
Papst Franziskus nannte in einem Interview Kuba „ein Symbol“. Ein Symbol? Doch wofür? Diese Frage stellte sich John Horvat, der stellvertretende Vorsitzende von Tradition, Familie, Privateigentum in den USA.
Am 12. Juli gab Papst Franziskus dem Streaming-Dienst ViX von Televisa Univision ein Interview. „Die Äußerungen des Papstes haben bei den Menschen Bestürzung ausgelöst, die in diesem kommunistischen Inselgefängnis leiden.“
Franziskus sagte:
„Ich liebe das kubanische Volk sehr. Ich gestehe auch, daß ich eine menschliche Beziehung zu Raúl Castro pflege.“
Raúl Castro, der Bruder von Fidel Castro, war dessen Nachfolger bis 2018 als Staats- und Regierungschef von Kuba und bis 2021 als Vorsitzender des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas (PCC).
Laut John Horvat ist das so, als würde der Papst sagen, „daß er die Insassen dieses Gefängnisses zwar liebt, sich aber mit dem Gefängnisdirektor gut versteht, der für ihr Leid verantwortlich ist“.
Um die Verwirrung noch zu verstärken, bezeichnete der Papst Kuba als „Symbol“ und als Land mit „einer großen Geschichte“. Doch wovon oder wofür ist Kuba „ein Symbol“, und welche „große Geschichte“ meint Franziskus? Die brutale kommunistische Diktatur der vergangenen 63 Jahre könne es ja nicht sein.
„Die Äußerungen kommen etwas mehr als ein Jahr nach den größten regierungsfeindlichen Protesten, die das Land seit Jahrzehnten erlebt hat, um die Befreiung vom Kommunismus zu fordern. Die Proteste waren so heftig, daß viele dachten, das Ende des Regimes könnte in Sicht sein. Das kommunistische Regime unterdrückte die friedlichen Demonstrationen jedoch brutal. Viele Demonstranten wurden willkürlich verhaftet, gefoltert und zu drakonischen Haftstrafen verurteilt. Der Vatikan und der Westen ließen diesen Jahrestag unkommentiert verstreichen.“
In der Zwischenzeit gehe das Elend weiter, und es zeige sich, „wie gleichgültig der Westen gegenüber dem Leiden Kubas ist“.
Der jüngste Ausbruch des Dengue-Fiebers offenbarte Mangelwirtschaft, Versorgungsengpässe, schlechte Organisation und eine prekäre Situation des öffentlichen Gesundheitswesens, obwohl Kuba damit prahlt, ganze Arztkolonnen ausländischen Staaten zur Verfügung zu stellen. Patienten müssen sich ihr eigenes Bettzeug mitbringen, wenn sie ins Krankenhaus müssen.
„In vielen Krankenhäusern fehlt es an fließendem Wasser und an grundlegenden Versorgungsgütern. Es besteht ein Mangel an Arzneimitteln, die in anderen Ländern in jeder Apotheke leicht erhältlich sind. Der Treibstoffmangel beeinträchtigt die Rettungsdienste bei der Beförderung der Patienten. Verschärft wird die Situation durch die mehrstündigen Stromausfälle pro Tag. Die Behörden machen ein ‚Stromerzeugungsdefizit‘ verantwortlich, was bedeutet, daß mehrere Kraftwerke nicht funktionieren, weil sie, wie die meisten anderen Infrastrukturen des Landes, nicht gewartet oder repariert werden. Chronische Nahrungsmittelknappheit und zivile Unruhen tragen ebenfalls zur Katastrophe bei.“
Kuba sei, so John Horvat, „eindeutig ein Land, das sich in einer Notlage befindet und Hilfe benötigt.“ Obwohl dieser prekäre Zustand schon seit Jahrzehnten andauere, so Horvat, „beharren die kommunistischen Machthaber darauf, daß das Land keine Hilfe braucht“.
„Noch schlimmer ist, daß Befreiungstheologen und westliche Linke Kuba als Modell, ja sogar als Paradies für die Welt bezeichnen. Sie verbreiten den Mythos, daß Kuba über eines der besten Gesundheitssysteme der Welt verfügt. Währenddessen stirbt die Bevölkerung wegen der Mängel des Gesundheitswesens.“
Die angeblich so großzügige Verleihung von Ärztekolonnen an das Ausland sagt zunächst nichts über deren Qualität, vor allem aber noch weniger über die Qualität des kubanischen Gesundheitswesens aus. Im Gegenteil offenbart es vielmehr dessen prekären Zustand, denn erst durch die Ausleihung an das Ausland bekommen diese Ärzte einen regelmäßigen Lohn. Die Lage ist vergleichbar mit absolutistischen Monarchien in der frühen Neuzeit, die Truppen an das Ausland verpachteten, um damit Einnahmen für die Staatskassen zu gewinnen und auf diese Weise den Sold für die Soldaten sicherzustellen, den sie selbst kaum bezahlen hätten können.
„Kuba ist in der Tat ein Symbol“, so Horvat. „Einerseits symbolisiert es die Fortsetzung der kommunistischen Tyrannei, des Elends und der Brutalität. Zudem ist es für den Westen ein schmerzhaftes Symbol für seine eigene Gleichgültigkeit und Heuchelei. Und diejenigen, die in Kuba noch Widerstand leisten, sind ein Symbol für den christlichen Mut und das lange Durchhaltevermögen, das den Tag vorwegnimmt, an dem sie frei sein werden, um die ‚große Geschichte‘ zu schreiben, die auf sie wartet.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va (Screenshot)
Ich hinterfrage schon lange nicht mehr, was Franziskus in irgendwelchen Interviews erzählt.