(Managua) Gestern, dreizehn Tage nach Vollendung seines 75. Lebensjahres, emeritierte Papst Franziskus den Bischof von Estelí und Generalsekretär der Nicaraguanischen Bischofskonferenz Msgr. Juan Abelardo Mata Guevara SDB. Damit verschaffte er der sandinistischen Regierung von Daniel Ortega eine Verschnaufpause. Bischof Mata gehörte zu den entschiedenen Kritikern des Ortega-Regimes, das die katholische Kirche verfolgt.
Wenn möglich erfolgen die Emeritierung und die Ernennung eines Nachfolgers zeitgleich. Aus gesundheitlichen oder anderen Gründen kann dem nicht so sein. Bischof Mata, ein Salesianer, befindet sich bei guter Gesundheit und ein Nachfolger wurde nicht ernannt. Das Kirchenrecht hätte erlaubt, den bisherigen Bischof nach seiner Emeritierung zum Apostolischen Administrator der Diözese zu ernennen. Auch das ist nicht geschehen. Es spricht viel dafür, daß es vor allem darum ging, den dem Regime lästigen Oberhirten zu entfernen.
Papst Franziskus ernannte stattdessen Msgr. Rolando José Álvarez Lago, den Bischof von Matagalpa, zum Apostolischen Administrator von Estelí.
Bischof Mata warnte bereits 2009 vor dem sandinistischen Regime, was ihm damals die Kritik von Daniel Ortega, aber auch von anderen Kirchenvertretern einbrachte. Seit 2011 regiert Ortega das Land durch einen offenen Verfassungsbruch und bei Widerspruch mit eiserner Hand. „Die traurige Wahrheit ist, daß die Verfassung für die Regierenden nur noch ein Stück Toilettenpapier ist“, so Bischof Mata damals. Ortega baut Nicaragua in ein sozialistisches Familienunternehmen um. Seine Frau ist seine Vizepräsidentin und sieben seiner Kinder besetzen führende Positionen im Staat.
Die Sandinistische Befreiungsfront (FSLN) spricht heute nicht mehr vom Kommunismus, sondern vom Demokratischen Sozialismus und ist Teil des linksradikalen São Paulo Forum. Unverändert blieb die befreiungstheologische Komponente, die in ihr enthalten ist.
2020 forderte Bischof Mata in einer öffentlichen Botschaft die Anführer des Regimes auf, sich nicht an die Macht zu klammern, sondern ihren „Egoismus“ zu überwinden, um den Weg freizumachen, damit die für den kommenden 7. November vorgesehenen Parlamentswahlen „frei und transparent“ stattfinden können.
Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen durch Schikanen, Willkür und Behinderung werden seit 2011 berichtet. Internationale Wahlbeobachter wurden 2016 von Ortega nicht geduldet. Seither kontrolliert der FSLN 76 Prozent der Parlamentssitze.
Die Beziehungen zwischen den Sandinisten und der Kirche waren nie gut. Bereits während der ersten sandinistischen Diktatur von 1979 bis 1990 wurde die Kirche vom Regime verfolgt, während Vertreter der marxistischen Befreiungstheologie, wie die Priesterbrüder Cardenal, als Minister in der Regierung saßen. Legendär ist die Papstreise von Johannes Paul II. 1983 nach Nicaragua, als er den 2020 verstorbenen Priester und Marxisten Ernesto Cardenal, der ihn am Flughafen begrüßte, zum sofortigen Rücktritt als Kulturminister aufforderte. Zur Papstmesse in Managua wurden organisierte Anhänger des Regimes beordert, die den vorderen Bereich um den Papstaltar besetzten. Dadurch sollten Zustimmungsbekundungen für den Papst und entsprechende unerwünschte Pressebilder verhindert werden. Stattdessen wurde Johannes Paul II. mit dem „Unmut des Volkes“ konfrontiert, der in Wirklichkeit ein gezieltes Störmanöver der sandinistischen Machthaber war.
Seit der Rückkehr Ortegas an die Macht im Jahr 2006 verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Staat und Kirche zusehends. 2018 kam es zum endgültigen Bruch, als Ortega den Bischöfen vorwarf, einen „Putsch“ zu unterstützen. Bei der brutalen Niederkämpfung von Protesten durch das Regime starben mehrere hundert Menschen. Etliche gelten noch immer als vermißt.
Zur Einschüchterung der Kirche wurden von den Sandinisten mehrere Gotteshäuser geschändet. Dabei wurde im August 2020 in der Kathedrale von Managua die fast 400 Jahre alte Darstellung Sangre de Cristo verbrannt, zu deren Füßen Johannes Paul II. gekniet und gebetet hatte.
Als die Bischöfe des Landes mit Ortega brachen, schrieb ihm Papst Franziskus eine Grußbotschaft, die das Regime propagandistisch ausschlachten konnte. Die Kirche in Nicaragua wird verfolgt von Freunden des Papstes.
Siehe auch:
- Der uneinsichtige Revolutionär – Zum Tod von Ernesto Cardenal
- Miguel D’Escoto gestorben – Sandinist, Befreiungstheologe, marxistischer Revolutionär, suspendierter Priester
- Fernando Cardenal gestorben – Jesuit, Befreiungstheologe und Sandinist
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Youtube/EWTN (Screenshot)