Von Friedrich Romig*
Im Jahr der bolschewistischen Revolution in Russland, am 3. November 1917, starb Léon Bloy. Zufall? Für die jüdischen Bolschewisten war er einer der größten Judenhasser, die je auf Gottes Erdboden gelebt haben. Andere, die in ihm einen christlichen Renovator erkannten, billigten ihm zu, wie kein Zweiter Zugang zum Herzen des jüdischen Volkes gefunden zu haben. Das Interesse an seinem Werk wurde neu entfacht durch Papst Franziskus, der in seiner ersten Predigt nach der Wahl zum Heiligen Vater unter Nennung des Autors einen Satz zitierte, über den nicht nur Atheisten, sondern auch so manch lau gewordene Christen, die lange schon „Abschied vom Teufel“ genommen hatten, den Kopf schüttelten: „Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel“.(Radio Vatikan: Die Predigt des neuen Papstes im Wortlaut, 14. März 2013.)
Als sein Hauptwerk bezeichnet Léon Bloy die im Jahr 1892 publizierte Schrift Le Salut par les Juifs. Sie fand kaum Verbreitung, denn der Verleger wechselte den Beruf und begrub den größten Teil der Auflage in seiner Wohnung. Erst vierzehn Jahre später konnte Bloy eine Neuauflage herausbringen. Nur wenige Deutsche nahmen von ihr Kenntnis. Fast ein weiteres Halbjahrhundert dauerte es, bis 1953 dann endlich eine deutsche Übersetzung erschien. Sich mit ihr auseinanderzusetzen, hieß für Deutsche glühende Kohlen in die Hand nehmen. So blieb auch sie kaum besprochen. Und nochmals musste fast ein halbes Jahrhundert vergehen, bis ein Neudruck wenigstens einige Aufmerksamkeit der deutschen Literaturkritiker fand.
Im deutschen Sprachraum haben sensible Schriftsteller und Denker einzelne Werke von Léon Bloy mit Erstaunen, Betroffenheit oder als eine Art Seelennahrung betrachtet und manchen Satz wie einen Edelstein an ihre Leser weitergereicht. Von Carl Schmitt wird berichtet, dass er Das Heil durch die Juden mehrfach gelesen habe als einen Text „der in die ‚Arcana‘ einer magischen heiligen Macht führt“, die unter „Hochspannung“ steht. Ernst Jünger sah in Léon Bloy die Verkörperung des Menschseins überhaupt, „einen Zwillingskristall von Diamant und Kot“, hellstes Licht ausstrahlend und dunkelste Schatten werfend. Franz Kafka fand in Bloy ein Feuer, das ihn an „die Glut der Propheten erinnert“. Heinrich Böll war von Léon Bloy so beeindruckt, dass er dessen Blut der Armen zu den drei wichtigsten Büchern seiner Jugend zählte. In ihrem großangelegten Roman Zeit des Raben, Zeit der Taube stellt Gertrud Fussenegger zwei Lebensläufe gegenüber, deren Sinnhorizonte nicht unterschiedlicher sein könnten. Léon Bloy, der Mystiker, der in allen Dingen und allem Geschehen bis in die Abgründe des Bösen hinein Gott „heilend“ wirken sah, wird mit der völlig areligiösen Naturforscherin Madame Curie kontrastiert, die alles zu „zerlegen“ trachtet, bis selbst die kleinsten Bausteinen der Materie in „Nichts“ zerfallen und, was die Forscherin noch nicht ahnte, dabei eine Energie entwickeln, welche die Welt endgültig zu „atomisieren“ vermag.
Der Christusmord: Das größte Verbrechen der Menschheit
Die Juden „haben das größte Verbrechen begangen, … die Sünde ohne Namen und Maß“ (S. 34). Kein Verbrechen, welches je in der Geschichte begangen wurde, ist für den Gang der Menschheit durch die Welt so einzigartig, ausschlaggebend, unvergleichlich, grauenhaft und vom Geist des Bösen inspiriert gewesen wie der vom jüdischen Volk begangene Mord an seinem König und Messias, dem Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum. Dieser Mord, den Juden bis heute nicht bereuen und jederzeit wiederholen würden (Aus einem Brief von Franz Rosenzweig an Eugen Rosenstock-Huessy vom Herbst 2006: „Sie wissen so gut wie ich…, dass wir Christus gekreuzigt haben und es, glauben sie mir, jederzeit wieder tun würden, wir allein auf der ganzen Welt.“ Zitiert von Lorenz Jäger: Unterschied. Widerspruch. Krieg. Zur politischen Theologie jüdischer Intellektueller. Wien-Leipzig: Karolinger, 2013, S. 7.), machte die Juden in den Augen Léon Bloys zum Auswurf der Menschheit, zu „giftigen Tieren“, die in den schmutzigsten Kehrichthaufen und Kloaken der Welt noch nach Gold schnüffeln, „als ob es gleichartig und gleichewig wie ihr einsamer Jehova sei“. Im Moralischen wie im Physischen scheint dieses Volk der Juden „alle Scheußlichkeiten der Welt in sich zu vereinigen“ und mit seiner „Pestilenz“, die ganze Welt anzustecken und zu vergiften (vgl. S. 100).
Die Juden, das Volk des Fürsten dieser Welt
Die Juden, die nicht auf die Worte des Gottessohnes hören, sondern ihn zu steinigen trachten, haben „nicht Abraham zum Vater, sondern Satan, den Verwirrer, Lügner und Menschenmörder von Anfang an (vgl. Joh 8, 44–47). In ihren Gesichtern drückt sich ihre Verworfenheit aus. Bloy erzählt von seinem Gang über den Judenmarkt in Hamburg. Die jüdischen Gesichter dort hätten alle einen „habgierigen und kriecherischen“ Ausdruck gehabt „der Verachtung, der Übersättigung am Göttlichen, der unwiderruflichen Scheidung von den anderen Sterblichen“ jedem zeigte, der sich ihnen näherte und ihm das Gefühl gab, mit „tausendfingrigen, klebrigen Armen umschlungen zu sein“ (S. 20). „Die schmutzigen Trödler von Hamburg gehörten jedenfalls zur Familie von Geizhälsen, die einander gleichen wie Zwillingsbrüder, Diener aller unreinen Dämonen des Judentums, denn die Juden bleiben immer gleich, wo sie auch herumschnorren, am Laufe der Donau, in Polen, in Russland, in Deutschland, in Holland, sogar schon in Frankreich und im ganzen nördlichen Afrika…“ (S. 21). Drei Greise sah er auf dem Markte, gehüllt in ihre schmierigen Kaftane, gebeugt „über die Öffnung eines stinkenden Sackes“, „in dem sich die unbeschreiblichen Waren irgendeines ursemitischen Handels – wie geeignet zur Ausbreitung des Typhus – häuften“ (S. 25). Wundert es uns da, dass „das Mittelalter den gesunden Instinkt hatte, die Juden in den schmutzigsten Stadtbezirk, der eigens für sie reserviert war, zu verweisen und ihnen eine besondere Tracht vorzuschreiben, so dass ihnen jeder aus dem Wege gehen konnte“ (S. 18)? „Sympathie für die Juden zu zeigen ist unbedingt ein Zeichen schändlichster Gesinnung. Wer keinen instinktiven Widerwillen gegen Synagogen hat, verdient nicht einmal die Achtung eines Hundes“ (S. 34). Juden „wie Brüder zu lieben, ist eine Forderung, die wider die Natur ist“, Resultat von „Selbsttäuschung oder schwachsinniger Frömmelei“ (S. 26). „Die Juden, die nach dem Hochamt des ersten Karfreitags geboren sind oder noch geboren werden, können niemals uns gleich sein“ (S. 35). Sie sind die „grimmigsten Gegner der apostolischen Überlieferung“ (S. 19), sie sind „der Damm“, der den Strom der Christianisierung der Völker und der Erlösung der Menschheit aufhält. Der Damm wird erst brechen, wenn das jüdische Volk sich zu Christus bekehrt hat und den ans Kreuz genagelten Herrn auf die Erde herabsteigen läßt (vgl. S. 25 u. ö.).
Keine Lösung der „Judenfrage“
Zu glauben, es gäbe eine „Lösung“ der Judenfrage ist „reiner Unsinn“ (S. 25). Diese Vorstellung ist nur die Hoffnung der „heutigen Millionäre“, die „der Stolz unserer parfümierten Synagogen sind“ (S. 27). Im Heilsplan Gottes ist eine vorzeitige „Lösung“ oder „Versöhnung“ mit ihrem christlichen Gegenpart nicht vorgesehen, das jüdische Volk kann seine Schuld ohne Maßen nicht abdienen, ohne auf seinem Passionsweg den tiefsten Abgrund der Hölle zu durchschreiten und selbst immer wieder zum Brandopfer zu werden. Verblendet, verstockt und verdammt legt es Zeugnis ab für Gottes Gerechtigkeit und für den Erlöser, das Lamm Gottes, das es zu seinem Schlachtopfer machte. Solange der Messias der Christen nicht der Juden Messias ist, bleibt Christus angenagelt und festgebunden am Kreuz, verspottet von „den Schakalen der Synagoge“, die erst an ihn glauben wollen, wenn er vom Kreuz herabsteigt, um seine göttliche Macht zu bezeugen. „Descendat NUNC de cruce … Jetzt steige er herab von seinem Kreuz, und wir werden an ihn glauben. Zerstörer des Tempels, rette dich selbst“ (S. 62). Pascal sah „Jesus bis zum Ende der Welt im Todeskampf liegen“ (S. 52) und in seiner großen Liebe begriff das Mittelalter, „dass Jesus immer gekreuzigt wird, immer Blut vergießt, verhöhnt von der Menge“, verlassen von Gott, der seinem Sohn nicht hilft, bis das Opfer vollbracht ist. „Sein Blut komme über uns“, rufen sie dem römischen Feigling zu. Ihr Ruf wird ihnen zum Kainsmal, eingebrannt in ihre Stirne als das Kreuz, das sie durch den Schlamm der Welt seit zweitausend Jahren zu schleppen haben.
Die Herren der Welt
Um dreißig Silberlinge hat Judas Iskariot den Freund und Herrn, der ohne Sünde ist, seinen Henkern verraten und verkauft. Silber (franz. „Argent“ = Geld) wird zum Gott der ungläubigen, „treulosen Juden“, der „perfides Iudaeis“. Geld ist das neue „Wort“ ihres Gottes, der neue „Erlöser der Welt“, „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ für kommende Geschlechter. „In seiner unfaßlichen Verblendung, die allen Jammer übersteigt und jedes Mitleid entmutigt, setzte ein Volk, verdammt nicht unterzugehen, das bleichste der Metalle an die Stelle des totenblassen Gottes, der zwischen Straßenräubern starb“ (S. 32). Die Juden wurden zu „götzendienerischen Geldzählern“ (S. 43), zu Sklaven des „verruchten Geldes“ (vgl. S. 38). Es ist das Blut, das über sie kommt und sie zu Herren der Welt macht. Vom schmutzigen Geld angefressen, gehorchen ihnen die abgefallenen christlichen Völker, die gekauften Machthaber wälzen sich zu ihren Füßen (vgl. S. 101). Geld ist Kredit, der Weltenschöpfer, der die Güter aus dem Nichts hervorzieht, ex nihilo. Aus ihm wird alles geschaffen, die sichtbaren und die unsichtbaren Dinge, er ist in allem und alles ist in ihm und durch ihn. Wer die Kreditschöpfung beherrscht, wird zum Herrn der Welt. Die Herren der Welt zu werden, ist die biblische Berufung des auserwählten Volkes. Durch Kreditgewährung werden die Völker ihm untertan, es „wird vielen Heiden Zins auf Zins leihen und von keinem borgen. Du wirst herrschen über viele Völker, und keines wird herrschen über dich“ (S. 101, Deuteronium, Kap. 16, 6). Durch die Herrschaft über den Kredit erfüllt es „seine göttliche Bestimmung … den größten Teil der Güter dieser Welt zu besitzen“ (S. 29). Dabei wurde es selbst Sklave des Geldes, der fraß und raubte bis sein „Eingeweide aus dem geplatzten Bauch“ (S. 43) hervortrat. Auch dieser neue Gott begann sein Volk zu züchtigen, und auch er wurde „gekreuzigt“ (S. 30). „Das Geld kreuzigen? Das heißt es an den Galgen hängen wie ein Dieb, das heißt es zur Schau zu stellen, es sichtbar zu erhöhen“ (S. 30), „als sichtbares Schreckbild der Schande“. Denn auch „die Beschnittenen sind dazu verurteilt, das Kreuz zu tragen …“ (S. 74).
Dennoch
„Heute dagegen, da das Christentum von seinen eigenen Gläubigen fast zu Tode getreten ist und die Kirche alles Vertrauen verloren hat“, „die christliche Gesellschaft von dem ekelhaften Gezücht verpestet wird“ (S. 19) und unter „den Gemeinheiten des Wucher- und Schachergeistes“ der verkommenen Nachkommenschaft der Gottesmörder leidet (S. 87), betet diese Trümmerkirche noch immer und immer wieder in ihrer Karfreitagsliturgie um die Bekehrung der Juden und die Vergebung ihrer Schuld. Wie Christus bittet sie, „Herr vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“. Und ganze Nächte lang flehen ihre Gläubigen, „Jerusalem, bekehre dich, zu Gott, deinem Herrn“ (S. 50). Ausführlich zitiert Léon Bloy die Improperien aus der Karfreitagsliturgie, die in an Schönheit kaum zu übertreffender Sprache die Undankbarkeit des jüdischen Volkes für die von Gott dem jüdischen Volk erwiesenen Wohltaten ausdrücken: „Was habe ich Dir getan? Antworte mir! Ich habe dich aus der ägyptischen Sklaverei befreit, vierzig Jahre lang durch die Wüste geführt, dich mit Manna gespeist, deinen Durst mit sprudelndem Wasser aus dem Felsen gelöscht, dich ins gelobte Land geführt, die Könige der Kananäer geschlagen, dir das Königsszepter gegeben, du aber hast mich vor den Richterstuhl des Pilatus geführt, der Geißelung überliefert, eine Dornenkrone aufs Haupt gedrückt und mich am Kreuzespfahle aufgehängt, mich mit Essig getränkt, zu Tode gequält und noch während meines Todeskampfes verspottet“ (vgl. S. 66f).
Das Hohngelächter der Juden über diesen Kniefall der Christen hallt durch die Jahrhunderte. Davon überzeugt, dass das jüdische Volk „durch den Willen Gottes ewig leben soll“ (S. 19) und „pochend auf einen ewigen Pakt“ (S. 47), hat es nicht nur die grausamen Züchtigungen und Höllenstrafen ihres zornigen Jahwes hingenommen, sondern alle seine Vernichter überdauert (vgl. 24). 60 Generationen lang haben „Herrscher, denen nichts widerstand, versucht, die Juden auszulöschen“ (S. 27), sie wurden „erschlagen, geröstet und ausgeraubt“ (S. 33). Es erwies sich dabei nur, „dass nichts gegen sie auszurichten ist“ (S. 28). Und selbst die Kirche, die lange Zeit „ihren Fuß auf den Nacken der Könige setzte“, musste erfahren, wie „ihre Macht an einem Volk des Gewürms zerbrach, das ihr widerstand, ohne zu sterben“ (S. 46). „Der Krieg gegen die Juden war innerhalb der Kirche immer nur eine fehlgeleitete Anstrengung …“ (S. 46). Als „Gläubiger einer unvergänglichen Verheißung“ gab es für die Juden keinen Grund, den ewigen Bund zu lösen, der ihnen noch dazu versprach, dass alle Völker ihnen dienen werden. Eher würde der aus der Bahn geworfene Erdplanet im Weltraum verglühen, als dass das jüdische Volk sich zum Christentum bekehrte.
Und die für die Juden bittenden und betenden gläubigen Christen ahnten, dass dieses verruchte und verdorbene Volk ein unauslöschliches, unzerstörbares, nisvolles „Existential“ in sich trug, von dem ihr eigenes Heil abhing.
Beurteilung
Das „Große Brandopfer“ (heute Holocaust genannt), auf das Léon Bloy 1904 anspielt (S. 60), hat vier Jahrzehnte später unter Hitlers nationalsozialistischem Regime seine „willigen Vollstrecker (Goldhagen, Daniel Jonah: Hitlers willige Vollstrecker – Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust. Berlin: Siedler, 1996; derselbe: Die katholische Kirche und der Holocaust. Eine Untersuchung über Schuld und Sühne. Berlin: Siedler, 2002) gefunden. „Gott schreibt gerade auch auf krummen Zeilen (Portugiesisches Sprichwort: Deus escreve dereito per linhas tortas): Dieses Große Brandopfer hat die Juden in einer Weise zu einem Volk zusammengeschweißt, wie es kein zweites mehr auf dieser Welt gibt (Quinzio, Sergio: Die jüdischen Wurzeln der Moderne. Frankfurt/Main: Campus, 1995, S. 14). Die „Judaisierung“ der Welt ist unbestreitbares Faktum (Quinzio: Die jüdischen Wurzeln der Moderne, S. 15). Die USA, die einzige Supermacht, der es Henry Kissinger noch zutraut, bei der Ordnung der Welt eine führende Rolle zu spielen (Kissinger Henry: Weltordnung. München: C.Bertelsmann, 2014, S. 422ff) ist stolz auf ihr jüdisches Erbe (Biden, Joe: Jewish leaders helped gay marriage succeed, in: Washington Post vom 22. Mai 2013), welches seine Weltmission bestimmt (Rice, Condoleezza: Unsere gemeinsamen Werte, in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. Oktober 2002, S. 10). Was es an „Werten“ der Welt zu vermitteln sucht, ist jüdische Ursprungs (Jäger, Lorenz: Unterschied. Widerstand. Krieg. Zur politischen Theologie jüdischer Intellektueller. Wien-Leipzig: Karolinger 2013). Menschenrechte sind aus der Verbindung des Judentums und der Freimaurerei hervorgegangen (Mendelssohn, Moses: Vorrede zu Menasseh Ben Israel: Rettung der Juden. Nicolai: Berlin-Stettin, 1782, abgedruckt in: Mendelssohn, Moses: Jerusalem oder über die religiöse Macht und Judentum. Meiner: Hamburg, 2005, S. 5). Die Demokratie verdankt sich Jahwes Versprechen, die gewählten Ältesten zu Vorstehern der jüdischen Stämme einzusetzen (Gelernter, David: Americanism – and its Enemies, in: Commentary, H. 1/2005, S. 41–48). Der säkulare Rechtsstaat ist in seiner heutigen Ausformung jüdischem Rechtspositivismus (Kelsen) zu verdanken (Kelsen, Hans: Reine Rechtslehre. 2. Aufl. 1960. Tübingen: Mohr Siebek, 1960). Die „offene Gesellschaft“ ist auf den entscheidenden Einfluß von Sir Charles R. Popper zurückzuführen (Popper, Karl Raimund: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. Aus dem Englischen übersetzt durch Paul Feyerabend. 2 Bde. Bern: Francke, 1957/58).
Die ganze Moderne hat jüdische Wurzeln (Quinzio: Die jüdischen Wurzeln der Moderne. 1995). Die Durchsetzung der „Aufklärung“ mit ihrer Absage an die Religion (Kant, Immanuel: Die Religion in den Grenzen der bloßen Vernunft, 1793/94. Mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Bettina Stangneth. Meiner, Hamburg 2003) ist in erster Linie jüdischem Denken zu verdanken (Quinzio: Die jüdischen Wurzeln der Moderne, 1995). Die weitgehende Zerstörung der römisch-katholischen Kirche und des christlichen Glaubens (Schönborn, Erzbischof Kardinal Christoph: Predigt zu Maria Namen vom 11. September 2016) ist dem jüdischen Einfluß auf praktisch alle christlichen Reformbewegungen zuzuschreiben (Newman, Israel Louis: Jewish Influence on Christian Reform Movements. New York: Columbia University Press, 1966). „By modernization we all became Jewish“ (Slezkine, Yuri: The Jewish Century. Princeton, NY: Princeton University Press, 2004), lässt sich zumindest für den Mainstream nicht bestreiten. Damit bekommt das „consummatum est“ eine neue Bedeutung: Die Kirche hat ihre Mission vollbracht, sie wird nicht mehr gebraucht (Benedikt XVI.: Ansprache zu Priestern der Diözese Aosta am 25. Juli 2005). Dass damit die ganze Welt „aus den Fugen geraten“ (Scholl-Latour, Peter: Die Welt ist aus den Fugen. Betrachtungen zu den Wirren der Gegenwart. Berlin: Propylen, 2012) ist und wir alle jetzt in einem „Ausnahmezustand“ leben, wird selbst von den Massenmedien nicht länger verschwiegen (Frankreich verhängt Ausnahmezustand, 14.11.2015). Die Gründung, Behauptung und Ausdehnung des Staates Israel im Nahen Osten (Lüders, Michael: Wer Wind sät. Was westliche Politik im Orient anrichtet. 9. Aufl. München: C.H. Beck 2015, S. 146ff.; Hecht-Galinski, Evelyn: Das elfte Gebot: Israel darf alles. Heidelberg: Palmyra, 2012) hat zu einem „Clash“ (Huntington, Samuel: Der Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. München-Wien: Europaverlag, 1966) der westlichen mit der islamischen Welt geführt, der nicht mehr zu befrieden ist (Die Geheime Offenbarung des Johannes, Jerusalem; Beneyto, José Maria: Apokalypse der Moderne. Klett-Cotta: Stuttgart 1988).
Natürlich kann einem Buch, wie jenem von Léon Bloy Antisemitismus vorgeworfen werden (über Einschreiten der Ligue internationale Contre le Racisme et l’Antisémitisme LICRA wurde eine Wiederauflage von Le Salut par les Juifs in der vor 112 Jahren erschienen Originalfassung durch das Urteil eines französische Gerichts vom 13. November 2013 wegen einzelner als antisemitsch beurteilten Stellen nicht erlaubt). Übrigens genauso wie das Gegenteil, den Verrat am Christentum durch seine radikale Liebe zum jüdischen Volk (Drumont, Edouard: La France Juive. Paris: Flammarion, 1886), von dem seiner unbeugsamen Überzeugung nach das Heil der Christen abhängt. Bloy lässt sich nicht nach den Maßstäben des Tagesgeschehens und seiner journalistischen Spiegelung beurteilen. Er spricht mit der Stimme der Propheten des Alten Bundes, mit der uns Wahrheiten mitgeteilt werden, von denen „nicht ein Jota oder ein Punkt vergehen wird, solange Himmel und Erde bestehen“ (S. 53) (Amerio, Romano: Iota unum. Eine Studie über die Veränderungen in der Katholischen Kirche im XX. Jahrhundert. Canisius: Ruppichteroth, 2000).
Bloy, Léon: Das Heil durch die Juden. Jeanne d’Arc und Deutschland. Zwei Schriften von Léon Bloy, hrsg. von Peter Weiß. Dt. von Clemes ten Holder und Peter Weiß. Bibliothek der Reaction. Ln. 205 Seiten. Karolinger-Verlag, Wien–Leipzig 2002. ISBN 3–85418-103–5.
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*Hinweis der Redaktion
Der Autor, Univ.-Doz. em. Dr. Friedrich Romig, ist Verfasser des Buches „Der Sinn der Geschichte“ (Kiel, Regin, 2011). Im Vorwort bezeichnet der durch den „Historikerstreit“ bekannteste deutsche Historiker der jüngeren Geschichte, Ernst Nolte, diesen Sammelband als „großes Buch der christlichen Geschichtsdeutung“, das „den Mut hat, eine alte, weltgeschichtliche Auseinandersetzung, diejenige zwischen Christentum und Judentum, in einer für die jüngere Religion sehr ungünstigen Situation wieder aufzugreifen“.
Für Leser, die tiefer die hier vorgelegte Rezension über Léon Bloys „Das Heil durch die Juden“ erfassen wollen, wird als Ergänzung und Bereicherung die Lektüre von „Der Sinn der Geschichte“ angeraten.
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Jude ist und war nicht gleich Jude! Daher waren und sind christliche Pauschlverurteilungen „der Juden“ oder gar Hasstiraden seitens der Christen „gegen Juden“ in Vergangenheit und Gegenwart historisch falsch. Insofern ist der eingestellte Text unhaltbar und insgesamt nicht zu verantworten.
Denn die Anklage „Heute hosianna – morgen kreuzige ihn“! geht von der Vorstellung aus, es seien die gleichen Leute gewesen am Palmsonntag und Karfreitag, die gejubelt und gekreuzigt haben. Diese Vorstellung ist falsch! Am Einzugstag bestimmten galiläische Festpilger die Szene, am Karfreitag waren es interessensgeleitete Mitglieder des Sanhedrin und voreingenommene Anhänger des Mörders Barabbas. Beide wollten aus unterschiedlichen Gründen Jesu Kreuzigung: die einen aus Machtkalkül, die anderen aus krimineller Solidarität.
Kein normaler Jude hatte am Rüsttag vor Pascha des Jahres 30 n.Chr. noch um die 6. Stunde (12 Uhr) Zeit, sich um einen fremden Prozess mit anschließender Hinrichtung zu kümmern, da das Pascha-Mahl sechs Stunden (18 Uhr) später fertig sein musste. Schon gar nicht die Männer aus der Masse der Festpilger, die sich an diesem Tag zu Mahlgemeinschaften (20er-Gruppen) zu organisieren hatten und Räumlichkeiten oder Plätze zum Braten des Pascha-Lammes herrichten mussten. Hier einen Meinungsumschwung innerhalb der selben Judenschaft anzunehmen, war und ist einer der größten Fehler der Kirchengeschichte, genauer der christlichen Bibelwissenschaft. Von diesem Fehler sollte man sich im Hinblick auf die allgemeinen Judenpogrome und die österlichen Blutbäder unter Juden in der Vergangenheit und auf das christlich-jüdische Verhältnis in der Gegenwart schnellstens verabschieden.
Einige der von Romig ausgegrabenen Passagen bzw. Urteile in Leon Bloys Werk sind nach meiner Ansicht nicht originell:
– Die Passage vom Hamburger Trödelmarkt, wo Bloy in den Gesichtern „Verworfenheit“ sowie einen „habgierigen und kriecherischen“ Ausdruck gesehen haben will, eine „unwiderrufliche Scheidung von den anderen Sterblichen“ an diesem Volk, das „alle Scheußlichkeiten der Welt in sich zu vereinigen“ und mit seiner „Pestilenz“, die ganze Welt angesteck und vergiftet habe, erinnert mich an die judenfeindlichen Triaden von Voltaire: Die Juden seien „ein Schrecken für die Menschheit“, da sie „den schmutzigsten Geiz mit dem abstoßendstem Aberglauben und dem unüberwindlichen Hass gegenüber allen anderen Völkern verbinden, welche sie tolerierten und reich machten ….“ (aus: Gudrun Hentges, Die Schattenseiten der Aufklärung, S. 46f).
– Die Passage von den götzendienerischen Sammler und Anbeter von Geld und Kredit erinnert stark an Marx’ Werk zu Judenfrage.
– Für Romigs eigene Thesen, dass die Juden für alle Werte und Unwerte der Neuzeit verantwortlich seien, also Aufklärung, Menschenrechte, Demokratie, Rechtspositivismus, Toleranz, Weltbeherrschung, Clash der Kulturen etc. kann man einzelne Autoren und Belegstellen herbeibringen, aber eine solide Erarbeitung und Beweisführung ist das nicht. (Mendelsohn z. B. war selbst nur eine Stimme oder Meinung von Dutzenden von Aufklärer-Autoren.)
– Die religiösen Aussagen Bloys zum jüdischen Gottes- und Bundesverständnis sowie ihr Verhältnis zu Christen und Kirche bedürfen einer weiteren Analyse.…..
Was aus dem Artikel nun nicht hervorgeht (was ich zumindest nicht verstehe): wie Bloy es konstruiert, den so gründlich verworfenen Juden Anteil am Heilsgeschehen beizumessen. Meint er das Wirken der (jüdischen) Apostel bzw der Jungfrau Maria, was aus seiner Sicht eine Themenverfehlung wäre nämlich eine (nur auf Rassismus beruhende) Gleichsetzung des Judenchristentums mit dem Judaismus wäre? Dann wäre er nicht weit von völlig abstrusen, NS-artigen-Thesen, die das Christentum als taktischen Winkelzug der Juden ansehen, um die weißen Völker zu unterwerfen?
Oder meinte er schlicht das Paradoxon, das durch Verursachung des Leidens und Sterbens Christi auch unser Heilsgeschehen initiiert wurde? Das erschiene mir zu gewagt, der Herr selbst hat diese Deutung in Bezug auf den gleichgelagerten Fall des Judas Ischariot ausdrücklich verworfen (Math 26,24).
Der Artikel bleibt diesbezüglich, was mein Verständnis betrifft, unklar.
Hubert Heckers Verweis, dass die Auswahl gewisser Textstellen Bloys nicht ganz glücklich war, ist beizupflichten. Gewisse darin verwendete antisemitische Stereotypen sind schlicht peinlich. Zu Heckers Verweis auf die Nichtbeweisbarkeit von Romigs Würdigungs-Thesen ist anzumerken, dass exakte wissenschaftliche Beweisbarkeit in geistig-philosophischen Querschnittsmaterien, insbesondere in einem verminten Gelände wie diesem, niemals zu erwarten sind.
Was ist von der Anklage des „Christusmordes“ oder gar des „Gottesmordes“ durch jüdische Hand zu halten?
Nach Lukas’ Apostelgeschichte Kap. 3,14ff sagt Petrus zu den versammelten Juden: „Ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet…, den Urheber des Lebens habt ihr getötet.“ Damit ist der hingerichtete Christus als Gott ausgewiesen. Dann aber sagt Petrus weiter: „Und nun, Brüder, ich weiß, ihr habt aus Unwissenheit gehandelt, ebenso auch eure Führer. Gott aber ließ so in Erfüllung gehen, was er vorausverkündet hat durch den Mund der Propheten, nämlich dass sein Messias leiden werde….“
Die Bemerkung „aus Unwissenheit gehandelt“ bezieht sich offensichtlich darauf, dass die Juden nicht in dem Wissen und Bewusstsein handelten, dass sie den Messias und Gottessohn dem Tode auslieferten. Insofern kann ihnen nicht eine Schuld von Christusmord oder Gottesmord angerechnet werden. In diesem Sinne ist auch die Jesusbitte am Kreuz zu verstehen (Lk 23, 34): „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Romig und Bloy erwähnen die Improprien der Karfreitagsliturgie. Damit stimmen die Gläubigen in die Klage Christi ein – in der Art der Propheten-Anklage gegen das undankbare, störrische und immer wieder in Unglauben verfallene „Volk Israel“. Aber das letzte Wort Christi ist das eben nicht.
Jedenfalls hat es keine biblische Basis, wenn man die unbestreitbare Schuld der damaligen jüdischen Führungsschicht und Teilen des Volkes an der Hinrichtung Jesu als Grundlage für die „Verworfenheit“ des jüdischen Volkes durch die Zeiten annimmt, solange sie nicht an den Messias glauben.
Die These von einem jüdischen Christusmord oder Gottesmord hat es immer wieder vereinzelt in der Christenheit gegeben, sie ist aber nie Teil des lehramtlichen Glaubensgutes gewesen.
Die These und ihre Folgerung, die „Verworfenheit“ des jüdischen Volkes, ist auch nicht vereinbar mit dem klassischen Karfreitagsgebet der Kirche für die Bekehrung der Juden. Übrigens haben jüdische Glaubensführer schon am Ende des ersten Jahrhunderts in das Achtzehnbittengebet der Synagogenliturgie ein Verfluchungsgebet gegen Abtrünnige (Christen) eingefügt:
„Den Abtrünnigen laß keine Hoffnung; und möge das anmaßende Reich schnell, in unseren Tagen ausgerottet werden. Und mögen die Nosrim und die Minim mögen im Augenblick zu Grunde gehen, und mögen sie gelöscht werden im Buche des Lebens, und mögen sie nicht eingeschrieben sein mit den Gerechten.“
„Nosrim“ sind die Christen, die Deutung der „minim“ ist noch umstritten.
Zur Karfreitagsbitte der Kirche:
Die katholische Karfreitagsliturgie läßt sich bis in eine Zeit zurückverfolgen, in der die Erinnerung an die Verfolgungen von jüdischer Seite noch sehr lebendig war. Umso mehr ist es zu würdigen, daß in ihr für die Juden und nicht etwa – wie spiegelsymmetrisch in gewissen jüdischen Liturgien betreffend „Minim“ und „Nosrim“ – gegen sie gebetet wurde.