
(Santiago de Chile) Gegen Kardinal Ricardo Ezzati, Erzbischof von Santiago und Primas von Chile, wurde Anklage wegen des Verdachts auf Vertuschung von sexuellem Mißbrauch erhoben.
Der Fall Karadima, der in den vergangenen Jahren vor allem als Fall Barros bekannt wurde, zieht weitere Kreise. „Heute wurde Kardinal Ricardo Ezzati von der Staatsanwaltschaft Rancagua vorgeladen, um sich als Angeklagter am kommenden 21. August vor Gericht gegen den Verdacht, eine Straftat vertuscht zu haben, zu verantworten“, so das Erzbistum in einer Aussendung.
Der Kardinal selbst bekräftigte, sich keiner solchen Straftat schuldig gemacht zu haben. In diesem Sinne werde er sich auch in Rancagua verteidigen.
„Ich bin der festen Überzeugung, nichts vertuscht und in keiner Weise die Justiz behindert zu haben. Als Bürger des Landes habe ich vielmehr meinen Beitrag geleistet, durch Kontakt mit den Opfern, die Fakten offenzulegen. In diesem Sinne werde ich weiter meinen Beitrag leisten.“
Staatsanwalt Emiliano Arias ermittelt gegen mehrere Priester und beschlagnahmte dazu Teile des Diözesanarchivs des Bistums Rancagua. Der dortige Diözesanbischof Alejandro Goic wurde von Papst Franziskus in der Zwischenzeit emeritiert. Er hatte das kanonisch vorgesehene Höchstalter bereits erreicht. Dennoch wird ein direkter Zusammenhang mit den Ermittlungen gesehen.
Nach langem Zögern begann Franziskus eine Massenemeritierung, die noch nicht abgeschossen scheint. Der Name von Kardinal Ezzati wurde sofort genannt. Der Primas ist noch im Amt, doch im Zusammenhang mit der nun erfolgten Anklage könnte der Moment der Emeritierung gekommen sein – oder sich gerade deshalb verzögern. Der Kardinal hatte von Franziskus den Rücktritt von Bischof Juan Barros gefordert und den Papst damit unter Druck gesetzt. Das kam in Rom nicht besonders gut an. Als Franziskus Barros nach dreieinhalb Jahren des Zögern schließlich emeritierte, schien „zur Strafe“ auch die Emeritierung von Kardinal Ezzati beschlossene Sache zu sein.
Die Anklageerhebung durch die Staatsanwaltschaft könnte, sollte die Emeritierung nicht in den nächsten Tagen erfolgen, zu deren Verzögerung führen, da eine Entbindung zum ungünstigen Moment durch den Papst ein falsches Licht werfen könnte.
Die gesamte Angelegenheit geht auf den Fall von Fernando Karadima zurück, einem der bekanntesten Priester Chiles, der 2013 des sexuellen Mißbrauchs überführt wurde. Er wurde von der Kirche verurteilt und muß seither ein Leben des Schweigens und der Buße führen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: InfoVaticana