
(Berlin) „Lass Dir kein schlechtes Gewissen einreden!“ Mit diesem Flugblatt reagiert die Katholische Alternative für Deutschland in der AfD auf die Anti-AfD-Stellungnahmen von Kirchenvertretern, allen voran von Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz.
Der noch jungen Partei werden von Meinungsforschern gute Chancen zugesprochen, am kommenden 24. September erstmals in den Deutschen Bundestag einzuziehen. Die etablierten Parteien führen daher einen mehr oder weniger akzentuierten Anti-AfD-Wahlkampf. Gegen den Einzug macht auch eine breite Front von Medien, Gruppierungen und Interessenverbänden jener mobil, die an den aktuellen Verhältnissen und der herrschenden Machtverteilung nichts ändern wollen. Ziel der Anti-AfD-Kampagnen ist, ihren Wahlerfolg zumindest möglichst kleinzuhalten.
Je näher die Bundestagswahl rückte, desto lauter gingen erstaunlicherweise Kardinal Marx und die Deutsche Bischofskonferenz auf Distanz zur AfD. Im vergangenen Januar zog der Vorsitzende der Bischofskonferenz eine „Trennlinie zwischen Christen und AfD“. Die Formulierung erinnert an die „Exkommunikation“ von Donald Trump, damals Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur der Republikanischen Partei, durch Papst Franziskus. Dem heutigen US-Präsidenten, ein Presbyterianer, wurde im Februar 2016 von Franziskus, der bekanntlich „nicht urteilt“ („Wer bin ich, um zu urteilen“), sein Christsein abgesprochen.
Diesen päpstlichen Fußspuren folgte Kardinal Marx und unterstellte der AfD – und nur ihr – „grob zu vereinfachen“, weshalb „ein Christ“ in der AfD „eigentlich nicht dabei sein“ könne. Zur Begründung lieferte der Kardinal keinen Nachweis, daß die AfD der katholischen Lehre widerspricht, sondern einen linksliberalen Schlagwortkatalog: „Ausländerfeindlichkeit, Verunglimpfung anderer Religionsgemeinschaften, Überhöhung der eigenen Nation, Rassismus, Antisemitismus, Gleichgültigkeit gegenüber der Armut in der Welt“.
Im vergangenen März, sechs Monate vor der Bundestagswahl, war es dann soweit. Für die, die es noch nicht verstanden haben sollten, distanzierte sich die Deutsche Bischofskonferenz auf ihrer Frühjahrsvollversammlung ganz offiziell von der AfD – und wiederum nur von der AfD. Die Meinung der Bischöfe tat zum Abschluß der Vollversammlung erneut ihr Vorsitzender, Kardinal Marx, kund. „Die AfD ist nicht mit dem Glauben vereinbar“, weshalb die Partei für die Bischöfe „nicht wählbar ist“, ließ der Kardinal die Medienvertreter wissen.
Wählbar für die Bischöfe sind die CDU, die CSU, die FDP, die Grünen, die SPD, die Linke. Deren Partei- und Wahlprogramme bewegen die deutschen Bischöfe nicht, auch nicht deren mehr oder weniger offene Förderung der Abtreibung, der Euthanasie, der „Homo-Ehe“, der Gender-Ideologie, um nur einige Themen im Bereich der Ethik und der Gesellschaftspolitik zu nennen.
Der Zusatz von Kardinal Marx, die Bischöfe wollten mit ihrer Distanzierung „keine Wahlempfehlung abgeben und auch die AfD nicht stigmatisieren“, sollte offenbar als Griff in die rhetorische Trickkiste gedacht sein, wirkte aber wie Hohn.
Die AfD wirft dem machtbewußten Vorsitzenden der Bischofskonferenz seither vor, mit Blick auf die Bundestagswahlen als verlängerter Arm der Bundesregierung zu agieren. Er verstoße durch seine Kritik an der AfD – und nur an ihr – „gegen christliche Gebote“, so die AfD, indem er „ein falsches Zeugnis über andere gebe“ und dabei Falsches behaupte.
„Wen wählt der Christ und Katholik bei der kommenden Bundestagswahl?“
Diese Frage prangt nun auf dem Flugblatt, mit dem die Katholische Alternative für Deutschland auf die Ausgrenzung der AfD und die implizite Werbung von Kardinal Marx und anderer Kirchenvertreter für die etablierten Parteien reagiert.
Auf dem Flugblatt werden den katholischen Wählern sieben Fragen vorgelegt für den „Schutz von Ehe und Familie“ im Grundgesetz, für eine „christliche Leitkultur“ („auch für legale Migranten“), gegen die Frühsexualisierung der Kinder und den „Genderismus“, für das Subsidiaritätsprinzip der katholischen Soziallehre, für „Maß, Sittlichkeit und Rechtsstaatlichkeit“ in Gesellschaft und Politik, für die Meinungsfreiheit gegen „neototalitäre Gesetzgebung, Bevormundung durch die politische Korrektheit und Indoktrinierung der Mainstream-Medien“, für die „Sicherung von Deutschlands Zukunft“ gemäß Gemeinwohl und Amtseid des Bundeskanzlers („der Bundeskanzlerin“).
Den „beiden deutschen Kardinälen“, Kardinal Marx und Kardinal Woelki, die namentlich nicht genannt werden, wird vorgeworfen, zu diesen Fragen „keine eindeutige Meinung“ zu haben. Dem werden die Aussagen der Päpste Benedikt XVI. und Johannes Paul II. „über das Verhalten der Katholiken im politischen Leben“ entgegengehalten und drei programmatische Aussagen gemacht:
- „Abtreibung und Euthanasie: die Rechte des Embyros sind zu achten und zu verteidigen.
- Schutz und Förderung der Familie, die auf der monogamen Ehe zwischen Personen verschiedenen Geschlechts gründet.
- Schutz der Minderjährigen vor Frühsexualisierung und Genderismus.“
Mit einem Zitat von Johannes Paul II. folgt die Aufforderung an die Wähler: „Lass Dir kein schlechtes Gewissen einreden! Die AfD ist für Christen und Katholiken die einzige Alternative!“ und die Einladung an die Bürger, sich durch einen Blick in das Wahlprogramm der AfD „selbst eine Meinung“ zu bilden.
Text: Andreas Becker