Am 27. März veröffentlichte die US-Zeitschrift The Remnant ein ausführliches Interview mit Msgr. Athanasius Schneider, Weihbischof von Astana. Er gehört zu den profiliertesten Bischöfen der katholischen Kirche. In diesem Interview nimmt er zum Umgang der Kirche mit dem Coronavirus Stellung. Die getroffenen Maßnahmen haben dazu geführt, daß erstmals in der Geschichte in weiten Teilen Europas keine öffentliche Messe zelebriert wird. Damit wurde eine Situation geschaffen, wie es sie in der Geschichte noch nie gab. Das Interview führte Diane Montagna, die während der Amazonassynode bei der täglichen Pressekonferenz mutig auch unliebsame Fragen stellte, darunter wiederholt nach den Pachamama-Figuren.
Diane Montagna: Exzellenz, welchen Gesamteindruck haben Sie von der Art und Weise, wie die Kirche mit der Coronavirus-Epidemie umgeht?
Bischof Schneider: Mein Gesamteindruck ist der, dass die allermeisten Bischöfe überstürzt und panisch reagierten, indem sie sämtliche öffentlichen Messen verboten und – was noch unverständlicher ist – Kirchen schlossen. Solche Bischöfe verhielten sich eher wie bürokratische Beamte und nicht wie Hirten. Indem sie sich zu ausschließlich auf all die Hygiene-Schutzmaßnahmen konzentrierten, haben sie den Blick auf das Übernatürliche verloren und den Vorrang des ewigen Heils der Seelen aufgegeben.
Diane Montagna: Die Diözese Rom setzte umgehend sämtliche öffentlichen Messen aus, um den Auflagen der Regierung nachzukommen. Bischöfe auf der ganzen Welt haben ähnlich reagiert. Die polnischen Bischöfe hingegen haben dazu aufgerufen, mehr Messen zu zelebrieren, damit die Besucherzahlen verkleinert werden. Wie beurteilen Sie die Entscheidung, öffentliche Messen auszusetzen, um der Verbreitung des Coronavirus vorzubeugen?
Bischof Schneider: Solange Supermärkte geöffnet haben und zugänglich sind und solange die Menschen die öffentlichen Transportmittel benutzen können, ist kein plausibler Grund erkennbar, die Menschen von der Teilnahme an der heiligen Messe in einer Kirche auszuschließen. Man könnte in Kirchen dieselben, ja sogar bessere Hygiene-Schutzmaßnahmen garantieren. Beispielsweise könnten vor jeder Messe die Bänke und Türen desinfiziert werden; jeder, der die Kirche betritt, könnte sich zuvor die Hände desinfizieren. Weitere, ähnliche Maßnahmen wären denkbar. Man könnte die Anzahl der Teilnehmer begrenzen und die Häufigkeit der Zelebrationen erhöhen. Wir haben ein inspirierendes Beispiel einer übernatürlichen Vision in Zeiten einer Epidemie in Tansanias Präsidenten John Magufuli. Präsident Magufuli, ein praktizierender Katholik, sagte am Sonntag, dem 22. März 2020 (am Laetare-Sonntag) in der Kathedrale St. Paul in Dodoma, der Hauptstadt von Tansania: „Ich sage noch einmal, liebe Mitchristen und auch Muslime: Habt keine Angst, hört nicht auf, euch zu versammeln, um Gott zu ehren und Ihn zu preisen. Deshalb haben wir als Regierung Kirchen oder Moscheen nicht geschlossen. Stattdessen sollen sie offenbleiben für die Menschen, damit sie Zuflucht bei Gott suchen können. Kirchen sind Orte, wo die Menschen wahre Heilung suchen, denn dort ist der wahre Gott anwesend. Habt keine Angst, Gott zu preisen und in der Kirche sein Angesicht zu suchen.“
Im Hinblick auf die Eucharistie sprach Präsident Magufuli auch folgende ermutigende Worte: „Das Coronavirus kann im eucharistischen Leib Christi nicht überleben; es wird sogleich hinweggebrannt. Genau aus dem Grund befiel mich keine Panik, als ich die heilige Kommunion empfing, denn ich wusste: Mit Jesus in der Eucharistie bin ich sicher. Dies ist eine Zeit, um unseren Glauben an Gott zu stärken.“
Diane Montagna: Meinen Sie, ein Priester kann es verantworten, eine private Messe zu zelebrieren, bei der nur wenige Gläubige anwesend sind, natürlich unter Wahrung der notwendigen Gesundheitsvorkehrungen?
Bischof Schneider: Es ist verantwortlich, verdienstvoll, und es wäre ein wahrhaft seelsorglicher Akt, natürlich vorausgesetzt, dass der Priester die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergreift.
Diane Montagna: Priester befinden sich in dieser Situation in einer schwierigen Lage. Einige gute Priester werden dafür kritisiert, dass sie den Anweisungen ihres Bischofs Folge leisten, öffentliche Messen auszusetzen (während sie weiterhin die private Messe feiern). Andere suchen nach kreativen Möglichkeiten, Beichte zu hören, gleichzeitig aber auch die Gesundheit der Leute zu schützen. Welchen Rat würden Sie Priestern geben, in dieser Zeit gemäß ihrer Berufung zu leben?
Bischof Schneider: Priester dürfen nicht vergessen, dass sie zuerst und vor allem Hirten unsterblicher Seelen sind. Sie sollen Christus nachahmen, der sagte:
„Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt, wenn er den Wolf kommen sieht, die Schafe im Stich und flieht – und der Wolf raubt und versprengt sie. Denn er ist ein Mietling, und an den Schafen liegt ihm nichts. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich“ (Joh 10,11–14).
Wenn ein Priester in vernünftigem Ausmaß die nötigen Gesundheitsvorkehrungen beachtet und diskret vorgeht, muss er den Anweisungen seines Bischofs oder der Regierung nicht gehorchen, die Messe für die Gläubigen auszusetzen. Solche Anweisungen sind rein menschliches Gesetz; das oberste Gesetz in der Kirche hingegen ist die Rettung der Seelen. Priester in einer solchen Situation müssen einfach sehr erfinderisch sein, um für die Gläubigen, und sei es für eine kleine Gruppe, die Feier der heiligen Messe und den Empfang der Sakramente zu ermöglichen. Darin bestand das seelsorgliche Verhalten sämtlicher Bekenner- und Märtyrerpriester in Zeiten der Verfolgung.
Diane Montagna: Ist Missachtung der Autorität, vor allem der kirchlichen Autorität, durch Priester denn überhaupt berechtigt (wenn beispielsweise einem Priester verboten wird, die Kranken und Sterbenden zu besuchen)?
Bischof Schneider: Wenn einem Priester von einer kirchlichen Obrigkeit verboten wird, die Kranken und Sterbenden zu besuchen, dann darf er nicht gehorchen. Ein solches Verbot ist Machtmissbrauch. Christus verlieh keinem Bischof die Macht, den Besuch der Kranken und Sterbenden zu verbieten. Ein echter Priester wird alles in seiner Macht Stehende tun, um einen Sterbenden zu besuchen. Viele Priester haben das getan, selbst wenn das bedeutete, dass sie ihr eigenes Leben in Gefahr brachten, sei es im Fall einer Verfolgung oder im Zusammenhang mit einer Epidemie. Wir haben in der Geschichte der Kirche viele Beispiele für solche Priester. Der heilige Karl Borromäus beispielsweise legte selbst die heilige Kommunion auf die Zunge sterbender Personen, die mit der Pest infiziert waren. In unserer Gegenwart haben wir das bewegende und vorbildlich-erbauliche Beispiel von Priestern, vor allem aus der Region Bergamo in Norditalien, die angesteckt wurden und gestorben sind, weil sie sich um die sterbenden Coronavirus-Patienten gekümmert haben. Ein 72-jähriger infizierter Priester starb vor wenigen Tagen in Italien, nachdem er das Beatmungsgerät, das er zum Überleben brauchte, einem jüngeren Patienten überlassen hatte. Die Kranken und Sterbenden nicht aufzusuchen – das ist ein Verhalten, das eher einem Mietling ansteht, nicht aber einem guten Hirten.
Diane Montagna: Sie haben die ersten Jahre Ihres Lebens in der sowjetischen Untergrundkirche verbracht. Welche Erkenntnis, welche Sichtweise würden Sie den gläubigen Laien mitteilen wollen, die nicht an einer heiligen Messe teilnehmen können und in einigen Fällen nicht einmal Zeit vor dem Allerheiligsten verbringen können, weil alle Kirchen in ihrer Diözese geschlossen wurden?
Bischof Schneider: Ich würde die Gläubigen dazu ermutigen, häufige Akte geistiger Kommunion zu vollziehen. Sie könnten die Texte der täglichen Messe und die ganze Messordnung lesen und betrachten. Sie können ihren heiligen Schutzengel aussenden, an ihrer Stelle Jesus Christus im Tabernakel anzubeten. Sie können sich geistigerweise mit allen Christen vereinen, die wegen ihres Glaubens im Gefängnis sind, mit allen kranken, bettlägrigen Christen, mit allen sterbenden Christen, die der Sakramente beraubt sind. Gott wird diese Zeit eines befristeten Entzugs der heiligen Messe und des Allerheiligsten mit vielen Gnaden erfüllen.
Diane Montagna: Kürzlich verkündete der Vatikan, dass die Osterliturgien ohne Gläubige gefeiert werden. Später präzisierte man, dass „Wege der Umsetzung und Teilnahme gesucht werden, die die Sicherheitsmaßnahmen respektieren, welche getroffen wurden, um der Verbreitung des Coronavirus vorzubeugen“. Wie beurteilen Sie diese Entscheidung?
Bischof Schneider: Vor dem Hintergrund des absoluten Verbots von Massenveranstaltungen durch die italienische Regierung kann man verstehen, dass der Papst die Liturgien der Karwoche nicht in Anwesenheit einer großen Anzahl Gläubiger zelebrieren kann. Ich meine, die Liturgien der Karwoche könnten vom Papst würdevoll und ungekürzt zelebriert werden, beispielsweise in der Sixtinischen Kapelle (so wie es die Päpste vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil gehalten hatten), unter Teilnahme des Klerus (Kardinäle, Priester) und einer Gruppe ausgewählter Gläubiger, die sich zuvor Hygiene-Schutzmaßnahmen unterzogen haben. Ein Verbot des Entzündens des Osterfeuers, der Segnung des Wassers und der Taufe in der Osternacht ist unlogisch; diese Handlungen verbreiten ja das Virus nicht. Eine fast krankhafte Angst hat den gesunden Menschenverstand und den Blick auf das Übernatürliche vernebelt.
Diane Montagna: Exzellenz, was offenbart uns der Umgang der Kirche mit der Epidemie des Coronavirus über den Zustand der Kirche, vor allem der Hierarchie?
Bischof Schneider: Er offenbart uns den Verlust des Blicks auf das Übernatürliche. In den letzten Jahrzehnten versanken viele Mitglieder der kirchlichen Hierarchie vor allem in säkularen, innerweltlichen und zeitlichen Angelegenheiten, und so wurden sie blind für übernatürliche, ewige Wirklichkeiten. In ihren Augen hatte sich der Staub von Beschäftigungen mit dem Irdischen angesammelt, wie es der heilige Gregor der Große einst formulierte (vgl. Regula pastoralis II, 7). Ihre Reaktion auf den Umgang mit der Coronavirus-Epidemie hat offenbart, dass sie dem sterblichen Leib mehr Bedeutung beimessen als der unsterblichen Seele der Menschen, dass sie die Worte unseres Herrn vergessen haben:
„Was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?“ (Mk 8,36)
Dieselben Bischöfe, die jetzt (zum Teil mit unverhältnismäßigen Maßnahmen) die Leiber ihrer Gläubigen vor dem Befall mit einem materiellen Virus zu beschützen versuchen, schauten sehenden Auges zu, dass das giftige Virus häretischer Lehren und Praktiken sich in ihrer Herde ausbreitete.
Diane Montagna: Kardinal Vincent Nichols sagte kürzlich, wenn die Coronavirus-Epidemie vorüber sei, werde es einen neuen Hunger nach der Eucharistie geben. Stimmen Sie dem zu?
Bischof Schneider: Ich hoffe, dass diese Worte sich im Verhalten vieler Katholiken bestätigen werden. Es ist eine verbreitete menschliche Erfahrung, dass die länger andauernde Vorenthaltung einer wichtigen Realität in den Herzen der Menschen eine Sehnsucht danach weckt. Das trifft allerdings natürlich nur auf die Personen zu, die an die Eucharistie wirklich glauben und sie lieben. Eine solche Erfahrung ist auch hilfreich, um tiefer über die Bedeutung und den Wert der heiligen Eucharistie nachzudenken. Vielleicht werden die Katholiken, die sich an das Allerheiligste so gewöhnt haben, dass sie es mit der Zeit als etwas Gewöhnliches, Alltägliches ansahen, eine geistige Bekehrung erfahren und die heilige Eucharistie in Zukunft als etwas ganz und gar Außergewöhnliches und Erhabenes verstehen und betrachten.
Diane Montagna: Am Sonntag, dem 15. März, begab sich Papst Franziskus zum Gebet vor der Ikone der Salus Populi Romani in Santa Maria Maggiore und vor dem wundertätigen Kreuz der Kirche San Marcello al Corso. Halten Sie es für wichtig, dass Bischöfe und Kardinäle ähnliche Akte des öffentlichen Gebets um ein Ende des Coronavirus vollziehen?
Bischof Schneider: Das Beispiel von Papst Franziskus möge viele Bischöfe zu ähnlichen Akten öffentlichen Zeugnisses für den Glauben und das Gebet ermutigen und zu konkreten Zeichen der Buße, mit denen Gott inständig angefleht wird, die Epidemie zu beenden. Man könnte Bischöfen und Priestern empfehlen, regelmäßig mit dem heiligen Sakrament in der Monstranz durch ihre Städte und Dörfer zu ziehen, begleitet von einer kleinen Anzahl von Klerikern oder Gläubigen (einem, zwei oder drei), je nach den Vorschriften der Regierung. Solche Prozessionen mit dem eucharistischen Herrn vermitteln den Gläubigen und Bewohnern den Trost und die Freude, dass sie in dieser Zeit der Drangsal nicht allein sind, dass der Herr wirklich mit ihnen ist, dass die Kirche eine Mutter ist, die ihre Kinder weder vergessen noch aufgegeben hat. Man könnte eine weltweite Kette von Monstranzen bilden, die den eucharistischen Herrn durch die Straßen dieser Welt tragen. Solche ganz kleinen eucharistischen Prozessionen, selbst wenn sie nur von einem einzigen Bischof oder nur einem Priester durchgeführt werden, könnten Gnaden körperlicher und geistlicher Heilung und Bekehrung erflehen.
Diane Montagna: Das Coronavirus brach in China aus, nicht lang nach der Amazonassynode. Einige Medien sind fest davon überzeugt, dass der Ausbruch die göttliche Vergeltung für die Pachamama-Vorkommnisse im Vatikan ist. Andere sind der Meinung, es sei die göttliche Strafe für die Vereinbarung des Vatikan mit China. Halten Sie diese Interpretationen für stichhaltig?
Bischof Schneider: Die Epidemie ist meiner Ansicht nach zweifellos ein göttliches Eingreifen, um die sündige Welt und auch die Kirche zu züchtigen und zu reinigen. Wir dürfen nicht vergessen, dass unser Herr Jesus Christus materielle Katastrophen als göttliche Strafen bezeichnet hat. So lesen wir beispielsweise:
„Einige kamen und berichteten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer mehr als alle anderen Galiläer Sünder gewesen sind, weil sie das erlitten haben? Nein, sage ich euch; doch wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle auf gleiche Weise umkommen. Oder meint ihr, jene achtzehn, auf die der Turm am Schiloach stürzte und sie erschlug, seien schuldiger gewesen als alle anderen Bewohner von Jerusalem? Nein, sage ich euch; doch wenn ihr nicht umkehrt, werdet ihr alle auf dieselbe Weise umkommen“ (Lk 13,1–5).
Die kultische Verehrung des heidnischen Pachamama-Idols im Inneren des Vatikan, mit der Zustimmung des Papstes, war mit Sicherheit eine schlimme Sünde der Treulosigkeit gegenüber dem Ersten Gebot des Dekalogs, es war ein Gräuel. Jeder Versuch, diesen Verehrungsakt zu verharmlosen, ist vor der großen Menge offensichtlicher Beweise und der Vernunft nicht haltbar. Ich meine, diese götzendienerischen Akte waren der Gipfelpunkt einer Reihe anderer Akte der Treulosigkeit gegenüber dem Schutz des göttlichen Glaubensgutes durch viele hochrangige Mitglieder der kirchlichen Hierarchie in den letzten Jahrzehnten. Ich habe keine absolute Gewissheit, dass der Ausbruch des Coronavirus eine göttliche Strafe für die Pachamama-Vorkommnisse im Vatikan ist, aber es ist auch nicht zu weit hergeholt, eine solche Möglichkeit zu erwägen. Bereits zu Beginn der Kirche tadelte Christus die Bischöfe („Engel“) der Kirchen von Pergamon und Thyatira wegen ihrem schweigenden Einverständnis mit Götzendienst und Ehebruch. Die Figur der „Isebel“, die die Kirche zu Götzendienst und Unzucht verführt (vgl. Offb 2,20), könnte man auch als Symbol unserer heutigen Welt sehen – mit der viele Verantwortungsträger in der heutigen Kirche flirten.
Die folgenden Worte Christi bleiben auch für unsere Zeit gültig:
„Darum werfe ich sie aufs Krankenlager, und alle die, die mit ihr Ehebruch treiben, stürze ich in große Bedrängnis, wenn sie nicht umkehren von ihrem Treiben. Ihre Kinder werde ich durch eine Seuche töten, und alle Gemeinden sollen erkennen, dass ich es bin, der Herz und Nieren prüft; und ich werde jedem von euch nach seinen Taten vergelten“ (Offb 2,22–23).
Christus drohte Strafen an und rief die Kirchen auf, Buße zu tun:
„Einiges habe ich gegen dich: Du hast dort Leute, die … die Kinder Israels dazu verführen, Götzenopferfleisch zu essen und Unzucht zu treiben. … Kehr also um! Sonst komme ich über dich und führe gegen sie Krieg mit dem Schwert meines Mundes“ (Offb 2,14–16).
Ich bin überzeugt, Christus würde dieselben Worte gegenüber Papst Franziskus und den anderen Bischöfen wiederholen, die die götzendienerische Verehrung von Pachamama zuließen und stillschweigend sexuelle Beziehungen außerhalb einer gültigen Ehe duldeten, indem sie den sogenannten „Geschiedenen und Wiederverheirateten“, die sexuell aktiv sind, erlaubt haben, die heilige Kommunion zu empfangen.
Diane Montagna: Exzellenz, Sie haben auf die Evangelien und auf die Offenbarung des Johannes verwiesen. Kann uns auch die Art, wie Gott an Seinem auserwählten Volk im Alten Testament handelte, Aufschlüsse über die gegenwärtige Situation geben?
Bischof Schneider: Die Coronavirus-Epidemie hat eine Lage innerhalb der Kirche geschaffen, die meines Wissens nach einzigartig ist: ein praktisch weltweites Verbot sämtlicher öffentlicher Messen. Zum Teil lässt sich das mit dem Verbot des christlichen Kults in fast dem gesamten römischen Reich in den ersten drei Jahrhunderten vergleichen. Die gegenwärtige Situation ist jedoch insofern beispiellos, als in unserem Fall das Verbot öffentlicher Gottesdienste von katholischen Bischöfen formuliert wurde, und das sogar zeitlich noch vor den entsprechenden staatlichen Verfügungen.
In gewisser Weise kann die gegenwärtige Lage auch mit dem Wegfall des Opfergottesdienstes im Tempel in Jerusalem während der babylonischen Gefangenschaft des auserwählten Gottesvolks verglichen werden. In der Bibel wurde göttliche Züchtigung als Gnade verstanden, man denke nur an folgende Worte:
„Glücklich ist der Mann, den Gott zurechtweist. Verschmähe nicht die Zucht des Allmächtigen! Denn wenn er verwundet, dann verbindet er auch; wenn er zerschmettert, heilen seine Hände“ (Hiob 6,17–18).
und
„Alle, die ich liebe, weise ich zurecht und nehme ich in Zucht. Sei also eifrig und kehr um“ (Offb 3,19).
Die einzig angemessene Reaktion auf Bedrängnis, Katastrophen, Epidemien und ähnliche Situationen – die alle Werkzeuge in der Hand der göttlichen Vorsehung sind, um die Menschen aus dem Schlaf der Sünde und der Gleichgültigkeit gegenüber Gottes Geboten und dem ewigen Leben aufzuwecken – ist Buße und aufrichtige Umkehr zu Gott. Im folgenden Gebet gibt der Prophet Daniel den Gläubigen aller Zeiten ein Beispiel für die geistige Ausrichtung, die sie einnehmen sollten und wie sie sich verhalten und beten sollten in Zeiten der Heimsuchung:
„Ganz Israel hat dein Gesetz übertreten, ist davon abgewichen und hat auf deine Stimme nicht gehört. … Neige, mein Gott dein Ohr und höre! Öffne deine Augen und sieh auf die Trümmer bei uns und auf die Stadt, über der dein Name ausgerufen ist. Denn nicht im Vertrauen auf unsere guten Werke unterbreiten wir dir unsere Bitten, sondern im Vertrauen auf dein großes Erbarmen. Herr, merke auf und handle! Mein Gott, um deinetwillen zögere nicht! Dein Name ist doch über deiner Stadt und deinem Volk ausgerufen“ (Dan 9,11; 18–19).
Diane Montagna: Der heilige Robert Bellarmin schrieb: „Sichere Zeichen für die Ankunft des Antichrist … die umfangreichste und letzte Verfolgung, und auch das öffentliche Opfer (der Messe) wird vollständig aufhören“ (The Prophecy of Daniel, S. 37–38). Was meinen Sie: Bezieht er sich damit auf das, was wir jetzt durchmachen? Ist das der Anfang der großen Züchtigung, die in der Offenbarung des Johannes angekündigt ist?
Bischof Schneider: Die gegenwärtige Situation bietet genügend triftige Gründe anzunehmen, dass wir am Beginn einer apokalyptischen Zeit stehen, zu der göttliche Züchtigungen gehören. Unser Herr bezog sich auf Daniels Prophezeiung:
„Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung, von dem der Prophet Daniel spricht, an heiliger Stätte stehen seht, bedenke es wohl, wer es liest“ (Mt 24,15).
Im Buch der Offenbarung heißt es, die Kirche werde eine Zeitlang in die Wüste fliehen müssen (vgl. Offb 12,14). Der fast vollständige Ausfall des öffentlichen Messopfers könnte als eine Flucht in eine geistliche Wüste interpretiert werden. Das Bedauerliche an unserer Situation ist der Umstand, dass viele Mitglieder der kirchlichen Hierarchie die gegenwärtige Situation nicht als Drangsal, als Züchtigung durch Gott verstehen, also als eine „göttliche Heimsuchung“ im biblischen Sinn. Auf viele Kleriker treffen inmitten der gegenwärtigen körperlichen und geistigen Epidemie diese Worte des Herrn zu:
„Du hast die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt“ (Lk 19,44).
Die gegenwärtige Situation einer „Feuerprobe“ (vgl. 1 Petr 4,12) muss vom Papst und den Bischöfen ernst genommen werden, auf dass es zu einer tiefen Umkehr der gesamten Kirche kommen kann. Wenn das nicht geschieht, dann wird die Botschaft der folgenden Geschichte von Søren Kierkegaard auch auf unsere gegenwärtige Lage anwendbar sein: „In einem Theater brach hinter den Kulissen ein Feuer aus. Der Clown kam auf die Bühne, um das Publikum zu warnen; sie meinten, es sei ein Witz, und applaudierten. Er wiederholte seine Warnung; daraufhin wurde der Applaus noch stärker. Ich glaube, genau so wird die Welt untergehen: beim allgemeinen Applaus von Schlauköpfen, die alles für einen Witz halten.“
Diane Montagna: Exzellenz, welcher tiefere Sinn liegt hinter dem allem?
Bischof Schneider: Die Situation einer öffentlichen Aussetzung der heiligen Messe und der sakramentalen heiligen Kommunion ist so einzigartig und ernst, dass man hinter all dem eine tiefere Bedeutung entdecken kann. Zu dieser Situation kam es rund fünfzig Jahre nach der Einführung der Handkommunion (im Jahr 1969) und einer radikalen Reform des Messritus (1969/1970) mit seinen protestantisierenden Elementen (Opferungsgebete) und seinem horizontalen, belehrenden Zelebrationsstil (improvisierte Elemente, Zelebration in einem geschlossenen Kreis und zum Volk hin). Die Praxis der Handkommunion hat in den vergangenen fünfzig Jahren zu einer teils unbeabsichtigten, teils aber auch beabsichtigten Entweihung des eucharistischen Leibes Christi in unerhörtem Ausmaß geführt. Über fünfzig Jahre lang wurde der Leib Christi (meistens unbeabsichtigt) vom Klerus und von den Laien in katholischen Kirchen weltweit mit Füßen getreten. Außerdem hat der Diebstahl geweihter Hostien in alarmierendem Ausmaß zugenommen. Die Praxis, sich die heilige Kommunion selbst mit den eigenen Händen und Fingern zu nehmen, ähnelt mehr der Geste, mit der man gewöhnliche Nahrung zu sich nimmt. Bei nicht wenigen Katholiken hat die Praxis der Handkommunion den Glauben an die Realpräsenz, an die Transsubstantiation und an das göttliche, erhabene Wesen der geweihten Hostie geschwächt. Die eucharistische Gegenwart Christi ist im Lauf der Zeit für diese Gläubigen zu einer Art heiligem Brot oder einem Symbol herabgesunken. Nun hat der Herr eingegriffen und fast alle Gläubigen der Möglichkeit beraubt, an der heiligen Messe teilzunehmen und die heilige Kommunion sakramental zu empfangen.
Die Unschuldigen machen diese Drangsal gemeinsam mit den Schuldigen durch, denn im Geheimnis der Kirche sind alle miteinander als Glieder verbunden:
„Wenn ein Glied leidet, leiden alle mit“ (1 Kor 12,26).
Die gegenwärtige Aussetzung der öffentlichen heiligen Messe und der heiligen Kommunion könnte vom Papst und von den Bischöfen als göttliche Zurechtweisung für die vergangenen fünfzig Jahre eucharistischer Frevel und Trivialisierungen und gleichzeitig als gnädiger Aufruf zu einer echten eucharistischen Bekehrung der gesamten Kirche verstanden werden. Möge der Heilige Geist das Herz des Papstes und der Bischöfe berühren und sie veranlassen, konkrete liturgische Normen zu erlassen, auf dass die eucharistische Verehrung in der gesamten Kirche geläutert und wieder zum Herrn hin ausgerichtet wird.
Man könnte vorschlagen, dass der Papst zusammen mit Kardinälen und Bischöfen in Rom einen öffentlichen Sühneakt für die Sünden gegen die heilige Eucharistie vollzieht sowie für die Sünde der Akte religiöser Verehrung der Pachamama-Figuren. Wenn die gegenwärtige Drangsal beendet ist, könnte der Papst konkrete liturgische Normen erlassen, in denen er die gesamte Kirche einlädt, sich bei der Zelebration wieder zum Herrn hinzuwenden, dass sich also Zelebrant und Gläubige während des eucharistischen Gebetes in dieselbe Richtung wenden. Außerdem sollte der Papst die Praxis der Handkommunion verbieten, denn die Kirche kann nicht einfach ungestraft weiterhin das Allerheiligste in der kleinen geweihten Hostie so minimalistisch und sorglos behandeln.
Das folgende Gebet des Asarja im Feuerofen, das jeder Priester während der Opferung in der Hl. Messe betet, möge den Papst und die Bischöfe zu konkreten Akten der Sühne inspirieren und zu Akten, mit denen die Ehre des eucharistischen Opfers und des eucharistischen Leibs des Herrn wiederhergestellt wird:
„Lass uns, Herr, im Geiste der Demut und mit zerknirschtem Herzen bei Dir Aufnahme finden; so werde unser Opfer heute vor Deinem Angesicht, auf dass es Dir wohlgefalle, Herr und Gott, denn die auf dich vertrauen, werden nicht zuschanden. Von nun an wollen wir von ganzem Herzen dir folgen, dich fürchten und dein Angesicht suchen. Lass uns nicht zuschanden werden, sondern verfahre mit uns nach deiner Milde und nach der Fülle deines Erbarmens. Errette uns entsprechend deinen Wundertaten, und verschaffe deinem Namen Ruhm, o Herr!“ (Dan 3,39–43, Septuaginta).
Bild: The Remnant
Das größte und wichtigste Ereignis für den Christen ist die kommende Karwoche, Gründonnerstag – Fußwaschung, Karfreitag – Kreuzigung, Karsamstag – Grabesruhe, Ostern – Auferstehung unseres Erlösers! Wir sollen das alles ohne die heiligen Sakramente erleben? Ohne Beichte? Ohne Palmweihe? Ohne heilige Eucharistie?
Die Bischöfe in D, A und der CH agieren als bloßer Appendix der Gesundheitsbehörden. Neben deren Duktus wurde auch deren Sichtweise bei der Frage der „Systemrelevanz“ öffentlicher Gottesdienste komplett übernommen: für das staatliche Gesundheitssystem irrelevant, daher zu untersagen. Die Hierarchie ist bereits derart im sozio-kulturellen Mainstream integriert, dass sie behördliche Verbote gar nicht erst abwartete, sondern „pro-aktiv“ selbst Gottesdienste untersagte. Offenkundig ist eine Kirche für diese Oberhirten lediglich ein überflüssiger Kontaminationsort.