
(Rom) In schneller Folge wird derzeit ein „Exklusivinterview“ von Papst Franziskus nach dem anderen veröffentlicht. Auf den Corriere della Sera, Telám und Reuters folgten gestern zwei Senderketten mit einem Gemeinschaftsinterview.
Das Interview führten Maria Antonieta Collins für den US-Sender Univisión und Valentina Alazraki für den mexikanischen Sender Televisa.
Das auf spanisch geführte Interview ist nur für Abonnenten sichtbar. Univisión veröffentlichte allerdings drei Videos mit Auszügen. Für die beiden Rom-Korrespondentinnen aus Übersee nahm sich Franziskus zwei Stunden Zeit.
Dabei ging es wie schon in vorherigen Interviews um Rücktrittsgerüchte für Ende August. Franziskus dementierte erneut: Ein Rücktritt sei nicht vorgesehen: „Ich spüre nicht, daß der Herr mich danach fragt.“ Er fügte aber hinzu: Sollte er doch einmal zurücktreten, werde er „nicht“ nach Argentinien zurückkehren, denn der Platz für einen „emeritierten Papst“ sei in Rom.
Auf die Frage, warum er im Ukrainekrieg „den Aggressor, Rußland und Putin“, nicht beim Namen nenne, antwortete Franziskus, weil er „lieber von den Opfern als von den Tätern“ spreche. Der Krieg in der Ukraine „ist ein sehr großes Drama“.
Franziskus wurde auch auf die Situation von US-Präsident Joe Biden angesprochen, der als Katholik für die Tötung ungeborener Kinder eintritt. Franziskus verwies in diesem Zusammenhang auf die Gewissensfrage und die Notwendigkeit, „mit dem Bischof, Priester, Pfarrer übereinzustimmen“. Damit wich Franziskus der eigentlichen Frage aus, wie dies seit 2020 der Fall ist.
Die sich aus der Antwort ergebende nächste Frage stellten die beiden Journalistinnen nicht, nämlich was dann für Nancy Pelosi gilt, die ranghöchste Politikerin der US-Demokraten hinter Biden. Die „Übereinstimmung“ Pelosis mit ihrem Bischof, Hirten und Pfarrer ist eindeutig nicht gegeben, nachdem sie von ihrem Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco im Mai wegen ihrer Abtreibungshaltung von der Kommunion ausgeschlossen wurde. Dennoch ging Pelosi am 29. Juni im Petersdom in Anwesenheit und mit Wissen von Papst Franziskus zur Kommunion.
Auch die bloße „Kohärenz“ mit dem Bischof, Priester, Pfarrer ähnelt einer verkürzten Darstellung, denn der Heilige Stuhl intervenierte im Vorjahr mit Nachdruck bei der Amerikanischen Bischofskonferenz, um einen Ausschluß Bidens von der Kommunion zu verhindern.
Dabei sagt Franziskus an anderer Stelle im Interview: „Inkonsequenz macht mich krank.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Univision (Screenshot)
Armer Franziskus. Wir müssen viel für ihn beten, denn in nicht all zu langer Zeit steht er vor seinem ewigen Richter.
… wenn Sie das Interview richtig gelesen hätten, so sagte der Papst: „Ich wäre emeritierter Bischof von Rom“ nicht «emeritierter Papst».
Es ist bekannt, daß Franziskus die Selbstbezeichnung als Bischof von Rom bevorzugt, grundsätzlich steht der Bischof von Rom synonym für das Papsttum. Die Cathedra Petri ist der Bischofsstuhl von Rom. Was möchten Sie damit sagen?