
(San Juan) Am 11. August 2021 kündigte der neue Gouverneur von Puerto Rico, Pedro Pierluisi Urrutia, eine Impfpflicht gegen Covid-19 an. Sie soll alle Angestellten der öffentlichen Verwaltung, des Gesundheitssektors, der Gastronomie und des Unterhaltungssektors treffen. Darauf reagierte Msgr. Daniel Fernández Torres, der Bischof von Arecibo. In einer Pressemitteilung stellte er klar, daß es in seiner Diözese keine Impf-Apartheid geben wird.
„Auf keinen Fall wird die Diözese Arecibo eine Impfung oder deren Nachweis verlangen, um einen pastoralen Dienst in Anspruch nehmen oder ausüben zu können. Wir werden nicht zwei Klassen von Gemeindemitgliedern schaffen: geimpfte und ungeimpfte“, so Msgr. Fernández Torres.
In einer Erklärung vom 17. August 2021 erkannte der Bischof aus religiösen Motiven ein Recht auf „Verweigerung aus Gewissensgründen“ an und kündigte an, daß Priester und Diakone Ausnahmeregelungen für katholische Gemeindemitglieder gewähren können.
Der Bischof stellte damit als erster Oberhirte klar, daß es in seinem Bistum keine Spaltung der Gläubigen und keine Segregation, sprich Diskriminierung, von Gesunden geben wird. Eine solche Klarstellung fehlt bisher in den meisten Bistümern. Die Gründe dafür sind unterschiedlicher Natur:
- Papst Franziskus hat dazu noch keine Entscheidung getroffen. Der Zugang zu den Generalaudienzen am Mittwoch ist „vorerst“ noch ohne „Grünen Paß“ möglich, den nur Geimpfte, Getestete und Genese erhalten, während „nur“ Gesunde ausgeschlossen werden.
- Papst Franziskus und die meisten Bischöfe und Moraltheologen blenden den Paradigmenwechsel aus, welcher dem „Grünen Paß“ zugrunde liegt: Er institutionalisiert die Abschaffung des gesunden Menschen. Der Mensch wird nur mehr als „potentiell Kranker“ wahrgenommen, der unter ständiger Aufsicht stehen und bevormundet werden muß.
- Ein weiterer Grund für das bischöfliche Schweigen ist das Wissen, sich durch eine Klarstellung, wie sie Bischof Fernández Torres vornahm, gegen die eigene Regierung zu stellen, was grundsätzlich nicht gewollt ist und zu erhöhter Zurückhaltung führt.
- Und natürlich und nicht zuletzt gilt als Grund die Tatsache, daß sich die Frage in manchen Gegenden noch nicht wirklich gestellt hat. Das kann ein Grund dafür sein, nicht Stellung zu nehmen, aber auch ein Vorwand. Die Bischöfe registrieren aber sehr wohl, daß von Regierungsseite der Druck in diese Richtung wächst.
Pedro Pierluisi Urrutia ist ein Vertreter des Partido Nuevo Progresista (Neue Fortschrittliche Partei, PNP), der Puerto Rico, einen karibischen Freistaat, der seit 1898 ein nichtkorporiertes Außengebiet der Vereinigten Staaten von Amerika ist, zum 51. Bundesstaat der USA machen möchte. Die Mitglieder des PNP gehören, auf die USA bezogen, teils der Republikanischen, teils der Demokratischen Partei an. Pierluisi gehört der Demokratischen Partei an.
Am 3. November 2020 gewann Pierluisi die Gouverneurswahlen, die nach dem reinen Mehrheitswahlrecht abgehalten werden. Daher konnte er mit nur 32,9 Prozent der Stimmen die Wahl für sich entscheiden. Da die Wahlbeteiligung bei bescheidenen 52 Prozent lag, stützt sich die demokratische Legitimation Pierluisis auf bloß 17 Prozent des Wahlvolkes.
Bischof Fernández Torres rief als Reaktion auf Pierluisis Drohung die Gläubigen auf, „die Geimpften und jene, die aus Gewissensgründen eine Impfung ablehnen, mit gegenseitiger Nächstenliebe und Sensibilität zu handeln und gemeinsam für unsere Brüder zu beten, die den Verlust eines Angehörigen erlitten haben“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Diocesis de Arecibo (Screenshot)