Ora Pro Nobis

Die Flügelhusaren und der neue Roman von Silvana De Mari


Flügelhusaren waren eine gefürchtete polnische Reitertruppe, deren Motto ein Gebet war.
Flügelhusaren waren eine gefürchtete polnische Reitertruppe, deren Motto ein Gebet war.

Von Pie­ro Lapor­ta*

Es ist ein wun­der­ba­res Buch, ein fes­seln­der Roman. Es ist ein Sprung zurück in die Geschich­te vor drei­ein­halb Jahr­hun­der­ten, als Wien die mus­li­mi­schen Krumm­sä­bel fürch­te­te und das Gebet Mater Dei Gene­trix, Regi­na Polo­niae, ora pro nobis unauf­hör­lich aus den Rei­hen der Flü­gel­hu­sa­ren erklang: kühn, tap­fer, uner­bitt­lich wie der Zorn Gottes.

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Zur Autorin: Sil­va­na De Mari ist Ärz­tin, Psy­cho­the­ra­peu­tin, Kolum­ni­stin, katho­li­sche Blog­ge­rin und Buch­au­to­rin (meh­re­re ihrer Kin­der­bü­cher wur­den auch ins Deut­sche über­setzt). Sie war eine von zahl­rei­chen ita­lie­ni­schen Ärz­ten, die sich trotz berufs­be­zo­ge­ner Impf­pflicht nicht mit dem expri­men­tel­len Anti-Covid-Gen-Prä­pa­rat behan­deln lie­ßen, und gehör­te zu den 341 Ärz­ten, die allein von der Turi­ner Ärz­te­kam­mer des­halb 2021 sus­pen­diert wur­den. De Mari lehn­te die radi­ka­len Coro­na-Maß­nah­men der Regie­rung als erschrecken­de, unver­nünf­ti­ge und unbe­grün­de­te Will­kür ab. Am 6. Juni 2023 wur­de ihr des­halb von der Ärz­te­kam­mer die Appro­ba­ti­on ent­zo­gen. „Coro­na“ ist nicht für alle zu Ende, beson­ders nicht für jene, die sach­kun­dig zur rech­ten Zeit wider­spro­chen haben. De Mari kom­men­tier­te ihre Löschung aus dem Berufs­ver­zeich­nis der Ärz­te mit den Wor­ten: „Ich habe zur rich­ti­gen Zeit das Rich­ti­ge gesagt. Des­halb hat man mir wegen Impf­ver­wei­ge­rung und ‚unwis­sen­schaft­li­cher‘ Aus­sa­gen die Appro­ba­ti­on ent­zo­gen. Auf die Will­kür der Coro­na-Maß­nah­men fol­gen nicht Ein­sicht und Ent­schul­di­gung, son­dern auch noch ein Berufs­ver­bot. Das sagt alles.“

Ora Pro Nobis, der Roman von Sil­va­na De Mari

Ich geste­he: Vor die­sem Buch von Sil­va­na De Mari „Ora Pro Nobis. Sto­ria di Ussa­ri Ala­ti“ („Ora Pro Nobis. Geschich­te der Flü­gel­hu­sa­ren“), Ver­lag Pic­chi, habe ich nur weni­ge zeit­ge­nös­si­sche Roma­ne gele­sen. Die mei­sten Autoren, vor allem die aus dem Reich der angeb­li­chen Mit­te, habe ich nach weni­gen Sei­ten in den Müll gewor­fen. Sie sind lang­wei­lig, sie schrei­ben schlecht, sie mur­meln bana­le poli­ti­sche Gefühls­du­se­lei­en und sind nur geeig­net für Men­schen mit Schlaf­stö­run­gen. Die fast vier­hun­dert Sei­ten von Sil­va­na De Mari liest man hin­ge­gen in einem Atem­zug, sie pro­ji­zie­ren einen in eine Welt, die nicht mehr exi­stiert, obwohl sie nicht tot ist.

Die Flü­gel­hu­sa­ren waren ein legen­dä­res pol­ni­sches Rei­ter­korps, bewaff­net mit Säbel und Spieß, als Pisto­len und Geweh­re im Krieg bereits eine Rol­le spiel­ten. Sie nütz­ten eine schwe­re Rüstung, um sich selbst und das Pferd zu schüt­zen. Die Beson­der­heit war jedoch eine extra­va­gan­te zwei­flü­ge­li­ge Kon­struk­ti­on, die über die Schul­tern geschnallt wur­de, um eine drei­fa­che Funk­ti­on zu erfül­len: die der Deko­ra­ti­on, dann, um den Feind durch das Zischen der Luft zwi­schen den Flü­geln wäh­rend des Angriffs zu ver­wir­ren, und schließ­lich, um die Schul­tern im Kampf vor heim­tücki­schen Schlä­gen von hin­ten zu schützen.

Der Roman erzählt das Leben des Husa­ren Jacub – Wai­se, Skla­ve, Krie­ger, Ehe­mann, Vater – und zeigt, wie der Mut, die Groß­zü­gig­keit und die Lei­den­schaft derer, die lie­ben, die Geschich­te mehr ver­än­dern kön­nen als die Ent­schei­dun­gen der „Mäch­ti­gen“. Jacub, Sil­va­na De Maris Haupt­fi­gur, wird beglei­tet von sei­ner glück­li­chen Kind­heit bis zur Ermor­dung sei­ner Fami­lie, von der Skla­ve­rei bis zu der im Lei­den wie­der­ge­won­ne­nen Frei­heit, von der Begeg­nung mit dem Kapu­zi­ner Mar­co d’A­via­no bis zum Epos des Rei­ter­an­griffs, dem Dia­dem der Schlacht um Wien, die 1683 zur Befrei­ung der Stadt führte.

„Es gibt nichts, was sich mit einem Kaval­le­rie­an­griff ver­glei­chen lie­ße.“ Der schreck­li­che Satz kün­digt die Sei­ten der letz­ten Schlacht an, die den Feind besiegt, aber nicht den Tod. Er lau­ert immer und trifft uner­bitt­lich Rei­che und Arme, Tap­fe­re und Feig­lin­ge. Wir haben ihn ver­drängt, nur um uns dann über neun Spal­ten dar­über zu wun­dern, daß er uns, wie jüngst gesche­hen, sogar auf dem Grund des Oze­ans auflauert.

Der uner­müd­li­che Tod rei­tet mit dem uner­müd­li­chen Jacub; wer wird län­ger durch­hal­ten? Jacub kann ihn nicht auf der Stra­ße zurück­las­sen, er muß ihn auf den Feind los­las­sen, um des­sen Lei­chen­hun­ger zu stil­len, sonst wird sich der Tod gegen ihn wen­den. Jacub hat kei­ne Wahl: Er muß bis zum Tod kämp­fen, um ihn zu besie­gen. Wer wird gewinnen?

Das Wort „Husar“ hat in allen Spra­chen der kämp­fen­den Völ­ker, von den Latei­nern bis zu den Ser­ben, von den Ungarn bis zu den Litau­ern, von den Rus­sen bis zu den Polen, fer­ne Wur­zeln. Es ist ein Wort, an das auch Tol­stoi erin­nert. Das Buch geht noch wei­ter, indem es sei­ne Bedeu­tung in der Geschich­te und der alten Mili­tär­kunst ent­hüllt. Die Dar­stel­lung der Schar­müt­zel und Schlach­ten, des über­wäl­ti­gen­den und unsterb­li­chen Kaval­le­rie­an­griffs, ist ein Kunst­werk. Die Erzäh­lung ist genau, rea­li­stisch und sub­stan­ti­ell, wie die Schil­de­rung eines mili­tä­ri­schen Ereignisses.

Das Wesent­li­che erlaubt es der Autorin, mit fei­nen, aber zähen Fäden die präch­ti­ge fer­ne Ver­gan­gen­heit der Flü­gel­hu­sa­ren und unse­re Gegen­wart, die­se elen­de und unan­stän­di­ge, zu ver­bin­den. Die Wer­te der Husa­ren (Mut, Treue, Dis­zi­plin, Respekt vor den Frau­en, Hei­lig­keit der Fami­li­en­lie­be…) gehö­ren uns nicht mehr; wir haben sie uns weg­neh­men las­sen, und zwar nicht von isla­mi­scher Hand.

Die Wer­te der Flü­gel­hu­sa­ren sind unver­zicht­bar, um in der Schlacht im Sat­tel zu blei­ben, den Säbel zu schwin­gen und sich dem Feind zu stel­len, um ihn zu schla­gen, um ihn immer wie­der zu besie­gen. Die Geschich­te spielt in der ukrai­ni­schen Tief­ebe­ne, nimmt ihren Aus­gang von einem Bau­ern­hof, auf dem Heil­kräu­ter geern­tet wer­den, der als Tscher­no­byl bekannt ist, und hallt heu­te in unse­ren Stra­ßen wider, daß wir uns ohne die Kampf­fä­hig­keit der Flü­gel­hu­sa­ren nicht ver­tei­di­gen kön­nen und uns einer Kata­stro­phe nähern, die sich nur tech­no­lo­gisch von dem unter­schei­det, was in der zwei­ten Hälf­te des 17. Jahr­hun­derts Wien und spä­ter Tscher­no­byl auflauerte.

Die Geschich­te über­zeugt: Die Chri­sten­heit wur­de durch die Säbel­hie­be der Flü­gel­hu­sa­ren und durch das gemein­sa­me Gebet geret­tet. Heu­te ste­hen wir neu­en Angrif­fen gegen­über und sind weit­aus ent­blöß­ter als die pol­ni­schen Rei­ter im Sep­tem­ber 1939, denen vor dem Angriff auf Hit­lers Pan­zer viel­leicht das Gebet der Flü­gel­hu­sa­ren Mater Dei Gene­trix, Regi­na Polo­niae, Ora pro nobis fehl­te. Um zu kämp­fen und zu sie­gen, rei­chen Waf­fen und Tap­fer­keit nicht aus, nicht ein­mal das Brut­to­in­lands­pro­dukt oder Koka­in, und schon gar nicht der Miß­brauch der Barm­her­zig­keit Gottes.

Wäh­rend der Schlacht um Wien ertön­te unauf­hör­lich das Gebet. Und nach der lan­gen Stil­le ertön­ten wie­der die Glocken. Wir haben jedoch die Gefahr ver­ges­sen, die noch immer dies­seits des Hori­zonts lau­ert, wäh­rend ver­rä­te­ri­sche Cicis­bei [Gala­ne] und Bischö­fe dem Feind die Tore der Festung öffnen.

Ich wür­de die Lek­tü­re von Ora Pro Nobis den schwa­dro­nie­ren­den Pres­by­tern auf­er­le­gen, den­je­ni­gen, die den Frie­den beschwö­ren, ohne sich zu fra­gen, ob wir ihn ver­die­nen oder ob wir ihn uns um jeden Preis auf­zwin­gen las­sen müs­sen. Sie müs­sen die­ses Buch lesen und Ihre Lie­ben und Freun­de dazu brin­gen, es zu lesen. Es ist ein Rei­ter­an­griff des Glaubens.

Chri­stus vin­ce, Mater Dei Gene­trix ora pro nobis! 

*Pie­ro Lapor­ta, Gene­ral­ma­jor (Divi­si­ons­ge­ne­ral) a. D., lei­te­te zuletzt das Amt für Wehr­po­li­tik des ita­lie­ni­schen Gene­ral­stabs, Lapor­ta ist Katho­lik, ver­hei­ra­tet, Vater von zwei Kin­dern und als Blog­ger aktiv.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/​Plicchi (Screen­shot)


Bis­her von Gene­ral Lapor­ta veröffentlicht:

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