(Rom) Papst Franziskus verwirft den Gedanken eines möglichen Rücktritts – falls er einen solchen je hegte. Dabei war es Franziskus selbst, der am Beginn seiner Amtszeit ein „kurzes Pontifikat“ voraussagte.
Auf dem Rückflug von Südkorea im August 2014 und in seinem ersten Interview, das er Valentina Alazraki (Televisa, Mexiko) gab, sprach er von „drei, vier Jahren“ und deutete damit die Möglichkeit an, wie sein Vorgänger Benedikt XVI. zurückzutreten. In den folgenden Jahren korrigierte Franziskus dieses Ansicht schrittweise durch kleine Andeutungen. Zunächst, indem ein möglicher Rücktritt kaum mehr ein Thema war. Nun, da Benedikt XVI. verstorben ist, betont Franziskus sogar, was die Kirche immer lehrte: Die Wahl zum Papst ist eine Wahl auf Lebenszeit. Anders ausgedrückt: Ein Papst tritt nicht zurück, sondern stirbt im Amt.
Die Bekräftigung dieses Amtsverständnisses, wie sie gerade von traditionsverbundenen Katholiken gefordert wurde, war in den vergangenen Jahren durch Franziskus nicht erfolgt. Nun, da Benedikt XVI. tot ist, scheint sich das geändert zu haben, da ihn die Betonung des Pontifikats auf Lebenszeit aufgrund seiner eigenen Entscheidung nicht mehr bloßstellen kann.
Am Ende des zehnten Jahres im Pontifikat von Franziskus kann von einem „kurzen Pontifikat“ keine Rede mehr sein, und ein möglicher Rücktritt ist schon länger kein Thema mehr. Im Gegenteil: Bereits in seinem jüngsten Interview, das Franziskus der mexikanischen Journalistin Valentina Alazraki im Juli 2022 gab, sagte er: „Ich habe nicht die Absicht, zurückzutreten, nicht für den Moment“.
Auch bei seiner jüngsten Auslandsreise in den Kongo und den Südsudan traf sich Franziskus jeweils hinter verschlossenen Türen mit der örtlichen Jesuitengemeinschaft. Wie schon in der Vergangenheit veröffentlichte sein Vertrauter P. Antonio Spadaro, Schriftleiter der römischen Jesuitenzeitschrift La Civiltà Cattolica, die Fragen und Antworten exklusiv. Wie Spadaro in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift berichtet, wurde Franziskus von seinen Mitbrüdern gleich zweimal auf einen Rücktritt angesprochen, sowohl im Kongo als auch im Südsudan.
Die Frage der Jesuiten im Kongo
Frage: Es gab Gerüchte über einen möglichen Rücktritt: Haben Sie wirklich die Absicht, das Petrusamt zu verlassen? Und sollte Ihrer Meinung nach der General der Gesellschaft auf Lebenszeit im Amt bleiben?
Papst Franziskus: Sehen Sie, es stimmt, daß ich meinen Rücktritt zwei Monate nach der Wahl geschrieben und diesen Brief Kardinal Bertone übergeben habe. Ich weiß nicht, wo der Brief ist. Ich habe es für den Fall getan, daß ich ein gesundheitliches Problem habe, das mich an der Ausübung meines Amtes hindert, und ich mir nicht ganz bewußt bin, daß ich zurücktreten muß. Das heißt aber keineswegs, daß der Rücktritt von Päpsten zu einer „Mode“, zu etwas Normalem werden soll. Benedikt hatte den Mut, dies zu tun, weil er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weitermachen wollte. Das steht im Moment nicht auf meiner Tagesordnung. Ich glaube, daß das Amt des Papstes ad vitam ist, und ich sehe keinen Grund, warum es nicht so sein sollte. Ich denke, daß das Amt der großen Patriarchen immer auf Lebenszeit ist. Und die historische Tradition ist wichtig. Wenn wir dagegen auf das „Geschwätz“ hören würden, dann müssten wir alle sechs Monate den Papst wechseln!
Was die Gesellschaft Jesu betrifft: Ja, ich bin in dieser Hinsicht „konservativ“. Es muß auf Lebenszeit sein. Aber die gleiche Frage stellt sich natürlich auch in bezug auf den Papst. Pater Kolvenbach und Pater Nicolas, die beiden vorigen Generäle, sind aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Ich denke, es ist auch wichtig, sich daran zu erinnern, daß einer der Gründe, warum das Generalat in der Gesellschaft auf Lebenszeit ist, darin besteht, Wahlkalkulationen, Fraktionen, Klatsch und Tratsch zu vermeiden.
Die Frage der Jesuiten im Südsudan
Frage: Denken Sie an einen Rücktritt?
Papst Franziskus: Nein, das ist mir nicht in den Sinn gekommen. Ich habe aber einen Brief geschrieben und ihn an Kardinal Bertone übergeben. Er enthält meinen Rücktritt für den Fall, daß ich nicht in der Lage sein sollte, aus gesundheitlichen oder Gewissensgründen zurückzutreten. Pius XII. hat auch eine Verzichtserklärung verfaßt, als Vorsichtsmaßnahme für den Fall, daß Hitler ihn nach Deutschland holt. Für diesen Fall sagte er, würden sie Eugenio Pacelli gefangennehmen und nicht den Papst.
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: La Civiltà Cattolica (Screenshots)
Der Papst ist doch bekannt dafür, dass er alle par Wochen oder manchmal auch erst nach einigen Jahren, seine Meinung ändert. Ein Chat jedenfalls, wie er das selber zugibt. So einer, zumal auch sein Charakter sehr zu wünschen lässt (hinterhältig) hätte nie Papst werden dürfen.