(Rom) Papst Franziskus wird der Römischen Kurie eine neue Apostolische Konstitution geben. Sie soll die Organisation und Arbeit der Kurie im Sinne der Reformen von Papst Franziskus verbindlich neu regeln.
Die bisherige Konstitution über die Römische Kurie von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1988 wird damit ersetzt. In der Vergangenheit war bereits bekanntgeworden, daß sie Predicate Evangelium heißen wird. Nun nannte Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga weitere Details.
Kardinal Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa in Honduras, gehört zu den engsten Vertrauten von Papst Franziskus. Er koordiniert den C9-Kardinalsrat, der Franziskus in der Kurienreform berät. Obwohl der Kardinal im ersten Halbjahr 2018 schwer unter Beschuß geriet und Ende Juli sein Weihbischof zurücktreten mußte, fiel er bei Papst Franziskus nicht in Ungnade. In Rom heißt es, das bleibe auch so, „solange die New York Times nicht über ihn schreibt“. Die Anspielung ist auf den Entzug der Kardinalswürde von Theodore McCarrick gemünzt, die erst erfolgte, als das einflußreichste Tagblatt des linksliberalen Establishments über dessen Sexualleben berichtete.
Der C9-Kardinalsrat tagte zuletzt im Vorfeld des Anti-Mißbrauchsgipfels, der vom 21.–24. Februar im Vatikan stattfand. Der ursprünglich aus neun Kardinälen bestehende Kardinalsrat ist zuletzt auf sechs Purpurträger geschrumpft. Die Vertreter Afrikas und Südamerikas wurden von Franziskus aus Altersgründen entbunden, wobei er den Chilenen Errazuriz auch für das lange Debakel im Fall Barros verantwortlich machte. Kardinal Pell, der Vertreter Ozeaniens, wurde hingegen präventiv entbunden, wodurch Franziskus frühzeitig signalisierte, ihn fallenzulassen. Pell wurde in erster Instanz des sexuellen Mißbrauchs schuldig gesprochen. Die Verurteilung wurde vergangene Woche bekanntgemacht und sorgt für einige Empörung. Franziskus demütigte ihn noch mehr, indem er ihm – diesmal sogar wörtlich „präventiv“ – die Ausübung des Priestertums untersagte.
Pell, der enttäuscht von der Behandlung im Vatikan 2017 freiwillig in seine Heimat zurückkehrte, er hätte als vatikanischer Staatsbürger auch im Vatikan bleiben können, legte Berufung gegen das Urteil ein. Er verzichtete aber, gegen die Untersuchungshaft Einspruch zu erheben und ging offenbar enttäuscht über die Haltung von Papst Franziskus ins Gefängnis. Ein bemerkenswerter Schritt, da die Aussichten auf einen Freispruch im Berufungsverfahren nicht schlecht stehen sollten. Der Kardinal entzog sich zweimal demonstrativ der weltlichen Gerichtsbarkeit nicht. Mehr noch scheint er an seiner Person ein Exempel statuieren zu wollen, allerdings ein anderes als das Gericht erster Instanz und manche Kommentatoren meinen.
„Mehr Dokumente für die nationalen Episkopate“
Kardinal Maradiaga sagte in einem gestern veröffentlichten Interview mit der progressiven, spanischsprachigen Nachrichtenseite Religion Digital:
Frage: Wann kommt die Kurienreform?
Kardinal Maradiaga: Die Konstitution ist bereits fertig. Wir sind gerade dabei, sie in die verschiedenen Sprachen zu übersetzen. Danach wird sie zur Stellungnahme an die Bischofskonferenzen übermittelt und dann vom Papst promulgiert.
Frage: Könnten Sie uns einige Details nennen?
Kardinal Maradiaga: Erwarten Sie keine außergewöhnlichen Dinge. Es geht um viel Kurienreform. Es gab viele Dikasterien, die vereinheitlicht wurden, aber vor allem ist es der Geist der Konstitution. Früher wurde die Kurie als Pyramide betrachtet, mit dem Papst an der Spitze, der Kurie in der Mitte und den Bischofskonferenzen unten. Nun wird betont, daß die Kurie kein Machtkörper ist, sondern ein Dienst, der auch den Bischofskonferenzen dient, und es wird viel mehr Dokumente für die nationalen Episkopate geben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Religion Digital (Screenshot)