(Paris) Kardinal Robert Sarah, dem ehemaligen Präfekten der römischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, wurde am vergangenen Samstag in Paris die Zelebration im überlieferten Ritus verboten. Seit Juli 2021 protestieren Gläubige jede Woche vor der Apostolischen Nuntiatur in Paris für die Rücknahme des Motu proprio Traditionis custodes von Papst Franziskus – und beabsichtigen nicht damit aufzuhören.
Zum Dank für das vierzigjährige Bestehen der Trägerorganisation des Pèlerinage de Chrétienté, der großen Pfingstwallfahrt der Tradition von Paris nach Chartres, sollte Kardinal Robert Sarah am vergangenen 8. Oktober in der Kirche Saint-Roch in Paris ein Pontifikales Hochamt im überlieferten Ritus zelebrieren. Die Wallfahrt zum 40-Jahr-Jubiläum konnte nach zwei Jahren Corona-Pause in diesem Jahr vom 4. bis 6. Juni wieder durchgeführt werden (von ihr trennte sich nach 1988 die zweite große Pfingstwallfahrt, jene der Piusbruderschaft, die stets zeitgleich den umgekehrten Weg von Chartres nach Paris zurücklegt).
Nun wurde gerüchteweise, aber aus sicherer Quelle bekannt, daß Kardinal Sarah vom neuen Erzbischof von Paris, Erzbischof Laurent Ulrich, die Zelebration verboten wurde – offenbar auf ausdrückliche Intervention von Santa Marta hin.
Msgr. Ulrich, zuvor Erzbischof von Lille, war am 26. April von Papst Franziskus zum neuen Erzbischof von Paris ernannt worden. Seine Amtseinführung erfolgte am 23. Mai. Die unfreundliche Geste gegen Kardinal Sarah gehörte zu seinen allerersten Amtshandlungen.
Das Zelebrationsverbot, mit dem der ehemalige Kardinalpräfekt der Gottesdienstkongregation und mutige Verteidiger des priesterlichen Zölibats belegt wurde, ist eine Unfreundlichkeit gegenüber einem Mitbruder, die weder besser noch dadurch entschuldigt wird, daß der Auftrag dazu von Papst Franziskus kam.
Kardinal Sarah wurde kurzfristig durch den Abt der Benediktinerabtei Barroux ersetzt, der in Saint-Roch im überlieferten Ritus zelebrierte und dessen Predigt von der Association Notre-Dame de Chrétienté veröffentlicht wurde. Papst Franziskus hängt noch von Argentinien der Ruf an, nachtragend zu sein. Kardinal Sarahs „Handstreich“, zusammen mit Benedikt XVI. mit ihrem Plädoyer für den priesterlichen Zölibat ein faktisches Veto gegen Pläne im Zusammenhang mit dem nachsynodalen Schreiben zur Amazonassynode vorzulegen, sitzt offensichtlich tief. Der Abt von Barroux erklärte vielsagend, daß Kardinal Sarah es vorgezogen habe, „aus diplomatischen Gründen auf die Feier dieser Messe zu verzichten“.
Christian Marquant, der Vorsitzende von Paix Liturgique, spricht von einem „Zermürbungskrieg“, der gegen den überlieferten Ritus geführt werde. Dabei hätten die Gegner des überlieferten Ritus „besonders einen Punkt im Visier: die Sakramente“. In vielen Kirchen gebe es mittlerweile Schwierigkeiten bei Taufen und Hochzeiten. Viele Diözesen, wie die Erzdiözese Paris, lassen ohne jede Begründung Firmungen im überlieferten Ritus nicht mehr zu. Das schockiert besonders für Paris, weil Erzbischof Ulrich noch acht Tage vor seiner Amtseinführung in Paris in seiner vorherigen Erzdiözese Lille persönlich im überlieferten Ritus die Firmung spendete. Das weckte Hoffnungen, daß er in seinem neuen Bistum für den liturgischen Frieden sorge werde.
Doch mit dem Wechsel nach Paris scheint alles vergessen zu sein. In Paris spricht man davon, daß Msgr. Ulrich eben dem Papst gefallen wolle. Für den Kardinalspurpur?
„Wir müssen besonders wachsam sein“, so Marquant, denn die Bischöfe schlagen „fast systematisch“ Lösungen vor, die keine sind, sondern seltsame Kombinationen und Vermengungen, indem Elemente des Novus Ordo in den überlieferten Ritus übernommen werden sollen oder gar, daß ein Sakrament zwar auf Latein, aber im neuen Ritus gespendet werden soll.
„Unsere Antwort lautet schlicht und einfach: Nein!“, so Marquant.
Es gehe darum, den überlieferten Ritus als Ganzes zu verteidigen, in dem jeder Teil von Bedeutung ist und der nicht beliebig zerstückelt werden kann. Zudem gehe es für die direkt betroffenen Gläubigen, die man mit dem Besen hinauszukehren versucht, auch darum, keine „Handbreit Boden zu verlieren“. Deshalb werde der Widerstand fortgesetzt: am Samstag vor der Apostolischen Nuntiatur, am Sonntag von der Gruppe Tradition 14 mit dem Rosenkranz in Notre-Dame du Travail, die Gardiens de la Tradition (Wächter der Tradition) am Dienstag und Donnerstag mit dem Rosenkranz vor dem erzbischöflichen Ordinariat und am Mittwoch mit dem Rosenkranz in Saint-Georges de la Villette.
Gleiches gelte, so Marquant, für die Gläubigen in der Diözese Saint-Germain-en-Laye, die gezwungen sind, jeden Sonntag in der Rue Armagis eine „wilde“ Heilige Messe zu feiern, aber nicht nachgeben werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Notre-Dame de Chrétienté