(Rom) Laut einem Medienbericht des Vatikans wird Papst Franziskus am kommenden Sonntag erstmals seit Beginn der Corona-Krise wieder an den Papstaltar über dem Petrusgrab zurückkehren. Seit Mariä Lichtmeß, 2020 auf den 1. Februar vorverlegt, als Franziskus zum letzten Mal am Papstaltar zelebrierte, fanden insgesamt nur mehr ganz wenige päpstliche Zelebrationen im Petersdom statt, und diese unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Wenn in den vergangenen Monaten zelebriert wurde, dann nur am Kathedra-Altar. Daher wurde bereits über einen Zusammenhang mit dem Pachamama-Skandal spekuliert.
Gestern berichtete Vatican News in mehreren Sprachen, daß Franziskus am kommenden Sonntag neun Priester für das Bistum Rom weihen wird. Die Diakone wurden in drei römischen Priesterseminaren ausgebildet. Sechs sind Italiener, je einer ist Rumäne, Brasilianer und Kolumbianer. Im vergangenen Jahr hatte Franziskus wegen des Coronavirus seinen Kardinalvikar damit beauftragt, die Priesterweihen vorzunehmen. In diesem Jahr weiht der Papst wieder selbst die Neupriester für seine Diözese.
Die Verwendung des Kathedra-Altars in den vergangenen Monaten wurde mit der geringen Zahl von Klerikern, Ordensfrauen und Vatikanmitarbeitern begründet, die zu den päpstlichen Zelebrationen zugelassen waren. Es gibt aber noch eine andere These, weshalb der Papstaltar schon so lange verwaist ist.
Am 27. Oktober 2019, kurz vor dem Auftreten des Coronavirus in Wuhan, stand bei der Eucharistiefeier zum Abschluß der Amazonassynode eine Opferschale des Pachamama-Kultes auf dem Papstaltar. Bei der Pachamama handelt es sich um eine angebliche lateinamerikanische Erdgottheit, die in Wirklichkeit eine New-Age-Erfindung der jüngsten Vergangenheit zu sein scheint. Diese Schale fiel nicht so auf, weil sie als Blumenuntersatz eingesetzt wurde. Zum Offertorium wurde sie dem Papst persönlich überreicht. Bei der Eröffnungsmesse zur Amazonassynode am 6. Oktober war der Pachamama-Götze selbst in den Petersdom gebracht und anschließend in feierlicher Prozession in die Synodenaula getragen worden.
Die Einbeziehung des Götzenbildes in die Amazonassynode und mehr noch ihre Aufstellung in Kirchen und Einbindung samt einer Opferschale in die Liturgie löste einen Skandal aus, den der Heilige Stuhl dadurch auszusitzen versuchte, indem dazu geschwiegen oder hanebüchene Ausreden präsentiert wurden wie jene, es handle sich bei der Figur um eine Mariendarstellung. Insgesamt irritierte ein ziemlich unehrlicher Umgang durch den Vatikan zahlreiche Gläubige. Ein beherzter österreichischer Katholik, Alexander von Tschugguel, holte die Pachamama-Figuren aus einer Kirche in der Nähe des Vatikans und entsorgte sie in den Tiber. Papst Franziskus ließ eine Carabinieri-Einheit die Figuren wieder aus dem Fluß bergen und bedauerte diese „Schändung“, ohne ein Bedauern über die Kirchenschändung durch den Pachamama-Götzen zu äußern.
Die massiven Proteste gegen diesen Horror missae ließen Santa Marta dann aber doch davon Abstand nehmen, die Pachamama bei der Abschlußmesse noch einmal zu zeigen. Über die Opferschale war ihr Kult dennoch gegenwärtig. Diese Schalen waren bereits am 4. Oktober verwendet worden, als in den Vatikanischen Gärten in Anwesenheit von Papst Franziskus ein seltsames Pachamama-Spektakel stattfand.
Die Annahme, es könnte ein Zusammenhang zwischen dem Götzenkult und der Nicht-Verwendung des Papstaltares bestehen, wird jedoch durch die Tatsachen widerlegt. Bereits am 17. November 2019 zelebrierte Franziskus zum Tag der Armen über der Confessio. Ebenso am 12. Dezember zum Gedenktag Unserer Lieben Frau von Guadalupe, am 15. Dezember, dem Gaudete-Sonntag, in der Heiligen Nacht, am Neujahrstag 2020, zu Dreikönig, am Sonntag, dem 26. Januar und ein letztes Mal am 1. Februar 2020 zu Mariä Lichtmeß. Erst dann brechen die Zelebrationen am Papstaltar ab. Die Unterbrechung dauert seit bald 15 Monaten an.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican.va/Vatican Media (Screenshots)