Franziskus denkt nicht an einen Rücktritt, sondern plant schon wieder

Das zum System erhobene Chaos


Erstmals durften die behandelnden Ärzte den Medien über den Gesundheitszustand des Papstes berichten
Erstmals durften die behandelnden Ärzte den Medien über den Gesundheitszustand des Papstes berichten

(Rom) Das medi­zi­ni­sche Team, das den post­ope­ra­ti­ven Ver­lauf des Pap­stes über­wacht, berich­tet, daß Papst Fran­zis­kus flüs­sig ernährt wird. „Sei­ne hämo­dy­na­mi­schen und respi­ra­to­ri­schen Para­me­ter sind sta­bil. Der post­ope­ra­ti­ve Ver­lauf ist nor­mal.“ Gestern nach­mit­tag, am Fron­leich­nams­fest, emp­fing er die Eucha­ri­stie. Rund­her­um gibt es eini­ge Spe­ku­la­tio­nen und vor allem demon­stra­ti­ve Signale.

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Unter den vie­len Bot­schaf­ten der Ver­bun­den­heit wur­de der Papst vor allem von der Zunei­gung der Fami­lie des klei­nen Michel­an­ge­lo gerührt, der von Fran­zis­kus am 31. März bei einem Besuch in den Abtei­lun­gen für Kin­deron­ko­lo­gie und Kin­der­n­eu­ro­chir­ur­gie der Gemel­li-Kli­nik getauft wor­den war, die ihm ein Pla­kat mit Wün­schen für eine bal­di­ge Gene­sung schickte.

Papst Fran­zis­kus war am Mitt­woch in der Uni­ver­si­täts­kli­nik Gemel­li einer Lapa­roto­mie und einem Ein­griff der pla­sti­schen Chir­ur­gie unter­zo­gen wor­den. Wegen sei­ner Darm­pro­ble­me wur­de ihm die Bauch­decke geöff­net und eine Pro­the­se ein­ge­setzt. Die Ope­ra­ti­on, die am Abend ende­te, „ist gut verlaufen“.

Erst­mals durf­ten die behan­deln­den Ärz­te selbst gegen­über den Medi­en Stel­lung neh­men. Prof. Ser­gio Alfie­ri trat als erster vor die Pres­se­ver­tre­ter und sag­te nach der Ope­ra­ti­on: „Dem Hei­li­gen Vater geht es gut, er ist wach und auf­merk­sam.“ Gemeint war: Fran­zis­kus war nach der Auf­wach­pha­se aus der Nar­ko­se bei Bewußt­sein und ansprech­bar. Die Aus­sa­ge bezog sich auf nar­ko­se­be­ding­te Pro­ble­me nach dem Ein­griff von 2021.

Erst­mals war Fran­zis­kus gestern für die Fron­leich­nams­pro­zes­si­on ent­schul­digt. In den zehn Fron­leich­nams­fe­sten der ver­gan­ge­nen Jah­re sei­nes Pon­ti­fi­kats hat­te er die­ses Hoch­fest bewußt demon­tiert. Obwohl er sich bevor­zugt als „Bischof von Rom“ bezeich­net, zer­trüm­mer­te er genau die drei Momen­te im Kir­chen­jahr, in denen der Papst als Bischof von Rom in beson­de­rer Wei­se mit den Gläu­bi­gen sei­ner Diö­ze­se ver­bun­den ist: den Grün­don­ners­tag, die Fron­leich­nams­pro­zes­si­on und zeit­wei­se die Ehrung Mari­ens am 8. Dezem­ber.

Um sich für die Gene­sungs­wün­sche zu bedan­ken, tele­fo­nier­te Fran­zis­kus gestern nach­mit­tag mit Mar­ce­la del Rosa­rio Pario­na Bar­ce­na, der perua­ni­schen Mut­ter, deren Sohn Michel­an­ge­lo er im März getauft hatte.

Vatikan versucht Spekulationen vorzubeugen

Da es wegen des ange­schla­ge­nen Gesund­heits­zu­stan­des rund um sei­nen Kran­ken­haus­auf­ent­halt im März zu zahl­rei­chen Spe­ku­la­tio­nen, Hoff­nun­gen und Äng­sten über einen mög­li­chen Rück­tritt gekom­men war, wird die­ses Mal vorgebeugt. 

Fran­zis­kus selbst schür­te eini­ge Zeit die Rück­tritts­ge­rüch­te, aller­dings, wie sich zeig­te, ledig­lich zur Ver­wir­rung von Freund und Feind. Schließ­lich stell­te er im ver­gan­ge­nen Febru­ar klar, daß ein Papst „auf Lebens­zeit“ gewählt ist. Ein Papst lei­te die Kir­che „mit dem Kopf und auf den Knien“, so sei­ne For­mu­lie­rung, wobei der Teil mit den Knien wohl mehr sym­bo­lisch gemeint war. Fran­zis­kus woll­te damit sagen, daß er solan­ge regie­ren wer­de, wie es sein Kopf erlaubt. Einen gro­ßen Schreck hat­te ihm näm­lich die vor­über­ge­hen­de Ver­wir­rung ein­ge­jagt, unter der er nach der Voll­nar­ko­se von 2021 litt. 

Im Klar­text: Fran­zis­kus denkt nicht an einen Rück­tritt. Um das deut­lich zu machen, wird vom vati­ka­ni­schen Staats­se­kre­ta­ri­at eif­rig an den näch­sten Papst­rei­sen in der zwei­ten Jah­res­hälf­te gefeilt und dies der Öffent­lich­keit auch demon­stra­tiv mitgeteilt. 

  • Die erste geplan­te Rei­se soll Fran­zis­kus Anfang August zum Welt­ju­gend­tag nach Por­tu­gal füh­ren, wobei eine Pro­gramm­er­wei­te­rung vor­ge­se­hen ist, die einen Por­tu­gal-Besuch mit einschließt.
  • Ende August will Fran­zis­kus als erster Papst die Mon­go­lei besu­chen, ein Land, das vom tibe­ti­schen Bud­dhis­mus und Scha­ma­nen­tum geprägt ist und in dem sich die Chri­sten an weni­gen Hän­den abzäh­len las­sen. Wegen ihrer Lage kommt der Mon­go­l­ei­er­heb­li­che stra­te­gi­sche Bedeu­tung zu. Lan­ge Zeit ein­ge­hegt von zwei kom­mu­ni­sti­schen Groß­mäch­ten, gehört die Mon­go­lei zu einem der weni­gen Län­der der Welt, in denen die USA bis­her nicht Fuß fas­sen konnten.
  • Noch kurz vor dem Ein­griff vom Mitt­woch ver­si­cher­te Fran­zis­kus per­sön­lich dem Erz­bi­schof von Mar­seil­le, Kar­di­nal Jean-Marc Ave­li­ne, daß er Mit­te Sep­tem­ber in Mar­seil­le sein und bei die­ser Gele­gen­heit über Euro­pa, das Mit­tel­meer und die ent­schei­den­de Rol­le spre­chen wer­de, die die­se bei­den Räu­me bei der Bewäl­ti­gung der „glo­ba­len Migra­ti­ons­kri­se wegen des Kli­ma­wan­dels“ spie­len kön­nen. Ave­li­ne war 2019 von Fran­zis­kus zum Erz­bi­schof der fran­zö­si­schen Mit­tel­meer­me­tro­po­le ernannt und 2022 zum Kar­di­nal kre­iert worden.

Papst Fran­zis­kus will also wei­ter­hin auf der Kla­via­tur des glo­ba­li­sti­schen Estab­lish­ments spie­len, ohne selbst die gro­tes­ke­sten Kon­struk­te des glo­ba­li­sti­schen Nar­ra­tivs aus­zu­las­sen. Dabei brennt die Kir­che auch des­halb an zahl­rei­chen Ecken und Enden. 

Kar­di­nal Ave­li­ne mit Papst Fran­zis­kus im Moment der Kar­di­nals­kre­ierung 2022
  • Die Kir­che in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, wur­de von Fran­zis­kus – offen­bar als Dank für die Wahl­un­ter­stüt­zung – als Ramm­bock für den radi­kal­sten Pro­gres­sis­mus akzep­tiert. Dadurch ließ er sie unge­hin­dert bis an den Abgrund zum Schis­ma vorrücken. 
  • Die Kir­che in den USA ist tief gespal­ten zwi­schen Kon­ser­va­ti­ven und Pro­gres­si­ven, weil Fran­zis­kus durch sei­ne Ernen­nun­gen den pro­gres­si­ven Teil im US-Epi­sko­pat gezielt förderte. 
  • Die Homo-Seil­schaf­ten, unter­stützt von der glo­ba­len Homo-Lob­by, die ihrer­seits wie­der von homo­phi­len Mil­li­ar­därs­stif­tun­gen und den mäch­tig­sten west­li­chen oder west­lich kon­trol­lier­ten Insti­tu­tio­nen wie der US-Regie­rung, der EU und der UNO unter­stützt wer­den, drän­gen auf eine Über­nah­me der Kir­che, indem sie deren Moral­leh­re kip­pen und ihre Homo-Häre­sie eta­blie­ren wollen. 

Die Lage droht zuneh­mend unkon­trol­lier­bar zu wer­den, doch das scheint Fran­zis­kus nicht zu stö­ren. Er rief bei sei­ner ersten Aus­lands­rei­se, die ihn 2013 zum Welt­ju­gend­tag nach Bra­si­li­en führ­te, den jun­gen Men­schen völ­lig sinn­frei zu: „Macht Lärm, macht Wir­bel!“, kurz­um, sie soll­ten Cha­os erzeugen. 

In Fran­zis­kus rin­gen zwei Impul­se, einer­seits der dis­zi­pli­nier­te Jesu­it, ande­rer­seits der „Pro­phet des Cha­os“. 2016 hat­te der inzwi­schen ver­stor­be­ne deut­sche Phi­lo­soph Robert Spae­mann Fran­zis­kus vor­ge­wor­fen, „das Cha­os zum System“ gemacht zu haben.

Unter­des­sen wer­den den vati­ka­ni­schen Bemü­hun­gen zum Trotz die Namen von Berg­o­glia­nern her­um­ge­reicht, die als mög­li­che Nach­fol­ger von Fran­zis­kus gehan­delt wer­den. Unter ihnen fin­den sich der erwähn­te Fran­zo­se Ave­li­ne (Mar­seil­le), der Phil­ip­pi­ner Tag­le (Dik­aste­ri­um für die Evan­ge­li­sie­rung), der auf­grund sei­ner Mut­ter flie­ßend Chi­ne­sisch spricht, der Ita­lie­ner Zup­pi von der Gemein­schaft San­t’E­gi­dio (Bolo­gna), der sich der­zeit um eine Frie­dens­in­itia­ti­ve zwi­schen Kiew und Mos­kau bemüht und der in Mäh­ren gebo­re­ne Kana­di­er Micha­el Czer­ny SJ, dem aller­dings das Han­di­cap anhaf­tet, ein Jesu­it zu sein. Es scheint schwer denk­bar, daß die Kar­di­nä­le erneut einen Jesui­ten auf den Stuhl Petri wäh­len werden. 

Vor­erst steht fest, daß Fran­zis­kus im Gegen­satz zu sei­nem Vor­gän­ger die Wahl auf Lebens­zeit schon immer ernst genom­men hat.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanNews/​VaticanMedia (Screen­shots)

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