
(Managua) „Bestürzung und Schmerz“ herrschen unter den nicaraguanischen Revolutionären über den Tod des Sandinisten Miguel D’Escoto – einen lange Zeit a divinis suspendierten katholischen Priester, den Papst Franziskus 2014 wieder in sein Priestertum einsetzte.
Am späten Donnerstagnachmittag gab die „Genossin“ Rosario Murillo Zambrana, Ehefrau des sandinistischen Staatspräsidenten Daniel Ortega und selbst Vizepräsidentin von Nicaragua, „den Revolutionären“ die „traurige Nachricht“ bekannt.
Die nicaraguanische Regierung und die Präsidialkanzlei veröffentlichten eine gemeinsame Erklärung:
„Mit großer Bestürzung und tiefem Schmerz teilt die Regierung der Versöhnung und der nationalen Einheit und die Präsidentschaft der Republik unserem Volk den Fortgang zu einer anderen Ebene des Lebens des Kanzlers der Nationalen Würde, Träger des Augusto-Cesar-Sandino-Ordens und des Carlos-Fonseca-Amador-Ordens, Pater Miguel D’Escoto Brockmann, mit.
Am Donnerstagnachmittag habe sich der Gesundheitszustand von Pater Miguel unerwartet verbessert, so daß er sich „von uns allen verabschieden konnte“. Er habe aufgefordert, in der „Vollendung der Bestrebungen und der Träume unseres Volkes fortzufahren“, und sicherte zu, dies von „der anderen Ebene des Lebens“ zu tun, wo er „für uns Christen Christus Jesus, dem Erlöser der Welt, begegnet“.
„Miguel D’Escoto Brockmann, Sandinist, Kämpfer, Intellektueller, Kommunikator, Theologe, einzigartige Gestalt unserer Revolution, lebte für die einfachen Menschen, ging mit den Armen der Welt, ging den intensiven Weg der Wiedergewinnung der Würde, der Rechte und des unerschütterlichen Glaubens an die soziale Gerechtigkeit. Dieser Glaube, der uns als Christen und Revolutionäre gleichermaßen mobilisierte, um die Welt zu verändern.
‚Eine bessere Welt, eine Welt der Liebe ist möglich, unaufschiebbar, unerläßlich …‘ Das war die Devise von Miguel: Priester, Missionar, außergewöhnlicher Kanzler, Genosse, Patriot, Nicaraguaner – durch die Gnade Gottes.“
Bis zum Schluß habe er sich unerschütterlich und unzweideutig für den Kampf für diese Welt und dieses Nicaragua eingesetzt.
„Miguel D’Escoto Brockmann, Pater, Priester, Freund, Genosse, Pate und Weggefährte aller gerechten Anliegen […].“
Unterzeichnet ist die Erklärung vom Staatspräsidenten und der Regierung mit den Worten:
„Miguel D’Escoto:
Auftrag erfüllt!Managua, 8. Juni 2017“
Vom Elitensprößling zum marxistischen Revolutionär
Miguel D’Escoto wurde 1933 in Los Angeles (USA) als Sohn einer wohlhabenden Familie geboren. Sein Vater war führender Diplomat der Somoza-Regierung. Väterlicherseits stammte er von Nazario Escoto ab, der 1855 Staatspräsident des liberalen Nicaraguas war. D’Escoto war kein „Entrechteter“, „Unterdrückter“ oder „Armer“. Er gehörte den nicaraguanische Eliten an.

Seine Kindheit verbrachte er in Nicaragua und wurde dann von seinen Eltern zur Ausbildung in die USA geschickt. Dort trat er 1953 in den Maryknoll-Missionsorden ein und wurde 1961 zum Priester geweiht. Nach einem Studium der Journalistik an der Columbia University stieg er zur zentralen Figur der ordenseigenen Medienarbeit auf. Er wurde zum überzeugten Anhänger des Ökumenismus (Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen, dem die katholische Kirche nicht angehört), der marxistischen Befreiungstheologie und im Geheimen der revolutionären, sandinistischen Untergrundbewegung Nicaraguas. In Nicaragua gründete er Anfang der 70er Jahre verschiedene Entwicklungshilfeprojekte. Aktiv für die Revolution wurde D’Escoto ab 1975 dank seiner Kontakte über ein Solidaritätskomitee in den USA.
Außenminister der Revolutionsregierung
1977 bekannte er sich erstmals öffentlich zur Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront (FSLN). Nachdem die Sandinisten die Regierung Somoza gestürzt hatten, trat D‘Escoto 1979 zusammen mit den Brüdern Ernesto und Fernando Cardenal, beide ebenfalls Priester, als Minister in die Revolutionsregierung ein. Vom Juli 1979 – April 1990 bekleidete er das Amt des nicaraguanischen Außenministers. Unterstützt wurde das zentralamerikanische Land von den „sozialistischen Brüdervölkern“ von der Sowjetunion bis Kuba. In Europa engagierten sich Linksgruppen bis tief in die Provinz hinein für die sandinistische Revolution.
Auf den Zusammenbruch des Ostblocks folgte auch das Ende des sandinistischen Regimes, und D’Escoto verlor seine Ämter. 2004 nannte er, rückblickend auf seine Ministerzeit, den früheren US-Präsidenten Ronald Reagan „den Schlächter meines Volkes“.
Als Daniel Ortega 2007 die Präsidentschaftswahlen gewann berief er D’Escoto wieder zu seinem außenpolitischen Berater. Eine Funktion, die er bis zu seinem Lebensende beibehielt. 2008/2009 war er für ein Jahr sogar Vorsitzender der UNO-Hauptversammlung und anschließend 2011 kurzzeitig Botschafter in Libyen.
Suspendierung a divinis von seinem Priestertum

1985 wurde er zusammen mit den Brüdern Cardenal vom Heiligen Stuhl a divinis von seinem Priestertum suspendiert. Papst Franziskus setzte hingegen D’Escoto im August 2014 wieder in sein Priestertum ein, während derselbe Papst den Ordensgründer der Franziskaner der Immakulata, Stefano Maria Manelli, als Generaloberen seines Ordens absetzte, unter Hausarrest stellte und den Orden von einem Kommissar leiten läßt. Zwei Entscheidungen, die als Ausdruck der Widersprüchlichkeiten des derzeitigen Pontifikats gesehen werden.
Die Rehabilitierung gewährte Papst Franziskus, ohne daß D’Escoto einen Schritt der Versöhnung setzten mußte, zum Beispiel seinen marxistischen Ideen abschwören. Wie sagte aber Papst Franziskus in einem Interview, einen Monat bevor er D’Escoto rehabilitierte?
„Die Kommunisten haben uns die Fahne gestohlen.“
D’Escoto bedankte sich für die Aufhebung der Suspendierung vielmehr mit einem Angriff auf Johannes Paul II. und Benedikt XVI.:
„Meine Suspendierung war ein Machtmißbrauch.“
Der Weihbischof von Managua, Msgr. Silvio Baez, äußerte sich damals gegenüber La Prensa TV kritisch zur Entscheidung von Papst Franziskus:
„Sanktionen und Strafen werden auferlegt, damit eine Person nachdenkt und umdenkt.“
Uneinsichtiger Leninpreis-Träger
Der Hochbetagte D’Escoto zeigte sich jedoch uneinsichtig. Den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro rühmte er 2014 als
„Auserwählten Gottes, um Lateinamerika die Botschaft des Heiligen Geistes zu verkünden“.
Der Befreiungstheologe weiter:
„Der Vatikan mag die ganze Welt zum Schweigen bringen, dann läßt Gott eben die Steine sprechen.“
Als D’Escoto nach der Wiedereinsetzung in sein Priestertum „seine zweite Primiz“ feiern konnte, ließ er über die Medien wissen:
„Ich bin froh, die erste Eucharistie auf spanisch feiern zu können und nicht mehr auf Latein wie im vorigen Jahrhundert.“

1986 beleidigte er im nicaraguanischen Fernsehen Miguel Kardinal Obando Bravo, den Erzbischof von Managua und Primas von Nicaragua. Der höchste Kirchenvertreter des Landes hatte aktiven Widerstand gegen die Somoza-Diktatur geleistet, widersetzte sich zur Verteidigung der Religionsfreiheit und der Kirche aber ebenso der Diktatur der Sandinisten. Miguel D’Escoto und die revolutionären Befreiungstheologen vertraten dagegen eine marxistische „Volkskirche“, die sie der katholischen Kirche entgegensetzten. Kardinal Obando, der das Vertrauen von Papst Johannes Paul II. genoß, wurde von D’Escoto offen angefeindet.
Kardinal Obando, der das Ende des Somoza-Regimes 1979 begrüßt hatte, sah seine „Hoffnungen“ in die neue Regierung schnell enttäuscht. Er klagte die Sandinisten an, daß es den Armen durch die sandinistische Regierung schlechter ging als zuvor. „Vorher war die medizinische Versorgung besser, waren die Krankenhäuser besser, war die ärztliche Ausbildung besser, gab es weniger Menschen, die um Almosen betteln mußten.“ Der Kardinal kritisierte auch scharf jene „einflußreiche Gruppe von Priestern“, die sich der Revolution angeschlossen hatten, darunter besonders auch D’Escoto. „Sie haben ihr Priestertum eingetauscht für eine politische Karriere.“

Vor nicht langer Zeit kam es zu einer öffentlichen Umarmung zwischen D’Escoto und dem inzwischen 91 Jahre alten Kardinal, das als Geste einer Aussöhnung interpretiert wurde.
Nicht erwähnt wurde in der gemeinsamen Erklärung von Nicaraguas Staatspräsident und Regierung, daß Miguel D’Escoto 1985/1986 noch einen Orden verliehen bekam, nämlich von der Sowjetunion den Leninpreis. Mit dieser sowjetischen Auszeichnungen wurden seit 1949 Personen geehrt, die sich besondere Verdienste in der Ausbreitung des Kommunismus und der Sowjetherrschaft erworben hatten. Der Preis hieß bis 1955 Stalinpreis.
Entsprechend sind auch die Kondolenzschreiben, die derzeit in Managua eintreffen: von der kubanischen Regierung, von der Kommunistischen Partei Chiles usw.
R.I.P.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/MiL/Los Sandinistas/Tradition in Action (Screenshots)
Die Zelebration in Hemd und Hose wurde bis jetzt nur ein Mal getoppt, von einem Priester, der sitzend in Boxershorts und T‑Shirt an einem Baumstumpf zelebrierte.…
Die Frage ist, was dieser Bolschewik hier „zelebriert“ hat. Man stelle sich analoge Nazimessen in den 30ern vor! Hätte „das“ Konzil von 1932 – 1935 stattgefunden, haätte es derlei vielleicht in analoger Anpasserei an den damaligen Zeitgeist gegeben: Kirche in der Welt von gestern!
Es freut mich, daß sie, @Vera, nicht allzuviel Schindluder auf diesem Gebiet mitbekommen haben.
Sehr bekannt war in Südwestdeutschland der Fall einer Eucharistie in einem Schwimmbad (Freibad) mit dort üblicher Kleidung.
Und in Westflandern toppte eine „Messe“ mit einem verrückten modernistischen Kapuziner, der statt Wein auf dem Altar mit einem Fläschen Schwarzbier hantierte
(und dumm genug alles fotografieren und akribisch dokumentieren ließ, was sein übereilter Weggang aus dem Bistum Brügge mit Auffang in Antwerpen bei Bonny notwendig machte.
Im gleichen Bistum Brügge bei Ypern dann eine „Messe“ mit einem alten modernistischen Franziskanerpater, wo die Konsekration und das Hochgebet in „Konzelebrierung“ mit einem Chef einer Kaffeekooperative aus Burundi in braunem Rollkragenpullover durchgeführt wurden (N.B. Der Kaffeebauernkooperativendirektor war 10 Jahre früher tatsächlich im Großseminar gewesen, aber dann ausgetreten und geheiratet).