(Rom) Papst Franziskus nahm heute den Rücktritt von Kardinal Óscar Rodríguez Maradiaga als Erzbischof von Tegucigalpa an. Der Salesianer gibt nach 30 Jahren das Amt des Metropoliten und Primas von Honduras ab. 20 Jahre davon war er auch Vorsitzender der Honduranischen Bischofskonferenz. Der Papst-Vertraute sah sich einige Zeit sogar als möglicher Nachfolger von Papst Franziskus.
Kardinal Maradiaga wurde 1961 Mitglied des Salesianerordens. 1970 erfolgte seine Priesterweihe und 1978 seine Ernennung zum Weihbischof von Tegucigalpa. Als Apostolischer Administrator leitete er mit dem Bistum Santa Rosa de Copán ab 1981 für drei Jahre seine erste Diözese. 1993 wurde er Erzbischof von Tegucigalpa. 2001 nahm ihn Papst Johannes Paul II. in das Kardinalskollegium auf. Von 2007 bis 2015 war er zudem Vorsitzender der Caritas Internationalis. 2013 ernannte ihn Papst Franziskus, dessen Vertrauter Maradiaga wurde, zum Mitglied des neuen Kardinalsrats für Mittelamerika und zu dessen Koordinator.
Am 29. Dezember wurde der Kardinal 80. Einen Monat später erfolgte nun seine Emeritierung, nachdem ihn Franziskus fünf Jahre über die kanonische Altersgrenze hinaus an der Spitze seiner Heimatdiözese belassen hatte.
In der Frühphase des derzeitigen Pontifikats fiel Kardinal Maradiaga durch seine Aggressivität gegenüber Kritikern desselben auf. In dieser Zeit wurde ihm nachgesagt, sich selbst als eine Art „Vize-Papst“ und geeigneten Nachfolger von Franziskus zu sehen. Mit seinem 80. Geburtstag verlor er allerdings sein Wahlrecht im Konklave.
Bekannt wurde der Kardinal 2018 vor allem durch Korruptionsvorwürfe und wegen seines homosexuellen Weihbischofs Juan José Pineda Fasquelle. 2005 hatte ihn Maradiaga zu seinem Auxiliarbischof gemacht, doch trieb dieser es so bunt, daß er im Alter von 57 Jahren bereits zurücktreten mußte. Dank der engen Kontakte zu Papst Franziskus konnte sich Maradiaga selbst im Amt halten und seinen gefallenen Weihbischof vor Sanktionen bewahren. Papst Franziskus ließ seinen Vertrauten nicht im Stich, sondern nahm ihn öffentlich in Schutz. Allerdings hatte Maradiaga sich fortan zurückzuhalten, weshalb es ruhiger um ihn wurde. Die Fassade konnte gewahrt bleiben, doch war klar, daß Maradiaga für die Papstnachfolge, die es ohnehin mehr in seiner Phantasie gab, nicht mehr in Frage kam.
In den Ruhestand verabschiedet sich der Kardinal allerdings nicht, denn er bleibt weiterhin Mitglied und Koordinator des Kardinalsrats, der Franziskus in der Leitung der Weltkirche berät.
Der Schwerpunkt des Kardinals dürfte sich daher noch mehr von Honduras nach Rom verlagern.
Papst Franziskus nahm mit der Emeritierung Maradiagas einen ziemlich umfangreichen Eingriff in die kirchliche Hierarchie von Honduras vor. Er ernannte heute zwei Erzbischöfe, zwei Bischöfe und errichtete eine neue Kirchenprovinz.
Zum neuen Erzbischof und Metropoliten von Tegucigalpa ernannte Franziskus heute José Vicente Nacher Tatay CM, bisher Pfarrer der Pfarrei San Vicente de Paúl in der Diözese San Pedro Sula und Regionaloberer seiner Missionskongregation.
Zugleich nahm Franziskus auch den Rücktritt des Erzbischofs von San Pedro Sula, Msgr. Ángel Garachana Pérez CMF, an und errichtete die neue Kirchenprovinz San Pedro Sula , indem er deren Territorium aus der Kirchenprovinz Tegucigalpa herauslöste. Dem neuen Metropoliten unterstehen die Bischöfe von Yoro, Santa Rosa de Copán, Gracias, Trujillo und La Ceiba als Suffragane. Zum ersten Erzbischof-Metropoliten von San Pedro Sula ernannte Franziskus Msgr. Michael Lenihan OFM, den bisherigen Bischof von La Ceiba.
Weiters nahm der Papst auch den Rücktritt des Bischofs von Choluteca, Msgr. Guy Charbonneau PME, an. Zu seinem Nachfolger ernannte er Msgr. Teodoro Gómez, den bisherigen Weihbischof von Tegucigalpa.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanNews (Screenshot)