(Rom) In der bergoglianischen Kirche gibt es eine neue Mode: die Homosexualisierung der Kirche. Kein gayfriendly Kleriker hat sich diese Mode selbst erfunden. Die Tür dazu wurde von Papst Franziskus aufgestoßen, und das gleich zu Beginn seines Pontifikats. Jüngste Beispiele sind ein Schweizer Opus-Dei-Bischof und ein persönlicher Freund von Franziskus: Don Marco Pozza. Der Priester ist seit 2017 der von Franziskus bevorzugte Medienaktivist in Italien.
Einem größeren Publikum wurde Don Pozza durch mehrere Interviews mit Papst Franziskus bekannt, die von TV2000, dem Fernsehsender der Italienischen Bischofskonferenz, ausgestrahlt wurden. Auf das erste Interview geht die Änderung der vorletzten Bitte des Vaterunsers in der italienischen Volkssprache zurück. Sie erfolgte nicht, weil es dafür eine Anweisung des Papstes oder der damals noch von Kardinal Robert Sarah geleiteten römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung gab, sondern allein deshalb, weil Franziskus in dem Fernsehinterview erklärte, mit der Formulierung des Vaterunsers unzufrieden zu sein.
Auf seiner täglich aktualisierten Facebook-Seite „Sulla strada di Emmaus“ (Auf dem Weg nach Emmaus) verbreitete Don Pozza, offensichtlich begeistert, die Papst-Schelte für den sizilianischen Klerus. Der Priester konzentrierte die päpstliche Botschaft in einer griffigen Kurzfassung:
„Noch immer Spitzen, ja wo sind wir denn? 60 Jahre nach dem Konzil! Aktualisiert die liturgische Mode.“
Gestern gab Don Pozza bekannt, das Gesprächsbuch des 2004 verstorbenen Jesuiten Jacques Dupuis „Mein Fall ist nicht geschlossen“ zu lesen, das er als dessen „Testament“ bezeichnet. Dupuis war wegen seiner „Theologie des religiösen Pluralismus“ von der Glaubenskongregation unter Kardinalpräfekt Joseph Ratzinger gemaßregelt worden. Don Pozza geht es darum, Benedikt XVI. und die Glaubenskongregation anzuprangern:
„Die Glaubenskongregation, damals von Kardinal Joseph Ratzinger und seinen Mitarbeitern (Bertone, Amato) geleitet, steigt nicht sehr gut aus. Danke, Pater Jacques, für den Widerstand.“
Da fügt sich auch Spott über die Kreuzzüge ein, wenn Don Pozza sich lustig macht, daß sich Informationen über Kreuzfahrten frei im Internet finden, während Informationen über Kreuzzüge nur Mitgliedern zugänglich scheinen, zu denen er nicht gehöre.
„Ich frage für einen Freund: Wann startet morgen früh der Kreuzzug? (…) Darf ich Exemplare von Amoris laetitia mitbringen, um sie jenen zu geben, die es wünschen?“
Am vergangenen Freitag, dem 10. Juni, hielt sich Don Pozza im Vatikan auf und traf dort offenbar mit Papst Franziskus zusammen. Seine Facebook-Botschaft zu Franziskus, den er als „Petrusfranziskus“ anspricht, veröffentlichte er vor Ort:
„Sein Blick hat in letzter Zeit einen sehr merkwürdigen Schimmer: Er ist gelassen, versöhnt, entschlossen. Wie ein Radfahrer, der endlich den Gipfel erreicht hat und nun beschließt, sich kopfüber in die Abfahrt zu stürzen, wohl wissend, daß es noch viele Kilometer bis zum Ziel sind, aber der Sieg nicht mehr so unmöglich ist. Laßt uns für Petrusfranziskus beten: Möge die Gottesmutter ihn vor den vielen Fallstricken des Weges bewahren!“
Termingerecht zum Homo-Monat, dem neuen laizistischen Ersatz für den Herz-Jesu-Monat, gratulierte Don Pozza zwei Tage später, am 12. Juni, öffentlich und überschwenglich einem Freund zu seiner „Homo-Ehe“. Dabei hatte selbst Papst Franziskus davon gesprochen, daß homosexuelle Verbindungen „keine Ehe“ sind. Oder gilt auch hier, daß alles „ein Prozeß“ ist, bei dem nach der Salami-Taktik auf einen Schnitt der nächste folgt?
Es steht außer Zweifel, daß durch Franziskus und seine Entourage seit 2013 die Enttabuisierung der Homosexualität erfolgt. Der sexuelle Mißbrauchsskandal, der die Kirche schüttelt – und der in Wirklichkeit vor allem ein homosexueller Mißbrauchsskandal ist, was konsequent verschwiegen wird –, ist zum Türöffner für die gayfriendly Kirche geworden. Absurd, aber wahr.
Franziskus selbst äußert sich „klug“. Er sagt, ohne zu sagen, und alle verstehen, was er meint. Zwei Hauptaussagen sind typisch für dieses Verhalten. 2013, wenige Monate nach seiner Wahl, sprach er jene berühmt-berüchtigten Worte:
„Wer bin ich, um zu urteilen?“
Seit 2020 ist im Dokumentarfilm eines homosexuellen US-Filmemachers die Franziskus-Aussage zu hören:
„Die Homosexuellen sind Kinder Gottes und haben ein Recht, eine Familie zu sein.“
Alle haben verstanden. Auch Don Pozza. Für Franziskus ist Homosexualität keine Sünde. Die Kirche hätte demnach 2000 Jahre lang die Menschen belogen… Das sagt Franziskus natürlich nicht. Unausgesprochen scheint er für seinen Paradigmenwechsel in Anspruch zu nehmen, daß die von ihm der Kirche verordnete Wende um 180 Grad eine „Vertiefung“ des christlichen Glaubens, also ein besseres Verständnis der göttlichen Offenbarung darstelle. Jedenfalls ein besseres, als es die Apostel hatten.
Don Pozza verfügt über freien Zugang zu Santa Marta und zu TV2000. Am 12. Juni veröffentlichte Don Pozza auf Facebook das Foto von zwei Männern und schrieb dazu (Don Pozza veröffentlichte den vollständigen Namen seines Freundes, worauf an dieser Stelle verzichtet wird):
„Eine herzliche Umarmung (und ein Gebet) für meinen Freund A… M… am Tag ihrer Hochzeit. Möge das Leben ihnen wohlgesonnen sein! Und danke für das wunderbare Interview (ihr findet es im ersten Kommentar): Ihre Freundlichkeit und Höflichkeit bereichern und ermutigen meine Seele immer wieder.“
Es folgten empörte Kommentare wie:
„Es erfüllt mich mit Schmerz, wenn ich denke, daß diese Glückwünsche von einem Priester kommen. Gott möge uns allen vergeben. Es ist aber schmerzlich, so etwas zu lesen.“
Don Pozza korrigierte schließlich seinen Facebook-Eintrag kommentarlos. Nun steht dort:
„Eine herzliche Umarmung (und ein Gebet) für meinen Freund A… M… am Tag ihrer standesamtlichen Verpartnerung. Möge das Leben ihnen wohlgesonnen sein! Und danke für das wunderbare Interview (Ihr findet es im ersten Kommentar): Ihre Freundlichkeit und Höflichkeit bereichern und ermutigen meine Seele immer wieder.“
Mit der Korrektur war keine Entschuldigung verbunden, keine Richtigstellung, keine Erklärung. Das Beispiel legt vielmehr nahe, daß der Freund des Papstes, denkt und meint, was er in der Erstfassung geschrieben hatte, diese aber aus taktischen Rücksichten etwas abschwächte, ohne sein homophiles Bekenntnis um einen Millimeter zu verlassen. Um dieses geht es offensichtlich, denn seinem Freund hätte er auf dem klassischen Postweg eine Nachricht übermitteln können.
Wenn ein öffentliches Ärgernis gegeben wird, hat auch die brüderliche Zurechtweisung öffentlich zu erfolgen. So sagt es die Kirche. In der bergoglianischen Kirche ist davon aber keine Rede.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Facebook/Sulla strada di Emmaus (Screenshots)