Vier Experten und zwölf Zeugen im Prozeß gegen Bischof Rolando Álvarez

Einmal Sandinist, immer Sandinist – und kirchenfeindlich


Bischof Rolando Álvarez von Matagalpa bei seiner Festnahme am 19. August 2022.
Bischof Rolando Álvarez von Matagalpa bei seiner Festnahme am 19. August 2022.

(Tegu­ci­gal­pa) Vier Exper­ten und zwölf Zeu­gen wer­den im Pro­zeß gegen den nica­ra­gua­ni­schen Bischof Rolan­do Álva­rez aus­sa­gen, dem „Ver­schwö­rung gegen die natio­na­le Inte­gri­tät und Ver­brei­tung“ von „Falsch­mel­dun­gen zum Scha­den des Staa­tes und der nica­ra­gua­ni­schen Gesell­schaft“ vor­ge­wor­fen wer­den. Erst am Mon­tag war ein Prie­ster der Diö­ze­se Matag­al­pa in den­sel­ben Ankla­ge­punk­ten zu sechs Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt wor­den. Die bei­den Ver­fah­ren, das gegen den Prie­ster und jenes gegen den Bischof, ste­hen in kei­nem Zusam­men­hang. Kri­ti­ker wer­fen dem san­di­ni­sti­schen Regime Will­kür­ju­stiz vor.

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Es geht Schlag auf Schlag. Prä­si­dent Orte­ga erhöht den Druck auf die Kir­che immer mehr. Unter den zwölf Zeu­gen, die gegen den regie­rungs­kri­ti­schen Bischof aus­sa­gen wer­den, befin­den sich drei Poli­zi­sten, zwei Staats­funk­tio­nä­re und Akti­vi­sten der regie­ren­den San­di­ni­sten, wie aus der Liste her­vor­geht, die von der Justiz­be­hör­de ver­öf­fent­licht wurde.

Über Bischof Álva­rez, der sich seit 19. August 2022 in Haft befin­det, wird Rich­te­rin Nidia Cami­la Tar­den­cil­la Rodrí­guez vom zwei­ten Straf­ge­richts­hof in Mana­gua urtei­len. Seit Dani­el Orte­ga Anfang 2007 an die Macht zurück­ge­kehrt ist, ver­schlech­ter­te sich das Ver­hält­nis zwi­schen Staat und Kir­che. Seit 2018 wird die Kir­che vom Staat offen bekämpft, da ihr Orte­ga vor­wirft, ihn stür­zen zu wol­len. Msgr. Álva­rez ist der erste Bischof in die­sem Kon­flikt, der ver­haf­tet wur­de und vor Gericht gestellt wird. Ande­re Bischö­fe vor ihm waren recht­zei­tig ins Exil gegan­gen oder von Papst Fran­zis­kus eme­ri­tiert worden. 

Der im Exil leben­de nica­ra­gua­ni­sche Rechts­an­walt Yader Mora­zán, der den Fall ver­folgt, spricht von einer gelenk­ten Ankla­ge. Gegen den Bischof wer­den Per­so­nen als Zeu­gen auf­ge­bo­ten, die in Abhän­gig­keit zum Regime ste­hen oder die­ses offen unter­stüt­zen, so der Anwalt. Er ver­öf­fent­lich­te die Ver­bin­dun­gen der Zeu­gen und Fotos, die Zeu­gen mit Fah­nen der sozia­li­sti­schen San­di­ni­sti­schen Befrei­ungs­front FSLN zeigen.

Bischof Álva­rez kann seit fünf Mona­ten sein Bischofs­amt nicht aus­üben, obwohl er die Ver­ant­wor­tung für zwei Diö­ze­sen trägt: für sein Bis­tum Matag­al­pa und als Apo­sto­li­scher Admi­ni­stra­tor auch für das Bis­tum Estelí. Bei­de lie­gen im Nor­den von Nica­ra­gua. Das Bis­tum Estelí muß­te er über­neh­men, als Papst Fran­zis­kus den dor­ti­gen Bischof Juan Abel­ar­do Mata Gue­va­ra SDB, der am deut­lich­sten das Regime kri­ti­sier­te, eme­ri­tier­te, als die­sem mit Ver­haf­tung gedroht wur­de. In Rom heißt es, das sei zum per­sön­li­chen Schutz des Bischofs geschehen.

Die nica­ra­gua­ni­sche Poli­zei, deren Chef, Fran­cis­co Diaz, der Schwie­ger­sohn von Staats­prä­si­dent Dani­el Orte­ga ist, beschul­digt den Bischof, „gewalt­tä­ti­ge Grup­pen zu orga­ni­sie­ren“ mit dem „Ziel, den nica­ra­gua­ni­schen Staat zu desta­bi­li­sie­ren und die Ver­fas­sungs­or­ga­ne anzugreifen“.

2022 wur­den der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us Msgr. Wal­de­mar Som­mer­tag und 18 Ordens­frau­en der Mis­sio­na­rin­nen der Näch­sten­lie­be von Mut­ter Tere­sa des Lan­des ver­wie­sen. In Matag­al­pa befin­den sich der Bischof, sie­ben Prie­ster und zwei Lai­en­mit­ar­bei­ter in Haft. Neun katho­li­sche Radio­sen­der und drei katho­li­sche Fern­seh­sen­der wur­den geschlossen.

Als die Bischö­fe des Lan­des mit Orte­ga bra­chen, schrieb ihm Papst Fran­zis­kus eine Gruß­bot­schaft, die das Regime pro­pa­gan­di­stisch aus­schlach­ten konn­te. Die Kir­che in Nica­ra­gua wird ver­folgt von Freun­den des Pap­stes.

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Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: La Pen­sa (Screen­shot)

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