(Rom) Es gibt immer ein erstes Mal. Während der Generalaudienz am vergangenen Mittwoch führte Papst Franziskus für anderthalb Minuten ein Telefongespräch. Was gab es so Dringendes zu besprechen?
Die Unterbrechung einer Generalaudienz ist etwas Aufsehenerregendes, da diese nach einem klaren Protokoll stattfinden. In dieser Zeit herrscht auf und um den Petersplatz gewissermaßen Stillstand. Das Attentat auf Papst Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 gehörte zu einem solchen außerordentlichen Moment, wobei davon die eigentliche Generalaudienz selbst nicht betroffen war.
In der Vergangenheit gab es bereits zweimal ähnliche Situationen, so am vergangenen 15. März, als Franziskus gegen Ende der Generalaudienz plötzlich für einen Telefonanruf kurz die Bühne verließ. Der erste Zwischenfall hatte sich bereits am 10. August 2021 zugetragen, als sich Franziskus nach der Katechese über den Brief des Apostels Paulus an die Galater zur Begrüßung ausgewählter Anwesender genähert hatte. In diesem Moment wurde ihm von einem Mitarbeiter ein Mobiltelefon gereicht. Franziskus griff umgehend nach dem Gerät, als hätte er den Anruf schon erwartet. Damals machten sofort Spekulationen die Runde, bei dem Anruf sei es um den Gesundheitszustand von Benedikt XVI. gegangen. Doch nichts dergleichen war der Fall, soviel ist bekannt. Franziskus verschwand kurz, kehrte lächelnd zurück und setzte die Generalaudienz fort, als sei nichts gewesen. Der Anrufer am anderen Ende der Leitung war Kurienerzbischof Edgar Peña Parra, Substitut des Kardinalstaatssekretärs, gewesen. Über den tatsächlichen Inhalt des so dringenden Anrufs ist bis heute nichts bekannt.
Vor zwei Tagen war die Dringlichkeit offensichtlich noch größer, denn Franziskus führte während der Generalaudienz und vor aller Augen, als gerade die englische Übersetzung seiner Grüße an die englischsprachigen Pilger vorgetragen worden war, auf der Bühne ein Telefongespräch, das rund 90 Sekunden dauerte. Die Fortsetzung der Generalaudienz mußte unterbrochen werden; die Grüße an die deutschsprachigen Pilger hatten zu warten.
Erste Spekulationen, von der römischen Tageszeitung Il Messaggero sogar veröffentlicht, legten aus aktuellem Anlaß nahe, daß der so dringende Anruf mit den Friedensbemühungen von Franziskus im Ukrainekrieg zu tun hatte. Es kann auch in diesem Fall ganz anders gewesen sein. Doch Genaues weiß man nicht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanNews/Youtube (Screenshot)