Bestätigungen, Entlassungen, Neuernennungen in der Gottesdienstkongregation?

Wenig transparente Informationspolitik


Warum gibt der Heilige Stuhl nicht bekannt, ob und welche Veränderungen es in der Zusammensetzung der Gottesdienstkongregation gegeben hat?
Warum gibt der Heilige Stuhl nicht bekannt, ob und welche Veränderungen es in der Zusammensetzung der Gottesdienstkongregation gegeben hat?

(Rom) Erz­bi­schof Romu­lo Geo­li­na Val­les wur­de als Mit­glied der römi­schen Kon­gre­ga­ti­on für den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung bestä­tigt, wie die Phil­ip­pi­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz bekannt­gab. Die­se unschein­ba­re Mel­dung wirft eine Rei­he von Fra­gen auf.

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Bis zum 5. Juni wird die Con­gre­ga­tio de Cul­tu Divi­no et Disci­pli­na Sacra­men­torum noch mit dem ihr 1588 ver­lie­he­nen Sta­tus einer Kon­gre­ga­ti­on ange­spro­chen. Dann tritt die neue Apo­sto­li­sche Kon­sti­tu­ti­on Prae­di­ca­te Evan­ge­li­um von Papst Fran­zis­kus in Kraft, mit der die histo­ri­schen Rang­un­ter­schie­de zwi­schen den ver­schie­de­nen römi­schen Dik­aste­ri­en ein­ge­eb­net wer­den. Die alt­ehr­wür­di­gen und rang­hö­he­ren Kon­gre­ga­tio­nen für die Glau­bens­leh­re, den Got­tes­dienst und die Sakra­men­ten­ord­nung, die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se, die Evan­ge­li­sie­rung der Völ­ker, die Orden, den Kle­rus und die Bischö­fe, die in ihrer Auf­ga­ben­stel­lung für die Kon­sti­tu­ti­on der Kir­che von grö­ße­rer Bedeu­tung sind, wer­den dann nur mehr als Dik­aste­ri­en bezeich­net wie die von Fran­zis­kus neu­ge­schaf­fe­nen, bis­her rang­nied­ri­ge­ren Dik­aste­ri­en für Lai­en, Fami­lie und Leben, für die ganz­heit­li­che Ent­wick­lung des Men­schen und für die Kommunikation.

Der Umbau der Gottesdienstkongregation 2016

Im Okto­ber 2016 bau­te Fran­zis­kus die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on grund­le­gend um. Von den bis dahin 31 Mit­glie­dern bestä­tig­te er nur weni­ge im Amt und ernann­te 27 neue Mit­glie­der. Um die­se Zeit war der dama­li­ge Prä­fekt der Kon­gre­ga­ti­on, Kar­di­nal Robert Sarah, bereits in sei­nem eige­nen Dik­aste­ri­um iso­liert. Die Fäden zog schon der Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on Erz­bi­schof Arthur Roche. 

Kurz vor dem Umbau war es zu einem sich über meh­re­re Mona­te hin­zie­hen­den Schlag­ab­tausch gekom­men. Kar­di­nal Sarah hat­te im Mai 2016 alle Prie­ster der Kir­che dazu auf­ge­ru­fen, zur Zele­bra­ti­on Rich­tung Osten zurück­zu­keh­ren, um den Para­dig­men­wech­sel, der durch die pro­te­stan­ti­sche Refor­ma­ti­on phy­sisch erfolg­te, aber geist­lich zu ver­ste­hen ist, und durch die Lit­ur­gie­re­form 1969/​70 von der katho­li­schen Kir­che über­nom­men wur­de, zu über­win­den. Das war wie ein Stich ins Wes­pen­nest. Die Auf­re­gung hin­ter den Kulis­sen war so groß, daß Papst Fran­zis­kus per­sön­lich Kar­di­nal Sarah öffent­lich ent­ge­gen­trat und ihm wider­sprach. Es wer­de sich gar nichts ändern, lau­te­te die päpst­li­chen Ver­si­che­rung gegen­über den auf­ge­schreck­ten Ver­fech­tern der Bug­nini-Reform. Da Kar­di­nal Sarah jedoch beharr­te, muß­te auch Fran­zis­kus mehr­fach Stel­lung neh­men. Gegen den Papst hat­te der Kar­di­nal­prä­fekt natür­lich kei­ne Aus­sicht, sich durch­set­zen zu kön­nen. Im Gegenteil. 

Arthur Roche war zu die­sem Zeit­punkt bereits der „Mann des Pap­stes“ in der Kon­gre­ga­ti­on. Er genoß das Ver­trau­en von Fran­zis­kus und han­del­te im Sin­ne von San­ta Mar­ta – bei Bedarf auch an Kar­di­nal Sarah vor­bei. Eine Vor­ge­hens­wei­se, die Fran­zis­kus zusagt. 

Kar­di­nal Sarah gelang es unter die­sen Bedin­gun­gen, trotz eini­ger Ver­su­che und erheb­li­chem per­sön­li­chen Ein­satz, kaum, wesent­li­che Doku­men­te in der Kon­gre­ga­ti­on her­vor­zu­brin­gen (sie­he auch hier). Die Ernen­nung des afri­ka­ni­schen Pur­pur­trä­gers gilt als größ­ter per­so­nel­ler „Betriebs­un­fall“ im Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus. Um kein Auf­se­hen zu erre­gen, wur­de das Ende der fünf­jäh­ri­gen Amts­zeit des Prä­fek­ten abge­war­tet. 2021 wur­de Sarah „in den Ruhe­stand“ ver­setzt und Erz­bi­schof Roche zum neu­en Prä­fek­ten ernannt. Seit­her lei­tet er die (Noch-)Kongregation auch offiziell.

Kaum war Kar­di­nal Sarah aus dem Amt geschie­den, Roche zu sei­nem Nach­fol­ger bestellt und Erz­bi­schof Vitto­rio Fran­ces­co Vio­la als neu­er Sekre­tär an die Kurie beru­fen, erließ Papst Fran­zis­kus das berüch­tig­te Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des. Mit die­sem will er die zar­te, aber nur kurz­zei­tig zur Blü­te gelang­te Blu­me der Tra­di­ti­on und des über­lie­fer­ten Ritus, die Bene­dikt XVI. für den gesam­ten Kle­rus zugäng­lich mach­te, ersticken und in die enge Form des Motu pro­prio Eccle­sia Dei zurück­stut­zen.

Mit Erz­bi­schof Roche und Erz­bi­schof Vio­la bil­den zwei über­zeug­te Nach­fol­ger von Erz­bi­schof Anni­ba­le Bug­nini (1912–1982), dem „Vater der Lit­ur­gie­re­form“, die neue Dop­pel­spit­ze der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on. Seit Tra­di­tio­nis cus­to­des sind sie auch für den über­lie­fer­ten Ritus zustän­dig, was im ver­gan­ge­nen Herbst in den Respon­sa ad dubia zum Motu pro­prio gleich spür­bar wurde.

Die Bestätigung von Erzbischof Valles

Msgr. Romu­lo Geo­li­na Val­les, seit 2012 Erz­bi­schof von Davao auf den Phil­ip­pi­nen, gehört zu den 27 Mit­glie­dern der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on, deren Ernen­nung 2016 durch Papst Fran­zis­kus eine wesent­li­che Etap­pe auf dem Weg zum berg­o­glia­ni­schen Umbau der Kon­gre­ga­ti­on bildete.

Erz­bi­schof Romu­lo Valles

Im Okto­ber 2021 lief ihre fünf­jäh­ri­ge Amts­zeit aus, ohne daß Ent­schei­dun­gen des Hei­li­gen Stuhls bekannt­ge­ge­ben wur­den. Am Oster­sonn­tag teil­te die Erz­diö­ze­se Davao mit, daß Erz­bi­schof Val­les in einem Schrei­ben von Prä­fekt Roche vom 29. März sei­ne Bestä­ti­gung für eine wei­te­re Amts­zeit erhal­ten hat­te. Die Ent­schei­dung von Papst Fran­zis­kus war Prä­fekt Roche bereits am 18. März durch das vati­ka­ni­sche Staats­se­kre­ta­ri­at mit­ge­teilt wor­den. Öffent­lich bekannt wur­de sie erst einen Monat spä­ter, am Oster­mon­tag, durch den Pres­se­dienst der Phil­ip­pi­ni­schen Bischofskonferenz.

Damit steht die Fra­ge im Raum, wer noch von den 40 Mit­glie­dern der Kon­gre­ga­ti­on bestä­tigt wur­de. Eine offi­zi­el­le Ver­laut­ba­rung durch den Hei­li­gen Stuhl fehlt. Es ist aber kaum denk­bar, daß ein­zig zu Erz­bi­schof Val­les eine Ent­schei­dung getrof­fen wurde.

War­um gibt der Hei­li­ge Stuhl nicht bekannt, wel­che Mit­glie­der der Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on in ihrem Amt bestä­tigt wur­den, wel­che nicht und ob es Neu­er­nen­nun­gen gab?

Offi­zi­ell listet die Inter­net­sei­te des Hei­li­gen Stuhls der­zeit 39 Mit­glie­der auf, dar­un­ter über­zeug­te Bug­nini­sten wie Erz­bi­schof Dome­ni­co Sor­ren­ti­no, Erz­bi­schof Pie­ro Mari­ni und Bischof Clau­dio Mania­go. Wur­den die Kar­di­nä­le Juan Luis Cipria­ni Thor­ne, Peter Erdö, Mau­ro Pia­cen­za, Albert Mal­colm Ran­jith und Rai­ner Maria Woel­ki auch als Mit­glie­der bestä­tigt? Bis auf Kar­di­nal Woel­ki waren sie alle bereits von Papst Bene­dikt XVI. ernannt worden.

Bekannt ist, daß unter Fran­zis­kus Dik­aste­ri­en­mit­glie­der, die sich nicht aus­rei­chend der Linie von San­ta Mar­ta anpas­sen, nicht bestä­tigt wer­den – sofern nicht beson­de­re Rück­sich­ten und Not­wen­dig­kei­ten dazu zwin­gen. Um letz­te­re Fäl­le zu neu­tra­li­sie­ren, erfol­gen Neu­er­nen­nun­gen in gro­ßer Zahl, wie es 2016 für die Got­tes­dienst­kon­gre­ga­ti­on gesche­hen ist.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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