Papst Franziskus will die Weichen für seine Nachfolge stellen und das so eng, daß das Konklave gar nicht anders kann, als einen seiner Kronprinzen zu erwählen. Von denen gibt es gleich mehrere, da der argentinische Papst in seinen Zielsetzungen klar und unmißverständlich, aufgrund seines Charakters aber auch sprunghaft und launenhaft ist. Deshalb tauchen in seiner Gunst immer neue Namen auf, während andere deshalb nicht zurücktreten. Damit will er, trotz aller Unwägbarkeiten eines Konklaves, nicht nur den Kreis derer erweitern, die sich an ihn binden, sondern offenbar auch die Erfolgsaussichten erhöhen. Auf einen neuen Namen in der päpstlichen Gunst machte jüngst der Vatikanist Sandro Magister aufmerksam.
„Auf der Liste der Kardinäle, die Franziskus gerne als seine Nachfolger sehen würde, ist ein neuer Name schnell an die Spitze gesprungen. Es ist der Jesuitenkardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg.“
Kardinal Hollerich würde auf bemerkenswerte Weise Wesensmerkmale der beiden so unterschiedlichen jüngsten Päpste vereinen. Er stammt wie Benedikt XVI. aus dem deutschen Sprachraum und ist wie Franziskus ein Jesuit.
Letzteres ist allerdings auch das Haupthindernis, das a priori mehr gegen als für ihn als aussichtsreichen Kandidaten spricht. Magister hält diese Hürde zwar für „nicht unbedingt unüberwindbar“, doch ist es sehr unwahrscheinlich, daß die Papstwähler hintereinander zwei Jesuiten auf den Stuhl Petri setzen werden. Insgesamt erscheint Magisters Einschätzung etwas zu wohlwollend, doch die Pointe folgt am Schluß. Hören wir den Vatikanisten selbst.
Der Missionar aus Japan
Hollerichs „einzige Einschränkung wäre sein relativ geringes Alter, 64, und daß er Jesuit ist. Aber diese Einschränkungen sind nicht unbedingt unüberwindbar“.
„Was das Alter betrifft, ist Hollerich nur ein Jahr von dem anderen Spitzenkandidaten entfernt, der Jorge Mario Bergoglio am Herzen liegt, dem philippinischen Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle, dem Präfekten der Propaganda Fide, und sechs Jahre, also nicht viel, von dem anerkanntesten der alternativen Kandidaten, dem ungarischen Kardinal Peter Erdö, Erzbischof von Esztergom-Budapest. Und was seine Zugehörigkeit zur Gesellschaft Jesu betrifft, so hat er bisher die besten und am wenigsten parteiischen Seiten davon gezeigt, die faszinierendsten, vor allem für jene siebenundzwanzig Jahre Missionsarbeit in Japan, an den äußersten Grenzen des Glaubens, wo die Suche nach Gott und neuen Formen des Christentums absolute Imperative sind – Meisterlinien für die Zukunft der Kirche in einer zunehmend säkularisierten Welt.“
Magister attestiert Kardinal Hollerich „mit einer Ernsthaftigkeit und Tiefe“ zu sprechen, „die ihn vom mittelmäßigen Tiefgang der meisten von Papst Franziskus ernannten Kardinäle unterscheidet“.
Der Luxemburger hat an der Jesuitenhochschule in Frankfurt am Main und in München studiert, beherrscht mehrere Sprachen, darunter Japanisch, und lehrte lange Zeit an der renommierten Sophia-Universität in Tokio. Diese Universität hat nichts mit der gleichnamigen Universität zu tun, so Magister, die 2008 von Chiara Lubich und ihrer Fokolarbewegung in Loppiano gegründet wurde, wie es in der offiziellen Biographie Hollerichs auf der Internetseite des Vatikans fälschlich heißt.
In Japan wirkte der Jesuit, bis ihn Papst Benedikt XVI. 2011 nach Europa zurückrief, indem er ihn zum Erzbischof seiner Heimat ernannte. Das kleine Großherzogtum Luxemburg spielt als Sitz diverser EU-Institutionen und als Mittler zwischen den beiden Kernländern der EU, der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich bzw. den entsprechenden Sprachräumen eine wichtige Scharnierfunktion, die meist diskret und im Sinne des übernationalen Einigungsprozesses ausgeübt wird.
Hollerichs Aufstieg
Dem wurde auch in der Kirche Rechnung getragen, indem Hollerich 2018 zum Vorsitzenden der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) gewählt wurde, die sich aus den delegierten Bischöfen der Bischofskonferenzen der Europäischen Union zusammensetzt. Die Kirche hat in der derzeitigen EU wenig Gewicht und scheint sich weitgehend mit einer Statistenrolle abgefunden zu haben. Eine eher seltene Ausnahme bildete die Kritik Hollerichs gegen den Vorschlag des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron, ein „Recht auf Abtreibung“ in die EU-Grundrechtecharta aufzunehmen. Den entsprechenden Vorstoß machte Macron am 19. Januar in seiner Rede vor dem EU-Parlament in Straßburg, mit der er die französische EU-Präsidentschaft übernahm.
Wie es um die EU bestellt ist, veranschaulichte Macrons Vorstoß, der an Grausamkeit und Unverfrorenheit kaum zu überbieten ist. Mit der Eiseskälte des Technokraten, der sich bis zum Zeitpunkt, da er in Hinterzimmern als Präsidentschaftskandidat bestimmt wurde, nie einer Wahl gestellt hatte, forderte er ungeniert und in aller Öffentlichkeit, die Tötung unschuldiger Menschen zu einem „Grundrecht“ zu erheben und als „europäischen Wert“ zu betrachten. Noch empörender ist, daß die EU-Abgeordneten dieser unglaubliche Entgleisung faktisch tatenlos lauschten.
Hollerichs Widerspruch kam spät und leise, aber doch. Er warf dem Franzosen „ideologische Vorgaben“ vor und brachte seine „tiefe Sorge“ zum Ausdruck. Der Kardinal sprach als COMECE-Vorsitzender von einem „ungerechten Gesetz ohne ethische Grundlage, das zu ständigen Konflikten zwischen den Bürgern der EU führen würde“. Die Menschenwürde sei ein zentraler Wert der EU. Man sei sich der „Tragik und Komplexität“ der Lage jener Frauen bewußt, die eine Abtreibung in Erwägung ziehen. „Weder dürfen Frauen in Not allein gelassen werden, noch kann das Lebensrecht des ungeborenen Kindes außer acht gelassen werden. Beide müssen jede nötige Hilfe und Unterstützung erhalten.“
Der Sprung nach vorne
In der Kirche in die erste Reihe trat Hollerich, als ihn Papst Franziskus 2019 zum Kardinal kreierte. Da Franziskus bei der Auswahl der Purpurträger eigenwilligen Kriterien folgt, ist Hollerichs Erhebung in den Kardinalsrang als besonderer Gunsterweis zu sehen. Der Luxemburger ist einer von vier Jesuiten, die vom Jesuiten auf dem Papstthron in den Kirchensenat berufen wurden.
Hatte Hollerich zunächst die Leitung der Kirche in seiner Heimat übernommen, dann eine führende Aufgabe auf EU-Ebene, so trat er nun auf das globale Parkett. Ein offenbar unaufhaltsamer Aufstieg. Am 8. Juli 2021 ernannte ihn Franziskus zum Generalberichterstatter der auf mehrere Jahre angelegten Bischofssynode über die Synodalität. Der Begriff der Synodalität spielt für den regierenden Papst eine zentrale Rolle, und er machte Hollerich zum Bannerträger dieser Synodalität, unter deren Vorzeichen Franziskus die Kirche umgestalten will.
Die Rolle des Generalberichterstatters muß nicht so stark gewichtet werden, wie Magister es tut, dennoch ist die Beauftragung Hollerichs ein Signal: „Im Vergleich zu Franziskus, der selbst dann, wenn er Raum für neue Lösungen eröffnet, stets unentzifferbar bleibt, zeichnet sich Hollerich durch eine größere Klarheit aus.“
Wesentlich an Magisters Analyse ist es, daß er Hollerichs Positionierungen aufzeigt, die dieser in einigen Interviews in jüngster Zeit vorgenommen hat. Magister schreibt:
„In den vergangenen Wochen hat er ausführliche Interviews gegeben, in denen er anscheinend mit intuitiver Zustimmung von oben Richtungen deutlich gemacht hat, die der Papst nicht mit eigenen Worten aussprechen will, was sicherlich mit der Welle extremer Forderungen zusammenhängt, die inzwischen von dem fast schismatischen Synodalen Weg in Deutschland ausgeht.“
Magister wertete dazu die drei Interviews aus, die Kardinal Hollerich der Tageszeitung der französischen Bischöfe La Croix, der Herder Korrespondenz und der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gab. Dessen Stellungnahmen zu neun „Herausforderungen“ unserer Zeit erklären seinen kometenhaften Aufstieg.
1) Verheiratete Priester
„Früher war ich ein großer Verfechter des Zölibats für alle Priester, aber heute wünsche ich mir, daß es ‚viri probati‘ gibt. Es ist ein tiefer Wunsch. Und doch ist es ein schwieriger Weg für die Kirche, weil er als Bruch empfunden werden kann. Nach der Synode über Amazonien könnte einer der Gründe, warum der Papst viri probati nicht zuließ, darin liegen, daß sie zu stark gefordert wurden und die Synode zu sehr auf diese Frage reduziert wurde. Aber ich denke, wir müssen in diese Richtung gehen, sonst haben wir bald keine Priester mehr. Langfristig kann ich mir auch den Weg der Orthodoxie vorstellen, bei dem nur die Mönche zum Zölibat verpflichtet sind.“
2) Priesterinnen
„Mir scheint, daß das erste Problem nicht darin besteht, ob Frauen Priester werden sollten oder nicht, sondern vor allem darin, ob Frauen ein wirkliches Gewicht im Priestertum haben, das allen getauften und gefirmten Gliedern des Volkes Gottes eigen ist, und ob sie auf diese Weise die damit verbundene Autorität ausüben können. Würde das auch das Predigen in der Messe bedeuten? Ich würde sagen, ja.
3) Diakoninnen
„Ich hätte nichts dagegen. Aber die Reformen müssen auf einem stabilen Fundament stehen. Wenn der Papst nun plötzlich ‚viri probati‘ und Diakonissen zulassen würde, bestünde die große Gefahr einer Spaltung. Da ist nicht nur die Situation in Deutschland, wo vielleicht nur ein kleiner Teil wegbrechen würde. In Afrika oder in Ländern wie Frankreich würden viele Bischöfe wahrscheinlich nicht mitmachen.“
4) Deutsche Synode
„Manchmal habe ich den Eindruck, daß die deutschen Bischöfe den Papst nicht verstehen. Der Papst ist nicht liberal, er ist radikal. Es ist die Radikalität des Evangeliums, die den Wandel bewirkt. Ich teile Tomás Haliks Einstellung: Wir können nicht nur über Strukturreformen reden, auch die Spiritualität muß wieder wachsen. Wenn es sich nur um Reformen als Folge eines Konflikts handelt, kann sich alles schnell wieder wenden. In diesem Fall hängt alles nur von dem größeren Einfluß der einen oder anderen Gruppe ab. Auf diese Weise kommen wir nicht aus dem Teufelskreis heraus.“
5) Sexualität und Mißbrauch
„Wir müssen die Art und Weise ändern, wie wir Sexualität betrachten. Bis jetzt haben wir eine eher verdrängte Sichtweise darauf. Natürlich geht es nicht darum, den Menschen zu sagen, daß sie alles tun können, oder die Moral abzuschaffen, aber ich denke, wir müssen sagen, daß die Sexualität ein Geschenk Gottes ist. Wir wissen das, aber sagen wir es auch? Ich bin mir nicht sicher. Einige Leute führen die Zunahme des Mißbrauchs auf die sexuelle Revolution zurück. Ich denke genau das Gegenteil: Meiner Meinung nach sind die schrecklichsten Dinge vor den 1970er Jahren passiert.“
6) Homosexualität
„Die Position der Kirche, daß homosexuelle Beziehungen sündhaft sind, ist falsch. Ich glaube, daß die soziologische und wissenschaftliche Grundlage dieser Doktrin nicht mehr stimmt. Es ist Zeit für eine grundlegende Revision der Lehre der Kirche, und die Art und Weise, wie Papst Franziskus über Homosexualität gesprochen hat, kann zu einer Änderung der Lehre führen. Inzwischen wird in unserer Erzdiözese in Luxemburg niemand mehr entlassen, weil er homosexuell ist oder weil er geschieden und wiederverheiratet ist. Ich kann sie nicht rauswerfen, sie würden arbeitslos werden, und wie kann so etwas christlich sein? Was homosexuelle Priester betrifft, so gibt es viele von ihnen, und es wäre gut, wenn sie mit ihrem Bischof darüber sprechen könnten, ohne daß er sie verurteilt.“
7) Interkommunion
„In Tokio habe ich jedem, der zur Messe kam, die Kommunion gespendet. Ich habe nie jemandem die Kommunion verweigert. Ich bin davon ausgegangen, daß ein Protestant, wenn er zur Kommunion kommt, mindestens genauso gut weiß, was die Katholiken unter Kommunion verstehen, wie die anderen Katholiken, die zur Messe gehen. Aber ich würde nicht mit einem evangelischen Pfarrer konzelebrieren. In Tokio lernte ich den Protestantismus sehr gut kennen und schätzen. Aber ich war einmal bei einem ihrer Abendmahle dabei und war entsetzt, als der restliche Wein und die Brotreste weggeworfen wurden. Das hat mich sehr erschüttert, denn als Katholik glaube ich an die Realpräsenz.“
8) Lateinische Messe
„Ich mag die lateinische Messe, ich finde die Texte sehr schön, besonders den ersten Kanon. Wenn ich die Messe in der Kapelle meines Hauses feiere, wähle ich manchmal ein lateinisches Gebet. Aber in einer Gemeinde würde ich das nicht tun. Ich weiß, daß die Leute dort kein Latein verstehen und nichts damit anfangen können. Ich bin gebeten worden, in Antwerpen eine lateinische Messe nach dem derzeitigen Ritus zu feiern. Das werde ich tun, aber ich würde nicht nach dem alten Ritus feiern. Das heißt aber nicht, daß andere es nicht vielleicht auf eine gute Art und Weise tun können. Aber ich kann es nicht. In unserer Sprache und in unserer Vorstellung liegt die Vergangenheit hinter uns und die Zukunft vor uns. Im alten Ägypten war es genau andersherum. Die Vergangenheit wurde als etwas angesehen, das vor uns liegt, weil wir sie kennen und sehen, während die Zukunft hinter uns liegt, weil wir sie nicht kennen. Die katholische Kirche scheint mir immer noch einen ägyptischen Touch zu haben. Aber es funktioniert nicht mehr. Gott öffnet sich für die Zukunft. Manche sagen, daß die Messe früher viel schöner war. Aber auf welche Form beziehen sie sich? Meistens stellen sie sich eine bestimmte Vergangenheit vor, die zu einer Tradition ’stilisiert‘ wird. Daran ist die ägyptische Zivilisation letztlich gescheitert. Sie war nicht mehr in der Lage, sich selbst zu verändern.“
9) Abtreibung
„Ich kenne Männer und Frauen, auch von der Linken, die sich als überzeugte Christen bezeichnen, die gegen den Klimawandel kämpfen, aber im Europäischen Parlament dafür stimmen, Abtreibung zu einem Grundrecht zu machen und die Gewissensfreiheit der Ärzte einzuschränken. Sie neigen dazu, ihre religiösen Präferenzen auf den privaten Bereich zu beschränken. Aber in diesem Fall ist es nicht mehr eine Religion, sondern eine persönliche Überzeugung. Religion braucht einen öffentlichen Raum, in dem sie sich ausdrücken kann. Ein Beispiel: Ich bin absolut gegen Abtreibung. Und als Christ kann ich keine andere Position einnehmen. Ich verstehe aber auch, daß es um die Würde der Frauen geht und daß das, was wir früher gegen das Abtreibungsgesetz vorgebracht haben, heute nicht mehr hörbar ist. Welche anderen Maßnahmen können wir zu diesem Zeitpunkt ergreifen? Was können wir an diesem Punkt noch tun, um das Leben zu schützen? Wenn einem Diskurs nicht mehr gefolgt wird, sollte man sich nicht verbeißen, sondern andere Wege suchen.“
Magisters Anmerkungen
Abgesehen davon, daß Hollerich Diakonissen sagt, aber Diakoninnen meint, und interessant wäre, zu wissen, worauf er sich mit der Aussage bezieht, die „schrecklichsten Dinge“ des sexuellen Mißbrauchs seien vor 1970 geschehen, wovon er aufgrund seines Alters und seiner Wortwahl offenbar nicht aus eigener Anschauung weiß, sind die Positionierungen des Jesuitenkardinals erschreckend eindeutig. Er erweist sich dabei – trotz der inhaltlichen Deckungsgleichheit mit Franziskus – als liberalerer Geist. Als Kandidat für das Petrusamt prädestiniert er sich dadurch allerdings nicht.
Zu einem anderen Punkt, der liturgischen Segnung homosexueller Paare, „bei der die deutsche Synode in Aufruhr geraten ist und Papst Franziskus selbst Anzeichen für ein Einlenken gezeigt hat“, mache Hollerich, so Magister, „kurzen Prozeß“:
„Mit ehelichem Segen bin ich nicht einverstanden, denn wir betrachten die Ehe nur als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau.“
Hollerich distanziert sich allerdings von etwas, was in dieser Form selbst von der kirchlichen Homo-Lobby (noch) nicht gefordert wird. Der Mann, der laut Magister „mit größerer Klarheit“ als Franziskus formuliert, greift also durchaus auch zu verschleiernden Mitteln der Dialektik.
Hollerichs Vision der Kirche unterscheide sich zudem, so der Vatikanist, auch von der „hyperdemokratischen“ Sichtweise, die der Limburger Bischof und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, kürzlich in einem Interview bekräftigte. Doch so sicher scheint das nicht.
Magister erwähnt es nicht, doch es paßt ins Bild: Hollerich erteilte Kardinal Rainer Woelki, dem Erzbischof von Köln, Anfang Februar den Rat, zurückzutreten. Solche „Ratschläge“ waren schon aus München zu hören. Mit Hollerich ist Santa Marta nicht fern.
„Ein unbekannter Faktor bleibt jedoch offen. Wie lange werden Hollerichs Reformleitlinien, die aus vielen Ja, aber auch einigen Nein bestehen, Bestand haben, wenn die störenden Vorschläge der deutschen Synode in Rom auf die Synode der Gesamtkirche zur Synodalität treffen?“
Auf einer Pressekonferenz am 3. Februar sagte Bätzing, daß er nach einem Treffen mit Hollerich und dem maltesischen Kardinal Mario Grech, dem Generalsekretär der Bischofssynode, in Luxemburg von Papst Franziskus in Audienz empfangen wurde, der die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Versöhnung der deutschen Synode mit der Synode der Weltkirche anregen werde.
Im Resümee läßt Magister vernichtende Kritik anklingen:
„Hollerich als Reformkandidat für das Papstamt scheint einen geradlinigeren und kohärenteren Weg zu versprechen als das derzeitige wackelige und widersprüchliche Pontifikat. Er ist jedoch eine banale Replik von Bergoglio, wenn auch er die dem amtierenden Papst so wichtige Litanei wiederholt: ‚Auch der Hirte kennt nicht immer den Weg und weiß, wohin er gehen muß. Manchmal sind es die Schafe, die den Weg finden, und der Hirte, der mühsam, Schritt für Schritt, folgt‘.“
Ganz zu schweigen, so Magister, von der rücksichtslosen Verhöhnung des aristotelischen Prinzips des Nicht-Widerspruchs, indem Hollerich sich nicht scheut, es „mit einem Hauch von japanischem Kolorit“ in sein Gegenteil zu verkehren – wie Papst Franziskus:
„Ich bin ein Bischof, der aus Japan stammt, und ich denke, diese Erfahrungen haben mir einen anderen Denk- und Beurteilungshorizont eröffnet. Die Japaner denken nicht wie die Europäer in der Logik der Gegensätze. Wenn wir sagen, daß etwas schwarz ist, bedeutet das, daß es nicht weiß ist. Die Japaner hingegen sagen: ‚Es ist weiß, aber vielleicht auch schwarz‘. In Japan kann man Gegensätze kombinieren, ohne seinen Standpunkt zu ändern.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/MiL/La Croix (Screenshots)