Papst schickt Nuntius zur Herbstversammlung der deutschen Bischöfe

Deutsche Bischöfe auf Konfrontationskurs


Deutsche Bischofskonferenz auf Konfrontationskurs: Was sagt der Apostolische Nuntius den Bischöfen?
Deutsche Bischofskonferenz auf Konfrontationskurs: Was sagt der Apostolische Nuntius den Bischöfen?

(Rom/​Berlin) In Ful­da hat heu­te die Herbst­voll­ver­samm­lung der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz begon­nen, die sich der­zeit mit ihrem „ver­bind­li­chen syn­oda­len Weg“ auf Kol­li­si­ons­kurs befin­det – sogar mit San­ta Marta.

Anzei­ge

Von heu­te bis zum 26. Sep­tem­ber tagen die Bischö­fe der sie­ben Kir­chen­pro­vin­zen der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land mit ihren 27 Bis­tü­mern samt den Weih­bi­schö­fen sowie der Exarch der grie­chisch-katho­li­schen Ukrai­ner. Die Stim­mung ist auf­ge­la­den, seit von Kar­di­nal Marx der Anspruch erho­ben wur­de, Deutsch­land wer­de einen „ver­bind­li­chen syn­oda­len Weg“ beschrei­ten und im Klar­text auch ohne Rom Ent­schei­dun­gen tref­fen. Die dahin­ter­ste­hen­de Agen­da ist radi­kal­pro­gres­siv und reicht von der Zöli­bats­auf­he­bung für die Prie­ster­wei­he über die Frau­en­or­di­na­ti­on bis zur Ände­rung der Morallehre.

Die pro­gres­si­ve Unge­duld, die in offe­ne Rebel­li­on umschlägt, ist auch eine Flucht nach vor­ne, nach­dem die Kir­che in Deutsch­land wegen sexu­el­ler Miß­brauchs­skan­da­le unter Druck gera­ten ist. Für den Zeit­raum 1946–2014 wur­den 1.670 kle­ri­ka­le Täter und 3.677 Opfer erfaßt. Trotz vor­lie­gen­der, empi­ri­scher Erkennt­nis­se will die Mehr­heit der Bischö­fe aber vor allem eines nicht: eine Kon­flikt mit der vor­herr­schen­den Mei­nung. Daher unter­läßt sie es, die Din­ge beim Miß­brauchs­skan­dal beim Namen zu nen­nen, kon­kret vor allem, daß das Haupt­pro­blem (min­de­stens 80 Pro­zent aller Miß­brauchs­fäl­le) von einer Min­der­heit homo­se­xu­el­ler Kle­ri­ker ver­schul­det ist. Da Homo­se­xua­li­tät der­zeit „in Mode“ ist und staat­lich pri­vi­le­giert wird, wol­len die Bischö­fe statt­des­sen die katho­li­sche Moral­leh­re ändern und unter ande­rem die Homo­se­xua­li­tät aner­ken­nen. An ent­spre­chen­den Wort­mel­dun­gen fehl­te es in den ver­gan­ge­nen Mona­ten nicht. 

Die Liste der Marx­schen Agen­da ist lang und umfaßt neben ver­hei­ra­te­ten Prie­stern, Frau­en­or­di­na­ti­on und „der Lebens­wirk­lich­keit ange­paß­ter“ Moral­leh­re auch eine Macht­ver­schie­bung Rich­tung Lai­en. Durch die auf lin­ker Sei­te so belieb­ten Struk­tur­re­for­men sol­len „Pfar­rei­en“ künf­tig von Lai­en gelei­tet wer­den und Prie­ster nur mehr bes­se­rer Ange­stell­te sein. „Ent­kle­ri­ka­li­sie­rung“ reimt sich dabei für man­che auf „Ent­ko­lo­nia­li­sie­rung“.

Die pro­gres­si­ven Posi­tio­nen konn­ten sich in den ver­gan­ge­nen 60 Jah­ren im deut­schen Sprach­raum fast unge­hin­dert aus­brei­ten. Die Bischofs­er­nen­nun­gen erfol­gen in vier­ter oder fünf­ter Fol­ge auf der Ebe­ne des klein­sten gemein­sa­men Nen­ners. Das bedeu­te­te, daß in der Regel „gemä­ßigt“ Pro­gres­si­ve aus­ge­wählt wur­den, da – so die Grund­li­nie salopp zusam­men­ge­faßt – auf die Kon­ser­va­ti­ven kei­ne spe­zi­el­le Rück­sicht zu neh­men war, wäh­rend die auf­müp­fi­gen Pro­gres­si­ven bei Lau­ne gehal­ten wer­den soll­ten. Die Kon­se­quenz war – Aus­nah­men bestä­ti­gen die Regel – daß von Bischofs­ge­ne­ra­ti­on zu Bischofs­ge­ne­ra­ti­on die Ach­se ein Stück wei­ter nach links ver­scho­ben wurde. 

Das offen­sicht­lich­ste Bei­spiel ist Kar­di­nal Rein­hard Marx, der macht­be­wußt – an histo­ri­schen Bei­spie­len dafür fehlt es nicht – unter Papst Bene­dikt XVI. sich wohl­ge­fäl­lig ver­hielt, doch unter Papst Fran­zis­kus sich zuneh­mend radi­ka­li­siert. Aus sei­ner Per­spek­ti­ve ver­hält er sich „ledig­lich“ nach dem Sprich­wort: „Das Hemd ist näher als der Rock“. Die Anpas­sung an die domi­nan­te Strö­mung in Poli­tik, Medi­en und Kul­tur der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land scheint wich­ti­ger als das fer­ne Rom. Auch das gab es bereits – mit schwer­wie­gen­den Fol­gen für die Kir­che, aber auch mit tie­fer Spal­tung für Staat und Volk. Vom See­len­heil ganz zu schwei­gen, doch davon spricht ohne­hin kaum mehr jemand.

Warnung an Santa Marta

Die Ankün­di­gung von Marx war eine War­nung an Fran­zis­kus, daß der Mehr­heit der deut­schen Bischö­fe der pro­gres­si­ve Umbau der Kir­che auch unter dem argen­ti­ni­schen Papst zu lang­sam vor sich geht. Vor allem ist es ein Wink mit dem Zaun­pfahl, soll­te die bevor­ste­hen­de Ama­zo­nas­syn­ode nicht end­lich Kern­punk­te der kirch­li­chen 68er-Bewe­gung ver­wirk­li­chen, die zwar für den Ama­zo­nas-Urwald beschlos­sen wür­den, in Wirk­lich­keit aber vor allem im deut­schen Sprach­raum umge­setzt wer­den sollen. 

Der Ama­zo­nas fließt neu­er­dings durch Öster­reich und Deutsch­land scheint der wirk­li­che Urwald gewor­den zu sein – zumin­dest in geist­li­cher Hinsicht. 

Rom reagier­te auf die deut­schen Dro­hun­gen mit einem Schrei­ben von Papst Fran­zis­kus an die deut­schen Bischö­fe. Dar­in wur­de klar­ge­stellt, daß deut­sche Son­der­we­ge, auch „syn­oda­le“, „ekkle­sio­lo­gisch nicht gül­tig“ sind. 

Den Vati­kan stö­ren vor allem die stän­di­gen Ein­mi­schun­gen des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken (ZdK), des­sen Katho­li­zi­tät von prak­ti­zie­ren­den Katho­li­ken seit län­ge­rem bezwei­felt wird. Marx küm­mert es nicht. Viel­mehr unter­zeich­ne­te er am 12. Sep­tem­ber mit dem ZdK-Vor­sit­zen­den Tho­mas Stern­berg eine gemein­sa­me Erklä­rung an Kar­di­nal Marc Ouel­let, den Prä­fek­ten der römi­schen Bischofs­kon­gre­ga­ti­on, daß der „syn­oda­le Weg“ fort­ge­setzt werde.

Am Tag danach, den 13. Sep­tem­ber wur­de Marx von Papst Fran­zis­kus in Audi­enz emp­fan­gen. Das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt lenk­te die Auf­merk­sam­keit sicher­heits­hal­ber auf Wirt­schafts­fra­gen. The­ma war aber die Unru­he der deut­schen Bischö­fe und des haupt­amt­li­chen Kir­chen­ap­pa­rats. Im Anschluß wur­de nur soviel durch Kar­di­nal Marx bekannt, daß es einen „kon­struk­ti­ven Dia­log“ gege­ben habe.

Apro­pos Unru­he: 500 Jah­re Refor­ma­ti­on, an die 2017 mit „viel Enga­ge­ment“ von Kar­di­nal Marx, der Mar­tin Luther als „bom­ba­sti­sche Gestalt“ bezeich­ne­te, und von Papst Fran­zis­kus gedacht wur­de, pro­vo­zier­te nicht unter den Luthe­ra­nern Unru­he für eine Rück­kehr zur Ein­heit, son­dern unter den deut­schen Bischö­fen – sie allein zäh­len kir­chen­recht­lich und staats­recht­lich, falls es hart auf hart kom­men sollte.

Die Herbst­voll­ver­samm­lung wird zum Moment der Kon­fron­ta­ti­on. Heu­te und in den kom­men­den Tagen sit­zen sich die rund 60 deut­schen Bischö­fe gegen­über. Die Ver­samm­lung in Ful­da wird dazu bei­tra­gen, die Ver­hält­nis­se in der Bischofs­kon­fe­renz abzu­klä­ren. Nicht nur Rom beob­ach­tet mit gro­ßer Aufmerksamkeit. 

Papst Fran­zis­kus ließ Marx & Co. schon Anfang Sep­tem­ber wis­sen, ohne sie zu erwäh­nen, daß er dafür bete, daß es zu kei­nem Schis­ma kom­me, daß er ein sol­ches aber auch nicht fürch­te. Der­glei­chen habe es schon vie­le in der Kir­chen­ge­schich­te gege­ben. Den Scha­den hät­ten die Gläubigen.

Laut Mit­tei­lung der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz ist für heu­te, den ersten Ver­samm­lungs­tag, eine Rede des Apo­sto­li­schen Nun­ti­us, Erz­bi­schof Niko­la Etero­vic, vor­ge­se­hen. Papst Fran­zis­kus läßt den deut­schen Bischö­fen gleich zu Beginn mit­tei­len, was sei­ner Mei­nung nach mach­bar ist und was nicht, bzw. was er sich von den deut­schen Bischö­fen erwar­tet und was nicht.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: DBK (Screen­shot)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

2 Kommentare

  1. Hof­fen wir das Beste. Libe­ral war die Röm.-Kath. Kir­che nie. Auch wenn sie mir die Miß­brauchs­fäl­le in Deutsch­land noch immer nicht genü­gend auf­ge­klärt hat, und der Vati­kan ob mit oder ohne Kar­di­nal Mül­ler alles ande­re zu tun zu haben scheint als Miß­brauchs­op­fern zu hel­fen, wäre der „Syn­oda­le Weg“ das Ende der RKK in Deutsch­land. Es gäbe dann nur noch eine Ev.-Luth. Kir­che die dem Staat dient, in des­sen poli­ti­schen Rei­hen sich ja schon genug von denen befinden.

  2. Lei­der scheint mir die­se gan­ze Akti­on viel zu spät zu kom­men. „das Kind ist schon mehr als in den Brun­nen gefal­len „. Ange­sichts der Mas­sen­wei­sen Aus­trit­te von ver­un­si­cher­ten , ent­täusch­ten „Gläu­bi­gen“ , die z.T. flucht­ar­tig die Kir­che ver­las­sen und sich nach anderen
    Viel­leicht über­zeu­gen­de­ren Heils­leh­ren umse­hen , und vor allem ange­sichts der vie­len neu­en Erkennt­nis­se in den Natur­wis­sen­schaf­ten, die es dem den­ken­den Men­schen zuneh­mend schwer machen ‚den Leh­ren der christ­li­chen Kon­fes­sio­nen Glau­ben zu schen­ken ‚hal­te ich es für schier unmög­lich, das Rad zurück­zu­dre­hen Und was wäre damit gewon­nen !??? Die Kir­che mag sich refor­mie­ren ‚Eini­ge Chri­sten blei­ben ihr treu, Die ande­ren Gesel­len si zu den vie­len, die ihren eige­nen Weg fin­den und ver­su­chen , sich nach ihrem eige­nen Gewis­sen zu rich­ten und ein gutes Leben zu führen

Kommentare sind deaktiviert.