Auf dem Weg zum globalen Krieg?

Ducunt fata volentem, nolentem trahunt


Welt Globus Krieg

Von Rober­to de Mattei*

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Wäh­rend Rake­ten und Droh­nen den Him­mel vom Schwar­zen Meer über das Mit­tel­meer bis zum Per­si­schen Golf durch­kreu­zen, scheint das Bestre­ben der west­li­chen Diplo­ma­ti­en dar­in zu bestehen, einen all­ge­mei­nen Flä­chen­brand, den alle für unver­meid­lich hal­ten, so weit wie mög­lich hin­aus­zu­zö­gern. Einer der Grün­de für die­sen Pes­si­mis­mus ist das offen­sicht­li­che Feh­len eines Aus­wegs ange­sichts der immer kom­pli­zier­ter wer­den­den inter­na­tio­na­len Pro­ble­me, wie etwa in der Ukrai­ne und im Nahen Osten. Nur eine axio­lo­gi­sche Sicht der Poli­tik könn­te einen Licht­blick bie­ten, aber heu­te macht sich jeder Staat, jede Koali­ti­on die Kate­go­rien von Carl Schmitt zu eigen, wonach es jenen, die die Geschicke der Völ­ker len­ken, obliegt zu ent­schei­den, wer Freund und wer Feind ist.

Der tra­di­tio­nel­len Gesell­schafts­ord­nung, die auf der „Ruhe in der Ord­nung“ von Augu­sti­nus (De Civi­ta­te Dei, lib. 19, c. 12, 1) beruht, setzt Schmitt als Norm der Poli­tik das Prin­zip der Unord­nung ent­ge­gen, das auf Hob­bes‘ Theo­rie des Homo homi­ni lupus beruht. Aber im Zeit­al­ter der inter­na­tio­na­len Unord­nung läßt sich nichts mit Sicher­heit vor­her­sa­gen und berech­nen, und die Poli­tik wird zu einem Glücks­spiel, des­sen ein­zi­ge Regel das Unwäg­ba­re ist. Wahr­schein­lich hat­te weder Ruß­land das Risi­ko einer Inva­si­on in der Ukrai­ne noch die Hamas die Fol­gen des Angriffs vom 7. Okto­ber rich­tig kal­ku­liert. Der Pro­zeß der nach­fol­gen­den Ereig­nis­se ist durch Unge­wiß­heit und Zufall gekennzeichnet.

Unter die­sem Gesichts­punkt ist die Dis­kus­si­on über die Ver­ant­wor­tung für die Ereig­nis­se an sich frucht­los, denn nie­mand woll­te von Anfang an, daß sich die Din­ge so ent­wickeln, wie sie sich auf kata­stro­pha­le Wei­se ent­wickeln. Die Ära der Kom­plot­te, in der alles orga­ni­siert wer­den konn­te, ist von der Ära des per­ma­nen­ten Cha­os abge­löst worden.

Sene­cas Wor­te „Ducunt fata volen­tem, nolen­tem trahunt“ („Den Wil­li­gen führt das Schick­sal, den Unwil­li­gen zerrt es mit sich“, Brie­fe an Luci­li­us, 107, 11, 5) tref­fen auf eine Situa­ti­on zu, in der eine Welt, die sich von Gott, dem ein­zi­gen Herrn der Geschich­te, abwen­det, sich dem uner­bitt­li­chen Gesetz eines Schick­sals unter­wirft, das sie nicht beherrscht. Der Blick muß also vom Aus­gangs­punkt auf den mög­li­chen End­punkt der Ereig­nis­se gelenkt werden.

Was den Nahen Osten betrifft, so hat das Tau­zie­hen zwi­schen Tehe­ran und Tel Aviv zwei mög­li­che Aus­gän­ge: den Zusam­men­bruch des ira­ni­schen Regimes oder die Aus­lö­schung des Staa­tes Isra­el. Im ersten Fall wäre die Gefahr einer nuklea­ren Inter­ven­ti­on des Iran gebannt und Isra­el könn­te den nach dem Anschlag vom 7. Okto­ber unter­bro­che­nen Weg der „Abra­ham-Abkom­men“ wie­der auf­neh­men, um fried­li­che Bezie­hun­gen zu eini­gen ara­bi­schen Län­dern auf­zu­bau­en. Im zwei­ten Fall wür­de das Ver­schwin­den des Staa­tes Isra­el von der isla­mi­schen Umma als Sym­bol für den Zusam­men­bruch des Westens und den Beginn einer mus­li­mi­schen Rück­erobe­rung Euro­pas gese­hen. Län­der, die dem Islam gehör­ten, von Sizi­li­en bis Anda­lu­si­en, wür­den bean­sprucht wer­den, und das ideo­lo­gi­sche und demo­gra­phi­sche Pro­jekt Eura­bi­en wür­de Wirk­lich­keit werden.

Was könn­te gleich­zei­tig in der Ukrai­ne gesche­hen? Auch hier haben wir es mit zwei mög­li­chen Bil­dern zu tun. Im ersten Fall lie­fert der Gewin­ner der näch­sten US-Wahl, sei es Biden oder Trump, der Ukrai­ne wei­ter­hin die Waf­fen für den Kampf und ermög­licht es Selen­skyj, sich Putin zu wider­set­zen und auf der Grund­la­ge die­ses Kräf­te­gleich­ge­wichts eine akzep­ta­ble Ver­hand­lung anzu­stre­ben. Im zwei­ten Fall hin­ge­gen über­las­sen die USA und Euro­pa Kiew sei­nem Schick­sal, die rus­si­sche Armee mar­schiert in Lem­berg ein, die Ukrai­ne wird wie­der Teil des rus­si­schen Impe­ri­ums, und der Sieg ver­an­laßt Putin, sein Expan­si­ons­pro­jekt auf die Län­der aus­zu­deh­nen, die Teil der auf­ge­lö­sten Sowjet­uni­on waren, und sein Pro­tek­to­rat über deren Nach­barn zu verhängen.

In jedem Fall wür­de die Auf­ga­be Isra­els und der Ukrai­ne das Ende des Westens bedeu­ten. Süd­eu­ro­pa wür­de unter dem Joch des Islam in die Dhim­mi­tude fal­len und Ost­eu­ro­pa bis zum Bal­kan wür­de zum Vasal­len Mos­kaus. Da aber zwi­schen Ruß­land und der isla­mi­schen Welt eine jahr­hun­der­te­al­te Feind­schaft besteht, ist nicht aus­zu­schlie­ßen, daß Euro­pa in die­sem Fall zu einem Land der Kon­fron­ta­ti­on zwi­schen den bei­den Impe­ria­lis­men wird, so wie im 16. Jahr­hun­dert, als die Mäch­te Frank­reich und Spa­ni­en um die ita­lie­ni­sche Halb­in­sel kämpften.

In einer Situa­ti­on, in der die Hal­tung der USA aus­schlag­ge­bend sein wird, ist es das Klüg­ste, was Euro­pa tun kann, sich zu bewaff­nen, selbst um den Preis, daß es dadurch sei­nen Lebens­stan­dard senkt. Aber wer­den die Euro­pä­er dies tun wol­len, oder wer­den sie es vor­zie­hen, end­los über den Man­gel an wirt­schaft­li­chen Res­sour­cen und die Schwie­rig­keit der für die Kriegs­füh­rung erfor­der­li­chen recht­li­chen Schrit­te zu strei­ten? Sich zu bewaff­nen wür­de jenen Kampf­geist erfor­dern, der Euro­pa im Lau­fe der Jahr­hun­der­te groß gemacht hat und der auf die Leh­re des Evan­ge­li­ums zurück­geht, wonach Chri­stus nicht gekom­men ist, um Frie­den zu brin­gen, son­dern das Schwert (Mt 10,34–35; Lk 12,51–53). Heu­te jedoch wird der Frie­den um jeden Preis gesucht, und der frü­he­re Slo­gan „bes­ser rot als tot“ wur­de durch „bes­ser Unter­wer­fung als Krieg“ ersetzt.

Papst Fran­zis­kus ruft unab­läs­sig zum Frie­den auf, wie es sei­ne Vor­gän­ger am Vor­abend der bei­den gro­ßen Welt­krie­ge des 20. Jahr­hun­derts getan haben. Doch die Päp­ste des 20. Jahr­hun­derts sahen die Ursa­che des Krie­ges in der Abkehr vom gött­li­chen Gesetz im inter­na­tio­na­len Leben und ver­wie­sen auf die Rück­kehr zum Natur­recht und zum Glau­ben an Chri­stus als ein­zi­ge Vor­aus­set­zung für die Schaf­fung eines wah­ren Friedens.

Der Frie­den wird sicher­lich nicht durch die soge­nann­te „libe­ra­le Ord­nung“ gesi­chert wer­den. Der Traum, eine Zivi­li­sa­ti­on auf den Prin­zi­pi­en der Auf­klä­rung und der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on auf­zu­bau­en, ist kläg­lich geschei­tert. Im Namen die­ser Wer­te kann sich der Westen gewiß nicht vor­ma­chen, daß er sich dem Feind, der ihn angreift, ent­ge­gen­stellt. Aber es ist noch illu­so­ri­scher, sich vor­zu­stel­len, daß ein Kom­pro­miß mit der isla­mi­schen Welt, die uns bedrängt, gefun­den wer­den kann, oder zu glau­ben, daß Putins Ruß­land ein Boll­werk gegen das Cha­os sein kann.

Es stimmt: Weder in isla­mi­schen Län­dern noch in Ruß­land ist Platz für die Homo-Ehe oder die Gen­der-Theo­rie, aber auch nicht für die Aus­brei­tung des katho­li­schen Glau­bens in die­sen Län­dern. Im Westen hin­ge­gen ver­folgt die Dik­ta­tur des Rela­ti­vis­mus die Chri­sten, aber die jun­gen Men­schen keh­ren zu Gott zurück, strö­men in die Kir­chen und fül­len die Prie­ster­se­mi­na­re, wenn die katho­li­sche Reli­gi­on nach der tra­di­tio­nel­len Leh­re und Lit­ur­gie ange­bo­ten wird. Die­se Wie­der­be­le­bung wird sowohl im Land des Islam, wo das christ­li­che Zeug­nis mit dem Tod bestraft wird, als auch im ortho­do­xen Ruß­land, wo Geset­ze das Apo­sto­lat der Katho­li­ken ver­bie­ten, ver­hin­dert. Im kor­rup­ten Westen gibt es noch Frei­heit, und eine Rück­kehr zu der Zivi­li­sa­ti­on, die Euro­pa groß gemacht hat, ist mit Got­tes Hil­fe noch möglich.

Es gibt kei­ne Illu­sio­nen. Das Spiel der Akteu­re auf der gro­ßen Büh­ne ist dazu bestimmt, rui­nös zu sein, und Appel­le für einen bedin­gungs­lo­sen Frie­den wer­den den Lärm der Waf­fen nicht über­decken kön­nen. Das Feu­er kann nur durch eine Lie­be zur christ­li­chen Zivi­li­sa­ti­on gelöscht wer­den, die bereit ist, das letz­te Opfer zu bringen.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017, und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobin­gen 2011.

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Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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4 Kommentare

  1. Ich stim­me Prof. de Mat­tei in sei­nem heils­not­wen­di­gen Rah­men und sei­nen dar­aus fol­gen­den Schluss­fol­ge­run­gen abso­lut zu. Das ist der Schlüs­sel zu allem. Die Bekeh­rung zu Gott. Aller­dings, wenn ich den übri­gen Arti­kel und den letz­ten Halb­satz lese, dann passt mir eini­ges nicht ganz zusam­men. Ja, für die gute Sache, für Chri­stus, sol­len wir bereit sein, „das letz­te Opfer zu brin­gen“. War­um sagt das Prof. de Mat­tei aber im Zusam­men­hang mit dem Ukrai­ne-Krieg und dem Nah­ost-Kon­flikt? Nein, für den Zio­nis­mus bin ich nicht bereit „das letz­te Opfer zu brin­gen“ und für die mise­ra­ble Min­der­hei­ten­po­li­tik der Ukrai­ne und die Macht­spiel­chen irgend­wel­cher West­olig­ar­chen auch nicht. Dar­um eini­ge Anmer­kun­gen zu die­sem Artikel:

    War­um soll­te das Ende des Staa­tes Isra­el a) ein „Sym­bol für den Zusam­men­bruch des Westens und den Beginn der mus­li­mi­schen Rück­erobe­rung Euro­pas“ sein oder b) von der Umma als sol­ches gese­hen werden?

    Wur­de das Ende der Kreuz­rit­ter­staa­ten 1291 so gese­hen? Nein, wur­de es nicht. Weder trat das eine noch das ande­re ein. Die osma­ni­schen Angrif­fe über den Bal­kan waren ein neu­es und spä­te­res Ereignis.
    Dabei waren die Kreuz­zugs­staa­ten ein direk­ter Aus­druck des christ­li­chen Abend­lan­des, das ist der Staat Isra­el nicht. Eini­ge poli­tisch mäch­ti­ge Angel­sach­sen haben die­sen Staat mög­lich gemacht und es damit geschafft, einen per­ma­nen­ten Unru­he­herd zu schaf­fen. Und zur Unter­stüt­zung ihres Kon­strukts haben sie gezielt eine neue Feind­schaft zwi­schen dem Westen und der isla­mi­schen Welt her­auf­be­schwo­ren. Sie bewe­gen Schach­fi­gu­ren auf einem Schach­brett, damals wie heute.

    Wer hat denn die Kop­pe­lung des Staa­tes Isra­el mit dem Westen zu ver­ant­wor­ten, sodass die Umma, laut Prof. de Mat­tei, über­haupt auf den Gedan­ken kom­men könn­te, im Ende des Staa­tes Isra­el „den Zusam­men­bruch des Westens und den Beginn der mus­li­mi­schen Rück­erobe­rung“ zu sehen? Die katho­li­sche Kir­che mit Sicher­heit nicht.

    Schim­mert hier bei de Mat­tei das zio­ni­sti­sche Nar­ra­tiv durch, das mit unglaub­li­cher Insi­stenz und Vehe­menz den Westen, auch die Chri­sten, in das zio­ni­sti­sche Boot zie­hen will?

    Das Schick­sal der Chri­sten­heit ist jedoch nicht mit dem des nach­christ­li­chen Juden­tums gekop­pelt. Man soll­te unter Chri­sten kei­ne unge­sun­den Nar­ra­ti­ve ver­brei­ten und unter­stüt­zen, nur weil das den poli­ti­schen Par­tiu­lar­in­ter­es­sen von irgend­wem gera­de so passt.

    Inter­es­sant ist, dass de Mat­tei von „akzep­ta­blen Ver­hand­lun­gen“ zwi­schen Mos­kau und Kiew spricht, denn von sol­chen sag­te er in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren nichts, auch nicht, als Ende März 2022 sol­che in Istan­bul bereits statt­fan­den. Eine zutref­fen­de Ana­ly­se ver­langt nolens volens die Berück­sich­ti­gung aller Aspek­te. Da soll­te man nichts unter den Tisch fal­len lassen.

    Die Fra­ge, die ich mir stel­le und die mich besorgt, ist, war­um die west­li­chen Staats­füh­rer statt auf Ver­hand­lun­gen auf ein mili­tä­ri­sches Kräf­te­mes­sen set­zen, samt dem Risi­ko, den tat­säch­li­chen oder ver­meint­li­chen Fein­den die eige­nen Schwä­chen bloß­zu­le­gen. Jeder kann sehen, dass die Ukrai­ne längst über­rannt wäre, wenn der Westen nicht mas­siv Waf­fen, Geld und Mili­tär­be­ra­ter in den Osten wer­fen wür­de. Mehr kann die west­li­che Stra­te­gie, nicht recht­zei­tig zu ver­han­deln, also gar nicht schei­tern. Jeder konn­te am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de sehen, dass Isra­el nur mit Hil­fe der geball­ten west­li­chen Mili­tär­un­ter­stüt­zung (USA, GB, F) einem ernst­haf­ten Angriff stand­hal­ten kann. In Tehe­ran und Tel Aviv haben Gott sei Dank noch die Ver­nünf­ti­ge­ren das Sagen. War­um aber las­sen die west­li­chen Staats­füh­rer eine sol­che Zuspit­zung der Kon­flik­te erst zu?

    Und war­um muss der Vor­marsch Russ­lands auch Lem­berg umfas­sen? Gibt es nur die Varia­blen 100 oder 0? War­um die stän­di­ge Angstmacherei?

    War­um behaup­ten die russ­land­feind­li­chen West­krei­se unun­ter­bro­chen, dass Putin nach der Ukrai­ne wei­te­re Län­dern erobern wol­le? War­um wol­len zio­ni­sti­schen West­krei­se seit dem 7. Okto­ber unun­ter­bro­chen den Iran in den Kon­flikt hin­ein­zie­hen? Was durch den völ­ker­rechts­wid­ri­gen israe­li­schen Angriff auf das ira­ni­sche Kon­su­lat in Damas­kus ja auch, wenn auch „kon­trol­liert“, gelun­gen ist. 

    Es wäre ange­bracht, alle Kriegs­trei­ber beim Namen zu nen­nen, nicht nur die der Gegenseite. 

    Der Westen geht weder durch Russ­land noch durch den Iran zugrun­de, war­um auch. Putin regiert seit 24 Jah­ren, die Aya­tol­lahs schon seit 45 Jah­ren. Hat der eine, haben die ande­ren den Westen ange­grif­fen? Nein, obwohl die USA und Isra­el seit 1979 mas­sivst die öffent­li­che Mei­nung gegen den Iran auf­wie­geln (man erin­ne­re sich, wie Sal­man Rush­di, den bis dahin nie­mand kann­te, plötz­lich durch alle Fern­seh­sen­der gekarrt wurde). 

    Nein, der Westen kann nur implo­die­ren, von innen her zugrun­de gehen. Dazu fällt mir so man­ches ein, etwa, weil man alle tra­gen­den Grund­la­gen des Gemein­we­sens syste­ma­tisch zer­stört hat oder zu zer­stö­ren ver­sucht: Ehe, Fami­lie, Gebur­ten, Hei­mat, Volk und Nati­on, indem man Abtrei­bung, Früh­sexua­li­sie­rung, Bevöl­ke­rungs­aus­tausch, Isla­mi­sie­rung, Homo­se­xua­li­sie­rung und Trans­gen­der för­dert. Habe ich etwas vergessen? 

    Die­sel­ben Kräf­te, die täg­lich die­se Orgie der Zer­stö­rung ver­schul­den, schrei­en nun am lau­te­sten nach einem Krieg gegen Russ­land und für Isra­el. Das sagt für mich alles. Was mich aber wun­dert, ist, was de Mat­tei in die­ser hor­ri­blen Mes­co­lan­ce macht. Er sagt, der Traum der Fran­zö­si­schen Revo­lu­ti­on ist geschei­tert. Ich wür­de ergän­zen, daß die Ver­tre­ter die­ses geschei­ter­ten Traums gera­de dabei sind, uns mit in den Abgrund zu stür­zen. War­um aber sol­len wir die Krie­ge die­ser gott­lo­sen Krei­se mit­tra­gen? Die­se Logik will mir nicht einleuchten.

    Doch hören wir Prof. de Mat­tei. Er sagt: Die USA sind die Lösung. Und: Wir müs­sen auf­rü­sten. Er gibt also genau die Ant­wor­ten, die die zio­ni­sti­schen Trans­at­lan­ti­ker geben (mir fällt gera­de kein bes­se­res Wort ein, um die untrenn­bar gekop­pel­te Ein­heit aus Zio­nis­mus und US-Macht zu benen­nen). Die Rüstungs­kon­zer­ne freu­en sich. Wir sol­len laut de Mat­tei um jeden Preis auf­rü­sten, und dafür sogar den Lebens­stan­dard sen­ken. Für wes­sen Nut­zen aber? Schon wie­der für das gro­ße Geschäft (zuerst das Kli­ma für das neue Green Busi­ness, dann Coro­na für die Phar­ma­in­du­strie, nun Ukrai­ne und Isra­el für die Waf­fen­in­du­strie). Und de Mat­tei ist immer dabei? Warum?

    Schäd­lich fin­de ich, wenn de Mat­tei die Hei­li­ge Schrift bemüht, um für den Krieg zu rüsten. Nein, nicht ich habe in irgend­ei­nen Krieg zu zie­hen, son­dern unse­re Macht­ha­ber im Westen haben sich zu Chri­stus und zum Evan­ge­li­um zu bekehren.

    Und nein, ich habe nie den Slo­gan „bes­ser rot als tot“ ver­wen­det und sage auch nicht „bes­ser Unter­wer­fung als Krieg“. Aber ich jage dem Frie­den und nicht dem Krieg nach und ich las­se mir kei­nen Krieg auf­zwin­gen, der nichts mit dem christ­li­chen Glau­ben zu tun hat, son­dern allein mit den Macht­in­ter­es­sen gott­lo­ser Hasar­deu­re, die in ihren Luxus­vil­len, ihren geschlos­se­nen Bil­der­ber­ger­clubs und in Hin­ter­zim­mern der Staats­kanz­lei­en Spiel­chen spie­len, die nicht im Inter­es­se ihrer Völ­ker sind.

    Wir müs­sen die guten Kräf­te stär­ken, und dazu gehö­ren die der­zei­ti­gen Macht­ha­ber im Westen ganz offen­sicht­lich nicht. Ist das Schick­sal unse­rer Län­der und Völ­ker mit den der­zei­ti­gen Macht­ha­bern gekop­pelt? Gott sei Dank nicht. Es gibt viel­mehr eine gute und ein­fa­che Lösung für das eigent­li­che Pro­blem: Wir soll­ten die der­zei­ti­gen Macht­ha­ber des Westens ein­fach abwäh­len, ange­fan­gen bei Gestal­ten wie von der Ley­en, Macron, Baer­bock… die Liste lässt sich fortsetzen.

    Mit der rich­ti­gen Ana­ly­se kann man Schritt für Schritt Herr des Pro­blems wer­den und fried­li­che Lösun­gen suchen und fin­den. Das ist mei­ne Meinung.

  2. Was soll die­se auf­ge­wärm­te anti-rus­si­sche Pro­pa­gan­da hier, die übri­gens alle mili­tä­ri­schen Gege­ben­hei­ten ver­kennt, etwa dass die US-Wahl zu spät statt­fin­det, um den Aus­gang des Krie­ges zu beeinflussen?
    Und was soll die Conclusio?
    „Im kor­rup­ten Westen gibt es noch Frei­heit“ – vie­len Dank, wir wis­sen die­se zu schätzen!
    „und eine Rück­kehr zu der Zivi­li­sa­ti­on, die Euro­pa groß gemacht hat, ist mit Got­tes Hil­fe noch mög­lich.“ In Russ­land etwa nicht?
    „Das Feu­er kann nur durch eine Lie­be zur christ­li­chen Zivi­li­sa­ti­on gelöscht wer­den, die bereit ist, das letz­te Opfer zu bringen.“
    Was soll das hei­ßen? Noch mehr Waf­fen für die Ukrai­ne? Noch mehr Tote auf bei­den Sei­ten? Damit, wie oben instän­dig gehofft, Russ­land irgend­wann in einen Erschöp­fungs­frie­den einwilligt?
    Hät­te nie geglaubt, so etwas hier lesen zu müssen!

  3. Bis gestern wäre es für mich undenk­bar gewe­sen auch nur dar­an zu den­ken, mit Pro­fes­sor Mat­tei zu dis­ku­tie­ren. Aber es stimmt. Bei Mat­thä­us steht, „ich bin nicht gekom­men, Frie­den zu brin­gen son­dern das Schwert.“ Das zwingt mich, jetzt zu ant­wor­ten. Die Idee einer Auf­rü­stung des Westens zur Abwehr des Islam und der Ortho­do­xie ist genau­so absurd wie es die Idee wäre, ein Mili­tär­bünd­nis mit dem Iran zur Abwehr des Athe­is­mus zu schmie­den. Das eige­ne Ver­sa­gen bei der Mis­sio­nie­rung durch Unter­stüt­zung von rein welt­lich moti­vier­ter Kriegs­trei­be­rei aus­zu­glei­chen wird die katho­li­sche Kir­che nicht stär­ken, son­dern pul­ve­ri­sie­ren. In der nach mensch­li­schem Ermes­sen aus­sichts­lo­sen Situa­ti­on kön­nen nur noch Gott und eine radi­ka­le Umkehr hel­fen. Dies könn­te aller­dings auch etwas mit „Wohl­stands­ver­lust“ zu tun haben. Sie wis­sen ja: „Ducunt fata volen­tem, nolen­tem trahunt“ Mit freund­li­chen Grü­ßen Cle­mens Bandur

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