Von Bernardus M.A.D.R. van Boskoop
Am Ostersonntag, 9. April 2023, verstarb in Amsterdam Hubertus „Huub“ Oosterhuis, Ex-Priester, Ex-Jesuit, ex-katholisch, zwischendurch Buddhist und unklarer Deist, Hauptfigur der modernistischen Revolution im katholischen Milieu in den Niederlanden. Sehr geschätzt in protestantischen und linken Milieus1, sehr geschätzt auch im deutschen Mainstream-Katholizismus und sehr geschätzt als Prophet, wenn nicht sogar als künftiger Heiliger bei den niederländischsprachigen Bischöfen in Belgien (siehe den Artikel von Benoit Lannoo auf www.kerknet.be).
Oosterhuis wurde 1933 in Amsterdam geboren und wird die dortige ausgeprägt holländische Mentalität nie verlieren.
Er tritt bei den Jesuiten ein und lernt im Orden die vorkommenden Gewohnheiten kennen, u. a. „Wir gehen nach Lüttich“ als Umschreibung von Prostituiertenbesuchen (sic H. O.).
Während und direkt nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil startete Oosterhuis mit seinem Jesuitenmitbruder Jos Vrijburg eine echte Revolution in der Amsterdamer Studentenpastoral. Von Tischen mit Leintüchern und Mikrophonen wird die totale kirchliche Revolution gepredigt: die Abschaffung des Zölibats und die „Nieuwe Liefde“ (Neue Liebe).
Pater J. Vrijburg SJ heiratet (im Frack und mit Zylinder – etwas konservatives Theater muß sein). Oosterhuis lebt als Jesuit in der Kommüne der inzwischen aus der Kirche ausgeschiedenen „Studentenekklesia“ mit einer jungen Frau zusammen.
1970 geht Oosterhuis eine bürgerliche Ehe ein. Oosterhuis spielt sich immer mehr als Führer/Präsident der ökumenischen Ekklesia-Idee auf, die immer weniger Volk anzieht.2
Von Oosterhuis’ Ehefrau läßt sich wenig in Erfahrung bringen. Irgendwie scheint er wenig später eine zweite Verbindung eingegangen zu sein.
Er entfaltet eine reiche Produktion von Gedichten und Liedtexten, am Anfang vertont durch seinen ehemaligen Mitbruder, den Ex-Jesuiten Huijbers, mit dem er sich später aber lautstark streitet. Huijbers heiratet ebenfalls, zieht nach Südfrankreich in ein Bauernhaus, das er, inzwischen Atheist und Freimaurer, in totalem Frust und Kirchenfeindlichkeit „Contre l’église“ nennt.
In allen diesen revolutionären Wirren muß das Geld doch knapp geworden sein. Die Animositäten mit dem Liederkomponisten Huijbers betrafen auch Autorenrechte und Tantiemen. Bis zum Ende findet sich bei vielen Texten und Liedern von Oosterhuis noch das „C“ für Copyright.
Inzwischen bekam Oosterhuis zwei Kinder, Trijntje und Tweerd, inzwischen reichlich in den sozialen Medien vertreten als „Kinder von Huub Oosterhuis“.
Die Texte, Gedichte und Lieder von Oosterhuis wurden immer allgemeiner und griffen immer mehr auf Bilder des Alten Testaments zurück. Jesus Christus verschwand sehr rasch und vollständig, die Bedeutung der eucharistischen Wandlung des Brotes verschwand total, und letztlich auch Gott, denn am Ende war es völlig unklar, wer mit dem „Du“ angeredet wurde.
Nachdem in den 70er Jahren die katholische Kirche in den Niederlanden schwerst abgewrackt worden war, die Revolutionäre müde geworden waren und sich anderswo betätigten, und da die Übriggebliebenen eher konservativ waren, ließen die niederländische Bischöfe die Texte von Oosterhuis inhaltlich untersuchen.
Der Priester Cor Mennen, Spezialist in Fundamentaltheologie und Dogmatik, führte eine akribische Prüfung durch. Eine wahre Herkulesaufgabe. Das Resultat war verheerend: Ein Großteil der Texte von Oosterhuis war rundweg heidnisch und fundamental unchristlich.
Die niederländischen Bischöfe zogen spät, aber nun ohne zu zögern, die Konsequenz: Die Lieder von Oosterhuis dürfen in katholischen Kirchen nicht gesungen werden. Das erscheint auf den ersten Blick etwas merkwürdig, ist doch die Mentalität in den Niederlanden seit Jahrhunderten sehr auf Toleranz und Mainstream fixiert; und gerade in Deutschland und in Flandern stehen diese Liedchen in breiten Schichten hoch im Kurs. Es war 2010, bei der Ernennung von Erzbischof André-Joseph Léonard, von flämischer Seite eine Bedingung, daß die Oosterhuis-Lieder weiter gesungen werden dürften.
1974 konnte man offensichtlich in der katholischen Zeitung DeTijd (kurz darauf fusioniert mit der Haagsche Post, dann HP/DeTijd, HPDT usw. und von einer Tageszeitung zu zweimal wöchentlich, dann 2 bis 3x pro Woche, dann stillgelegt und kurz hinterher wiederbelebt; die Turbulenzen des niederländische Katholizismus spiegeln sich in der Turbulenzen dieser Publikation wider) eine kleine Meldung lesen:
„Ein bekannter Dichter von Kirchenliedern ist hinter verschlossenen Türen verurteilt worden wegen nicht angemessenen Verhaltens gegenüber Minderjährigen.“
Unklar ist, wen das betrifft. Offensichtlich weiß man jedoch bei den niederländischen Bischöfen mehr als in Belgien und Deutschland.
In Nordbelgien wurden Oosterhuis-Lieder besonders viel in dem berüchtigten Bistum Brügge gesungen. Es gab sogar einen Oosterhuis-Chor, gegründet und lange geführt von Pieter Delanoy, dem letzten vom pädophilen Bischof Roger Vangheluwe geweihten Priester, der eng mit dem homophilen Seminaristen V. O. befreundet war (später im Seminar in Lille), inzwischen ausgetreten und mit einer Frau verheiratet.
Die Oosterhuislieder gehören faktisch zum Hausporzellan der LGBTQ-Lobby in der modernen Kirche.
Dazu völlig passend: Mit Weihnachten 2020 bekam Oosterhuis ein Schreiben von Papst Franziskus, sozusagen, Jesuiten unter sich. Darin schreibt Papst Franziskus u. a.:
„In diesen Tagen möchte ich Sie wissen lassen von meiner Nähe zu Ihnen und meiner brüderlichen Sorge.
Das Mysterium von Gnade und Versöhnung, das wir in dieser Weihnachtszeit feiern, lädt uns ein, erneut die freudvolle Botschaft von Gottes erlösenden Liebe und unbegrenzter Barmherzigkeit zu hören.“
Das katholische Blatt KRO/NCRV schrieb dann etwas simpel-blöd, daß nicht klar sei, worum es hier geht…
Diese Aussage von Papst Franziskus ist natürlich zu hundert Prozent das Mantra von Kardinal Danneels (bis 2010 Erzbischof von Mecheln-Brüssel) und der Mafia von Sankt Gallen mit der Häresie der Apokatastasis.
Ironie der Geschichte: Die Jesuiten scheinen inzwischen selbst nicht mehr zu wissen/nicht mehr wissen zu wollen, wann Oosterhuis aus dem Orden exklaustriert/entlassen wurde…
Die ganze Epoche wird vergessen und vertuscht.
Und in seinem letzten Lebensjahr hat Oosterhuis noch öffentlich mitgeteilt, daß er nie die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche aufgegeben habe (was in völligem Widerspruch zu einigen von himself wiederholten Aussagen steht).
Möge Gott ihm gnädig sein.
Fußnoten: Giuseppe Nardi
Bild: Arsacal/SP/Wikicommons (Screenshots)
1 2011 eröffnete Oosterhuis in Amsterdam ein repräsentatives Haus, das er „De Nieuwe Liefde“ (Die Neue Liebe) nannte. Ein Haus für „Theateraufführungen, Konferenzen und Gottesdienste“ mit 14 festen Mitarbeitern. Finanziert wurde das ökumenische Projekt von einem Multimillionär. Selbst Königin Beatrix der Niederlande war bei der Eröffnung mit ihrem Gatten anwesend. Dabei hatte Oosterhuis seine politischen Freunde in der linksradikalen Sozialistischen Partei (SP). Sein Manifest gegen „rechte Populisten“ gefiel offensichtlich nicht nur dort.
2 Die ehemaligen Studentenseelsorger wollten auch nach ihren Eheschließungen weiter Gottesdienste leiten, weshalb es zum Bruch mit Rom kam. Oosterhuis führte dann seine Studentenekklesia als „freie“ und progressive Gemeinde Ekklesia Amsterdam weiter.