(Rom) Gestern ist in Rom der Großmeister und Fürst des Souveränen Ritter- und Hospitalordens des heiligen Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta verstorben. Giacomo Benedetto Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, der glanzlose 80. Großmeister des Malteserordens, war erst vor zwei Jahren gewählt worden. Nach schweren Turbulenzen. Damit ist das Ringen um den ältesten Ritterorden der Kirche wieder offen.
Der Malteserorden ist ein Völkerrechtssubjekt und damit eine Besonderheit im internationalen Spektrum. Seine Souveränität litt in jüngster Zeit allerdings unter massiven Eingriffen durch Papst Franziskus und das vatikanische Staatssekretariat. Das betrifft auch die Wahl des Verstorbenen. Im Jahr 2017 standen kurzzeitig zwei Brüder des Grafengeschlechts Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto an der Spitze von zwei der drei großen Ritterorden der Kirche: Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto als Großmeister und Fürst des Malteserordens und sein älterer Bruder Giuseppe Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto als General-Statthalter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.
Im Malteserorden ringen seit einigen Jahren zwei Fraktionen um die Ausrichtung des Ordens, die vereinfacht als „englische“ und „deutsche“ Fraktion bezeichnet werden.
Von 1988 bis 2017 standen zwei Briten an der Spitze des Ordens, der bald sein tausendjähriges Gründungsjubiläum begehen kann. Der Gründungsursprung als geistlicher Hospitalorden liegt im fernen Jahr 1048. 1099 wurde er im Zuge des Ersten Kreuzzugs unter seinem ersten Großmeister Gerhard Sasso zum Ritterorden. Als solcher wurde er 1113 von Papst Paschalis II. anerkannt. Der Orden ist ein souveränes Völkerrechtssubjekt. Ein eigener Staat, wenn auch fast ohne eigenes Staatsgebiet. Er zählt weltweit mehr als 13.000 Ritter und Damen, unterhält mit 107 Staaten diplomatische Beziehungen und betreibt 2000 humanitäre Projekte in 120 Staaten, für die er auf 120.000 Freiwillige und Mitarbeitern zählen kann. Der Jahreshaushalt liegt bei zwei Milliarden Euro.
Der Vertrauensbruch
Was jedoch zum Jahreswechsel 2016/2017 geschah, wird von einem Teil der Ritter als Staatsstreich gesehen. Der wie seine Vorgänger auf Lebenszeit gewählte 79. Großmeister und Fürst, Fra Matthew Festing, wurde am 24. Januar 2017 von Papst Franziskus zum Rücktritt gezwungen. Eine Forderung, der sich der Großmeister zwar theoretisch entziehen hätte können, nicht aber faktisch – nicht gegenüber dem Papst.
Ausgangspunkt war ein Vertrauensbruch zwischen ihm und dem Großkanzler des Ordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, dem führenden Vertreter der „deutschen“ Fraktion. Durch interne Untersuchungen hatte der Großmeister erfahren, daß das Hilfswerk des Ordens, Malteser International, unter der Leitung Boeselagers, oder zumindest mit seiner Duldung, in mehreren Entwicklungsländern an UNO-Programmen zur Förderung der „reproduktiven Gesundheit“ mitwirkte. Hinter dieser Chiffre verbirgt die internationale Abtreibungslobby ihre Agenda. Konkret ging es um Programme zur Verteilung von Verhütungsmitteln, was der Lehre der Kirche widerspricht. Ein weiterer Punkt waren undurchsichtige Aktionen im Zusammenhang mit einem Schweizer Treuhandkonto. Dabei ging es um einen Geldwert von 30 Millionen Schweizer Franken. Der Großmeister hatte dazu sogar eine Anzeige bei der Schweizer Staatsanwaltschaft erstattet.
Der Kardinalprotektor des Ordens, Raymond Burke, der seit 2014 das Amt eines päpstlichen Delegaten beim Orden innehat und für die geistliche Betreuung der Profeßritter zuständig ist, hatte Papst Franziskus am 10. November 2016 über die Gefahr einer freimaurerischen Infiltration im Orden sowie über die Verteilung von Verhütungsmitteln durch das Hilfswerk des Ordens in Kenntnis gesetzt. Franziskus verlangte ein entschiedenes und energisches Vorgehen dagegen. Der Kardinal wollte sich jedoch absichern und erbat schriftliche Anweisungen.
Das hatte seinen Grund: Der Kardinal war einst nach dem Papst der höchste Richter der Kirche. Zwei Jahre zuvor, Anfang November 2014, kurz nach Abschluß der ersten Familiensynode, war er von Papst Franziskus als Präsident der Apostolischen Signatur des Obersten Gerichtshofes abgesetzt und als Kardinalprotektor zum Malteserorden abgeschoben worden. Ein Amt mit Prestige, aber ohne Einfluß auf die Kirchenleitung. Anlaß für die Strafmaßnahme war der Widerstand des Kardinals gegen die päpstliche Linie zu den wiederverheirateten Geschiedenen.
Ende 2016 war der Kardinal in einer sehr schwachen Position. Im September des Jahres hatte Burke zusammen mit drei weiteren Kardinälen dem Papst Dubia (Zweifel) zum umstrittenen nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia übermittelt. Da Franziskus eine Antwort verweigerte, machten die Kardinäle im November desselben Jahres ihre Fragen öffentlich. Damit war Feuer am Dach, und die vier Unterzeichner waren zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt.
Am 1. Dezember 2016 erteilte Franziskus in einem Schreiben an den Kardinal Handlungsanweisungen für Großmeister Festing, „entschlossen“ gegen Infiltrationen vorzugehen. Wörtlich teilte Franziskus mit:
„Sollte sich das herausstellen, sind die Ritter, die eventuell Mitglieder solcher Organisationen, Bewegungen und Vereinigungen sind, aufzufordern, ihre Zugehörigkeit zurückzunehmen, weil diese mit dem katholischen Glauben und der Ordenszugehörigkeit unvereinbar ist.“
Und zur Verteilung von Verhütungsmitteln ließ er wissen:
„Es ist zudem besonders dafür Sorge zu tragen, daß bei den Initiativen und Hilfswerken des Ordens nicht Methoden und Mittel eingesetzt und verbreitet werden, die dem Moralgesetz widersprechen. Wenn in der Vergangenheit in diesem Bereich dieses Problem aufgetreten ist, so hoffe ich, daß es vollständig gelöst werden kann. Es würde mir ehrlich mißfallen, wenn einige hohe Offiziere – wie Sie selbst mir berichtet haben –, obwohl sie von dieser Praxis wußten, vor allem von der Verteilung von Verhütungsmitteln jeder Art, nicht dagegen eingeschritten sind, um dem ein Ende zu setzen.“
Großmeister Festing stellte, das Schreiben des Papstes in der Hand, Großkanzler von Boeselager am 6. Dezember 2016 im Beisein des Kardinalprotektors zur Rede. Es kam zu einem heftigen Konflikt, in dem Boeselager die Anschuldigungen bestritt. Kardinal Burke kommentierte im Februar 2017 den Zusammenprall zwischen Großmeister und Großkanzler mit den Worten:
„Wer die Verteilung von Verhütungsmitteln zuläßt, soll auch die Verantwortung dafür übernehmen.“
Boeselager tat das nicht. Es kam zum Bruch. Festing warf seinem Großkanzler vor, ihn hintergangen und die Lehre der Kirche mißachtet zu haben. Da Boeselager einen Rücktritt ablehnte, setzte ihn der Großmeister gemäß Ordensverfassung ab.
Die vatikanische Karte
Boeselager eilte in den Vatikan, um dagegen zu protestieren, was formalrechtlich irrelevant wäre, da der Malteserorden souverän ist. Die Realität sieht jedoch anders aus, da jeder Malteserritter auch Katholik ist, und als solcher dem Papst Gehorsam schuldet.
Der abgesetzte Großkanzler, mit dem vatikanischen Staatssekretariat gut vernetzt, ließ seine Beziehungen spielen. Das Staatssekretariat machte für ihn mobil und Papst Franziskus erinnerte sich plötzlich nicht mehr an seine Handlungsanweisung vom 1. Dezember. Das sei alles ein Mißverständnis gewesen, tadelte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin den Großmeister in einem Schreiben vom 21. Dezember 2016. Der Papst habe eine Haltung der ausgestreckten Hand und „Lösungen“ gewollt, aber „nie gesagt, jemanden zu verjagen!“
Am 22. Dezember setzte das Staatssekretariat im Namen von Franziskus eine Untersuchungskommission mit dem Auftrag ein, die Entlassung Boeselagers als Großkanzler zu untersuchen. Die Vorgehensweise wurde von Juristen mit Kopfschütteln aufgenommen: Ein souveräner Staat setzt eine Kommission ein, um die Absetzung des Regierungschefs eines anderen souveränen Staates auf seine Rechtmäßigkeit zu prüfen.
Mindestens drei von fünf Mitgliedern der Kommission waren persönliche Freunde und Geschäftspartner Boeselagers. Damit stand von vorneherein fest, was für ein Ergebnis gewünscht war. Das bestätigte sich auch in der Wortwahl: Der Vatikan sprach nicht von einem „Fall Boeselager“, sondern von einer „Krise in der Ordensleitung“.
Auch im Malteserorden verstand man: Plötzlich ging es nicht mehr um den Kopf des Großkanzlers, sondern des Großmeisters. Dieser ersuchte daher wiederholt, vom Papst in Audienz empfangen zu werden, um den Sachverhalt richtigstellen und die unglaublichen Vorgänge aufzeigen zu können, die sich abspielten. In Santa Marta stellte man sich jedoch taub. Der Großmeister ließ dem Papst schriftliche Stellungnahmen und Dokumente zukommen, die das Gesagte belegen sollten, während er der päpstlichen Untersuchungskommission „Befangenheit“ vorwarf. Kardinal Burke, immerhin Kardinalprotektor des Ordens, meinte dazu einige Monate später: Der „Interessenskonflikt“ einiger Mitglieder der vom Papst ernannten Untersuchungskommission „ist von Bedeutung für die Krise des Ordens, das muß sehr klar sein“. Es sei schon „sehr seltsam, daß drei [von fünf Mitgliedern der Untersuchungskommission] direkt in die Sache mit der Spende an den Orden involviert sind“, die die Absetzung des Großkanzlers zu untersuchen hatten und die Empfehlung aussprachen, ihn wieder einzusetzen. Zu den Millionen auf dem Schweizer Treuhandkonto gebe es keine Klarheit, wer der Spender sei, woher das Geld stamme, wie das Geld verwaltet werde, „und das ist nicht gut. Diese Dinge sollten geklärt werden“.
Der Historiker Roberto de Mattei schrieb am 11. Januar zum Verhalten von Papst Franziskus und des vatikanischen Staatssekretariats:
„Fassen wir zusammen: Für jene, die das Gesetz Gottes und das Naturrecht verletzen, gibt es Dialog und die ausgestreckte Hand. Für jene, die hingegen den Glauben und die katholische Moral verteidigen, steht der Knüppel des politischen Kommissars und der Untersuchungskommission schon bereit.“
Der päpstliche Putsch
Erst am Abend des 24. Januar ließ Franziskus den Großmeister zu sich. Die Begegnung verlief kurz und schmerzlich. Festing, der gehofft hatte, dem Papst Rede und Antwort stehen zu können, kam nicht zu Wort. Franziskus stellte ihn vor vollendete Tatsachen. Er verlangte vom Großmeister den Rücktritt, setzte Boeselager wieder als Großkanzler ein und hob alle Entscheidungen der Ordensregierung seit dem 6. Dezember auf. Die Souveränität des Ordens kümmerte Franziskus nicht. „Der Papst hat es so gefordert“, sagte Fra Festing nach der enttäuschenden Begegnung.
Kardinal Burke blieb formal zwar im Amt, wurde aber faktisch aller Aufgaben entblößt. Franziskus ernannte den damaligen Substituten des Kardinalstaatssekretärs, Angelo Becciu, zum Sonderdelegaten. Dieser übernahm anstelle von Burke die Vertretung des Papstes beim Orden. Die Bezeichnung verhüllte zudem nur notdürftig, daß er die Vollmachten eines Apostolischen Kommissars hatte.
Der Staatsstreich war vollzogen, und um einen solchen handelte es sich tatsächlich, denn der Malteserorden ist im Sinne des Völkerrechts ein souveräner Staat, der Großmeister und Fürst sein Staatsoberhaupt. Kardinal Burke sagte Anfang April 2017 in einem Interview zu den Ereignissen im Orden befragt:
„Es geschehen sehr seltsame Dinge.“
Am 29. April 2017 versammelte sich unter dem Vorsitz des päpstlichen Sonderdelegaten der Große Staatsrat des Ordens, um die Nachfolge zu klären. Drei Tage zuvor hatte sich Franziskus mit einem Brief an die Mitglieder des Staatsrats gewandt. In dem Schreiben wurden die Vollmachten Beccius bekräftigt, während eine Aufforderung, den Orden von Freimaurern zu reinigen, fehlte.
Dem abgesetzten Großmeister, obwohl Profeßritter des Ordens, hatte Erzbischof Becciu im Namen des Papstes die Teilnahme am Wahlkapitel untersagt. Ein weiterer rechtswidriger Akt unter vielen. Die Aufregung im Orden war so groß, daß Fra Festing im letzten Moment doch die Rückkehr nach Rom erlaubt wurde.
Die Wahl des Großmeisters kam aber nicht zustande. Dafür wurde der Großprior von Rom, Fra Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, für ein Jahr zum Statthalter gewählt.
Das Kartenhaus
Um unliebsame Presseberichte zum Schweigen zu bringen, hatte Boeselager im Frühjahr 2017 Anzeige gegen verschiedene Medien erstattet. Die Aktion, die offensichtlich zur Einschüchterung gedacht war, erwies sich jedoch als Bumerang. Das Landgericht Hamburg stellte fest, daß Boeselager für die Verteilung von Verhütungsmitteln in Krisengebieten verantwortlich war, und gegenteilige Behauptungen von ihm nicht der Wahrheit entsprachen. Das aber war der Hauptkonfliktpunkt im Streit mit dem Großmeister. Seither steht fest, daß Boeselager offenbar auch Papst Franziskus hintergangen hatte, Fra Festing mit der Entlassung des Großkanzlers im Recht, Papst Franziskus mit seiner Entlassung von Großmeister Festing aber im Unrecht war.
Wer aber hoffte, der Vatikan würde nach dem Urteil seine Position revidieren, sah sich schnell enttäuscht. Es waren vollendete Tatsachen geschaffen worden, und dabei blieb es. Neben den Fragen von Recht und Unrecht und Wahrheit und Lüge spielte offensichtlich ein weiterer Aspekt eine noch größere Rolle: Interessen. Damit sind nicht nur, aber auch die mysteriösen Millionen auf einem Schweizer Konto gemeint.
Henry Sire alias „Marcantonio Colonna“, selbst Malteserritter und Autor des aufsehenerregenden Buches Der Diktatorpapst, das im Herbst 2017 erschienen ist, äußerte darin einen Verdacht. Papst Franziskus habe möglicherweise bewußt zwei Seiten gegeneinander ausgespielt, um einen Machtkampf zu entfachen, zuzuspitzen und dann entscheiden zu können. Daß sich dabei auch unterschiedliche Positionen bezüglich der Morallehre gegenüberstanden und sich Franziskus auf die Seite der Laissez faire-Vertreter schlug, sei im Gesamtkontext kein Zufall. Echte Konservative und Traditionalisten riskieren bei Franziskus, über die Klinge springen zu müssen.
Der neue Großmeister
Am 2. Mai 2018 versammelte sich der Große Staatsrat erneut und konnte diesmal die Wahl vollziehen. Zum 80. Großmeister und Fürst wurde der bisherige Statthalter Fra Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto gewählt. Er wurde als Kompromißkandidat beworben: kein Engländer, kein Deutscher. Fra Dalla Torre war jedoch der Wunschkandidat der „deutschen“ Fraktion. Über die Wahl schrieb Franca Giansoldati am 4. Mai 2018 in der römischen Tageszeitung Il Messaggero:
„Eine Art von Palastverschwörung mündete in einer beispiellosen Einmischung durch den Vatikan, die zu Brüchen, Zweifeln und Mißtrauen unter den Rittern führte, ob der Übergang [die Absetzung von Großmeister Festing Ende Januar 2017] die Souveränität und Autonomie des Ordens verletzt habe. Der Zweifel trat auch am Mittwoch morgen auf, als 54 Wähler gerufen waren, den neuen Großmeister aus einem am Tag vorher bestimmten Dreiervorschlag (Fra Giacomo Dalla Torre, Fra Carlo Ippolito und Fra Pierre de Bizemont) zu wählen, als der Gesandte des Papstes, Msgr. Angelo Becciu, in der Villa Magistrale in die Versammlung platzte. Niemand hatte damit gerechnet, jedenfalls nicht für diesen Moment. Er überbrachte die päpstlichen Grüße, mahnte, jedes Pro und Contra genau abzuwägen und wünschte gute Arbeit. Dann folgte ein besonderer Dank an Dalla Torre für sein Wirken als Statthalter in dieser schwierigen Zeit. Der Eindruck einiger Ritter: Die Anwesenheit des päpstlichen Sondergesandten hatte ihrer Meinung nach den Zweck, auf indirekte Weise Druck auf die Wähler auszuüben.“
Die Malteser hatten wieder einen Großmeister, doch seit dem Sturz von Großmeister Festing ist der wirklich starke Mann im Orden Großkanzler Boeselager. Franziskus kann sich heute auf den Orden verlassen, da Boeselager ihm zu Dank verpflichtet ist. Henry Sire nennt solche Abhängigkeiten das bevorzugte Mittel von Papst Franziskus, „Loyalitäten“ zu schaffen und Personen an sich zu binden.
Der abschüssige Weg
Der Malteserorden wird seither mehr und mehr in eine humanitäre NGO umgebaut, huldigt der politischen Korrektheit und steuert in eine Identitätskrise. Boeselagers neue Agenda für den Orden lautet „Migration“, ein Thema, das Franziskus, der internationalistischen Linken und den globalistischen Eliten besonders kostbar ist.
Sogar die Homophilie ist 2019 beim altehrwürdigen Ritterorden angekommen. Sie findet sich zwar nicht auf der offiziellen Internetseite der Ordensleitung, aber auf jener des Großpriorats von Rom. In einer Presseschau tauchte ein Artikel der Tageszeitung La Repubblica auf, von der Papst Franziskus sagte, es sei die einzige Zeitung, die er regelmäßig lese. Der Artikel berichtet über ein römisches Comic-Festival über Frauenrechte und „Gender-Fragen“ aller sexuellen Neigungen, indem „neue Bilder von zeitgenössischen Heldinnen, lesbische Liebesgeschichten und Frauenfreundschaften“ geschaffen werden. Der studierte Philosoph und Psychologe Mauro Faverzani ergänzte:
„Dem fügen sich die Bekundungen einer uneingeschränkten und totalen Zustimmung zu den Aussagen von Papst Franziskus hinzu mit besonderer Berücksichtigung der ihm besonders wichtigen Themen. Sie sind Ausdruck eines wiedergefundenen Idylls nach den Stürmen, die vor wenigen Jahren stattfanden und zu einer ‚Revision‘ des Souveränen Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes führten.“
Am 10. Juni 2019 holte der ansonsten unscheinbare neu Großmeister Dalla Torre zum Schlag aus. Er untersagte jegliche liturgische Zelebration des Ordens in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus. Die Anordnung entspricht einem bedingungslosen Verbot des überlieferten Ritus auf allen Ordensebenen.
Maria Guarini, Generaldirektorin der Bibliothek des italienischen Kommunikationsministeriums und Theologin, schrieb auf ihrem Blog Chiesa e Postconcilio:
„Es handelt sich um eine Entscheidung, die eine immer verbreitetere neue Abneigung gegenüber dem überlieferten Römischen Ritus zeigt, und deren lapidare Motivation es ist, ‚dem Papst nicht zu mißfallen‘.“
Der Orden kam nicht wirklich zur Ruhe, denn die erreichte Ruhe war zum Teil erzwungen. Der englische Ordenszweig, eines von sechs Großprioraten, wird seit dem Putsch in Schach gehalten. Dabei gingen bis dahin aus ihm die meisten Berufungen hervor. Seit drei Jahren wird er „wie ein Aussätziger“ behandelt, so der Vatikanist Marco Tosatti im Juli 2019.
Noch deutlicher wurde Henry Sire in einem Kommentar. Er beschuldigte den neuen Großmeister Fra Giacomo Dalla Torre, „eine Marionette in der Hand der deutschen Fraktion“ zu sein. Mit wem man auch im Orden über den neuen Großmeister spricht, so Sire, alle sagen das Gleiche:
„Alle sagen, er ist ein sehr guter Mensch, er ist ein guter Ordensmann, aber…“
Tosatti ergänzte: „Wer ihn kennt, behauptet, daß viele seiner Entscheidungen nicht gerade seiner Linie entsprechen.“
Die Anspielung dürfte auch auf das Manifest für die Zukunft des Malteserordens gemünzt gewesen sein, das Boeselager anläßlich seiner Bestätigung als Großkanzler für weitere fünf Jahre vorlegte. Darin verkündete er den Dialog mit den Vertretern des Islams, den Einsatz gegen den Klimawandel, größere Aufmerksamkeit für die Rolle der Frau und die Harmonisierung der Normen für Profeßritter mit dem kanonischen Recht, ein Punkt, der eine tiefgreifende „Reform“ des Ordens zum Ziel hat, um dessen ständische Verfassung umzubauen (der Orden zählt drei Stände: Die Profeßritter wie Festing und Dalla Torre gehören dem Ersten Stand, Boeselager aber dem Zweiten Stand an). Großkanzler Boeselager und Großmeister Dalla Torre wußten, daß keine Rede davon sein konnte, daß alle im Orden eine solche Agenda gutheißen.
Gestern ist der Großmeister nach einer glanzlosen Amtszeit an der Spitze des ältesten Ritterordens im Alter von 75 Jahren in Rom verstorben. Der 80. Großmeister ist tot, während der 79. Großmeister noch lebt. Ein Großmeister wird, wie der Papst, auf Lebenszeit gewählt. Die Situation erinnert an die Parallele der beiden Päpste, und der nunmehrige Tod des amtierenden Großmeisters vor jenem des zurückgetretenen gilt für Teile des päpstlichen Hofstaates, auf den regierenden und den emeritierten Papst umgelegt, als Super-Gau.
Mit dem Tod von Großmeister Dalla Torre ist die Frage nach der Ausrichtung des Ordens wieder offen. Wer tritt seine Nachfolge an? Wer kann sich durchsetzen? Wie groß wird diesmal die Einmischung des Vatikans sein?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: SMOM/MiL/NBQ/GN (Screenshots)
Die Geschehnisse um den Malteserorden widerspiegeln im Grossen und Ganzen eine traurige und unrühmliche Entwicklung.
Es betraf den Orden der Franziskaner der Immakulata, die Familia Christi, die Priesterbruderschaft der Heiligen Apostel uswusf., auch die Katholiken in China, nein der ganzen Welt, die Hl. Eucharistie ist ebenfalls in Bedrängnis;
Blühendes und Fruchtbares wird zerschlagen!
Ab wann muss der Gehorsam gegenüber Gott und seinen Geboten mit Ungehorsam gegenüber den weltlichen Ordensträgern verteidigt werden?
Schlimm, dass sich diese Frage überhaupt stellt!
Beten, beten und nochmals beten, unbeirrt den Weg Jesu gehen und sich nicht mundtot machen lassen. Jesus sollte den Weg zum Kalvarienberg nicht alleine gehen müssen, es ist ein spiritueller Kampf.
Die Lichter des wahren Glaubens werden ausgelöscht, eines nach dem andern, die Dunkelheit gewinnt an Macht und viele geben ihr Öl auch noch freiwillig weg.
Wird Jesus noch wahren Glauben finden wenn er wiederkommt?
Werden die Lichter des Glaubens noch brennen?
Das leider gering geschätzte Gut wird achtlos auf- und an andere, erstickt, weggeben. Es sollte behütet werden, neu entfacht und hell brennend vermehrt und weitergetragen werden, damit die ganze Welt erhellt werden kann.