Von Wolfram Schrems*
Da wir uns hier schon öfter zum Thema Fatima geäußert, dieses aber seit einem kritischen Kommentar zum päpstlichen Weiheakt im Frühjahr des Vorjahres nicht mehr behandelt haben, seien einige aktuelle österreichische Vorgänge mit Fatima-Bezug dargestellt.
Weltapostolat von Fatima – Was sind die Früchte?
Wie man hören konnte, fand vom 31. August bis 3. September ein Treffen des World Apostolate of Fatima in Koclířov (Ketzelsdorf) in der Tschechischen Republik statt. Der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl nahm zumindest kurz daran teil. Das WAF ist das offizielle, vom Vatikan approbierte Fatima-Apostolat, Nachfolger der von John Haffert gegründeten Blauen Armee (wie das WAF in den USA noch immer heißt). Das WAF hält an der offiziellen römischen Linie fest: Im Jahr 2000 wurde das Dritte Geheimnis von der Glaubenskongregation vollständig enthüllt. Eine Erörterung des Offensichtlichen, nämlich daß die Botschaft von Fatima heutzutage vollkommen unwirksam ist, wird offenbar nicht durchgeführt, geschweige denn eine Diskussion um die Identität der ab 1967 der Öffentlichkeit präsentierten „Sr. Lucia“. Es ist also alles in bester Ordnung, aber beten schadet nicht: So oder so ähnlich wird man wohl die Position des WAF umschreiben können. Es scheint auch kein besonderer Eifer spürbar, was die Verbreitung der Botschaft von Fatima und die öffentliche Präsenz mit dem Rosenkranzgebet betrifft, zumindest was die österreichische Sektion des WAF betrifft. Dort hat man sich dem Vernehmen nach mehr auf Immobilienverwaltung verlegt als auf öffentliche apostolische Aktivitäten. Da in diesem Milieu ein falsch verstandener Gehorsam gegenüber der kirchlichen Obrigkeit herrscht, verweigert man entweder die Kenntnisnahme des Offensichtlichen, nämlich der Apostasie in der Kirchenhierarchie, oder aber deren freimütige Thematisierung in der Öffentlichkeit. Damit wird aber den Seelen nicht geholfen. Diese werden von Papst und Bischöfen verwirrt, aber keiner der offiziellen Fatima-Apostel rückt aus, um Klarheit zu schaffen.
Wien: Maria-Namen-Feier im Zeichen der EU-Propaganda
Am 9. und 10. September fand im Wiener Stephansdom die Maria-Namen-Feier des Rosenkranz-Sühnekreuzzuges um den Frieden der Welt (RSK) statt. Dieses einstige spirituelle Großereignis wurde von 1958 bis 2010 in der Wiener Stadthalle durchgeführt, aufgrund der einbrechenden Teilnehmerzahlen ab 2011 im Stephansdom. Gründer des RSK war der von der Fatima-Botschaft inspirierte Franziskaner P. Petrus Pavlicek (1902–1982), der ab 1947 hunderttausende Menschen zum Rosenkranzgebet auf die Straße brachte, unter ihnen die legendären ÖVP-Politiker Bundeskanzler Julius Raab und Außenminister Leopold Figl. Als 1955 die Sowjetunion (mitsamt den anderen Besatzungsmächten) völlig überraschend aus Österreich abzog, wurde das der Fürsprache der Gottesmutter zugeschrieben. Pater Pavlicek wurde im Zuge des Seligsprechungsverfahrens zum Diener Gottes erklärt. Auf diözesaner Ebene wurde der Prozeß bereits 2001 abgeschlossen. In der Zwischenzeit scheint sich nicht viel getan zu haben. Bemühungen, Pater Pavlicek und seine Botschaft etwa per Religionsunterricht oder kirchlichen Medien (Kirchenzeitungen, Radio Klassik/Stephansdom) unters Volk zu bringen, existieren offenbar nicht. Wer ein bißchen herumfragt, kann auch hören, daß Pater Pavlicek in seinen letzten Lebensjahren im Wiener Franziskanerkloster isoliert worden sei, junge Mitbrüder (es sei nach einer Angabe zu jener Zeit auch das Noviziat in Wien gewesen) hätten keine Erlaubnis gehabt, mit ihm zu sprechen. Diese Auskünfte können nicht bestätigt werden. Klar ist aber, daß Petrus Pavlicek im österreichischen Restkatholizismus heute keine Rolle spielt. Und wie um ihn auch noch postum zu verhöhnen, beschlossen die Organisatoren der heurigen Maria-Namen-Feier, als Redner den langjährigen Europaparlamentarier der Neuen Volkspartei und Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments Othmar Karas einzuladen. Karas ist, wie auf dieser Seite schon dargelegt, Mitglied der nach dem italienischen Kommunisten Altiero Spinelli benannten Spinelli-Gruppe. Das Abstimmungsverhalten der VP-Mandatare in heiklen Fragen zeigt, daß diese Partei das Vertrauen allfälliger christlicher Wähler schwer mißbraucht.1 Die Organisatoren der heurigen Maria-Namen-Feier beschlossen weiterhin, daß die Prozession mit der Fatima-Statue innerhalb des Domes durchgeführt wird. Der Stephansdom war in den vergangenen Jahren Veranstaltungsort homosexueller Propaganda. Im Stephansdom wurde im November 2018 die widerliche Aufführung Jedermann reloaded abgehalten. Der Stephansdom wurde entweiht, indem dort der allgemeinen Covid-Tyrannei folgend ab August 2021 für ein halbes Jahr eine Impfstraße eingerichtet wurde. Heuer wurde im Rahmen eines Gottesdienstes, dessen Motto Umweltschutz oder Klimawandel o. dgl. gewesen sein dürfte, in den Altarraum des Doms nach einem Augenzeugenbericht eine Mülltonne gebracht und dort inzensiert (!). Der Greuel der Verwüstung ist im Herzen der Kirche Österreichs angekommen. Die kirchliche Obrigkeit hat den Dom vielfach entweiht, neben den genannten Spektakeln durch unwürdige Messen, lächerliche Predigten und eitle Kleriker.
Das Lied der Linde hat auch einen Vers dazu:
Eine große Stadt der Schlamm verschlingt,
Eine and’re mit dem Feuer ringt,
Alle Städte totenstill,
Auf dem Wiener Stephansplatz wächst Dill.
Während seit Jahren ein Marianisches Sturmgebet als Prozession am Herz-Mariae-Sühnesamstag in der Wiener Innenstadt von der Malteserkirche zur Peterskirche geführt wird, die Laieninitiative Österreich betet das Rosenkranzgebet in die Öffentlichkeit bringt und die Lebensschützer von HLI Österreich und Jugend für das Leben (diese im Rahmen der internationalen Aktion 40 Tage für das Leben) vor den Abtreibungskliniken beten, weil das öffentliche Gebet mehr Kraft hat und ein Zeugnis und Mittel der Evangelisation ist, verkriechen sich die Hirten der Kirche im Stephansdom.
Aber es gab ein erfreuliches Kontrastprogramm:
Öffentliche Prozession zu Maria Namen in Wien
Weihbischof Alfonso de Galarreta von der Priesterbruderschaft St. Pius X. segnete am Sonntag, 10.09.23, in der Wiener Minoritenkirche die neuen Kirchenglocken und zelebrierte ein Pontifikalamt. Danach wurde eine Marien-Prozession durch die Innenstadt geführt. Einige hundert Teilnehmer waren gekommen, auch aus Oberösterreich und Kärnten. Es ist erstaunlich, daß der Berichterstatter weder bei diesem Umgang noch bei anderen Rosenkranz-Zügen in der Innenstadt feindselige Reaktionen zu sehen bekam, auch nicht von Moslems. (Das einzige Ärgernis waren einige junge Schwachköpfe, die in Unterhose bei der Dreifaltigkeitssäule am Graben standen und Schilder hochhielten, gemäß denen Nicht-Veganer Kinderschänder wären o. ä.) Da viele Passanten sofort ihre Mobiltelephone zückten und filmten, muß man annehmen, daß eine Prozession zu Ehren der Muttergottes ein lohnendes Motiv ist. Vielleicht äußert sich in dem (etwas manischen) Photographieren sogar spiritueller Hunger. Von den Amtsträgern der offiziellen Kirche wird dieser Hunger offenbar nicht gestillt.
Und auch im Westen Österreichs sind es hauptsächlich Laien, die das Gebet und die Sühne auf die Straße tragen:
Vorarlberg: Gebet fürs Leaba
In Bregenz fand ebenfalls am 10. September eine Kundgebung mit Rosenkranzgebet statt. Unmittelbarer Anlaß ist der Plan der Landesregierung (Volkspartei, Grüne), eine Abtreibungsmöglichkeit im Bregenzer Landeskrankenhaus einzuführen. Nach Angaben von Natalie Bayer-Metzler von der Plattform Leben Vorarlberg waren 115 Personen zu Prozession und Gebet in unmittelbarer Nähe zum Landeskrankenhaus gekommen, unter ihnen Priester und Ordensschwestern der in Thalbach/Bregenz ansässigen Gemeinschaft Das Werk und Schwestern vom Kostbaren Blut. Der zuständige Feldkircher Diözesanbischof Benno Elbs ließ sich jedoch bei den Bregenzer Kundgebungen nie blicken. Passanten äußerten sich gegenüber den Prozessionsteilnehmern dankbar, wie auch eine Anrainerin in der Nachbarschaft des Krankenhauses. Den Leuten paßt überhaupt nicht, daß dort ungeborene Kinder getötet werden sollen. Übrigens wurde festgestellt, daß das Gebet ausgerechnet an demjenigen Fußweg beim Landeskrankenhaus stattfindet, der nach der Widerstandskämpferin Maria Stromberger (1898–1957) benannt ist. Ist es nicht unsäglich, daß man den Widerstand gegen den Nationalsozialismus heutzutage so zelebriert, gleichzeitig aber in Barbarei verfällt?
Und noch etwas
Eine kleine positive Entwicklung gilt es auch zu nennen: Dem aufmerksamen Beobachter fällt seit wenigen Jahren auf, daß der Rosenkranz in Wien immer öfter in der Öffentlichkeit sichtbar ist, nicht als unpassendes um den Hals getragenes Schmuckstück junger Männer arabischer oder afrikanischer Herkunft, sondern auch in seiner eigentlichen Funktion: Auf der Straße und im öffentlichen Verkehrsmittel gibt es tatsächlich Rosenkranzbeter: die kroatische Dame, die am Sonntag früh in der U3 zur kroatischen Messe in der Kirche Zu den neun Chören der Engel fährt, aber auch Männer, auch junge, manche möglicherweise polnisch, andere einheimisch. Manche benützen einen vollständigen Rosenkranz, manche einen Rosenkranzring. Oft wirken die Betreffenden auf den ersten Blick nicht als typische Rosenkranzbeter, zumindest, wenn man klischeehafte Maßstäbe anlegt. Kann es sein, daß die Aufrufe der Initiatoren von Österreich betet und anderer Gruppen und Einzelpersonen da und dort doch fruchteten?
Resümee
Wichtig ist nach der Fatima-Botschaft (und schon nach alter Tradition) die Gewinnung des öffentlichen Raumes für Gott, das öffentliche Zeugnis und auch die stellvertretende Sühne. Beginnend mit der Covid-Tyrannei konstituierten sich einzelne Initiativen. Österreich betet ist seit dem Spätherbst 2021 an etlichen Standorten jeden Mittwoch präsent. Aber es sind im Vergleich zu den Zeiten von Pater Petrus Pavlicek viel zu wenige. Diesmal läßt die kirchliche Obrigkeit die Gläubigen im Stich. Sie macht nicht einmal den Versuch des Exorzierens des Bösen, das auf uns zurollt: neue Corona-Panik und mögliche Eingriffe in die Grundrechte, Gender-Ideologie an den Schulen (vom VP-geführten Unterrichtsministerium erzwungen), Massenimmigration und Destabilisierung des Landes.
Unsere Bitte daher, mit den Worten von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg in schwerer Zeit:
Gott schütze Österreich!
*Wolfram Schrems, Wien, Mag. theol., Mag. phil., kirchlich gesendeter Katechist, Pro Lifer, reiche Erfahrung mit der kirchlichen Obrigkeit und dem kirchlichen Apparat in Österreich, keine Illusionen über deren Zustand
Bild: worldfatima.com/de/Plattform Lebensrecht Vorarlberg (Screenshot)
1 Kathpress berichtet am 09.09.23 zum Auftritt von Othmar Karas das, was man ohnehin an Heuchelei und Propaganda erwarten konnte: „‘Die christlichen Werte weisen uns den Weg. Sie sind ein sicherer Kompass und die Antwort auf die Frage: Europa – wohin?‘ Das betonte der Erste Vizepräsident des Europaparlaments bei seinem Impulsvortrag im Rahmen der Feier und stellte dabei den Krieg Russlands gegen die Ukraine und die zahlreichen gemeinsamen Herausforderungen in Europa in das Zentrum seiner Ausführungen. ‚Europa ist im Krisenmodus‘ und es brauche das Engagement und das Verantwortungsbewusstsein aller. Deutliche Worte fand Karas zum Krieg an den Grenzen Europas: Es sei ein ‚barbarischer Angriffskrieg‘, ein ‚brutaler völkerrechtswidriger Vernichtungskrieg‘, den Russland seit dem 24. Februar 2022 gegen die Ukraine führe.
Europa und das Christentum seien ‚untrennbar verbunden‘, hielt der bekennende Katholik fest. Wenn man von Europa als Wertegemeinschaft spreche, dann sei damit in erster Linie auch das christlich-jüdische Wertefundament des Kontinents gemeint, betonte der EU-Parlamentarier. Ausdrücklich plädierte Karas dafür, die Komplexität der Welt ernst zu nehmen, und warnte vor populistischen Vereinfachungen.“
Da scheinen Bischöfe und Priester vom Hl. Geist verlassen zu sein. Es werden Ihnen bei Gericht die Augen geöffnet, zu spät.