge­hend in einer Umge­bung und Situa­ti­on befun­den, in der sie Min­der­heit und gesell­schaft­lich oder im staat­li­chen Ord­nungs­ge­fü­ge ohne Anse­hen und Stel­lung waren. Gera­de des­we­gen waren sie ihrer Iden­ti­tät treu, haben sie ihren Ritus bewahrt und sich dadurch in ihrem christ­li­chen Glau­ben bewährt.

Ein sol­ches Rück­grat kön­nen heu­te und in Zukunft in ihrem Glau­ben und Got­tes­dienst über­lie­fe­rungs­treue Katho­li­ken in der West­kir­che von den kop­ti­schen Alt­ori­en­ta­len ler­nen. Weil prin­zi­pi­ell völ­lig unge­wohnt, ist dies für uns wahr­schein­lich viel schwie­ri­ger und schmerz­li­cher, denn die Min­der­hei­ten­rol­le nimmt man nur ungern an, und es ist auch irri­tie­rend und befremd­lich, sich auf ein­mal wie­der und offen­sicht­li­cher als je zuvor in eine Posi­ti­on ver­setzt zu fin­den, in der man für Rom grund­sätz­lich uner­wünscht ist und die Vor­rang­stel­lung des Papst­am­tes immer offe­ner und schrof­fer gegen alles instru­men­ta­li­siert und miss­bräuch­lich ein­ge­setzt wird, was unse­rer festen, auf­rich­ti­gen Über­zeu­gung nach katho­li­scher Glau­bens­über­lie­fe­rung und ‑pra­xis ent­spricht und mit die­sem Anspruch auf­tritt. Jetzt gera­de häu­fen sich wie­der Spe­ku­la­tio­nen und Anzei­chen einer wei­te­ren Verschärfung.

Die Ästhetik des Bildes und die Schönheit des Glaubens neuentdecken

Wen­den wir uns in dem drei­glied­ri­gen Gefü­ge von Bei­trä­gen wie­der Peter Ste­phans Bild­in­ter­pre­ta­ti­on des Bel­li­ni­ge­mäl­des Toter Chri­stus als Engel­spie­tà zu (vgl. S.250–277), die schon ange­spro­chen wur­de, so sto­ßen wir damit zur Rubrik Eikon vor. Für gewöhn­lich ver­steht man unter dem Ter­mi­nus Pie­tà die Dar­stel­lung Mari­ens als Schmer­zens­mut­ter, aber nicht unter dem Kreu­ze ste­hend, an dem der Sohn lei­det und stirbt. Maria sitzt und hält den Leich­nam des Soh­nes, der erbleicht und geschun­den in den Schoß der Mut­ter gelegt ist, in den Armen und benetzt ihn mit ihren Trä­nen. Häu­fig ist die Sze­ne vor dem lee­ren Kreuz ange­sie­delt, von dem der ent­seel­te, leb­lo­se Kör­per des Gekreu­zig­ten soeben abge­nom­men wor­den ist, kann aber aus die­sem situa­ti­ven Kon­text auch bereits her­aus­ge­löst sein, ins­be­son­de­re dann, wenn eine Pie­tà skulp­tu­ral aus­ge­führt ist. Die Engel­spie­tà ist eine Abwand­lung die­ses iko­no­gra­phi­schen Grund- und Haupt­stran­ges des Motivs. Statt der Gestalt Mari­ens sind es in der Regel zwei Engel, die, wie Assi­stenz­fi­gu­ren fun­gie­rend, den toten Chri­stus auf­recht hal­ten und stüt­zen und ihn so dem phy­si­schen Blick und gei­sti­gen Auge des Betrach­ters zugleich dar­bie­ten. Bei­den Aus­for­mun­gen der Pie­tà ist gemein­sam, in der Stim­mung der Pas­si­on ver­an­kert und wie selbst­ver­ständ­lich dazu bestimmt zu sein, den Gläu­bi­gen emo­tio­nal zu berüh­ren und anzu­re­gen, sich medi­ta­tiv in das Lei­den Chri­sti zu ver­sen­ken (vgl. S. 251).

Bel­li­nis „Toter Christus“

Bei sei­ner Beschäf­ti­gung mit Bel­li­nis Chri­stus­bild­nis als einer Engel­spie­tà eman­zi­piert Ste­phan sich von die­ser schein­ba­ren Selbst­ver­ständ­lich­keit, über die sicher­lich die aller­mei­sten Gläu­bi­gen, die das Bild sehen, mit dem vor­herr­schen­den Tenor in der Kunst­ge­schich­te einig sind, und schlägt vor, eine völ­lig neu­ar­ti­ge Per­spek­ti­ve als Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis ein­zu­neh­men. Anhand einer fein­füh­li­gen und wirk­lich sehr ins Ein­zel­ne gehen­den Detail­ana­ly­se der Bild­kom­po­si­ti­on und ihrer Dar­stel­lungs­ele­men­te spricht sich Peter Ste­phan dafür aus, das Werk als Dar­stel­lung einer Erweckung (vgl. S. 255–260) auf­zu­fas­sen. Bei ihm kom­men zwei Dis­po­si­tio­nen zusam­men, die ihn jeweils auf der einen Sei­te von Fach­kol­le­gen in der zeit­ge­nös­si­schen Kunst­ge­schich­te und auf der ande­ren vom gewöhn­li­chen from­men Katho­li­ken unter­schei­den: Wäh­rend beim durch­schnitt­li­chen Kunst­ge­schicht­ler unse­rer Tage kein reli­giö­ses Hin­ter­grund­wis­sen oder jeden­falls kein tie­fer­ge­hen­des Inter­es­se dar­an mehr vor­aus­ge­setzt wer­den kann, so dass er nahe­lie­gend bei sei­ner Inter­pre­ta­ti­on von Wer­ken mit reli­giö­sem Inhalt am ver­meint­lich Evi­den­ten fest­hält, ist Ste­phan als Kunst­hi­sto­ri­ker der Exot des gläu­bi­gen Katho­li­ken, der sogar noch intel­lek­tu­ell theo­lo­gisch inter­es­siert ist. Das befä­higt ihn fach­lich zu einer eigen­stän­di­gen Neu­ent­schlüs­se­lung eines Kunst­werks von Rang, wohin­ge­gen der durch­schnitt­li­che Kirch­gän­ger dazu oft­mals gar kei­nen Zugang hat oder geneigt und gewis­ser­ma­ßen auch dar­auf ange­wie­sen wäre, sich bei Inter­pre­ta­ti­on eines Kunst­werks strikt in vor­ge­fass­ten Bah­nen zu bewe­gen und ganz auf die eta­blier­te Deu­tung des vor­der­grün­di­gen Exper­ten­kon­sen­ses zu verlassen.

Tiefere Einsichten dank Perspektivenwechsel

Indem Ste­phan rou­ti­nier­te Seh­ge­wohn­hei­ten hint­an­stellt und sich gleich­zei­tig mit beson­de­rer Auf­merk­sam­keit und Offen­heit auf Bel­li­nis Bild­spra­che ein­lässt, erkennt er: „Der lin­ke Engel hat den Mund geöff­net, als flü­ste­re er dem Toten etwas ins Ohr (als ‚Ver­ständ­nis­hil­fe‘ für den Betrach­ter schaut ein Teil des Ohr­läpp­chens unter dem wal­len­den Haar her­vor). Zugleich übt er mit dem Dau­men einen leich­ten Druck auf Chri­sti rech­ten Ober­arm aus – wie bei einem Schla­fen­den, den man sanft wecken will. […] Wäh­rend der lin­ke [Engel] sich ganz auf das Spre­chen kon­zen­triert, schaut der rech­te erwar­tungs­voll auf. […] Der empor­ge­rich­te­te Blick [ist] eine gän­gi­ge Bild­for­mel für das Hören auf das Wort Got­tes oder auf eine himm­li­sche Stim­me“ (S. 255f) Ste­phan kann spä­ter kon­sta­tie­ren: „Tref­fen die­se Über­le­gun­gen zu, so hat Bel­li­ni den dra­ma­ti­schen Moment kurz vor [kur­siv zur Her­vor­he­bung hin­zu­ge­fügt, Anm. CVO] der Auf­er­ste­hung dar­ge­stellt: die Auf­er­weckung. War das vom Vater kom­men­de gött­li­che Wort einst durch den Mund Gabri­els in Maria Fleisch gewor­den, ruft es nun­mehr durch den Mund eines ande­ren Engels das tote Fleisch ins Leben zurück. Der Maler hat das Bild­sche­ma der Engel­spie­tà genutzt, um dar­zu­stel­len, was in der Bild­kunst bis dahin noch nie the­ma­ti­siert wur­de“ (S. 259). Wei­ter­hin (vgl. S. 270–272) wen­det sich der Autor, wie er sich aus­drückt, der Dia­lek­tik zu, die bei Chri­stus zwi­schen Auf­er­weckung und Auf­er­ste­hung wal­tet und führt umfas­send die schwan­ken­de Ter­mi­no­lo­gie in der pau­li­ni­schen Brief­li­te­ra­tur an, wobei dar­in Auf­er­weckung (leicht) über­wiegt (vgl. S. 270f), wäh­rend „im heu­ti­gen Glau­bens­le­ben […] fast nur von der Auf­er­ste­hung Chri­sti die Rede [ist], wohin­ge­gen uns die Vor­stel­lung einer Auf­er­weckung eher fremd ist“ (S. 270).

Erst- und Einmaligkeit der Auferstehung Christi erweitert das Vokabular

Zum einen kann man hier auf die völ­li­ge Neu­ar­tig­keit der Auf­er­ste­hung Chri­sti hin­wei­sen. In ihn kehrt nicht sterb­li­ches Leben zurück wie bei bis­he­ri­gen Tote­n­er­weckun­gen (auch den von Jesus selbst an ande­ren gewirk­ten), das dann doch wie­der im Tod endet, son­dern ein neu­es, unver­gäng­li­ches, den Leib ver­klä­ren­des, ewi­ges Leben nimmt sei­nen Anfang, das unwi­der­ruf­lich und unver­lier­bar bleibt und auch nicht ein­fach wie­der in die dies­sei­ti­ge Welt zurück­führt. Die­ses neue Leben öff­net sich dem Him­mel als der Sphä­re Got­tes. Schon des­halb muss­te qua­si eine nähe­rungs­wei­se pas­sen­de Voka­bel für die aus­zu­sa­gen­de Wirk­lich­keit erst gefun­den werden.

Gera­de auf Recht­gläu­big­keit bedach­te Krei­se wit­tern, wird heu­te von Jesu Auf­er­weckung gespro­chen, eine Über­be­to­nung des Men­schen Jesus von Naza­reth, wenn nicht über­haupt gleich moder­ni­sti­schen Neoaria­nis­mus. Die­se Skep­sis ist nicht pau­schal ange­bracht. Obzwar ich Ste­phan nicht zustim­men möch­te, soll­te er mei­nen, auch in der Bibel lie­ßen sich die bei­den For­mu­lie­run­gen als Aus­druck einer zeit­li­chen Auf­ein­an­der­fol­ge – erst Auf­er­weckung, sodann Auf­er­ste­hung – durch­gän­gig kohä­rent zuord­nen und chro­no­lo­gisch ver­ste­hen, ist eine sol­che Sicht­wei­se oder Les­art zur Inter­pre­ta­ti­on von Bel­li­nis Gemäl­de voll­kom­men überzeugend.

Frei­lich stimmt es, dass damit gleich­sam ein vom bibli­schen Zeug­nis schwei­gend über­gan­ge­ner Bereich oder offen­ge­las­se­ner Raum künst­le­risch – und mit gewis­ser künst­le­ri­scher Frei­heit – aus­ge­füllt wird. Die in der Deu­tung Ste­phans damit nahe­ge­leg­te Vor­stel­lung der Auf­er­weckung Jesu Chri­sti als unmit­tel­bar dem­je­ni­gen Moment vor sei­ner Auf­er­ste­hung befin­det sich zwei­fels­frei mit dem Glau­ben der Kir­che an die zwei Natu­ren in Chri­stus und an die hypo­sta­ti­sche Uni­on im Ein­klang und har­mo­niert eben­so mit der Leh­re über die Idio­men­kom­mu­ni­ka­ti­on in Jesus Chri­stus, die dar­in besteht, die Eigen­schaf­ten sei­ner gött­li­chen Natur nach der Inkar­na­ti­on sei­ner indi­vi­du­el­len mensch­li­chen Natur zuzu­spre­chen und umge­kehrt. Dies gilt auch von den Hand­lun­gen Chri­sti, mögen die­se auch bis­wei­len einer der bei­den Natu­ren akzen­tu­iert zuge­schrie­ben werden.

Hellenisierung des Christentums oder christliche Durchdringung philosophischer Methode und Gestalt?

Erz­bi­schof Georg Gäns­wein zeich­net den vor­ge­stell­ten Sam­mel­band mit einem Geleit­wort aus (vgl. S. 11f). Dar­in schreibt der lang­jäh­ri­ge Weg­ge­fähr­te Joseph Ratz­in­gers und Bene­dikts XVI., der jüngst zum Apo­sto­li­schen Nun­ti­us in den Län­dern des Bal­ti­kums, in Litau­en, Est­land und Lett­land, ernannt wor­den ist, über „jene drei Grund­wer­te, die in der grie­chi­schen Phi­lo­so­phie vor­for­mu­liert wor­den sind, 500 Jah­re spä­ter in Jesus Chri­stus Gestalt ange­nom­men haben und seit­her in der Kir­che als der Braut Chri­sti wei­ter­le­ben: das Wah­re, das Gute und das Schö­ne“ (S. 11f). Die drei grie­chi­schen Begrif­fe Logos, Ethos, Eikon, die ja den Titel des Buches bil­den, könn­ten ober­fläch­lich betrach­tet als blo­ßer Aus­druck jener Hel­le­ni­sie­rung des Chri­sten­tums erschei­nen, die von vie­len auch als pro­ble­ma­tisch ange­se­hen wird, weil damit angeb­lich der Rah­men der bibli­schen Bot­schaft über­schrit­ten und die Inhal­te der Offen­ba­rung ver­frem­det wor­den sei­en. Wer ein­sei­tig so argu­men­tiert, über­sieht jeden­falls, dass eine gewis­se Annah­me grie­chi­scher Denk­wei­se in der phi­lo­so­phi­schen For­mu­lie­rung und Kul­tur­form der Kir­che erst ermög­licht hat, die Gren­zen des nur Jüdi­schen mis­sio­na­risch zu über­schrei­ten und ihre katho­li­sche, all­um­fas­sen­de, Dimen­si­on wirk­sam auszuprägen.

Der Platonismus in christlicher Aneignung als Beleg einer Transformationskraft der Offenbarung

Der viel­leicht spe­ku­la­tiv­ste, ohne gedie­ge­ne phi­lo­so­phi­sche und phi­lo­so­phie­ge­schicht­li­che Vor­kennt­nis­se dadurch aller­dings lei­der wohl für vie­le Leser kaum zugäng­li­che Bei­trag in der gesam­ten Samm­lung stammt aus der Feder von Chri­sti­an Pietsch, Mün­ste­ra­ner Grä­zist und außer­halb von alt­phi­lo­lo­gi­schen Fach­krei­sen sicher einer der unbe­kann­te­ren Namen, die sich in dem Buch zusam­men­ge­fun­den haben. Anhand sei­nes Bei­trags Deus Arti­fex. Zur pla­to­ni­schen Kon­zep­ti­on des Schöp­fer­got­tes (vgl. S. 302–319) lässt sich able­sen, dass die Rezep­ti­on grie­chi­schen Den­kens nicht ein­sei­tig die phi­lo­so­phisch-theo­lo­gi­sche Durch­drin­gung und ver­nunft­ge­mä­ße Ver­ant­wor­tung des christ­li­chen Glau­bens über­formt hat. Viel­mehr wur­de die­se über­nom­me­ne Denk­ge­stalt und ‑metho­de ihrer­seits umge­formt, wo es die Inhal­te und Struk­tur der Offen­ba­rung und des christ­li­chen Glau­bens erfor­der­lich mach­ten. Pietsch zeigt dies am Bei­spiel der Vor­stel­lun­gen von gött­li­cher Schöp­fer­tä­tig­keit und – zu die­ser abbild­lich – mensch­li­cher Krea­ti­vi­tät, über die Schrit­te pla­to­ni­scher (vgl. S. 306–310), plo­ti­ni­scher (S. 310–315) und augu­sti­ni­scher (vgl. S. 315–319) Denk­an­stren­gung errun­gen, auf.

Ganz ver­ein­facht gespro­chen ergibt sich so als Ergeb­nis der christ­li­chen Aneig­nung und Wei­ter­füh­rung der phi­lo­so­phi­schen Vor­ar­beit im grie­chi­schen Den­ken, dass es nicht län­ger mehr der Zwi­schen­in­stanz einer Welt­see­le oder eines Demi­ur­gen bedarf, wel­che zwi­schen den Schöp­fer und die begriff­lich-ding­lich und indi­vi­dua­li­siert kon­kre­ti­sier­te Schöp­fung tritt. Dadurch war zwar die Schöp­fung aut­ark gedacht, zugleich aber nie in ech­ter Unmit­tel­bar­keit zum eigent­li­chen Schöp­fer und letzt­lich unüber­wind­bar von die­sem abge­schirmt und iso­liert, also streng imma­nent zu kei­ner­lei Tran­szen­denz fähig. Deut­lich anders bei Augu­sti­nus: „Der onto­lo­gi­sche Unter­schied zwi­schen gött­li­chem und mensch­li­chem arti­fex bezie­hungs­wei­se gött­li­cher und mensch­li­cher Kunst bleibt […] bei Augu­sti­nus wie im paga­nen Pla­to­nis­mus unver­än­dert erhal­ten, da die mensch­li­chen Künst­ler mit ihrem Ver­stand die Prin­zi­pi­en ihrer Kunst nicht aus sich her­aus besit­zen, son­dern aus der Weis­heit Got­tes emp­fan­gen, wäh­rend der gött­li­che Schöp­fer die Prin­zi­pi­en sei­ner Schöp­fung in sich selbst trägt. Durch das Über­sprin­gen der Welt­see­le wird jedoch die Par­al­le­li­tät bei­der Rela­tio­nen, das heißt von gött­li­chem Künst­ler zu gött­li­chem Kunst­werk einer­seits und von mensch­li­chem Künst­ler zu mensch­li­chem Kunst­werk ande­rer­seits bis zu einer nicht mehr stei­ger­ba­ren Par­al­le­li­sie­rung gebracht und in die­ser Form an das Mit­tel­al­ter wei­ter­ge­ge­ben“ (S. 319). Der anspruchs­vol­le Bei­trag hät­te für eine all­ge­mei­ne Leser­schaft noch unge­mein nutz­brin­gen­der gestal­tet wer­den kön­nen – auch dies ist eine mensch­li­che Kunst­fer­tig­keit –, wenn der Autor grö­ße­re Bereit­schaft gezeigt hät­te, bestimm­te Fach­ter­mi­ni ins­be­son­de­re zur phi­lo­so­phi­schen Abgren­zung ver­schie­de­ner Arten von Kau­sa­li­tät von­ein­an­der (vgl. S. 304f) auch für den Nicht­phi­lo­so­phen ver­ständ­lich zu erläu­tern oder noch bes­ser: mit prak­ti­schen Bei­spie­len zu versehen.

Pietschs Text wäre auch gut in der Rubrik zum The­men­kreis Logos (statt Eikon) unter­ge­bracht gewe­sen. Das zeigt, wie sehr die drei Grund­grö­ßen Logos, Ethos, Eikon mit­ein­an­der ver­wo­ben sind. Dass Logos den Aus­gangs­punkt bil­det, scheint vor­ge­ge­ben. Die The­men­fel­der Ethos und Eikon hät­ten hin­ge­gen auch im Auf­bau des gesam­ten Buches (und, von sei­ner Melo­die und Pho­ne­tik even­tu­ell abge­se­hen, auch im Titel) eben­so­gut aus­ge­tauscht auf­ein­an­der fol­gen kön­nen. Die Schritt­fol­ge Logos, Eikon, Ethos hät­te bei­getra­gen, die inkar­na­to­ri­sche Aus­rich­tung des Ent­wick­lungs­gan­ges ein wenig deut­li­cher her­aus­zu­stel­len, die tat­säch­lich gewähl­te unter­streicht dafür, dass der Begriff Eikon mit Kon­tem­pla­ti­on zusam­men­hängt und zu ihr überleitet.

Logos-gemäßer Gottesdienst und die Norm der Überlieferung in der Liturgie

Unter den Bei­trä­gen, die sich tat­säch­lich in der the­ma­ti­schen Rubrik Logos fin­den, möch­te ich zumin­dest jenen von Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schnei­der, Das Prin­zip der Tra­di­ti­on im lit­ur­gi­schen Leben der Kir­che (vgl. S. 126–137), wenig­stens erwäh­nen, wobei des­sen beson­de­rer Wert dar­in liegt, dass der Bischof das Kon­zil von Kon­stanz, das von 1414 bis 1418 statt­ge­fun­den hat, in Erin­ne­rung ruft, wel­ches, zwar zunächst der eige­nen Ver­an­las­sung und Zeit­si­tua­ti­on geschul­det, aber unver­än­dert aktu­ell eine beson­de­re Bin­dung eines künf­ti­gen Pap­stes an die lit­ur­gi­sche Über­lie­fe­rung aus­ge­spro­chen hat (vgl. S. 135f). Mit einem Augen­zwin­kern könn­te man ruhig ein­mal das Gedan­ken­spiel wagen, dass ein hypo­the­ti­scher, zukünf­ti­ger Papst, des­sen Wahl und Amts­füh­rung mög­lichst auch alle tra­di­ti­ons­treu­en Katho­li­ken beden­ken­los und ohne Magen­schmer­zen begrü­ßen könn­ten, sich idea­ler­wei­se womög­lich nicht Bene­dikt XVII., Leo XIV. oder Pius XIII. nen­nen, son­dern den Namen Mar­tin VI. wäh­len würde.

Der Papst als „erster Garant des Gehorsams“ (J. Ratzinger)

Wie das schon erwähn­te fik­ti­ve Inter­view mit dem ver­stor­be­nen Bene­dikt XVI., das als Respon­sio defi­niert ist und ganz am Schluss von Logos – Ethos – Eikon steht, läuft auch der Bei­trag von Ger­hard Lud­wig Kar­di­nal Mül­ler außer Kon­kur­renz, ist kei­nem der drei Rubri­ken oder The­men­grup­pen zuge­wie­sen. Es han­delt sich dabei um eine Quae­stio. Dar­in wird der Fra­ge­stel­lung: Der letz­te Papst? Anti­christ­li­che Dys­to­pien bei Nietz­sche und Solo­wjew (S. 31–51) reiz­voll nach­ge­gan­gen. Mül­ler unter­nimmt eine Aus­ein­an­der­set­zung mit zwei gegen­sätz­li­chen lite­ra­ri­schen, also fik­tio­na­len (!), Ent­wür­fen zur Figur eines letz­ten Pap­stes.

Den­noch kann man sich dem Ein­druck, nicht nur end­zeit­li­che, son­dern auch sedis­va­kan­ti­sti­sche und neo­se­dis­va­kan­ti­sti­sche Mut­ma­ßun­gen wür­den mit­ver­han­delt, schwer ver­schlie­ßen. Damit soll nicht insi­nu­iert wer­den, Mül­ler stim­me sol­chen The­sen zu, aber es ist doch bemer­kens­wert, dass sie gera­de bei ihm über­haupt irgend­wie im Hin­ter­grund ste­hen. Viel­leicht täu­sche ich mich auch, indem ich davon über­rascht bin, denn direkt zum Ein­stieg in sei­nen Text macht der Kar­di­nal die noch weit­rei­chen­de­re, dra­ma­ti­sche­re Bemer­kung: „Apo­ka­lyp­ti­sche Zei­ten schei­nen ange­bro­chen“ (S. 35), um dann mit Wucht ver­schie­de­ne Bei­spie­le unter­schied­li­cher Fehl­ent­wick­lun­gen oder unter­schied­li­chen Fehl­ver­hal­tens an „höchste[n] Stel­len im Vati­kan“ (a. a. O.) und in den west­li­chen Gesell­schaf­ten Schlag auf Schlag als Bele­ge die­ser Behaup­tung auf­zu­li­sten (vgl. 35f). Die Art der Zusam­men­stel­lung ist dabei so, dass man als gewiss vor­her­se­hen kann, dass Mül­ler von Geg­nern ent­ge­gen­ge­hal­ten wer­den wird, er fol­ge, und dies nicht nur ver­ein­zelt oder auf bestimm­te The­men bezo­gen, zuneh­mend Denk­mu­stern und Gedan­ken­gän­gen, die gemein­hin als ver­schwö­rungs­theo­re­tisch (dis-)qualifiziert wer­den. Das aktu­el­le Bei­spiel Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganòs zeigt, wie eine Atmo­sphä­re, in der man sich alles nur noch anhand sol­cher Denk­mu­ster erklä­ren will, unver­se­hens zum eige­nen Ent­glei­sen füh­ren kann.

Was die gewis­se Apo­ka­lyp­tik angeht, die aus Mül­lers Dar­le­gun­gen teil­wei­se her­aus­ge­le­sen wer­den kann, sind er und die Leser dar­an zu erin­nern, dass die End­zeit seit der Him­mel­fahrt Chri­sti besteht, und ein­zu­la­den, sich dar­über gege­be­nen­falls zu ver­ge­wis­sern, indem sie Apg 1, 11 nachschlagen.

Wäh­rend er im Auf­tre­ten und Gesamt­ein­druck in einem weit­ge­fass­ten Sinn immer schon kon­ser­va­tiv war, ist es sehr erfreu­lich, dass Mül­ler seit sei­ner Zeit als Theo­lo­gie­pro­fes­sor in Mün­chen und beson­ders seit jener als Bischof von Regens­burg eine Ent­wick­lung hin zu grö­ße­rer Offen­heit gegen­über einem dezi­diert tra­di­ti­ons­treu­en Katho­li­zis­mus voll­zo­gen hat. Anzu­er­ken­nen ist dabei vor allem sei­ne Bereit­schaft, im triden­ti­nisch kodi­fi­zier­ten Römi­schen Ritus zu zele­brie­ren und sich sogar per­sön­lich für Pon­ti­fi­kal­hand­lun­gen wie zum Bei­spiel für Wei­he­s­pen­dun­gen zur Ver­fü­gung zu stel­len. Tut er dies, um sich bei einer bestimm­ten Kli­en­tel als wün­schens­wer­ter Kan­di­dat und Papa­bi­le ins Spiel zu bringen?

Sein stark auto­ri­täts­po­si­ti­vi­sti­scher Zugang zum hier­ar­chi­schen Amt in der Kir­che und der auto­ri­tä­re Stil, den er in des­sen Aus­übung stets gepflegt hat, unter­schei­den ihn for­mal eigent­lich kaum vom gegen­wär­ti­gen Bischof von Rom und las­sen ihn des­we­gen ver­stärkt nicht als wirk­lich über­zeu­gen­den Hoff­nungs­trä­ger eines mehr oder weni­ger bald bevor­ste­hen­den Kon­kla­ves in Betracht kom­men, wenn er auch im Fal­le einer Wahl inhalt­li­che Akzen­te zwei­fel­los im Kon­trast zum gegen­wär­ti­gen Pon­ti­fi­kat durch­zu­set­zen ver­su­chen wür­de. Trotz allem Bemü­hen ist bei ver­schie­de­nen Gele­gen­hei­ten – zuletzt in Char­tres – dar­über hin­aus unüber­seh­bar gewor­den, dass Kar­di­nal Mül­ler mit der Zele­bra­ti­on des über­lie­fer­ten Ritus kaum ver­traut und in die­ser Lit­ur­gie erst recht alles ande­re als inner­lich behei­ma­tet ist. Gewiss befür­wor­tet er nicht ihre Unter­drückung und wür­de die­se nicht fort­set­zen. Aber wie wür­de er wohl – in die Posi­ti­on ver­setzt, die im Raum steht – bei­spiels­wei­se mitt­ler­wei­le mit der Pius­bru­der­schaft ver­fah­ren?

Benedikts Entweltlichung und was das Papsttum nicht ist und auch nicht werden kann

Die­ser Ein­schrän­kun­gen unge­ach­tet ist sein Bei­trag über den letz­ten Papst (indi­rekt mehr noch über das Pro­fil eines näch­sten Pap­stes?) hoch­bri­sant und bedeu­tungs­schwer. Es fin­den sich dar­in so treff­li­che Sät­ze wie die fol­gen­den: „Ein von allen welt­li­chen Inter­es­sen und poli­ti­schen Rück­sich­ten, aber auch von den Ver­füh­run­gen irdi­scher Macht befrei­tes Papst­tum ver­mag alle Chri­sten zu ver­ei­nen im Bekennt­nis des Petrus zu ‚Jesus Chri­stus, dem Sohn des leben­di­gen Got­tes‘ (Mt 16, 16), dem ‚einen Mitt­ler zwi­schen Gott und den Men­schen‘ (1 Tim 2, 5). Sei­ne wah­ren Jün­ger sind die­je­ni­gen, die sich trotz Ver­fol­gun­gen und Schmä­hun­gen nicht ver­füh­ren und irre­füh­ren las­sen von den selbst­er­nann­ten Neu­ord­nern der Welt und den sterb­li­chen Mensch­heits­er­lö­sern, denen die soge­nann­te Lebens­wirk­lich­keit der Men­schen wich­ti­ger ist als das Fleisch gewor­de­ne Wort Got­tes, ‚das wah­re Licht, das jeden Men­schen erleuch­tet‘ (Joh 1, 9). Die Ein­heit der Chri­sten ergibt sich nicht aus einer mit allen diplo­ma­ti­schen Schli­chen mani­pu­lier­ten poli­tisch-tak­ti­schen Ver­mitt­lung aller Gegen­sät­ze. […] Der Papst ist kein welt­klu­ger Ein­heits­stif­ter oder das von Men­schen aner­kann­te Ehren­ober­haupt. Er spricht und han­delt kraft der Voll­macht und Sen­dung, die Jesus Chri­stus, der Sohn des leben­di­gen Got­tes, ihm im hei­li­gen Petrus ver­lie­hen hat. […] Der Petrus-Dienst ist von Jesus selbst in das Wesen und die Sen­dung Sei­ner Kir­che ein-gestif­tet“ (S. 47–49). Die Aktua­li­tät die­ser Wor­te ist seit Erschei­nen von Logos – Ethos – Eikon noch gestie­gen, denn ein soge­nann­tes Stu­di­en­do­ku­ment, das am 13. Juni 2024 im Vati­kan vor­ge­stellt wur­de, soll zu einer Neu­be­wer­tung der Dog­men von 1870 füh­ren. Die­ses Doku­ment mit dem Titel Der Bischof von Rom8 soll­te Kar­di­nal Mül­ler mög­lichst bald mit dem Scharf­sinn des Dog­ma­ti­kers und durch die Bril­le Solo­wjews gele­sen einer scho­nungs­los kri­ti­schen Ana­ly­se unterziehen.

Da eine Quae­stio zu Beginn in einer Respon­sio am Ende von Logos – Ethos – Eikon ihre Ent­spre­chung fin­det, hof­fe ich für den vor­ge­stell­ten Sam­mel­band, dadurch wer­de – trotz aller Ver­dien­ste, die unbe­strit­ten sind – bei bestimm­ten Lesern nicht zu einer all­zu stark ver­ein­fach­ten Sicht bei­getra­gen, die neo­se­dis­va­kan­ti­stisch in Joseph Ratz­in­ger als Bene­dikt XVI. den idea­li­sier­ten letz­ten Papst erblickt.

Ein wenig zu Hintergrund und Entstehung des Sammelbands

Das Zustan­de­kom­men von Logos – Ethos – Eikon ver­dankt sich dem schö­nen Ein­fall eines Krei­ses von Freun­den und Mit­strei­tern, dem Wahl­ber­li­ner Micha­el Char­lier aus Anlass von des­sen 80. Geburts­tag mit einem Geschenk von blei­ben­dem Wert eine ganz außer­or­dent­li­che und unver­gess­li­che Freu­de zu berei­ten. Die­sen run­den Geburts­tag konn­te der Initia­tor und Betrei­ber der Inter­net­prä­senz www​.sum​morum​-pon​ti​fi​cum​.de – er unter­hält sie schon seit 2007 – am 15. Mai 2024 bei guter Gesund­heit und agi­ler gei­sti­ger Fri­sche in fro­her Run­de fei­ern. In die­sem Rah­men wur­de ihm Logos – Ethos – Eikon über­reicht und ver­fehl­te die gewünsch­te Wir­kung auf den Jubi­lar nicht. Sicher­lich kommt es Char­liers Nei­gung und sym­pa­thi­scher Zurück­hal­tung ent­ge­gen, dass der Impuls, der zum Ent­ste­hen des schö­nen Gemein­schafts­pro­jek­tes geführt hat, sich im Buch nur einer ganz schlich­ten, umso mehr von Her­zen kom­men­den Wid­mung ent­neh­men lässt, die auf einer Dedi­ka­ti­ons­sei­te dem Inhalts­ver­zeich­nis vorausgeht.

Der umfas­sen­de Radi­us der Bei­trä­ge und ihre viel­fäl­ti­ge Ver­net­zung unter­ein­an­der (auf die der Her­aus­ge­ber mit Quer­ver­wei­sen inner­halb der ver­schie­de­nen Auf­sät­ze dan­kens­wer­ter­wei­se immer wie­der auf­merk­sam macht) haben in die­ser Rezen­si­on die Frei­heit gege­ben, nicht strikt line­ar vor­ge­hen zu müs­sen. Die vol­le Reich­hal­tig­keit der Publi­ka­ti­on wird sich nur dem­je­ni­gen auf­tun, der selbst das Buch in sei­ner Gesamt­heit liest. Die­se Fül­le passt sehr gut zu dem brei­ten und man­nig­fal­ti­gen Inter­es­sens­spek­trum des damit Geehrten.

Er lebt in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft des alt­ri­tu­el­len Insti­tu­tes St. Phil­ipp Neri, in des­sen Kir­che St. Afra er lit­ur­gisch zu Hau­se ist. Sei­ne Ver­bun­den­heit drückt sich unter ande­rem dar­in aus, dass er den Gang des Kir­chen­jah­res in die­ser Ber­li­ner Kir­che und die Ereig­nis­se und Höhe­punk­te im Leben des von Gerald Goesche gegrün­de­ten und als Propst gelei­te­ten Insti­tuts, das im Juni die­ses Jah­res sein zwan­zig­jäh­ri­ges Bestehen fei­ern konn­te, immer wie­der foto­gra­phisch fest­hält und doku­men­tiert und im Inter­net in gera­de­zu pro­fes­sio­nel­len Foto­samm­lun­gen9 zur Ver­fü­gung stellt, deren Ästhe­tik anspricht. Wo doch Goesche selbst in Kirch­li­cher Kunst­ge­schich­te pro­mo­viert hat und mit der Archi­tek­tur und den Kunst­schät­zen Roms eben­so wie mit den eng­li­schen Kathe­dra­len ver­traut ist, ist es scha­de, dass er trotz mehr­fa­cher Ein­la­dung und Erin­ne­rung – zwei­fel­los nur auf­grund sei­ner viel­fäl­ti­gen Bean­spru­chung und Ver­pflich­tun­gen, nicht aus Des­in­ter­es­se – kei­ne Zeit fin­den konn­te, sein Scherf­lein zu Logos – Ethos – Eikon bei­zu­tra­gen. Das soll nicht etwa vor­wurfs­voll klin­gen, denn ich selbst wur­de im Vor­feld ange­fragt, konn­te aber lei­der wegen zeit­li­cher Bedräng­nis, in die ich durch den vor­ge­ge­be­nen Ein­sen­de­schluss gera­ten wäre, kei­nen eige­nen Auf­satz zusa­gen, so ger­ne und mit gro­ßer Freu­de ich es auch getan hät­te. Mei­ne Hoff­nung ist, mit die­ser Buch­vor­stel­lung eine klei­ne Wie­der­gut­ma­chung lei­sten zu können.

Wäh­rend der Lek­tü­re ent­stand in mir eine stets zuneh­men­de Asso­zia­ti­on zum Phi­lo­so­phen und Renais­sance­kar­di­nal Niko­laus von Kues, genannt Cus­a­nus, und zu des­sen Schrift De visio­ne Dei.

Ich möch­te mit eini­gen Hin­wei­sen und Gedan­ken dazu, die man zu einem Bei­trag für die Fest­schrift Char­lier hät­te aus­ar­bei­ten kön­nen, mei­ne Beschäf­ti­gung mit Logos – Ethos – Eikon aus­klin­gen las­sen, nicht ohne Bedau­ern, nicht recht­zei­tig die­se Idee gehabt zu haben und die Gele­gen­heit, sie zu einer eige­nen, aus­ge­wach­se­nen Unter­su­chung zu ent­wickeln. Ich beschwe­re mich aber nicht nach­träg­lich, nun mit einer sol­chen Dar­stel­lung oder Erör­te­rung nicht in dem Band vor­zu­kom­men, denn von mei­ner Absa­ge abge­se­hen, kam mir die­ser Ein­fall ja erst beim Stu­di­um des Buches und wäh­rend ich dabei war, mei­ne Bespre­chung fertigzustellen.

Eikon und die Bildauffassung des Nikolaus von Kues

1401 wird in dem dama­li­gen Win­zer­dorf Cusa, spä­ter Cues, heu­te Kues geschrie­ben und seit 1905 der Stadt Bern­ka­stel ein­ge­mein­det, Niko­laus Cryfftz (= Krebs) als Sohn eines Mosel­schif­fers gebo­ren. 1464 stirbt er in Todi, was „Tod in Todi“ zu einem belieb­ten Merk­spruch macht, um sich dies ein­zu­prä­gen. Sein Wap­pen als Fürst­bi­schof von Bri­xen und Kar­di­nal besteht in der Dar­stel­lung eines auf­recht­ste­hen­den roten Fluss­kreb­ses auf gol­de­nem Grund, eine Anspie­lung auf den (bür­ger­li­chen) Fami­li­en­na­men, und außer­dem leb­ten jahr­hun­der­te­lang selbst­ver­ständ­lich Fluss­kreb­se in der Mosel und stan­den an der Mosel auf dem Spei­se­zet­tel. Neu­er­dings gibt es, wenn auch in Metz und nicht an der deut­schen Mosel, wie­der Ver­su­che und erste Erfol­ge, sol­che Kreb­se anzusiedeln.

Hoch­al­tar­bild im Cus­a­nus­stift, um 1458

Der Uni­ver­sal­ge­lehr­te an der gei­stes­ge­schicht­li­chen Schwel­le zur Neu­zeit wird vor­ran­gig als Phi­lo­soph in sei­ner Lei­stung und Eigen­stän­dig­keit wahr­ge­nom­men. Nach sei­nem Hei­mat­ort spä­te­stens seit 1440 mit dem Bei­na­men Cus­a­nus ver­se­hen, ist er in sei­ner Per­sön­lich­keit Reprä­sen­tant einer in der Men­ta­li­tät des Mose­laners und im wei­te­ren Sin­ne des Rhein­län­ders bis heu­te nicht unty­pi­schen Ver­bin­dung einer boden­stän­di­gen Ver­wur­ze­lung im Her­kom­men mit der Bereit­schaft und eige­nen Fähig­keit zur Inno­va­ti­on, nicht nur prak­tisch, ins­be­son­de­re betont im Bereich gei­sti­ger Ver­tie­fung und Spekulation.

Des Cus­a­nus unge­mein brei­tes Inter­es­sens­spek­trum spie­gelt dies wider. Es umspannt die Hei­li­ge Schrift, auf die er sich frei­lich nicht all­zu sehr spe­zia­li­siert, die Kir­chen­vä­ter und lit­ur­gi­sche Hand­schrif­ten, ohne sich auf einen theo­lo­gi­schen Rah­men ein­zu­schrän­ken; ganz beson­ders setzt er sich phi­lo­so­phisch mit dem Pla­to­nis­mus und Neu­pla­to­nis­mus aus­ein­an­der, die sein eige­nes Den­ken befruch­ten und prä­gen. Des­we­gen bleibt er theo­lo­gisch von Augu­sti­nus bestimmt und wird von Anselm von Can­ter­bu­ry ange­regt, des­sen Got­tes­be­griff er wei­ter stei­gert, wäh­rend Des­car­tes hin­ter die­se cusa­ni­sche Errun­gen­schaft spä­ter sogar wie­der zurückfällt.

Niko­laus von Kues‘ Beschäf­ti­gung umfasst fer­ner geo­gra­phi­sche und histo­ri­sche Wer­ke, dane­ben auch Mathe­ma­tik, Astro­no­mie und Medi­zin. Nicht ver­ges­sen wer­den darf sei­ne außer­ge­wöhn­li­che Bega­bung in der Jurisprudenz.

Schon lan­ge ein­ge­ris­sen ist eine popu­li­sti­sche Les­art der Wer­ke des Phi­lo­so­phen, Kir­chen­für­sten und Poli­ti­kers von der Mit­tel­mo­sel, die in ihm einen Den­ker sieht, der Öku­me­ne und sogar inter­re­li­giö­sen Dia­log vor­weg­ge­nom­men habe. Sei­ne Coin­ci­den­tia oppo­si­torum, der Ineinsfall der Gegen­sät­ze, wird dabei zu einer maxi­mal-libe­ra­len Tole­ranz bana­li­siert und ver­schwie­gen, dass Cus­a­nus die­sen Ineinsfall nicht inner­welt­lich oder inner­hi­sto­risch erwar­tet oder ansie­delt. Er ver­lässt dar­um mit die­ser Prä­gung auch kei­nes­wegs die Geset­ze der Logik.

Die erste gedank­li­che Ver­bin­dung zu Niko­laus von Kues kam beim Lesen bei mir sicher­lich dadurch auf, dass Logos – Ethos – Eikon mit sei­nen drei gro­ßen, inein­an­der­grei­fen­den Begriffs­fel­dern the­ma­tisch eben­falls sehr weit gespannt ist. Ohne mich zu Über­trei­bun­gen hin­rei­ßen las­sen zu wol­len, wird fer­ner jeder, der Micha­el Char­lier kennt, er ist pro­mo­vier­ter Sprach- und Kul­tur­wis­sen­schaft­ler mit einem Schwer­punkt auf Japan und war im Berufs­le­ben als Infor­ma­ti­ker und Com­pu­ter­spe­zia­list tätig, mir bei­pflich­ten und ihm ein sehr umfang­rei­ches Inter­es­sens­spek­trum beschei­ni­gen. Er stammt zwar nicht von der Mosel, ist aber immer­hin in Lim­burg an der Lahn auf­ge­wach­sen. Trotz man­geln­der Begei­ste­rung für die Juri­ste­rei hat Char­lier also ins­ge­samt sicher mehr Gemein­sam­kei­ten mit Cus­a­nus als mit Georg Bät­zing, was nicht hei­ßen soll, die­ser tei­le mit Cus­a­nus irgend­ein, geschwei­ge denn ein juri­sti­sches Talent.

Visio Dei bei Cusanus – keine müßige Spielerei mit zwei grammatikalischen Funktionen des lateinischen Genitivs

Im Herbst 1453 ver­fass­te Niko­laus von Kues sei­ne Schrift De visio­ne Dei, deren Titel eben schon erwähnt wur­de. Die­se Abhand­lung war an die Bene­dik­ti­ner­ab­tei Tegern­see gerich­tet und von deren Abt Kas­par Ayn­dorf­fer und dem gelehr­ten Pri­or Bern­hard von Waging erbe­ten wor­den. 1452 hat­te Niko­laus von Kues das bedeu­ten­de Reform­klo­ster besucht und stand seit­her brief­lich in mensch­lich-freund­schaft­li­chem Kon­takt und in geist­lich-intel­lek­tu­el­lem Austausch.

Kar­di­nal Niko­laus Cusanus

De visio­ne Dei ist zunächst die prak­ti­sche Anlei­tung zu einer Bild­me­di­ta­ti­on, die der gesam­te Kon­vent der Mön­che gemein­schaft­lich machen soll. Gegen­stand der Betrach­tung ist dabei das Bild eines All-Sehen­den, also ein Bild, auf dem ein Ant­litz zu sehen ist, des­sen Blick den Betrach­ter nie ver­lässt, gleich­viel, wie er sich im Raum zum Bild posi­tio­niert oder bewegt. Zugleich ent­steht der Ein­druck, der Blick sei stets auf jeden Ein­zel­nen allein und doch auf alle, die das Bild anschau­en, gleich­zei­tig gerich­tet. Die­ser Bild­ty­pus an sich ist nicht zwin­gend reli­gi­ös fest­ge­legt. In der Vero­ni­ka­ka­pel­le sei­ner Koblen­zer Stifts­ku­ra­tie hat­te Cus­a­nus ein Tafel­bild eines sol­chen All-Sehen­den. Mit De visio­ne Dei über­sand­te er den Tegern­seer Mön­chen eben­falls ein der­ar­ti­ges Tafel­bild; mög­li­cher­wei­se eine Nach­bil­dung der Koblen­zer Dar­stel­lung. Da bei­de nicht mehr erhal­ten sind, lässt sich das heu­te nicht mehr über­prü­fen. Das in De visio­ne Dei beschrie­be­ne Bild erweist sich erst im fort­ge­schrit­te­nen Ver­lau­fe der Medi­ta­ti­on, die zu Beginn von Capi­tu­lum IV in die Form eines Gebe­tes über­geht, letzt­lich als Christusikone.

Anfäng­lich begnügt sich die Argu­men­ta­ti­on damit zu sagen, dass es, wenn es vom Men­schen geschaf­fe­ne Bil­der eines noch nicht mit Gott iden­ti­fi­zier­ten All-Sehen­den gibt, die beim Betrach­ter unent­wegt den Ein­druck her­vor­ru­fen, der Blick des All-Sehen­den ruhe stets auf ihm, dann muss das in gestei­ger­ter Wei­se von dem wah­ren Sehen Got­tes gel­ten, denn für Cus­a­nus ist Gott, wie er in sei­nen Schrif­ten immer wie­der aus­führt und bekräf­tigt, die Fül­le (sum­mi­t­as) aller Voll­kom­men­heit und grö­ßer (mai­or) als er gedacht wer­den kann, also nicht bloß das­je­ni­ge Wesen, über das hin­aus nichts Grö­ße­res gedacht wer­den kann.

Latinisierung des griechischen Schlüsselbegriffs

Der Aus­lö­ser für mich, einen Kon­nex zwi­schen Logos – Ethos – Eikon und De visio­ne Dei her­zu­stel­len, liegt in der inter­es­san­ten Beob­ach­tung, dass Cus­a­nus sei­nen Aus­druck für Bild in die­ser Schrift gewinnt und durch­ge­hend bei­be­hält, indem er das grie­chi­sche Wort είκών wie ein Stich­wort auf­greift und zu eico­na, ‑ae lati­ni­siert.

In De visio­ne Dei legt Niko­laus von Kues folg­lich eine Bild­theo­rie vor, gibt er die prak­ti­sche Anlei­tung zu einer Medi­ta­ti­ons­übung und ent­wickelt eine Theo­lo­gie der Mystik. Zwei Zita­te dar­aus sol­len dies bei­spiel­haft zei­gen; das erste ist dem fünf­ten Kapi­tel ent­nom­men: „Quid ali­ud, domi­ne, est vide­re tuum, quan­do me pieta­tis ocu­lo respi­cis, quam a me vide­ri? Viden­do me das te a me vide­ri, qui es deus abscon­dit­us. Nemo te vide­re potest, nisi in quan­tum tu das, ut videa­ris. Nec est ali­ud te vide­re, quam quod tu vide­as viden­tem te.10 „Was, Herr, ist dann Dein Sehen ande­res, wenn Du auf mich mit dem Auge der Treue hin­blickst, als von mir erblickt zu wer­den? Indem Du mich siehst, schenkst Du Dich, um von mir gese­hen zu wer­den, der Du der ver­bor­ge­ne Gott [Is 45, 15] bist. Nie­mand kann Dich sehen, außer inso­weit Du gewährst, gese­hen zu wer­den. Nichts ande­res ist es, Dich zu sehen, als dass Du den Dich Sehen­den sie­hest.“11

Zuvor, schon im vier­ten Kapi­tel, hat­te Cus­a­nus den betrach­ten­den Mönch zu Gott spre­chen las­sen: „Esse tuum, domi­ne, non dere­lin­quit esse meum. In tan­tum enim sum, in quan­tum tu mecum es, et cum vide­re tuum sit esse tuum, ideo ego sum, quia tu me respi­cis, et si a me vul­tum tuum sub­tra­xe­ris, nequa­quam sub­sis­tam. Sed scio, quod visus tuus est boni­tas illa maxi­ma, quae se ipsam non potest non com­mu­ni­ca­re omni capa­ci.12 „Dein Sein, Herr, ver­lässt nicht mein Sein. Inso­weit näm­lich bin ich ja, als Du mit mir bist, und da Dein Sehen Dein Sein ist, bin also ich, weil Du auf mich hin­blickst, und wenn Du Dein Ange­sicht mir ent­zö­gest, wür­de ich in kei­ner Wei­se fort­be­stehen. Aber ich weiß, dass Dein Blick jene höch­ste Güte ist, die nicht ver­mag, sich selbst nicht allem mit­zu­tei­len, was für sie emp­fäng­lich ist.“

Schon in die­sen knap­pen Ein­blicken wird Niko­laus von Kues als mystisch sen­si­bel erkenn­bar. Dabei schöpft er offen­sicht­lich nicht nur aus sei­ner inti­men Kennt­nis des Ps.-Dionysius Areo­pa­gi­ta, son­dern aus eige­ner Pra­xis und Erfahrung.

Abschließende Bemerkungen

Die Umschlag­ge­stal­tung von Logos – Ethos – Eikon greift zwar nicht auf die Dar­stel­lung eines All-Sehen­den zurück, der dann mit dem mensch­ge­wor­de­nen Logos iden­ti­fi­ziert wird, aber wir haben gese­hen, wie über­aus pas­send dies gewe­sen wäre. Statt­des­sen wur­de die Abbil­dung Chri­sti als Pan­to­kra­tor in der byzan­ti­nisch-raven­na­ti­schen Gestalt gewählt, die dem Apsis­mo­sa­ik der Basi­li­ka San Vita­le ent­nom­men ist und sich als Fron­ti­spiz wie­der­holt. Der Her­aus­ge­ber gibt dafür eine Begrün­dung, die genau­so über­zeugt: „Die Schrift­rol­le mit den sie­ben Sie­geln in der lin­ken Hand spielt auf den Logos als das Wah­re an (vgl. Offb 5, 1). Auf das Ethos, das Gute, ver­weist die Kro­ne des ewi­gen Lebens in der Rech­ten. Das Schö­ne, das in Chri­stus Bild gewor­den ist, offen­bart sich in der jugend­lich-apol­li­ni­schen Erschei­nung“ (S. 17). Wir erin­nern uns: Peter Ste­phan hat sei­ner Ein­lei­tung als Über­schrift „Die chri­sto­zen­tri­sche Wen­de“ (S. 15) gege­ben. Es wäre stim­mi­ger gewe­sen, hät­te er sich ent­schie­den, auch im Unter­ti­tel des vor­züg­li­chen Sam­mel­bands von chri­sto­zen­tri­scher Per­spek­ti­ve zu spre­chen.

Peter Ste­phan (Hrsg.): Logos · Ethos · Eikon. Das Wah­re, Gute und Schö­ne aus chri­sto­lo­gi­scher Per­spek­ti­ve. Domi­nus-Ver­lag, Augs­burg 2024. 384 Sei­ten, 52 Abbil­dun­gen, gebun­den, Faden­hef­tung, zwei Lesezeichen.

Bild: Cle­mens Vic­tor Oldendorf


1 Ratz­in­ger, J., Eucha­ri­stie und Mis­si­on, in: Ger­hard Lud­wig Mül­ler (Hrsg.), JRGS, Bd. 11: Theo­lo­gie der Lit­ur­gie, Frei­burg im Breis­gau 42014, S. 397423, hier: S. 415f.

2 Vgl. Lang, U. M., The Roman Mass. From Ear­ly Chri­sti­an Ori­g­ins to Triden­ti­ne Reform, Cam­bridge 2022, S. 146, lin­ke Spalte.

3 Peter­son, E., Zeu­ge der Wahr­heit, in: Bar­ba­ra Nicht­weiß (Hrsg.), Erik Peter­son, Aus­ge­wähl­te Schrif­ten, Bd. 1: Theo­lo­gi­sche Trak­ta­te, Würz­burg 1994, fort­an zitiert als: Peter­son, Theo­lo­gi­sche Trak­ta­te, S. 95129, hier: S. 102f.

4 Eine von Kai­ser Theo­dosi­us II. und sei­nem Mit­kai­ser Valen­ti­ni­an III. ver­an­lass­te Geset­zes­samm­lung, die dazu die­nen soll­te, legi­sti­sche Wider­sprü­che aus­zu­räu­men sowie die Rechts­an­wen­dung im Ost- und im West­rö­mi­schen Reich zu har­mo­ni­sie­ren, sohin die Rechtseinheit(lichkeit) und Rechts­si­cher­heit in bei­den Reichs­hälf­ten zu garan­tie­ren. Das Kai­ser­recht seit dem Jah­re 312 und Kai­ser Kon­stan­tin dem Gro­ßen war zu berück­sich­ti­gen. Der Codex Theo­dosia­nus trat mit dem 1. Janu­ar 439 in Kraft. Er festig­te und kon­kre­ti­sier­te wei­ter auch die Vor­rech­te des Chri­sten­tums als Staatsreligion.

5 Vgl. den Ein­trag „lit­ur­gus“ in: Geor­ges, K. E., Aus­führ­li­ches latei­nisch-deut­sches Hand­wör­ter­buch, Bd. 2, Han­no­ver 1918 (ND Darm­stadt 1998), Sp. 687.

6 Peter­son, E., Von den Engeln, in: Peter­son, Theo­lo­gi­sche Trak­ta­te (wie Anm. 3), S. 195243, hier: S. 198.

7 Ders., Zeu­ge der Wahr­heit, in: ebd., S. 95129, hier: S. 101f.

8 Das Doku­ment kann im eng­li­schen Ori­gi­nal sowie in einer ita­lie­ni­schen und in einer fran­zö­si­schen Über­set­zung unter fol­gen­der Inter­net­adres­se als PDF-Datei her­un­ter­ge­la­den wer­den: http://www.christianunity.va/content/unitacristiani/it/news/2024/2024–06-13-il-vescovo-di-roma-nuovo-documento-dpuc.html (zuletzt abge­ru­fen am 27. Juni 2024).

9 Sie­he: https://​www​.flickr​.com/​p​h​o​t​o​s​/​1​3​8​0​7​4​4​4​4​@​N​0​8​/​a​l​b​u​ms/ (zuletzt abge­ru­fen am 29. Juni 2024).

10 Der latei­ni­sche Wort­laut von De visio­ne Dei ent­spricht dem Text und der dort ange­wand­ten latei­ni­schen Ortho­gra­phie der maß­geb­li­chen kri­ti­schen Aus­ga­be der Ope­ra omnia des Niko­laus von Kues, im Auf­trag der Hei­del­ber­ger Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten hrsg. von Hei­de Doro­thea Rie­mann, Bd. 7, Ham­burg 2000 und kann unter https://​mei​ner​.de/​o​p​e​r​a​-​o​m​n​i​a​-​v​o​l​u​m​e​n​-​v​i​-​8​8​2​6​.​h​tml bezo­gen oder (aller­dings ohne kri­ti­schen Appa­rat und Ein­lei­tung) auf www​.cus​a​nus​-por​tal​.de ein­ge­se­hen wer­den, indem man unter „Ope­ra“ zunächst „Wer­ke“ aus­wählt, sodann „De visio­ne Dei“, wo man „Capi­tu­lum V“ auf­ruft. Dort fin­det sich das latei­ni­sche Ori­gi­nal­zi­tat unter: N. 13, Z. 1014 (zuletzt abge­ru­fen am 28. Juni 2024).

11 Eige­ne deut­sche Über­set­zung, so auch beim zwei­ten Cus­a­nus­zi­tat kurz darauf.

12 Der latei­ni­sche Text ist, wie in Fn. 10 ange­lei­tet, online auf­zu­fin­den, wenn man Capi­tu­lum IV, N. 10, Z. 813 auf­ruft.

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