In Italien sind durch die Coronakrise Hunderte von katholischen Schulen in ihrer Existenz bedroht. Dies berichtet ein Lehrer, der in der Grundschule des Generalhauses der Lasalle-Brüder in der Stadt Rom unterrichtet.
Diese Einschätzung wird auch von Virginia Kaladich, Präsidentin des größten Vereins katholischer Schulen in Italien (FIDAE), geteilt:
„Die staatlich anerkannten Privatschulen, welche schon vor dem Coronavirus in Schwierigkeiten waren, müssen nun eine noch nie dagewesene Krise meistern.“
Bereits in den letzten Jahren waren viele kirchliche Schulen aus finanziellen Gründen gezwungen ihre Pforten für immer zu schließen, im Durchschnitt rund 100 Institute pro Jahr. Es traf dabei kleine Kindergärten genauso wie renommierte und geschichtsträchtige Gymnasien wie das Collegio Nazareno im Herzen der römischen Altstadt, das auf eine fast 400-jährige Geschichte zurückblicken konnte und vom Piaristenorden geleitet wurde. Dasselbe gilt auch von der traditionsreichen Schule dieses Ordens in Frascati, die 1616 vom heiligen Joseph von Calasanz persönlich gegründet worden war. Von ihr ist nur noch die Kindergarten-Gruppe übrig geblieben.
Ein Grund für die Belastungen liegt in der latent stiefmütterlichen Behandlung der katholischen Schule. Das Gedankengut vom staatlichen Bildungsmonopol, in dem eine antikirchliche Aversion mitschwingt, überschattet seit Kriegsende die Frage. Katholische Schulen werden als elitär betrachtet, die dem Gleichheits– und Neutralitätsprinzip des Staates widersprechen würden. Die Hauptauswirkung zeigt sich auf finanzieller Ebene, weil eine wirkliche Parität zwischen staatlicher und katholischer Schule ökonomisch in der Nachkriegszeit nie erreicht wurde.
Dieser generelle Negativtrend könnte sich wegen der Coronavirus-Maßnahmen nochmals deutlich verschärfen. Durch die einschneidenden Wirtschaftsbeschränkungen werden sich zahlreiche Eltern im nächsten Jahr keine Privatschule mehr leisten können, und so dürfte sich die ohnehin schon angespannte Finanzlage vieler katholischer Schulen dramatisch zuspitzen.
Allerdings kommt man bei der Ursachensuche nicht umhin, das tieferliegende Problem des Berufungsmangels zu thematisieren, welcher in Italien genau so akut ist wie in Deutschland. In den meisten Schulen in kirchlicher Trägerschaft sind Priester, Ordensbrüder oder ‑schwestern kaum noch präsent, und die Lehrtätigkeit wurde fast vollumfänglich von angestellten Laien übernommen, welche entlohnt werden müssen.
Schulen, in denen hauptsächlich Ordensleute für Gotteslohn arbeiten, sind hingegen deutlich resistenter gegenüber ökonomischen Schwankungen. Es müßte deswegen auch aus rein pragmatischen Gründen ein Ziel sein, Berufungen für das geweihte Leben im Dienst an der Jugend zu fördern.
Das mehrsprachige Portal www.rinascita.education hat den Ernst der Situation erkannt und widmet sich unter anderem auch dem Ziel, verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, wie in Vergangenheit und Gegenwart persönliche Heiligung im Schulalltag gelebt wurde und auch heute realisiert werden kann. Die Seite bietet kostenlose Beratung für junge Erwachsene an, die sich mit der Frage des Ordenslebens im Jugendapostolat auseinandersetzen und gleichzeitig der überlieferten Form des Römischen Ritus verbunden sind. Das Online-Angebot ist getragen von der Überzeugung, daß Rettung und Erneuerung des katholischen Schulwesens eng mit der Wiederentdeckung des traditionellen Erbes der Schuldorden verbunden sind.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Rinascita.education