(Havanna) Manche haben frühzeitig gewarnt: Es gibt auch falsche Freunde. Die falschen Freunde von Papst Franziskus setzen der Kirche in Nicaragua, Venezuela und Kuba gerade hart zu. Das kommunistische Regime auf der Insel Kuba, bei dem westliche Linke noch immer ins Schwärmen geraten, vor allem jene, die noch nie in der Karibik waren, hat den Oberen des Jesuitenordens des Landes verwiesen. Der Grund? Weil er das Leid des geschundenen Volkes beim Namen nannte.
Die Sympathien des amtierenden Papstes für sozialistische Diktatoren Lateinamerikas sind in der Kirchengeschichte beispiellos. Ob Argentinien, Brasilien, Bolivien, Paraguay, Venezuela, Nicaragua oder eben Kuba, Papst Franziskus zeigte überall denselben einseitigen politischen Hang, der schockierte. Das Castro-Regime auf Kuba hat unter linken Realitätsverweigerern durch sorgsam gepflegte Verklärung nostalgischen Kultcharakter. Franziskus zeigte sich „traurig“, als er 2016 vom Tod Fidel Castros hörte, und empfing mehrfach dessen Bruder und Nachfolger als Diktator Raúl Castro in Audienz. Mehr noch: Franziskus verkündete im vergangenen Juli, ihn verbinde eine „menschliche Beziehung“ mit Raúl Castro. Granma, das Organ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas, frohlockte, auch in seiner deutschen Ausgabe:
„In Kuba wurden seine Worte als die eines Freundes aufgenommen.“
2019 konnte das Regime 60 Jahre kommunistische Herrschaft feiern und Santa Marta feierte ein wenig mit. Lateinamerikas linke Diktatoren schmücken sich mit der „Freundschaft“ des Papstes, während sie gleichzeitig die Kirche verfolgen. Und Franziskus läßt es zu. Der amtierende Generalobere des Jesuitenordens P. Arturo Sosa Abascal hatte 1989 eine Lobeshymne auf Fidel Castro und die kubanische Revolution unterzeichnet.
Nun wurde P. David Pantaleón, der Jesuitenobere von Kuba, des Landes verwiesen. Die Nachricht wurde von Rolando Emilio Chávez auf sozialen Netzwerken bekanntgegeben:
„Auf die katholische Kirche und das Christentum auf Kuba kommen härtere Zeiten zu“, schrieb Chávez.
Laut der Organisation der Exilkubaner Cubanos por el Mundo stand P. Pantaleón schon länger auf der Schwarzen Liste des Regimes. Er hatte zusammen mit 200 kubanischen Priestern, Ordensfrauen und Laien bei den kommunistischen Machthabern zugunsten der San-Isidro-Bewegung interveniert. Der Movimiento San Isidro (MSI) war 2018 als regimekritische Bewegung von Künstlern entstanden, die Meinungsfreiheit und Menschenrechte einfordern. Die Kommunistische Partei sieht in ihnen „Feinde Kubas“ und „Feinde der Revolution“. Mehrere Künstler traten für ihre Anliegen in den Hungerstreik. P. Pantaleón hatte mit den anderen 200 Katholiken die Regierung ersucht, einen tödlichen Ausgang des Hungerstreiks zu verhindern.
In der katholischen Sonntagszeitung Vida Cristiana, die jeden Sonntag in den Kirchen Kubas erhältlich ist, schrieb der Jesuit eine regelmäßige Kolumne, die den Machthabern schon seit längerem mißbehagte. P. Pantaleón war auch Vorsitzender der Kubanischen Konferenz der Ordensleute (Concur). Die Nachricht von seiner Ausweisung löste große Empörung aus:
„Diejenigen, die das Land verlassen sollten, sind jene, die ihre Macht nutzen, um wie Könige zu leben auf Kosten eines Volkes, das versklavt, bestraft, geschlagen und zur Flucht gezwungen wird.“
Schwester Ariagna Brito Rodriguez, eine kubanische Ordensfrau, nahm am vergangenen Sonntag nach der Messe Stellung, in der die Ausweisung von P. Pantaléon bestätigt worden war. Auf sozialen Medien schrieb sie:
„Heute haben wir eine emotionale und wehmütige Eucharistie gefeiert und Gott für das Geschenk der Anwesenheit von Pater David Pantaleón auf Kuba gedankt.“
Die Ordensfrau wurde noch deutlicher:
„Wir bedauern, daß die kubanische Regierung ihn unter Ausnutzung ihrer diktatorischen Macht, ohne Prinzipien und Werte, zwingt, das Land zu verlassen: Sie fürchten die Wahrheit, sie fürchten das Gesicht des Guten, und das loszuwerden, was sie stört, ist ihr einziges Mittel, um vorzugehen.“
Es gibt noch genug Menschen auf Kuba, die sich an die Ausweisung von Priestern und Ordensfrauen und die Verstaatlichung des katholischen Bildungswesens nach der kommunistischen Machtergreifung 1959 erinnern können. Auf Twitter schrieb daher jemand:
„Wie traurig, daß wir das, was schon einmal passiert ist, noch einmal erleben müssen.“
Die kirchliche Hierarchie hat zu vielen Ungerechtigkeiten der kommunistischen Machthaber – der aktuelle Diktator heiß Miguel Díaz-Canel – geschwiegen. Es fehlt ihr der Rückhalt aus Rom, zudem war Franziskus bemüht, Kandidaten auf Bischofsstühle zu heben, die keine Konfrontation mit dem realen Sozialismus suchen.
Dennoch ist die Kirche das Zentrum der Dissidenten, die ihre Stimmen gegen die Verletzung der Menschenrechte erheben. Eine dieser Stimmen ist jene von Schwester Nadieska Almeida, die einen Aufschrei gegen das kubanische Regime veröffentlichte. Darin schreibt sie:
„Diese Menschen [die Kubaner] sind ein edles, fleißiges, freundliches Volk, aber sie werden weiterhin unterdrückt, und das Licht in ihren Augen, in ihren Seelen, wird weiterhin ausgelöscht.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Cubanos por el Mundo/Granma (Screenshots)