Zwei Päpste und ein Grab

Vatikanische Grotten


Seit 2016 steht ein namenloser Sarkophag in den Vatikanischen Grotten bereit.
Seit 2016 steht ein namenloser Sarkophag in den Vatikanischen Grotten bereit: Welcher Papst wird wo begraben?

(Rom) Ein Teil der katho­li­schen Welt dis­ku­tiert auch sie­ben­ein­halb Jah­re nach der Wahl von Papst Fran­zis­kus über die Fra­ge, ob der Amts­ver­zicht von Papst Bene­dikt XVI. gül­tig war oder nicht. Im Vati­kan gibt es unter­des­sen ein ganz ande­res Problem.

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In den ver­gan­ge­nen Tagen wur­de welt­weit über den Gesund­heits­zu­stand des deut­schen Pap­stes berich­tet. Aus­lö­ser waren Aus­sa­gen sei­nes Bio­gra­phen und Gesprächs­part­ners Peter See­wald in der Pas­sau­er Neu­en Pres­se. See­wald hat­te Bene­dikt XVI. am 1. August im Klo­ster Mater Eccle­siae in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten besucht. Der baye­ri­sche Jour­na­list und Buch­au­tor berich­te­te von einem „geist­li­chen Testa­ment“, in dem Bene­dikt XVI. das ursprüng­li­che Grab sei­nes Vor­gän­gers Johan­nes Paul II. in den Vati­ka­ni­schen Grot­ten als letz­te Ruhe­stät­te bestimmt habe.

Johan­nes Paul II. war im Zuge sei­ner Hei­lig­spre­chung umge­bet­tet und aus der Grab­le­ge der Päp­ste unter­halb des Peters­do­mes in die Patri­ar­chal­ba­si­li­ka hin­auf gelegt worden. 

Der von See­wald genann­te letz­te Wil­le von Bene­dikt XVI. stößt aller­dings auf ein Pro­blem, über das am 4. August die argen­ti­ni­sche Tages­zei­tung Cla­rín berich­te­te: Auch Papst Fran­zis­kus erklär­te bereits, dort begra­ben wer­den zu wol­len. Die Zei­tung titel­te am Dienstag:

„Ein Grab, zwei Päpste“.

Und wei­ter:

„Grab-Kaba­le im Vati­kan: Die unglaub­li­che Geschich­te, wie Papst Fran­zis­kus sich das Grab reser­vier­te, das Bene­dikt XVI. für sich wünscht.“

In den Vati­ka­ni­schen Grot­ten ste­hen zwei Grab­stät­ten zur Ver­fü­gung, zwei Grab­stät­ten für die bei­den leben­den Päp­ste: Bene­dikt XVI. und Fran­zis­kus. Doch bei­de rekla­mie­ren das­sel­be Grab für sich. 

Ursprüng­lich waren in den bei­den ein­zi­gen der­zeit zur Ver­fü­gung ste­hen­den Grab­stät­ten die Päp­ste Johan­nes XXIII. und Johan­nes Paul II. bei­gesetzt. Ihre sterb­li­chen Über­re­ste wur­den für die Ver­eh­rung durch die Gläu­bi­gen in den Peters­dom über­ge­führt. Bei­de wur­den am 27. April 2014 von Papst Fran­zis­kus heiliggesprochen.

Das ursprüng­li­che Grab von Johan­nes Paul II.

Bene­dikt XVI. depo­nier­te früh­zei­tig, in der Grab­le­ge sei­nes Vor­gän­gers bei­gesetzt wer­den zu wol­len, dem er fast ein Vier­tel­jahr­hun­dert als Glau­bens­prä­fekt gedient hat­te. Papst Fran­zis­kus wird von sei­nen Anhän­gern hin­ge­gen mit Johan­nes XXIII. in Ver­bin­dung gebracht, der die Tür zum Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil auf­ge­sto­ßen hat­te. Doch auch der argen­ti­ni­sche Papst will in dem ersten Grab von Johan­nes Paul II. bestat­tet werden.

Im März 2016 berich­te­te die fran­zö­si­sche Pres­se­agen­tur I media, spe­zia­li­siert auf Nach­rich­ten aus dem Vati­kan, daß in den Vati­ka­ni­schen Grot­ten ein neu­er, namen­lo­ser Sar­ko­phag auf­ge­stellt wurde.

„Das neue Grab wur­de nahe jenem des seli­gen Paul VI. auf­ge­stellt und ähnelt in sei­nem Aus­se­hen dem von Johan­nes Paul I., der nur 33 Tage auf dem Stuhl Petri saß.“

Wei­ter hieß es, daß die­ser Sar­ko­phag für Bene­dikt XVI. bestimmt sei, wäh­rend Fran­zis­kus nach sei­nem Able­ben „im Grab bei­gesetzt wird, das von Johan­nes Paul II. war“.

Der dama­li­ge Vati­kan­spre­cher P. Feder­i­co Lom­bar­di SJ bemüh­te sich 2016 um Beru­hi­gung. Es brau­che in den Grot­ten Platz für die künf­ti­gen Päp­ste. Es sei nur eine Nische frei, wes­halb zusätz­lich der Sar­ko­phag ohne Auf­schrift und Name bereit­ge­stellt wurde.

Laut Car­lo Di Cic­co, bis Ende 2018 stell­ver­tre­ten­der Chef­re­dak­teur des Osser­va­to­re Roma­no, will der argen­ti­ni­sche Papst „in der Nische“ begra­ben wer­den, in der sich 38 Jah­re lang das Grab von Johan­nes XXIII. befand und wo von 2005 bis 2011 Johan­nes Paul II. bei­gesetzt war. Laut Di Cic­co habe Fran­zis­kus dem Erz­prie­ster des Peters­do­mes ent­spre­chen­de Anwei­sung erteilt. Nische, Grab und Boden wur­den bereits für die Bei­set­zung vorbereitet.

Die außer­ge­wöhn­li­che Situa­ti­on zwei­er leben­der Päp­ste berei­tet der Kir­che seit 2013 nicht gerin­ge Schwie­rig­kei­ten – auch was ihre letz­te Ruhe­stät­te betrifft.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vatican.va/Clarín (Screen­shots)

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