Ab Februar 2024 wurde vom römischen Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung auf seiner Internetseite eine Liste seiner „Akten“ veröffentlicht. Die erste Liste betrifft das Jahr 2023, die zweite das erste Drittel des Jahres 2024. In diesen Listen sind die Dispensen aufgeführt, die gemäß Art. 3, § 2 des traditionsfeindlichen Motu proprio Traditionis custodes verschiedenen Ortskirchen gewährt wurden, um in Pfarrkirchen den überlieferten Ritus zelebrieren zu dürfen. Zur Erinnerung: Durch Papst Franziskus wurde mit Traditionis custodes im Juli 2021 die Zelebration des überlieferten Ritus in Pfarrkirchen generell untersagt. Nun gibt es dazu einen aufsehenerregenden Fall, der verdeutlicht, wie sehr Santa Marta an einer permanenten Demütigung jener interessiert ist, die an der Tradition festhalten.
Die genannten Ausnahmegenehmigungen werden jeweils auf zwei Jahre erteilt. Anschließend gibt es keine stillschweigende Verlängerung. Falls die Zelebrationen weiter gewünscht werden, muß erneut auf zwei Jahre angesucht werden. Die Tradition wird zum ewigen Bittsteller erniedrigt, ohne eine Rechtssicherheit erreichen zu können. Was das bedeutet, zeigt der Fall der Erzdiözese Melbourne.
In der vom Gottesdienstdikasterium im Mai veröffentlichten Liste für den Zeitraum Januar–April 2024 findet sich mit der Protokoll-Nr. 434/23 vom 25. Januar das Gesuch des Erzbischofs dieses australischen Erzbistums, in drei Kirchen der Erzdiözese Melbourne weiterhin nach dem Missale Romanum von 1962 zelebrieren zu dürfen. An allen drei Meßorten wurde die tridentinische Messe bereits bisher gefeiert.
Der dritte Meßort, neben den beiden Pfarrkirchen, um den Erzbischof Peter Comensoli ansuchte, war seine Bischofskirche. Die Überlegung des Erzbischofs, Rom werde der Bitte eines Erzbischof-Metropoliten, in seiner eigenen Kathedrale weiterhin im überlieferten Ritus zelebrieren zu dürfen, schon nicht abschlagen, erwies sich als Trugschluß. Dabei ist die Kathedrale seit 2011 wieder ständiger Meßort des alten Ritus.
Das von Kardinal Arthur Roche, einem erklärten Gegner des überlieferten Ritus, geleitete Gottesdienstdikasterium gewährte die Verlängerung für die beiden Pfarrkirchen, lehnte die Kathedrale als Meßort des überlieferten Ritus jedoch ab:
„Obwohl wir anerkennen, daß die Messe nach dem Missale Romanum von 1962 seit einiger Zeit in der Kathedralkirche gefeiert wird, sehen wir uns dennoch gezwungen, diesen Antrag abzulehnen.“
Die Nachrichtenagentur Zenit veröffentlichte die negative Antwort der römischen Behörde samt der ungewöhnlichen Begründung:
„Es erscheint nicht angemessen, daß die frühere Liturgie an dem Ort gefeiert wird, der als Beispiel für das liturgische Leben der gesamten Diözese dienen sollte. Die Kathedrale ist der erste Ort, an dem für die Feier der Liturgie die aktuellen liturgischen Bücher verwendet werden sollten, die der einzige Ausdruck der lex orandi des Römischen Ritus sind.“
Der traditionsfeindlichen Dialektik scheint Rom keine Grenzen zu setzen. Gezeichnet ist die Ablehnung von Msgr. Vittorio Francesco Viola, dem Sekretär des Dikasteriums.
Für die beiden Pfarrkirchen, denen die Verlängerung gewährt wurde, gilt diese nur für zwei Jahre. In der römischen Antwort wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es keine automatische Verlängerung gibt. Alle zwei Jahre muß, wenn gewünscht, in Rom gebettelt werden – mit ungewissem Ausgang, wie das Beispiel zeigt. Dem jeweiligen Ansuchen müssen für jeden Meßort einzeln Berichte „über die Zahl der Teilnehmer an diesen Messen enthalten und auch die Schritte aufzeigen, die unternommen wurden, um die an die bisherige Liturgie gebundenen Gläubigen zur Feier der Liturgie gemäß den durch Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils reformierten liturgischen Büchern zu führen, die den einzigen Ausdruck der lex orandi des römischen Ritus bilden“.
Kurzum: Santa Marta verlangt einen Nachweis, daß Aktionen gesetzt wurden, die Meßbesucher des überlieferten Ritus zur Teilnahme am neuen Ritus zu bewegen.
Priester wie Father Shwan Murphy, der im vergangenen Jahr zum Priester geweiht wurde und bisher in der Kathedrale die Heilige Messe im überlieferten Ritus zelebrierte, werden von Rom vor die Tür gesetzt, obwohl der zuständige Ortsbischof sich für sie einsetzt. Sein letztes Meßopfer in der Kathedrale im überlieferten Ritus zelebrierte er heute um 17:30 Uhr Ortszeit (9:30 Uhr Mitteleuropäischer Zeit). Die Entscheidung Roms kommentierte er gegenüber der Tageszeitung The Australian mit den Worten: „Die Kathedrale ist die Mutterkirche der Erzdiözese und als Mutter sollte sie alle ihre Kinder willkommen heißen.“
Erzbischof von Melbourne war einst Kardinal George Pell, dem übel mitgespielt wurde. Kurz vor seinem überraschenden Tod Anfang 2023 zeigt er sich überzeugt, daß das Motu proprio Traditionis custodes das Pontifikat von Franziskus nicht überdauern werde.
DICASTERIUM DE CULTO DIVINO
ET DISCIPLINA SACRAMENTORUM
_____Prot. N. 434/23
Vatikanstadt, 25. Januar 2024
Eure Exzellenz!
Das Dikasterium hat Ihr Schreiben vom 27. Juni 2023 erhalten, in dem Sie uns über die Maßnahmen informieren, die in Ihrer Diözese zur Umsetzung des Motu proprio Traditionis custodes ergriffen wurden. Darüber hinaus konnten Sie uns bei Ihrem Besuch in unseren Büros am 24. Januar weitere Einzelheiten mitteilen, wofür wir Ihnen sehr dankbar sind. Es ist evident, daß Sie sich bemüht haben, sicherzustellen, daß die Ortskirche in Melbourne die vom Heiligen Vater für die Weltkirche festgelegten Richtlinien befolgt. Sie haben um eine Reihe von Dispensen zu Art. 3 § 2 des Motu proprio gebeten, damit die Messe nach dem Missale Romanum von 1962 weiterhin in den Pfarrkirchen St. Michael’s in North Melbourne und St. Philip’s in Blackburn North sowie in der Kathedralkirche St. Patrick SU in East Melbourne gefeiert werden kann.
Nach sorgfältiger Prüfung der von Eurer Exzellenz angeführten pastoralen Gründe übermitteln wir Ihnen nun das Dekret, mit dem die Pfarrkirchen St. Michael und St. Philip für einen Zeitraum von zwei Jahren dispensiert werden. Wenn Sie nach Ablauf dieser Frist die Erlaubnis verlängern möchten, sollten Sie uns mit Ihrem Antrag eine weitere relatio zukommen lassen. Diese relatio sollte Angaben über die Zahl der Teilnehmer an diesen Messen enthalten und auch über die Schritte berichten, die unternommen wurden, um die an der bisherigen Liturgie hängenden Gläubigen an die Feier der Liturgie gemäß den durch das Zweite Vatikanische Konzil reformierten liturgischen Büchern heranzuführen, die den einzigen Ausdruck der lex orandi des römischen Ritus bilden. Das Apostolische Schreiben Desiderio desideravi des Heiligen Vaters über die liturgische Bildung des Volkes Gottes sollte bei dieser Aufgabe eine große Hilfe sein; in der Tat haben wir uns bei Ihrem Besuch gefreut zu hören, daß Sie bereits ein Seminar für Ihren Klerus über dieses wichtige Dokument abgehalten haben.
Obwohl wir anerkennen, daß in der Kathedralkirche seit einiger Zeit die Messe nach dem Missale Romanum von 1962 zelebriert wird, sehen wir uns dennoch gezwungen, diesen Antrag abzulehnen. Es ist nun angebracht, daß die vom Heiligen Vater festgelegte Richtung in diesem besonderen Fall sorgfältig befolgt wird.
Wir erinnern Euer Exzellenz lediglich an all das, was in Nr. 42–54 des Caeremoniale episcoporum über die Bedeutung der Kathedralkirche gesagt wird, sowie in Nr. 119ff über die Stationsmessen des Diözesanbischofs. Diese wird beschrieben als „der herausragende Ausdruck der Ortskirche […], wenn der Bischof als Hohepriester seiner Herde die Eucharistie feiert, und besonders, wenn er sie in der Kathedrale zelebriert, umgeben von seinem Presbyterkollegium und seinen Amtsträgern und unter voller und aktiver Beteiligung des ganzen heiligen Volkes Gottes“. Es erscheint daher nicht angemessen, daß die frühere Liturgie an dem Ort gefeiert wird, der als Beispiel für das liturgische Leben der ganzen Diözese dienen soll. Die Kathedrale ist der erste Ort, an dem für die Feier der Liturgie die aktuellen liturgischen Bücher verwendet werden sollten, die der einzige Ausdruck der lex orandi des Römischen Ritus sind.
Eine mögliche Lösung für die Gläubigen, die an dieser Messe in der Kathedralkirche teilnehmen, und ein weiterer Schritt auf dem vom Heiligen Vater aufgezeigten Weg wäre es, für sie die Messe in lateinischer Sprache nach dem Missale Romanum editio typica tertia (2008) an demselben Altar feiern zu lassen, an dem derzeit die Messe nach dem Missale Romanum von 1962 gefeiert wird. Dies wäre ein konkretes Zeichen Ihres Wunsches, die einzigartige lex orandi des Römischen Ritus in vollem Umfang zu übernehmen, und eine Gelegenheit für Sie als Hauptliturgiker der Diözese, zusammen mit dem Pfarrklerus eine gründliche Katechese und Ausbildung über die spirituelle Tiefe und den Reichtum des erneuerten Meßbuches sicherzustellen.
Wenn dieser Vorschlag für diese Gruppe nicht annehmbar ist und wenn es keine anderen Kirchen außer der Pfarrkirche gibt, die ein geeigneter Ort für die Feier dieser Messe wären, dann können wir auf Ihre Bitte hin die Nutzung einer anderen Pfarrkirche in der Stadt Melbourne genehmigen, die als Ort für die Feier der Messe nach dem Missale Romanum von 1962 dienen könnte.
Wir danken Eurer Exzellenz für die Schritte, die Sie unternehmen, um die ordnungsgemäße Umsetzung des Motu proprio zu gewährleisten, und wir sind uns der Herausforderungen bewußt, die mit dieser Aufgabe verbunden sind. In seinem Brief an die Bischöfe der ganzen Welt anläßlich der Veröffentlichung von Traditionis custodes hat der Heilige Vater jedoch in Ausübung seines Amtes im Dienste der Einheit und unter Aussetzung der von seinen Vorgängern gewährten Befugnis jeden Bischof gebeten, „diese Last mit ihm zu teilen als eine Form der Teilnahme an der den Bischöfen eigenen Sorge für die ganze Kirche“. Wir versichern Ihnen, daß wir Ihnen für jede weitere Anfrage in dieser Hinsicht zur Verfügung stehen.
Mit all meiner Zuneigung und meinen guten Wünschen sende ich Ihnen meine Grüße,
Mit brüderlichen Grüßen in Christus
✠ Vittorio Francesco Viola, O.F.M.
Erzbischof Sekretär
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Catholic Arena/The Australian (Screenshots)
Auch für diese Heuchelei werden sich Mr Roach und seine Schergen vor Ihrem Richter zu verantworten haben. Wir sollten sie bedauern und für sie beten.
Je mehr die Tradition verdrängt wird, je mehr breitet sich das Übel in der Welt aus! So fällt es mir jedenfalls auf! Wer die Tradition zum Bittsteller macht, der degradiert auch unseren Heiland dazu! Der ehrwürdige Erzbischof Marcel Lefebvre hatte schon recht, man hat unseren Herrn Jesus Christus entthront und will Gott diktieren wie Er gefälligst zu gehorchen habe… Was für eine Frechheit!
Aber dieser Unfug wird nicht ewig währen! Gott wird diesem Treiben schon Einhalt gebieten und die Tradition wieder an ihren rechtmässigen Platz stellen! Bis dahin müssen wir unser Kreuz liebend tragen und uns am Pfarrer von Ars ein Vorbild nehmen!
Welche Angst muss das modernistische Rom vor Andacht und ehrfürchtigem Kommunionempfang haben.
ok, jetzt gibt es kein Geld mehr.…
Man sollte doch den Herrn dafür veramtwortlich machen, der die Tradition unterdrücken will und nicht seine Helfershelfer und das ist niemand anders als Papst Franziskus, der Durcheinanderbringer. Die Verwirrung, die er seit Beginn seines Amtes gestiftet hat, ist riesig. Heute sagt er dies, morgen das Gegenteil. Das Papstamt aber braucht eine klare Linie und ist nicht für Chaoten geschaffen worden, er gibt ja selber zu, dass er ein Durcheinander stiftet, das macht er sicher auch mit Absicht, um die Kirche langfristig in seinem Sinne zu ändern.