(Rom) Vor wenigen Tagen wurden Anfeindungen von Papst Franziskus gegen Kardinal Raymond Burke bekannt. Was dann geschah, folgte einem bekannten Drehbuch. Inzwischen werden immer neue, beklemmende Details der päpstlichen Eruption bekannt.
Papst Franziskus tätigt gegenüber Gesprächspartnern eine Äußerung. Diese dringt dann an die Öffentlichkeit, doch selbst bei schwerwiegendsten Behauptungen, wie jenen des inzwischen verstorbenen Papst-Freundes Eugenio Scalfari, gab es keine oder keine wirkliche Richtigstellung durch den Vatikan. Wenn aber eine Sache für Franziskus unbequem ist, wird ein Santa Marta nahestehender Prälat oder häufiger ein Journalist aktiv(iert), um Franziskus zur Seite zu springen. So ist es auch nun geschehen.
Papst Franziskus hatte am 20. November alle römischen Dikasterienleiter zusammengerufen. Ein sehr seltenes Ereignis. Seit Herbst 2014 ist öffentlich bekannt, daß Kardinal Raymond Burke in der Kirche das bergoglianische Feindbild schlechthin ist. Der US-Amerikaner Burke verkörpert in seiner Person alles, was Franziskus zutiefst verachtet: Burke ist hochintelligent, einer der exzellentesten Kirchenjuristen, ein eherner Verteidiger der überlieferten Glaubenslehre und des überlieferten Römischen Ritus, eine durch und durch integre und kohärente Persönlichkeit und ausgestattet mit unerschütterlicher Standhaftigkeit und großer väterlicher Milde und pastoralem Eifer.
Als im Oktober 2014 die erste Familiensynode stattfand, wurde der Kardinal unfreiwillig zum Wortführer der Kritiker der bergoglianischen Agenda. Damals warf er den „Neuerern“, ohne Franziskus namentlich zu nennen, „Verrat“ vor, nur um der Welt zu gefallen. Wörtlich sagte der Kardinal:
„Die Neuerer denken nicht an jene Katholiken, die ihre Familie auch in dramatischen Situationen und unter Opfern zusammengehalten haben, anstatt sich ein ‚neues Leben‘ zu machen?
Viele Menschen, die diese Mühe auf sich genommen haben, fragen nun, ob sie etwas falsch verstanden haben. Sie fragen sich, ob sie ihr Leben für sinnlose Opfer weggeworfen haben. Das alles ist nicht akzeptabel, das ist Verrat!“
Diese und andere mutige Äußerungen kosteten Kardinal Burke wenige Tage später sein Amt als Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur und die Entfernung aus dem Vatikan. Franziskus duldet keinen Widerspruch.
Weitere Strafen sollten folgen. Zur Abschreckung statuierte Franziskus an Kardinal Burke ein Exempel. Am 20. November gab Franziskus schließlich neue Bestrafungen bekannt. Da er Burke keine Ämter mehr entziehen kann, da er ihm bereits alle entzogen hatte, werde er ihm, so Franziskus zu den versammelten Kardinalpräfekten, „seine Wohnung und sein Gehalt nehmen“, denn, so die Begründung, Burke sei sein „Feind“.
Der Heilige Stuhl kommt für den Unterhalt der in Rom residierenden Kardinäle, bei Bedarf aller Kardinäle auf, da sie den Kirchensenat bilden und auch automatisch Bürger des Vatikanstaates sind.
Die päpstlichen Anfeindungen gegen Kardinal Burke sorgten für großes Aufsehen. Wann je hat ein Papst so gesprochen und gehandelt? Franziskus reagiert jedoch empfindlich auf mögliche Imageschäden. So verwundert es nicht, daß eine Gegenmaßnahme gestartet wurde.
Austen Ivereighs Gegendarstellung
Gestern meldete sich der Franziskus-Biograph Austen Ivereigh zu Wort. Der britische Journalist war stellvertretender Chefredakteur des progressiven The Tablet, dann Sprecher von Kardinal Cormac Murphy‑O’Connor, dem einstigen Erzbischof von Westminster. 2014 legte er sein erstes Franziskus-Buch vor mit dem bezeichnenden Titel: „Der große Reformer. Franziskus und wie man einen radikalen Papst macht“. Warum „machen“? Weil sein damaliger Arbeitgeber Kardinal Murphy‑O’Connor, wie Ivereigh in dem Buch enthüllte, einer der vier Kardinäle des Teams Bergoglio war, das die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst organisierte. Der Begriff „Team Bergoglio“, dem neben Murphy‑O’Connor noch die deutschen Kardinäle Kasper und Lehmann und der Flame Danneels angehörten, stammt von Austen Ivereigh. Ein Jahr später, als eine Danneels-Biographie vorgestellt wurde, enthüllte dieser die Existenz des innerkirchlichen Geheimzirkels Mafia von Sankt Gallen, die dem Team Bergoglio den Auftrag erteilt hatte, Bergoglio auf den Stuhl Petri zu heben. Ivereigh, ein überzeugter Bergoglianer, kam in den vergangenen Jahren wiederholt Papst Franziskus zu Hilfe, so auch dieses Mal.
Nun gab der britische Journalist bekannt, daß die Enthüllung über den päpstlichen Angriff auf Kardinal Burke nicht stimme. Papst Franziskus habe nie den Ausdruck „mein Feind“ verwendet. Er, Austen Ivereigh, wisse das, weil er noch am 27. November den Papst in Santa Marta getroffen und dieser es ihm anvertraut habe.
Man würde erwarten, daß Franziskus energisch bestreitet, daß er Kardinal Burke seiner Wohnung und seines Gehalts beraubt; daß er mit Nachdruck dementiert, so krasse Vergeltungsmaßnahmen gegen einen Kirchenfürsten zu verhängen. Doch nichts dergleichen. Ivereigh behauptete, unter direkte Berufung auf Franziskus, daß die Enthüllung falsch sei – weil der Papst nie die Formulierung „mein Feind“ verwendet habe. Austen Ivereigh dementierte zwar die Form, bestätigte aber zugleich den Inhalt:
„Ich habe mich am Nachmittag des 27. November mit Papst Franziskus getroffen. Es war ein kurzes Treffen, da er aufgrund einer Entzündung der Lunge nur schwer sprechen konnte (am folgenden Abend wurde seine Reise nach Dubai abgesagt, da sich sein Zustand nicht ausreichend verbessert hatte). Im Laufe unseres Gesprächs teilte mir Franziskus mit, daß er beschlossen habe, Kardinal Burke seine Kardinalsprivilegien (seine Wohnung und sein Gehalt) zu entziehen, weil er diese Privilegien gegen die Kirche eingesetzt habe. Er sagte mir, daß die Entscheidung zwar nicht geheim sei, er aber nicht die Absicht gehabt habe, sie öffentlich bekannt zu geben, doch sei sie am selben Tag [des Ivereigh-Franziskus-Gesprächs]) durchgesickert.“
Nun ist es nicht so, daß ein Journalist einfach nach Belieben nach Santa Marta spaziert und auch gleich den Papst trifft. Austen Ivereigh verfügt, wie sich hier bestätigt, über einen privilegierten Zugang. Er habe laut eigener Darstellung den Papst auf die Enthüllung aufmerksam gemacht und ihm angeboten, die Sache „mit der Wahrheit zu korrigieren“, wie sie der Papst ihm sage. Warum Austen Ivereigh annahm, daß es etwas „zu korrigieren“ gäbe, sagte er nicht.
Kardinal Burke sei „eine Quelle der Uneinigkeit“
Parallel zu Ivereigh hatte Nicole Winfield, die Vatikanistin von Associated Press (AP), von einem Teilnehmer des Treffens vom 20. November in Erfahrung gebracht, daß Franziskus seine Sanktionen gegen Kardinal Burke damit begründet habe, daß der US-Kardinal „eine Quelle der Uneinigkeit in der Kirche“ sei.
Das ist eine Standardbegründung, die Franziskus bevorzugt gegen traditionsverbundene Bischöfe anführt, die er bestraft. Die Wahrheitsfrage wird nicht gestellt. Die Einigkeit als höchstes Gut? Sagen wir es genauer: Wenn jemand gegen den bergoglianischen Strom schwimmt, egal in welche Richtung dieser fließt, ist er eine Unruhestifter, der entfernt gehört. Nur zwei Beispiele:
- Auf diese Weise wurde Bischof Rogelio Livieres Plano von Ciudad del Este abgesetzt, der die Tradition und den überlieferten Ritus förderte und sich der flachen und befreiungstheologisch durchtränkten zentralen Priesterausbildung in Paraguay widersetzte und als einziger Bischof des Landes von seinem Recht Gebrauch machte und ein eigenes diözesanes Priesterseminar errichtete. Obwohl seine Diözese nur zehn Prozent des Landes umfaßte, zählte sein Priesterseminar schon bald fast dreimal soviel Seminaristen wie alle anderen Diözesen zusammen. Natürlich störte das die anderen Bischöfe und zwar Zuspruch und Ausrichtung. Und für Santa Marta war es Grund genug, den tüchtigsten Bischof des Landes abzusetzen, damit die übrigen Bischöfe wieder ungestörte Ruhe in ihrer befreiungstheologischen Mediokrität hatten. Das ist nun eine verkürzte Darstellung, die andere Gründe der bergoglianischen Feindseligkeit unerwähnt läßt, doch die Sache im Kern trifft.
- Mit derselben Begründung, die Einigkeit zu stören, also „eine Quelle der Uneinigkeit“ zu sein, setzte Franziskus auch den puertoricanischen Bischof Daniel Fernández Torres von Arecibo ab. In diesem Fall nicht wegen seiner Neigung zur Tradition, sondern weil Msgr. Fernández Torres als einziger der sechs Bischöfe der US-amerikanischen Karibikinsel sich schützend vor seine Priester und kirchlichen Mitarbeiter gestellt hatte. Er hatte die faktische Zwangsimpfung mit dem experimentellen mRNA-Genpräparat und eine Impf-Apartheid in seinen Kirchen abgelehnt, die hingegen alle anderen Bischöfe auf Anweisung des linken Gouverneurs der Insel gutgeheißen hatten. Priester, Diakone und Kirchenmitarbeiter, die sich nicht impfen ließen, wurden suspendiert. Bischof Fernández Torres hatte sich nichts zuschulden kommen lassen, doch er war damit eine „Quelle der Uneinigkeit“ im Episkopat. Und, was nicht gesagt wurde, er hatte damit indirekt Papst Franziskus herausgefordert, denn der hatte als Staatsoberhaupt die radikalste Coronapolitik aller Staaten weltweit betrieben.
„Burke arbeitet gegen die Kirche und das Papsttum“
Und um den Reigen abzuschließen: Auch der geeichte Bergoglianer Philip Pullella, Vatikanist von Reuters, bestätigte inzwischen die neue Strafaktion gegen Kardinal Burke. Er konnte von einem bei dem Treffen am 20. November anwesenden Vatikanbeamten erfahren, daß Franziskus die Bestrafung damit begründete, weil Burke „gegen die Kirche und gegen das Papsttum“ arbeite.
Mit dem Tod von Benedikt XVI. scheint Franziskus auch die Restzurückhaltung aufgegeben zu haben.
Die Welt weiß nun, mehrfach bestätigt, daß Kardinal Burke auf eine beispiellose Weise bestraft wird, weil er eine „Quelle der Uneinigkeit“ sei und „gegen die Kirche und gegen das Papsttum“ arbeite, aber – das war das einzige Dementi – Franziskus habe nie die Formulierung „mein Feind“ verwendet.
Trotz der unglaublichen Anschuldigungen scheint weder Ivereigh noch Winfield oder Pullella, hier zeigt sich der bergoglianische Einschlag, der Gedanke gekommen zu sein, nachzufragen, inwiefern ausgerechnet Kardinal Burke eine „Quelle der Uneinigkeit“ sei und „gegen die Kirche und gegen das Papsttum“ arbeite. Nicht einmal gegen Papst Franziskus, sondern „gegen das Papsttum“!
Die Fronten sind jedenfalls geklärt – durch Franziskus.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Quelle der Uneinigkeit? Bergoglio scheint im Delirium zu sein. Er selbst hat sich als Spalter bezeichnet und es ist allen klar, dass die Spaltung der Kirche Dank ihm vollendete Tatsache ist. Der Stuhl Petri ist für immer zerstört, maßgeblich durch Bergoglio.
Wann endlich o Herr findet dieses Drama endlich ein Ende?
Meine Geduld und mein Langmut ertragen nicht mehr viele solcher Nachrichten.
Der Artikel könnte auch lauten:
Papst Franziskus arbeitet gegen Kardinal Burke, die Kirche und das Papsttum.
Was eine kleine Wortumstellung so alles verändert …
Das ist eben das Problem in der römisch katholischen Kirche: Der Gehorsam gegenüber dem jeweils regierenden römischen Papst steht an erster Stelle, nicht das Festhalten an der verbindlichen Lehre.
Das ist in der russisch orthodoxen Kirche ganz anders:
Die Orthodoxe Kirche betont die Autorität von Konzilien und Traditionen, während die Katholische Kirche die Autorität des Papstes betont.
Mit dem Papst in Rom hat die orthodoxe Kirche nichts zu tun: Sie hat ihre eigenen Erzbischöfe, die „Patriarch“ oder „Metropolit“ heißen. Von ihnen gibt es viele, und sie haben kein Oberhaupt über sich, außer Jesus Christus. Sie sind also untereinander wie Brüder. Patriarchen oder Metropoliten dürfen nicht heiraten, sondern müssen ledig bleiben.
Die Ostorthodoxe Kirche ist gegen die römisch-katholische Doktrin der päpstlichen Vorherrschaft. Obwohl sie nicht leugnen, dass es für den Bischof von Rom einen Vorrang gibt, argumentieren östlich-orthodoxe Christen, dass die Tradition des Vorrangs Roms in der frühen Kirche nicht mit der aktuellen Doktrin der Vorherrschaft übereinstimmte.
Die Ostorthodoxe Kirche vertritt den Standpunkt, dass sie den Papst nie als de jure Oberhaupt der gesamten Kirche akzeptiert hat. Alle Bischöfe sind „wie Petrus “ gleich , daher ist jede Kirche unter jedem Bischof (in apostolischer Sukzession geweiht) vollständig (das ist die ursprüngliche Bedeutung von „katholisch“ ).
Der Papst in den ersten Jahrhunderten der Kirche war primus inter pares (lateinisch für „Erster unter Gleichen“). Das heißt, er war Mitglied einer Gruppe [nämlich der Apostel], wobei jedes Mitglied dieselben Rechte innehat wie alle anderen auch. Der Nachfolger des Hl. Petrus genießt innerhalb dieser Gruppe lediglich eine erhöhte Ehrenstellung. Diese Stellung hat meist repräsentativen Charakter und ist mit keinen Privilegien verbunden.
So kann der römische Papst, nach orthodoxer Auffassung, alleine kein Konzil einberufen, kein Dogma verkünden und Beschlüsse nur innerhalb des Bereichs seiner Diözese einführen, keinesfalls jedoch im Alleingang für die gesamte katholische Kirche.
Dies geht nur in Gemeinschaft mit allen übrigen rechtmäßigen Nachfolgern der Apostel.
Ein inzwischen verstorbener katholischer Bekannter von mir, war immer der Meinung, alle Probleme in der römisch katholischen Kirche könnten erst dann gelöst werden, wenn ein orthodoxer Patriarch zum Nachfolger des Hl. Petrus gewählt würde.
Da wäre ich aber mal sehr gespannt drauf …
Der weströmische Papst hat die Stelle des nicht mehr vorhandenen Cäsar eingenommen. Die oströmischen Kirchenführer haben Teil ihrer Authorität dem Zsaren oder Basileus unterstellt. Beides die falsche Seite der Münze.
Es wäre jetzt höchste Zeit, geschlossen nach Rom aufzubrechen und diesen Tyrannen zu verjagen.