
(Rom) Seit einigen Wochen ist die Nachfolge von Franziskus wieder ein Thema. Zuvor hatten Gerüchte über einen möglichen Amtsverzicht die Runde gemacht. Franziskus selbst dementierte jedoch, zuletzt vor einer Woche in einem Interview mit der spanischen Radiokette COPE. Ein Rücktritt sei ihm nie in den Sinn gekommen, so das Kirchenoberhaupt, das man damit beim Wort nehmen darf. Dennoch gefielen sich verschiedene Medien darin, diesen oder jenen Kardinal als möglichen Franziskus-Nachfolger zu küren. Dergleichen gab es unter allen Päpsten der jüngsten Zeit.
Auffallender ist, daß darauf gleich mehrere Meldungen folgten, die Kardinal Konrad Krajewski betrafen und als mediale Unterstützung für dessen Anwärterschaft auf die Papst-Nachfolge verstanden werden können. Hatten die Initiativen für andere tatsächliche oder vermeintliche Bewerber jemanden aufgeschreckt?
Krajewski war 1998 unter Johannes Paul II. als einer von mehreren Zeremoniaren im Amt für die liturgischen Feiern des Papstes nach Rom geholt worden. Am 3. August 2013, es war die erste Neubesetzung einer Leitungsfunktion an der Römischen Kurie durch Franziskus, ernannte ihn der neugewählte Papst zum Apostolischen Almosenier.
Die erste Meldung am vergangenen Dienstag stammte von der Apostolischen Almosenverwaltung selbst und wurde über die italienischen Presseagentur ANSA auch in englischer Sprache verbreitet. Darin wurde mitgeteilt, daß „die apostolische Wohltätigkeit auch in den Sommermonaten keinen Urlaub macht“. Das hatte Kardinal Krajewski gesagt, als er kurz zuvor 15.000 Portionen Eis den Häftlingen der römischen Gefängnisse Regina Coeli und Rebibbia brachte.
Die Apostolische Almosenverwaltung sei der „Arm der Nächstenliebe“ des Papstes, so der polnische Purpurträger, den Franziskus im Juni 2018 in den Kardinalsstand erhoben hatte. Danach „wurden wie jedes Jahr kleine Gruppen von Obdachlosen oder in Wohnheimen untergebrachten Personen ans Meer oder an den See in Castel Gandolfo gebracht, wo sie einen entspannten Nachmittag verbrachten und am Abend in einer Pizzeria eine Pizza aßen“.
Außerdem ließ er in diesem Sommer den ärmsten Ländern Sachspenden „zur Bekämpfung von Covid-19“ zukommen. „Die ärmsten Bevölkerungen anderer Nationen sind nicht vergessen“, so der Kardinal. Franziskus läßt ihnen über die Apostolische Almosenverwaltung Medikamente, Beatmungsgeräte und medizinische Ausrüstungen zukommen, die durch diplomatische Kuriere des Heiligen Stuhls an Ort und Stelle gebracht werden. Im August wurde ein Computertomograph im Wert von 600.000 Dollar nach Madagaskar geliefert. Mit einem Millionenbetrag können in drei der ärmsten Länder Afrikas Neu- oder Umbauten von Krankenhäusern abgeschlossen werden.
Die zweite Meldung wurde von VaticanNews, dem Nachrichtenportal des Vatikans, verbreitet und betrifft neben Corona- und Armutsbekämpfung ein drittes großes Thema, das derzeit in aller Munde ist. Der Päpstliche Almosenier kümmert sich um afghanische Flüchtlingskinder in Rom. Er begab sich am Dienstag nachmittag in Begleitung eines Ärzteteams der Apostolischen Almosenverwaltung in den römischen Stadtteil Tor Bella Monaca, um „afghanische Kinder zu besuchen, die vor zwei Wochen in Italien eingetroffen sind“. Anlaß dafür war der Abzug der US-Truppen aus dem zentralasiatischen Land
Die Flüchtlinge sind in einem neuen Haus untergebracht, das die Apostolische Almosenverwaltung in diesem Teil von Rom verwaltet. Die Betreuung der Kinder wurde Missionarinnen der Nächstenliebe anvertraut.
Zweck des Besuchs von Kardinal Krajewski war es, alle Kinder sowie die Ordensfrauen auf Corona zu testen, damit sie die Quarantäne beenden können. An diesem Tag vereinten sich die beiden derzeitigen Hauptthemen, Corona-Bekämpfung und afghanische Flüchtlinge, in einer Aktion des Kardinals. Der nächste Schritt wird der Schulbesuch sein, „damit die Kinder das Leben in Italien beginnen können“, so Krajewski. Insgesamt 14 Afghanen, elf Mädchen und drei Jungen, kamen vor zwei Wochen, begleitet von vier Missionarinnen der Kongregation von Mutter Teresa, in Rom an. Die „Kinder“, wie sie der Kardinal nennt, sind zwischen sechs und 22 Jahren alt. Sie wurden in Afghanistan von den Missionarinnen betreut, denn alle waren aus ihren Familien verstoßen worden, weil sie behindert sind.
Die Missionarinnen der Nächstenliebe sind seit 1990 in dem römischen „Problemviertel“ tätig.
Für Papst Franziskus, so der Bericht, „stehen das Wohlbefinden und die Gelassenheit der Kinder an erster Stelle“.
Kardinal Krajewski gilt neben Kardinal Tagle und Kardinal Zuppi als einer der „Kronprinzen“ von Franziskus.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanNews (Screenshot)