Neuauflage des Katakombenpaktes „für eine andere Kirche“

Konspirative Versammlung?


Der neue Katakombenpakt für eine andere Kirche. Am Altar steht Kardinal Claudio Hummes der die "Eucharistie des Pakts" zelebrierte.

(Rom) Zu den Begleit­ver­an­stal­tun­gen der Ama­zo­nas­syn­ode gehör­te am gest­ri­gen Sonn­tag eine Mes­se in den Domi­til­la-Kata­kom­ben, um mit einem neu­en Pakt an den Kata­kom­ben­pakt von 1965 anzuknüpfen.

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Am Ende des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils unter­zeich­ne­ten in der Basi­li­ka der hei­li­gen Nere­us und Achil­leus über den Kata­kom­ben rund 40 Kon­zils­vä­ter um Hel­der Cama­ra und Aloi­sio Lor­schei­der, bei­de aus Bra­si­li­en, den soge­nann­ten Kata­kom­ben­pakt für eine „Kir­che der Armen“. Unter­zeich­ner aus dem deut­schen Sprach­raum waren Juli­us Ang­erhau­sen, Weih­bi­schof von Essen, und Hugo Auf­der­beck, Weih­bi­schof von Erfurt. Der Pakt ver­sam­mel­te den lin­ken Rand des Kon­zils und wur­de zu einem star­ken Impuls für die mar­xi­sti­sche Befrei­ungs­theo­lo­gie.

Der Pakt ent­stand aus der Arbei­ter­prie­ster­be­we­gung her­aus im Kal­ten Krieg in einem Kli­ma, in dem nicht nur die Unter­zeich­ner der Über­zeu­gung waren, daß der Sieg des Sozia­lis­mus eine unauf­halt­sa­me, weil zwin­gen­de Ent­wick­lung sein wer­de. Sie streb­ten daher eine Alli­anz von Chri­sten­tum und Sozia­lis­mus an.

Der Befrei­ungs­theo­lo­ge Juan José Tama­yo bezeich­ne­te im Okto­ber 2016 den Kata­kom­ben­pakt ent­spre­chend als „revo­lu­tio­när“:

„Der im Novem­ber 1965 unter­zeich­ne­te ‚Kata­kom­ben­pakt für eine arme und die­nen­de Kir­che‘ war zur Gän­ze ein revo­lu­tio­nä­res Programm.“ 

Unter den Pon­ti­fi­ka­ten von Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. geriet der Pakt schnell in Ver­ges­sen­heit, da sie den mar­xi­sti­schen Ein­fluß auf die Kir­che zurück­dräng­ten. Unter Papst Fran­zis­kus wur­de er 2015 anläß­lich des 50. Jah­res­ta­ges sei­ner Unter­zeich­nung aber wie­der aus­ge­gra­ben und erhielt vor allem durch deut­sche Theo­lo­gen neue Sichtbarkeit.

Katakombenpakt 1 und 2: Wirklich "prophetische Stunden"?
Kata­kom­ben­pakt 1 und 2: Wirk­lich „pro­phe­ti­sche Stunden“?

Papst Fran­zis­kus emp­fahl im Som­mer 2014 den cha­ris­ma­ti­schen Gemein­schaf­ten in der Kir­che Hel­der Cama­ra als Vor­bild. setz­te ein kla­res Zei­chen der Sym­pa­thie, als er 2017 Msgr. Lui­gi Bet­taz­zi, den letz­ten noch leben­den Unter­zeich­ner des Pak­tes besuch­te. Paul VI. hat­te Bet­taz­zi auf Wunsch des pro­gres­si­ven Kon­zils­mo­de­ra­tors Gia­co­mo Kar­di­nal Ler­ca­ro 1963 zum Weih­bi­schof von Bolo­gna gemacht. 1966 beför­der­te er ihn zum Bischof von Ivrea. 

Bischof Bet­taz­zi mach­te nie ein Hehl aus sei­nen Sym­pa­thien für die poli­ti­sche Lin­ke, für die er auch wie­der­holt Stel­lung bezog. Im Wahl­kampf 1994, als erst­mals in der Geschich­te Ita­li­ens der Wahl­sieg der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei Ita­li­ens sicher schien, die sich kurz zuvor im Gefol­ge des Zusam­men­bruchs von Ost­block und Sowjet­uni­on, in Par­tei des Demo­kra­ti­schen Sozia­lis­mus umbe­nannt hat­te, sag­te Bettazzi: 

„Jesus war ein Progressiver“. 

2015 erklär­te Bettazzi: 

„Der Kata­kom­ben­pakt ist heu­te … Papst Franziskus.“

Die­se Linie hat­te 2014 bereits Kar­di­nal Wal­ter Kas­per aus­ge­ge­ben, als er in der eng­li­schen Aus­ga­be sei­nes Buches „Barm­her­zig­keit“ (deut­sche Erst­aus­ga­be 2012) über Papst Fran­zis­kus schrieb:

„Sein Pro­gramm ist in hohem Maße das, was der Kata­kom­ben­pakt war.“

40 Ama­zo­nas-Bischö­fe, Syn­oda­len der Ama­zo­nas­syn­ode, stell­ten sich gestern in den der Domi­til­la-Kata­kom­ben in die Tra­di­ti­on des Kata­kom­ben­pak­tes. Obwohl von einer „Erneue­rung“ des Pak­tes die Rede ist, unter­zeich­ne­ten die Syn­oda­len in Wirk­lich­keit einen neu­en Pakt mit dem Namen:

„Kata­kom­ben­pakt für das gemein­sa­me Haus. Für eine arme und die­nen­de, pro­phe­ti­sche und sama­ri­ta­ni­sche Kir­che mit Amazonas-Wurzeln“

Die Mes­se, zu der sie sich gestern in der Basi­li­ka der Domi­til­la-Kata­kom­ben ver­sam­mel­ten, nann­ten sie mehr­deu­tig die „Eucha­ri­stie des Pak­tes“. Haupt­ze­le­brant war Kar­di­nal Clau­dio Hum­mes, rang­mä­ßig seit Jah­ren die Haupt­fi­gur der Amazonas-Agenda.

Der neue Pakt besteht im Kern aus 15 Punk­ten, 15 Bekennt­nis­se, die einem For­de­rungs­ka­ta­log ent­spre­chen. Er ist eine Ankla­ge gegen die „Aggres­sio­nen eines kon­sum­fi­xier­ten Wirt­schafts­sy­stems“ und spricht sich für die UNO-Kli­maagen­da gegen die angeb­lich vom Men­schen ver­schul­de­te Erd­er­wär­mung. Kon­kret wird unter ande­rem die Nut­zung „öffent­li­cher Ver­kehrs­mit­tel wann immer mög­lich“ gefor­dert, was die Unter­drückung des Indi­vi­du­al­ver­kehrs zu impli­zie­ren scheint. Das sind aber nur Neben­säch­lich­kei­ten ange­sichts der For­de­run­gen, die in die Kon­sti­tu­ti­on der Kir­che und die Sakra­men­ten­ord­nung eingreifen.

Der neue Kata­kom­ben­pakt for­dert zudem eine „syn­oda­le Kir­che“, die fak­tisch eine demo­kra­ti­sche Kir­che sein sol­le, in der die Getauf­ten „Stim­me und Stimm­recht auf den Diö­ze­san­ver­samm­lun­gen“ haben und in allem mit­re­den kön­nen, was die Lei­tung der Gemein­schaf­ten betrifft.

Gedränge um den Altar: Moment der Unterzeichnung des Paktes
Gedrän­ge um den Altar: Moment der Unter­zeich­nung des Paktes

Im Punkt 10 wird die „drin­gen­de Aner­ken­nung der in den Gemein­schaf­ten [des Ama­zo­nas] bereits exi­stie­ren­den kirch­li­chen Ämtern“ gefor­dert, ohne näher ein­zu­ge­hen, was dar­un­ter zu ver­ste­hen sein soll.

Der näch­ste Punkt bringt erste Anhalts­punk­te: Die Gemein­schaf­ten sol­len nicht mehr eine „Besuch­s­pa­sto­ral“, son­dern eine „Prä­senz­pa­sto­ral“ erhal­ten, indem ihr „Recht auf die Mes­se des Wor­tes die Mes­se der Eucha­ri­stie“ in „allen Gemein­schaf­ten effek­tiv garan­tiert wird“. Die Anspie­lung ist ein­deu­tig auf den beklag­ten Prie­ster­man­gel im Ama­zo­nas gemünzt. Die „Prä­senz­pa­sto­ral“, wie die Berich­te meh­re­rer Cir­culi mino­res der Syn­ode zei­gen, soll durch Auf­he­bung des Zöli­bats und die Zulas­sung von ver­hei­ra­te­ten Män­nern zur Prie­ster­wei­he sowie von Frau­en zum Dia­ko­nat erreicht werden.

Auf letz­te­re For­de­rung spielt Punkt 12 des Pak­tes an, der die Aner­ken­nung der „rea­len Dia­ko­nie der gro­ßen Men­ge von Frau­en“ for­dert, „die im Ama­zo­nas heu­te bereits die Gemein­schaf­ten lei­ten“. Die Aner­ken­nung soll durch ein „ange­mes­se­nes Amt“ für die Frau­en, die Gemein­schaf­ten lei­ten, „kon­so­li­diert“ werden.

Damit soll der Ein­druck ent­ste­hen, man wür­de nur „kon­so­li­die­ren“, was bereits Rea­li­tät sei. Den Tat­sa­chen ent­spricht das aber nicht. Die „Kon­so­li­die­rung“ soll durch die Zulas­sung von Frau­en zum Wei­he­sa­kra­ment erfol­gen, etwas, das die Kir­che in ihrer gan­zen Geschich­te nie gekannt hat. Es geht daher nicht um eine bereits vor­han­de­ne Rea­li­tät, son­dern um etwas ganz Neu­es, das zudem ein Sakra­ment in sei­nem Wesen ver­än­dern soll.

Pakt für das gemeinsame Haus: konspirative Versammlung?
Pakt für das gemein­sa­me Haus: kon­spi­ra­ti­ve Versammlung?

Die „pro­phe­ti­sche“ Kir­che soll laut Pakt durch die „Ankla­ge von Unge­rech­tig­kei­ten“ zum Aus­druck kom­men sowie durch die „Ver­tei­di­gung der Erde“, der „Rech­te der Gerin­gen“ und der „Unter­stüt­zung der Migran­ten und Flüchtlinge“.

Die Unter­zeich­ner erklär­ten, die „Eucha­ri­stie des Pak­tes“ als „einen Akt der kos­mi­schen Lie­be“ zu fei­ern. Dazu wird der bis­her unbe­kann­te Begriff „paneu­cha­ri­stisch“ ein­ge­führt, der wie eine Ant­wort auf den Vor­wurf des Pan­the­is­mus klingt, der in den ver­gan­ge­nen Wochen gegen das Instru­men­tum labo­ris, zwei­fel­haf­te Begleit­ver­an­stal­tun­gen mit dem­de­mon­stra­ti­ven Her­um­rei­chen einer Frau­en­fi­gur, deren Bedeu­tung nicht geklärt ist, und die von man­chen als Abbild der indi­ge­nen Natur­gott­heit Pacha­ma­ma kri­ti­siert wird, sowie ins­ge­samt gegen die Ama­zo­nas-Agen­da erho­ben wurde.

Der aus einem Vor­spann, 15 Punk­ten und einem Nach­spann bestehen­de Pakt befaßt sich viel mit poli­ti­schen und „struk­tu­rel­len“ Fra­gen, die in ein reli­giö­ses Kleid gepackt sind. Eine wirk­lich reli­giö­se Dimen­si­on, die über eine Mysti­fi­zie­rung der „Armen“ im Sin­ne von sozi­al Schwa­chen hin­aus­geht, scheint dem Pakt hin­ge­gen zu fehlen.

Eine klei­ne Begriffs­sta­ti­stik kann dies verdeutlichen: 

Gott wird im Pakt vier­mal erwähnt, der Hei­li­ge Geist zwei­mal, Jesus Chri­stus nur ein­mal, die Tri­ni­tät ein­mal, die Got­tes­mut­ter in Form eines Zitats ein­mal, wäh­rend Begrif­fe, die mit Sinn und Ziel des Men­schen und sei­nes Lebens zu tun haben, zur Gän­ze feh­len wie See­le, Sün­de, Bekeh­rung, Ver­ge­bung, Heil, Ret­tung oder auch nur Chri­stia­ni­sie­rung oder Evangelisierung.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can Media/​Twitter/​Daniela Cannavina/​Nadia Pei­ra (Screen­shots)

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4 Kommentare

  1. Bit­te ihr unse­li­gen Katakomben-Spinner.
    Lest doch mal die Kon­zils-Doku­men­te, hier sind die Grund­la­gen für eine Kir­che, die ihr wollt.
    Was wollt ihr denn jetzt noch?
    Und noch eins, wer wird euch bei eurem Irr­sinn fol­gen, natür­lich kom­men, wenn alles Neu ist und viel Medi­en­rum­mel tönt, vie­le Sensationslustige.
    Aber was habt ihr außer Auf­lö­sung anzubieten?
    Selbst Gre­ta hat mehr Strin­genz in ihrem Umwelt-Wahn.
    Ganz ehr­lich, ihr kos­mi­schen Unter­zeich­ner habt eure Zukunft schon Licht­jah­re hin­ter euch, auf Deutsch ihr seid tot und wisst es nicht.
    Wie erbärmlich!

  2. Was für ein Unfug: Eine Kir­che „mit Ama­zo­nas-Wur­zeln“! Die Kir­che hat dort ihre Wur­zeln, wo ihr Grün­der, Jesus Chri­stus, der Sohn Got­tes, gelebt und gewirkt hat und für uns am Kreuz gestor­ben ist.

  3. Wenn man Mar­kus, Kapi­tel 12, v.a. 1–12 liest, dann kommt dies den aktu­el­len Gescheh­nis­sen in der Kir­che gleich/​nahe. Sie wol­len Chri­stus, den Sohn nicht mehr haben, um selbst bestim­men zu kön­nen. Doch hat Chri­stus deren Schick­sal schon genannt. Sofern Sie sich nicht bekeh­ren. Dafür soll­ten wir alle beten!

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