Besorgnis in Lima – Kardinal Cipriani Thorne vor der Ablösung

„Ich fürchte, daß es schlecht ausschaut“


Der „Haß der Jesuiten“ gegen Kardinal Cipriani Thorne (Bild) ist groß.
Der „Haß der Jesuiten“ gegen Kardinal Cipriani Thorne (Bild) ist groß.

(Lima) Am ver­gan­ge­nen 28. Dezem­ber voll­ende­te Kar­di­nal Juan Luis Cipria­ni Thor­ne, der pro­fi­lier­te­ste Pur­pur­trä­ger Süd­ame­ri­kas, sein 75. Lebens­jahr. Seit­her herrscht im Erz­bis­tum die Sor­ge, daß er von Papst Fran­zis­kus bald eme­ri­tiert wird und sich die Nach­fol­ge­fra­ge stellt.

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Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne ist seit 1999 Erz­bi­schof von Lima und Pri­mas von Peru. Er ist auch der ein­zi­ge Pur­pur­trä­ger des Opus Dei, der noch ein Amt aus­übt und im Kon­kla­ve stimm­be­rech­tigt ist. Der zwei­te Kar­di­nal des Opus Dei, mehr gab es bis­her nicht, ist der Spa­ni­er Julián Kar­di­nal Her­ranz Casa­do, der an der Kurie wirk­te und bis 2007 Prä­si­dent des Päpst­li­chen Rates für die Inter­pre­ta­ti­on von Geset­zes­tex­ten war. Wegen sei­nes hohen Alters, Kar­di­nal Her­ranz wird im März 89, konn­te er bereits 2013 nicht mehr am Kon­kla­ve teilnehmen. 

Laut Infor­ma­tio­nen des spa­ni­schen Kolum­ni­sten Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña, der ein guter Ken­ner der katho­li­schen Kir­che in der his­pa­ni­schen Welt ist, soll die Eme­ri­tie­rung von Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne als Erz­bi­schof von Lima unmit­tel­bar bevorstehen. 

Der Kar­di­nal ist ein Mann der kla­ren Wor­te, womit er sich außer­halb und inner­halb der Kir­che nicht nur Freun­de mach­te. So bezeich­ne­te er die Abtrei­bungs­lob­by­isten der UNO als „Hero­dia­ner mit Kra­wat­te“ und sag­te, daß die Gen­der-Ideo­lo­gie „vom Groß­ka­pi­tal gelenkt wird“. Er pran­ger­te Zwangs­ste­ri­li­sa­tio­nen an, die „im Namen des Fort­schritts“ an Hun­dert­tau­sen­den von perua­ni­schen Frau­en durch­ge­führt wur­den. Jähr­lich führt er den Marsch für das Leben und die Fami­lie an, an dem 2016 gut 750.0000 Men­schen und 2017 sogar 1,5 Mil­lio­nen Men­schen teil­nah­men. Der Kar­di­nal sag­te damals in Rich­tung Ver­ant­wor­tungs­trä­ger in Peru, vor allem aber in Rich­tung der UNO und der Neo-Mal­thu­sia­ner: „Abtrei­bung ist kein Recht. Abtrei­bung ist Mord“.

Papst Franziskus gab deutlich zu verstehen, wen er dem Kardinal vorzieht

Bereits 2013 wur­de der Ver­such unter­nom­men, unter den geän­der­ten Ver­hält­nis­sen in Rom, Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne zu stür­zen. Dabei mach­te Papst Fran­zis­kus letzt­lich aber nicht mit. Dafür wur­de der Kar­di­nal durch die Neu­be­set­zun­gen von Bischofs­stüh­len inner­halb der Perua­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz isoliert.

Wäh­rend Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne mit Mühe und gro­ßem Ein­satz den Ein­fluß der mar­xi­sti­schen Befrei­ungs­theo­lo­gie in Peru zurück­dräng­te, traf sich Papst Fran­zis­kus bereits drei­mal mit Gustavo Gut­ier­rez, den „Vater der Befrei­ungs­theo­lo­gie“, und gra­tu­lier­te ihm zum Geburtstag.

Im Streit um die Päpst­li­che Katho­li­sche Uni­ver­si­tät von Peru gab Papst Fran­zis­kus unmiß­ver­ständ­lich zu ver­ste­hen, wel­che Sei­te er vor­zieht. Jah­re­lang kämpf­te Cipra­ni Thor­ne gegen Rebel­len, die sich der genann­ten Uni­ver­si­tät bemäch­tigt hat­ten. Der Kar­di­nal, der als Erz­bi­schof von Lima auch Groß­kanz­ler der Uni­ver­si­tät war, warf den Rebel­len vor, Posi­tio­nen zu leh­ren, die mit dem kirch­li­chen Lehr­amt unver­ein­bar sind. Unter Papst Bene­dikt XVI. wur­de der Uni­ver­si­tät nach einem lan­gen, gedul­di­gen, aber frucht­lo­sen Weg des Gut-Zure­dens die Bezeich­nung „päpst­lich“ und „katho­lisch“ aberkannt.

Doch kurz dar­auf wur­de Papst Fran­zis­kus gewählt und erlaub­te der Uni­ver­si­tät wie­der, sich „Päpst­li­che Katho­li­sche Uni­ver­si­tät“ zu nen­nen, ohne daß sich in der Füh­rung oder inhalt­lich an der Uni­ver­si­tät etwas geän­dert hat­te. Statt­des­sen wur­de Kar­di­nal Cipria­ni Thor­ne von Rom das Amt des Groß­kanz­lers ent­zo­gen. Der Vati­kan gab der Uni­ver­si­täts­füh­rung fak­tisch „grü­nes Licht, zur Ver­brei­tung von Häre­si­en“.

Spä­te­stens an die­ser Stel­le wuß­te der Kar­di­nal, nicht mehr auf Unter­stüt­zung aus Rom hof­fen zu dürfen.

Der mögliche Nachfolger

In Peru gibt es Stim­men, so Fer­nan­dez de la Cigo­ña, die sagen, daß der Nach­fol­ger des Kar­di­nals als Erz­bi­schof von Lima bereits fest­ste­he. Er wird wie folgt beschrieben:

„Es han­delt sich um einen Diö­ze­san­prie­ster von Lima, Schü­ler von Gustavo Gut­ier­rez und Freund der Füh­rung an der Päpst­li­chen Katho­li­schen Uni­ver­si­tät von Peru. 

Und um auch die ande­re Sei­te der Medail­le zusam­men­zu­fas­sen: Er ist total gegen die Linie von Cipria­ni.

Es ist ein Prie­ster, der wäh­rend der 20 Jah­re von Cipria­ni in Lima gegen den Bischof rebel­lier­te. Er nahm nie an den Exer­zi­ti­en oder Prie­ster­ver­samm­lun­gen mit dem Kar­di­nal teil. Er nahm nie an lit­ur­gi­schen Zere­mo­nien mit dem Kar­di­nal teil, wie Fron­leich­nam, Chri­sam­mes­se usw.“

Hin­ter der Ernen­nung des künf­ti­gen Erz­bi­schofs von Lima „ste­hen die Jesui­ten“, so die Quel­le, die Fer­nan­dez de la Cigo­ña die­se Infor­ma­tio­nen zukom­men ließ. Ein Jesu­it hal­te den direk­ten Kon­takt zu Papst Fran­zis­kus. und „setzt Bischö­fe in Peru ein und ab“. Der­zeit gibt es vier Bischö­fe im Anden­staat, die das 75. Lebens­jahr bereits über­schrit­ten haben, aber wei­ter­hin im Amt sind. „Der Haß gegen Cipria­ni“ sei bei den Jesui­ten aber sehr groß.

Fran­cis­co Fer­nan­dez de la Cigo­ña schreibt zu den Infor­ma­tio­nen aus Peru:

„Wir wer­den sehen, was am Ende her­aus­kommt, aber ich fürch­te, daß es schlecht ausschaut“.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: MiL

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