Buchstabiere Kommunismus, lies Nicaragua

Das immer gleiche Antlitz, vor dem viele in der freien Welt die Augen verschließen


Sie sagen Marxismus, Kommunismus, Sozialismus, Sandinismus, doch das Gesicht der Regime ist immer das gleiche, auch in Nicaragua.
Sie sagen Marxismus, Kommunismus, Sozialismus, Sandinismus, doch das Gesicht der Regime ist immer das gleiche, auch in Nicaragua.

Von Mau­ro Faverzani*

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Jenen, die noch immer an das mensch­li­che Gesicht der kom­mu­ni­sti­schen Ideo­lo­gie glau­ben – die sich da und dort in der Welt ent­we­der in eine Ein­par­tei­en­dik­ta­tur oder in die Tra­gö­die eines unmo­ra­li­schen Mas­sen­ra­di­ka­lis­mus ver­wan­delt –, sei als Bei­spiel die aktu­el­le Situa­ti­on im Nica­ra­gua von Dani­el Orte­ga gewid­met, der 2007 mit der san­di­ni­sti­schen Par­tei an die Macht zurück­kehr­te, einer extrem lin­ken Par­tei, die von Mar­xis­mus, Sozia­lis­mus, Anti­im­pe­ria­lis­mus und Befrei­ungs­theo­lo­gie durch­drun­gen ist.

Bekannt­lich ist die­ses mit­tel­ame­ri­ka­ni­sche Land for­mell eine Prä­si­di­al­re­pu­blik, aber mit der Rück­kehr von Dani­el Orte­ga an die Macht wur­de es sofort in ein Regime ver­wan­delt, und zwar in ein fin­ste­res. Die erste Macht­über­nah­me Orte­gas erfolg­te durch eine bewaff­ne­te Revo­lu­ti­on und die zwei­te nur mit 36 Pro­zent der Wählerstimmen.

Um nur das jüng­ste Bei­spiel von Orte­gas lan­ger und kon­trast­rei­cher poli­ti­scher Kar­rie­re zu nen­nen: Am 16. Dezem­ber des ver­gan­ge­nen Jah­res bat der Bischof von Rock­ford, Msgr. David Mal­loy, die USA und die inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft, Druck aus­zu­üben, um die Frei­las­sung des Bischofs der Diö­ze­se Matag­al­pa und Apo­sto­li­schen Admi­ni­stra­tors der Diö­ze­se Estelí sowie Medi­en­be­auf­trag­ten der Bischofs­kon­fe­renz, Msgr. Rolan­do Álva­rez, zu erwir­ken, der in den frü­hen Mor­gen­stun­den des 19. August von der Natio­nal­po­li­zei aus dem bischöf­li­chen Amts­sitz abge­führt und von der Regie­rung unter Haus­ar­rest gestellt wor­den ist. Erst dann erfolg­te die Bestä­ti­gung die­ser Maß­nah­me durch die Justiz, und das unter der unglaub­li­chen Anschul­di­gung der „Ver­schwö­rung zur Unter­gra­bung der natio­na­len Inte­gri­tät und der Ver­brei­tung von Fal­sch­nach­rich­ten durch Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien zum Nach­teil des Staa­tes und der nica­ra­gua­ni­schen Gesell­schaft“. Im Klar­text: Hoch­ver­rat. Und das nur, weil er ver­ständ­li­che Kri­tik an einer Regie­rung geäu­ßert hat­te, die durch eine Poli­tik der Aggres­si­on und phy­si­schen Ein­schüch­te­rung gegen­über der katho­li­schen Kir­che auf­fällt. Sie wird ver­folgt, weil sie angeb­lich Oppo­si­tio­nel­le und Dis­si­den­ten unterstützt.

Im ver­gan­ge­nen Jahr wies die san­di­ni­sti­sche Regie­rung den Apo­sto­li­schen Nun­ti­us Wal­de­mar Som­mer­tag und 18 Ordens­frau­en der Mis­sio­na­rin­nen der Näch­sten­lie­be aus dem Land aus, inhaf­tier­te sie­ben Prie­ster, Semi­na­ri­sten und Lai­en­mit­ar­bei­ter, schloß neun katho­li­sche Radio­sen­der, ent­zog drei katho­li­schen Fern­seh­sen­dern die Lizenz und ver­hin­der­te Pro­zes­sio­nen und Pil­ger­fahr­ten. Die Schän­dung des Aller­hei­lig­sten und der Hei­li­gen­bil­der, die unge­recht­fer­tig­ten Ver­haf­tun­gen, die Gewalt und das Ver­bot für Prie­ster, in ihre Hei­mat zurück­zu­keh­ren, sind nur eini­ge der offen­sicht­lich­sten Aus­drucks­for­men eines revo­lu­tio­nä­ren Regimes, das bereit ist, die Reli­gi­ons­frei­heit und die Men­schen­rech­te (die wirk­li­chen Men­schen­rech­te) mit Füßen zu tre­ten und die Wie­der­her­stel­lung der Rechts­staat­lich­keit im Land zu ver­hin­dern, wie Bischof Mal­loy beton­te, der wegen die­ser dra­ma­ti­schen Ent­wick­lung Alarm schlug.

Die Ant­wort ließ nicht lan­ge auf sich war­ten. Am 20. Dezem­ber beschimpf­te Dani­el Orte­ga bei der Abschluß­fei­er der Poli­zei­schü­ler die katho­li­sche Kir­che und nann­te die Bischö­fe „Ter­ro­ri­sten“. Sie mach­te er ver­ant­wort­lich für das Blut­bad im Jahr 2018, das Poli­zei und Mili­tär auf Orte­gas Befehl hin ver­üb­ten, als Tau­sen­de von Nica­ra­gua­nern auf die Stra­ße gin­gen, um gegen das san­di­ni­sti­sche Regime zu pro­te­stie­ren. 300 Dis­si­den­ten wur­den getö­tet, nur weil sie einen Regie­rungs­wech­sel for­der­ten. Scham­los beschul­dig­te Orte­ga Prie­ster und Bischö­fe, brand­mark­te sie als „Pha­ri­sä­er“ und „getünch­te Grä­ber“. Er schloß sei­ne Rede mit einem offen­sicht­lich nicht ver­han­del­ba­ren Urteil: „Ich habe nie Respekt vor Bischö­fen gehabt“.

Der Ter­min für den Pro­zeß gegen Bischof Álva­rez steht bereits für März fest. Die glei­che Ankla­ge der „Ver­brei­tung fal­scher Nach­rich­ten“ und der „Ver­schwö­rung“ hat bereits zur Ver­haf­tung von Prie­stern, Semi­na­ri­sten, einem Dia­kon und einem Lai­en geführt. Sie wur­den am Mon­tag zu zehn Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt. Kurz zuvor war ein ande­rer Prie­ster unter der­sel­ben Ankla­ge zu acht Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt wor­den. Ihre „Schuld“ besteht offen­bar allein dar­in, daß sie Mit­ar­bei­ter von Bischof Álva­rez in der Diö­ze­se Matag­al­pa sind.

Die glei­chen Anschul­di­gun­gen wur­den auch gegen den Prie­ster Uri­el Anto­nio Val­le­jos, Pfar­rer in Séba­co, erho­ben, der der Ver­haf­tung durch Flucht ins Aus­land ent­ging. Das Regime stell­te einen inter­na­tio­na­len Haft­be­fehl aus und jagt ihn. Auch ein Bischof, Msgr. Sil­vio José Báez, Weih­bi­schof von Mana­gua, lebt seit 2019 im Exil in Flo­ri­da. Er war 2018 ver­letzt wor­den, als die Natio­nal­po­li­zei eine Kir­che stürm­te, in die sich Dis­si­den­ten geflüch­tet hat­ten. Nach­dem in der Gegend 17 Demon­stran­ten getö­tet wor­den waren, pro­te­stier­te der Bischof laut­stark gegen das Regime. Dar­auf wur­de er vor einem Mord­an­schlag gewarnt.

Wenn die Erfah­rung der Sowjet­uni­on (deren Metho­den immer noch vie­len, zu vie­len ihrer nost­al­gi­schen „Enkel“ zu gefal­len schei­nen) nicht genug war, und wenn das, was heu­te in jedem kom­mu­ni­stisch gepräg­ten Land (Volks­re­pu­blik Chi­na, Nord­ko­rea, Kuba usw.) geschieht, nicht genug war, dann zeigt Nica­ra­gua gera­de in die­sen Tagen das wah­re Gesicht des Mar­xis­mus. Es ist immer das­sel­be, in jedem Alter und auf jedem Breitengrad.

Und wie schon in der Ver­gan­gen­heit, schau­en zu vie­le in der frei­en Welt weg.

*Mau­ro Faver­za­ni, pro­mo­vier­ter Psy­cho­lo­ge, Lebens­schüt­zer und Publizist

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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