„Man regiert mit dem Kopf, nicht mit dem Knie“ – Papst Franziskus über seine Kniebeschwerden

Der Weihnachtswunsch von Papst Franziskus


"Man regiert mit dem Kopf, nicht mit dem Knie", sagte Franziskus in Anspielung auf seine Knieprobleme.
"Man regiert mit dem Kopf, nicht mit dem Knie", sagte Franziskus in Anspielung auf seine Knieprobleme.

Die spa­ni­sche Tages­zei­tung ABC hat­te gestern eine Vor­schau auf das Inter­view mit Papst Fran­zis­kus ver­spro­chen, und hier ist sie. Das voll­stän­di­ge Inter­view folgt am mor­gi­gen Sonntag.

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ABC: Wie geht es Ihrem Knie, Hei­li­ger Vater?

Papst Fran­zis­kus: Ich kann bereits gehen, die Ent­schei­dung, mich nicht ope­rie­ren zu las­sen, hat sich als rich­tig erwiesen.

ABC: Sie sehen sehr gut aus…

Papst Fran­zis­kus (lacht): Ja, ich bin schon in dem Alter, in dem man sagen muß, „wie gut er doch aus­sieht“. Als wir ihn im Roll­stuhl sahen, dach­ten wir, er wür­de sein Pro­gramm redu­zie­ren, aber er hat es ver­drei­facht. Man regiert mit dem Kopf, nicht mit dem Knie.

ABC: Am 13. März wer­den Sie zehn Jah­re als Papst fei­ern. Ihre Wahl kam für uns alle überraschend.

Papst Fran­zis­kus: Für mich auch. Ich hat­te ein Ticket gebucht, um am Palm­sonn­tag wie­der in Bue­nos Aires zu sein. Ich war sehr gelassen.

ABC: Wie haben Sie gelernt, Papst zu sein?

Papst Fran­zis­kus: Ich weiß nicht, ob ich gelernt habe oder nicht, Papst zu sein… Die Geschich­te holt dich da ab, wo du bist.

ABC: Was ist für Sie das Schwie­rig­ste am Papstsein?

Papst Fran­zis­kus: Nicht mehr auf die Stra­ße gehen zu kön­nen, nicht mehr frei hin­aus­ge­hen zu kön­nen… In Bue­nos Aires war ich sehr frei. Ich habe die öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel benutzt, weil ich sehen woll­te, wie sich die Leu­te fortbewegen.

ABC: Aber Sie sehen immer noch vie­le Leute…

Papst Fran­zis­kus: Kon­takt mit Men­schen lädt mich wie­der auf, des­halb habe ich auch kei­ne Mitt­wochs­au­di­enz gestri­chen. Aber ich ver­mis­se es, auf die Stra­ße zu gehen, denn jetzt ist der Kon­takt funk­tio­nal. Sie gehen „zum Papst“, die­se Funk­ti­on. Als sie mich auf der Stra­ße sahen, wuß­ten sie nicht ein­mal, daß ich der Kar­di­nal war.

ABC: Übri­gens, hier in San­ta Mar­ta emp­fan­gen Sie alle mög­li­chen Leu­te. Eini­ge schei­nen dies aus­zu­nut­zen und behaup­ten, sie sei­en Freun­de des Pap­stes, um ihre eige­nen Inter­es­sen durchzusetzen.

Papst Fran­zis­kus: Vor sechs oder sie­ben Jah­ren kam ein argen­ti­ni­scher Kan­di­dat zur Mes­se. Sie mach­ten ein Foto vor der Sakri­stei und ich sag­te ihm: „Bit­te ver­wen­den Sie es nicht poli­tisch“. „Sei­en Sie beru­higt“, ant­wor­te­te er. Eine Woche spä­ter wur­de Bue­nos Aires mit die­sem Foto tape­ziert, das so mani­pu­liert war, daß es aus­sah, als sei es eine per­sön­li­che Audi­enz gewe­sen. Ja, manch­mal benut­zen sie mich. Aber wir benut­zen Gott viel mehr, also ist es bes­ser zu schwei­gen und vorwärtszugehen.

ABC: Es muß schwer sein, daß man jedes Wort auf die Waag­scha­le legt, das Sie sagen.

Papst Fran­zis­kus: Manch­mal tun sie das aus einer Her­me­neu­tik her­aus, die dem vor­aus­geht, was ich gesagt habe, um mich in die eine gewünsch­te Rich­tung zu len­ken. „Der Papst hat dies gesagt…“. Ja, aber ich habe es im Zusam­men­hang gesagt. Wenn man es aus dem Zusam­men­hang reißt, ist es etwas anderes.

ABC: Noch nie hat ein Papst auf Pres­se­kon­fe­ren­zen oder in Inter­views so frei gesprochen.

Papst Fran­zis­kus: Die Zei­ten ändern sich.

ABC: Wel­ches Geschenk wün­schen Sie sich zu Weihnachten?

Papst Fran­zis­kus: Ein biß­chen Frie­den: Wie vie­le Krie­ge gibt es auf der Welt! Der Kon­flikt in der Ukrai­ne berührt uns am mei­sten, aber den­ken wir auch an Myan­mar, den Jemen und Syri­en, wo seit drei­zehn Jah­ren gekämpft wird.

Das voll­stän­di­ge ABC-Inter­view mit Papst Fran­zis­kus will die spa­ni­sche Tages­zei­tung in ihrer Sonn­tags­aus­ga­be veröffentlichen.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: ABC (Screen­shot)

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