Ist der Krieg immer eine Niederlage?

Die nüchterne Antwort von General Laporta


Jerusalem, umstrittene Erde. Ist ein Krieg immer eine Niederlage? Diese Frage wird von General Laporta verneint, aber aber auf eine ganz ungewöhnliche Art und Weise.
Jerusalem, umstrittene Erde. Ist ein Krieg immer eine Niederlage? Diese Frage wird von General Laporta verneint, aber aber auf eine ganz ungewöhnliche Art und Weise.

Gene­ral­ma­jor Pie­ro Lapor­ta, ehe­ma­li­ger Lei­ter des Amtes für Wehr­po­li­tik des ita­lie­ni­schen Gene­ral­stabs, bie­tet wie­der einen Blick auf die aktu­el­le Lage. Der Katho­lik und Fami­li­en­va­ter ana­ly­siert betont nüch­tern, direkt und schnör­kel­los. Scho­nungs­los sagt er nicht nur A, son­dern auch B, auch im Nah­ost-Kon­flikt und sei­nen Aus­wir­kun­gen auf Euro­pa. Dabei über­rascht er mit neu­en Aspek­ten und hilft dadurch den Blick über das Bekann­te hin­aus zu erwei­tern, auch über das hin­aus, was aus den jewei­li­gen Pro­pa­gan­da­ab­tei­lun­gen kommt.

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Von Pie­ro Laporta

Krieg ist immer hier und jetzt. Der Kämp­fer erlei­det in der Nacht aller Zei­ten die Irrele­vanz der Kriegs­ur­sa­chen, nahen wie fer­nen, rich­ti­gen wie fal­schen. Im Fleisch­wolf fragt er nicht, wer recht oder unrecht hat, er oder der Feind: Er muß kämp­fen, um zu über­le­ben. Punktum.

Sobald der Krieg vor­bei ist, unter­wer­fen die Sie­ger die Besieg­ten, stel­len sie vor Gericht und voll­strecken die Stra­fe – mit einer Ausnahme: 

Viet­nam.

Die USA, die stärk­ste Macht auf dem Pla­ne­ten, haben dort gegen eine Nati­on mit einem BIP ver­lo­ren, das klei­ner war als das des Saar­lan­des. Doch es gab kei­nen Pro­zeß. Im Gegen­teil, die Her­ren des Erd­öls und die Wall Street jubel­ten und änder­ten den wei­te­ren Ver­lauf der Geschich­te. Sie ent­deck­ten, daß es nicht wich­tig ist, einen Krieg zu gewin­nen oder zu ver­lie­ren: Wich­tig ist, wer die Roh­stof­fe kon­trol­liert, denn der gewinnt so oder so. Wer Roh­stof­fe und sogar Gold besitzt, des­sen Akti­en­märk­te heben ab wie die Rake­ten aus dem Gazastreifen.

Seit­dem sind über 50 Kon­flik­te aus­ge­bro­chen, die alle ver­lo­ren wur­den, mit Aus­nah­me der Inva­si­on in Gre­na­da (23.10.1983). Sie alle wur­den von jenen ver­lo­ren, die vor Ort gekämpft haben, von den Sol­da­ten im Feld, wäh­rend sie von denen gewon­nen, ja mehr als gewon­nen wur­den, die wäh­rend­des­sen „tap­fer“ in den Fir­men­vor­stän­den und Ver­wal­tungs­rä­ten saßen. Die zer­kratz­te Schall­plat­te des Pha­ri­sä­ers, „Krieg ist immer eine Nie­der­la­ge“, ist des­halb kaputt und ver­lo­gen, weil sei­ne Freun­de im Welt­wirt­schafts­fo­rum gewin­nen und auch wei­ter­hin gewin­nen: in Gaza wie in Jeru­sa­lem, in Damas­kus wie in Kiew, in Kabul wie in Sara­je­wo – und, sieh einer an, in der Vatik­an­bank IOR.

Die Leser wer­den sich an die drei uralten Geset­ze erin­nern, die hier schon genannt wur­den: 1) Staa­ten ent­ste­hen und ster­ben durch Krieg; 2) Impe­ri­en bre­chen zusam­men; 3) die Din­ge ändern sich, wie Gott es will.

Auf­grund des ersten Geset­zes hat Hamas die Illu­si­on eines palä­sti­nen­si­schen Staa­tes für wei­te­re 75 Jah­re zer­stört, es sei denn…

Es gibt welt­weit drei Impe­ri­en, oder bes­ser gesagt vier: die USA, Ruß­land und Chi­na, aber auch der Vati­kan ist ein welt­wei­tes Impe­ri­um. Wel­ches der vier bricht gera­de zusam­men, wäh­rend in Gaza gekämpft wird? Hüten Sie sich vor vor­ei­li­gen Antworten.

Die Din­ge ändern sich, wie Gott es will. Die­ses letz­te Gesetz hat einen kla­re­ren Ver­lauf, wir wer­den sehen, war­um. Aber zuerst müs­sen wir abschwei­fen, wegen des Unsinns von Vitto­rio Fel­tri und des Unsinns (das ist nichts Neu­es) des soge­nann­ten ita­lie­ni­schen Ver­tei­di­gungs­mi­ni­sters Gui­do Crosetto.

In der Tages­zei­tung Il Giorn­a­le vom 5. Novem­ber fragt Fel­tri [bis 2016 Chef­re­dak­teur von Il Giorn­a­le, bis 2020 von Libe­ro, seit 2023 Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter der Fra­tel­li d’Italia in der Lombardei]:

„Woher kommt die­ser Haß gegen die Juden, was sind sei­ne Ursprün­ge? Und war­um hält er auch nach dem Holo­caust an?“

Fel­tri zitiert Berg­o­glio, der von Gian Mar­co Chioc­ci [Chef­re­dak­teur der Nach­rich­ten­re­dak­ti­on des staat­li­chen Fern­seh­sen­ders RAI 1] zu den Grün­den des Anti­se­mi­tis­mus befragt wurde:

„Ich habe kei­ne Erklä­rung. Es ist eine Tat­sa­che, die ich sehe, ich mag sie nicht, aber ich kann sie nicht erklä­ren“, so der Argentinier.

In Wirk­lich­keit haben sowohl Fel­tri als auch Berg­o­glio kein Talent und sind von einer Bana­li­tät befal­len, die sie dar­an hin­dert, klar zu sehen. Hät­ten sie das Stig­ma des Chri­sten­tums, wüß­ten sie, daß die ersten und grau­sam­sten Ver­fol­gun­gen, im Hei­li­gen Land wie in Rom, von den Juden aus­ge­gan­gen sind. Sie wüß­ten auch, daß die jüdi­schen Frei­mau­rer im Lau­fe der ver­gan­ge­nen drei Jahr­hun­der­te am hef­tig­sten gegen die Kir­che vor­ge­gan­gen sind. Man muß sich nur an den Mist erin­nern, mit dem S. H. Pius XII. – der Hun­dert­tau­sen­de von Juden geret­tet hat­te – bewor­fen wur­de, um zu ver­ste­hen, wie die­se und unzäh­li­ge ande­re Ereig­nis­se zu einer immer neu­en Ver­schlech­te­rung der Bezie­hun­gen bei­getra­gen haben.

Gibt es auch auf christ­li­cher Sei­te eine Ver­ant­wor­tung für den Ras­sis­mus? Sicher­lich, eine enor­me sogar, die sich durch die gesam­te Geschich­te des Chri­sten­tums zieht. Wie das mög­lich war, dafür sind Fel­tri und Berg­o­glio zwei Bei­spie­le. Der erste stellt einen Geist der Über­le­gen­heit zur Schau, der zwei­te die nega­ti­ve Sei­te des jesui­ti­schen Gei­stes, denn bei­de wol­len sich, weil sie unzu­läng­lich sind, bes­ser als ihr Näch­ster füh­len. Und genau das ist die DNA des Rassismus.

Der wah­re katho­li­sche Gläu­bi­ge liebt die Juden und betet aus die­ser Lie­be her­aus für ihre Bekeh­rung. Der Bund zwi­schen den Juden und Gott durch Abra­ham ist heu­te noch in Kraft. Er wur­de in sei­ner heils­ge­schicht­li­chen Bedeu­tung von dem Bund der Katho­li­ken durch Chri­stus abge­löst, aber dadurch nicht ungül­tig. In bei­den Lagern nei­gen die Nar­ren dazu, die­se Par­al­le­li­tät aus­zu­lö­schen. Über die Ver­ant­wor­tung der Juden haben wir schon genug gesagt. Die Katho­li­ken sind oft sub­ti­ler bos­haft. Das vier­te freu­di­ge Geheim­nis des Hei­li­gen Rosen­kran­zes – eines der wich­tig­sten Gebe­te der Katho­li­ken – betrach­te­te einst „die Beschnei­dung des gött­li­chen Jesus­kin­des und die Rei­ni­gung der aller­se­lig­sten Jung­frau Maria“. Heu­te lesen wir auf der Inter­net­sei­te des Vati­kans nur mehr: „Jesus wird von Maria und Josef im Tem­pel dar­ge­bracht“. Damit wird ver­sucht, die Kon­ti­nui­tät zwi­schen der jüdi­schen Reli­gi­on und dem katho­li­schen Glau­ben zu ver­wi­schen. Bei nähe­rer Betrach­tung ist der Ras­sis­mus, den die­se Aus­las­sung impli­ziert, da sub­ti­ler, fast noch sata­ni­scher als jener der Natio­nal­so­zia­li­sten. Der Haß, den wir gegen­über den Juden ent­wickelt haben, hat dazu geführt, daß sich unse­re katho­li­sche See­le ent­leert hat, und so haben wir in den ver­gan­ge­nen Wochen nicht nur nicht gegen die israe­li­schen Waf­fen­lie­fe­run­gen an die Aser­bai­dscha­ner zur Aus­rot­tung der arme­ni­schen Chri­sten pro­te­stiert, son­dern auch nicht gegen die stän­di­gen Über­grif­fe der israe­li­schen Poli­zei auf katho­li­sche Schu­len. Ande­rer­seits wären wir aber nicht kon­se­quent gewe­sen, da der soge­nann­te Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster der katho­li­schen ita­lie­ni­schen Regie­rung sei­ner­seits Waf­fen an Aser­bai­dschan lie­fert, das sich der Aus­rot­tung der arme­ni­schen Chri­sten ver­schrie­ben hat. Applaus für die Narren.

Die Din­ge ändern sich, wie Gott es will. Dumm­köp­fe igno­rie­ren die­ses Gesetz oft. Neh­men wir die Inva­si­on der Migran­ten. Hat sich Gior­gia Melo­ni bezüg­lich des guten Wil­lens der EU getäuscht? Das Ziel der Inva­si­on ist auch Deutsch­land, auch Frank­reich, aber es ist auch Ita­li­en, nicht zuletzt Ita­li­en, denn die Zer­stö­rung Ita­li­ens und damit des Vati­kans könn­te der katho­li­schen Kir­che einen töd­li­chen Schlag ver­set­zen, ganz im Sin­ne des World Eco­no­mic Forum. Die Zer­stö­rung des Chri­sten­tums ver­schafft der heid­ni­schen Welt wie­der die Ober­hand und damit die Mög­lich­keit, die Gesell­schaft rück­sichts­los in Herr­schen­de und Beherrsch­te umzu­schich­ten. Wird es so kom­men? Die Din­ge ändern sich, wie Gott es will.

Es ist gut, unvor­her­ge­se­he­ne Ereig­nis­se zu erle­ben. Die Hamas hat mit ihrem bestia­li­schen Angriff auf Isra­el gezeigt, was auch auf die­ser Sei­te des Mit­tel­meers pas­sie­ren kann. Das Risi­ko wür­de uns in der ersten Rei­he tref­fen, denn nie­mand kann garan­tie­ren, daß die Gren­zen zu Land oder zu Was­ser nicht ver­letzt wer­den, wenn Hamas gewinnt. In die­sem Sinn also: Vor­wärts Isra­el! Das hat nichts mit Ras­sis­mus oder dem Jubeln im Sta­di­on für die eine oder ande­re Mann­schaft zu tun: Dies­be­züg­lich geht es um unser Über­le­ben, nicht um das von Gaza.

Den­noch ist es bezeich­nend, daß Gene­rä­le und Haus­frau­en, Schwäch­lin­ge und Weich­ei­er, die sich bis gestern um die „mus­li­mi­sche Inva­si­on“ sorg­ten, sich anti­jü­disch ein­fär­ben und plötz­lich um die Men­schen­rech­te in Gaza sor­gen, wie sie sich nie um die der Chri­sten gesorgt haben, die in der Ebe­ne von Nini­ve abge­schlach­tet wurden. 

In der näch­sten Fol­ge wer­den wir sehen, war­um Chri­stus trotz aller Schwach­köp­fe siegt.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­News (Screen­shot)

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