(Mexiko-Stadt) Im Zuge des Corona-Spektakels schien sie in Vergessenheit geraten, doch nun wurde sie wieder aus der Versenkung geholt. Die Rede ist von der Pachamama, jenem Götzen, der ein modernistisches, pseudo-folkloristisches Konstrukt ist und einen dunklen Schatten über die ohnehin umstrittene Amazonassynode von 2019 legte.
Der aktuelle Herold der Pachamama ist Msgr. Felipe Arizmendi, der emeritierte Bischof von San Cristobal de las Casas in Mexiko. Dabei hat Mexiko keinen Anteil am Amazonasbecken. Die mexikanische Bischofsstadt liegt ganze 4000 Kilometer vom Zentrum des Amazonas entfernt.
Bischof Arizmendi enttäuschte in Lateinamerika. Er war von Papst Johannes Paul II. eingesetzt worden, um den außer Kontrolle geratenen Weihen von ständigen Diakonen im Bistum San Cristobal de las Casas Einhalt zu gebieten. Dieses mexikanische Bistum wurde durch das „Chiapas-Experiment“ bekannt. Der von 1959–2000 amtierende Bischof Samuel Ruiz García versuchte schleichend den priesterlichen Zölibat abzuschaffen und durch einen verheirateten „indigenen Klerus“ zu ersetzen. Bei massenhaften Weihe ständiger Diakone wurden auch deren Ehefrauen miteinbezogen. In welcher Form genau, ist bis heute unklar. Bischof Ruiz García, der starke Sympathien für die marxistische Guerillabewegung Zapatistische Befreiungsarmee (EZLN) zeigte, begründete sein Vorgehen mit der angeblichen kulturellen Unzugänglichkeit der Indios für den Zölibat, weshalb ein Priestermangel herrsche.
Als Ruiz García im Jahr 2000 emeritiert wurde, gab es in dem Bistum für 1,5 Millionen Katholiken nur mehr 24 Weltpriester und 46 Ordenspriester, aber 336 ständige Diakone. 1995 war ihm mit dem Dominikaner José Raúl Vera López ein Koadjutor zur Seite gestellt worden – mit ausbleibendem Ergebnis. Msgr. Vera López wurde in ein anderes Bistum abgeschoben und sollte später als „Bischof der Homo-Lobby“ und wegen seiner Nähe zu Papst Franziskus internationale Bekanntheit erlangen.
Johannes Paul II. ernannte 2000 Felipe Arizmendi Esquivel zum neuen Bischof von San Cristobal de las Casas mit der Anweisung, keine ständigen Diakone mehr zu weihen, sondern die von Msgr. Ruiz García vernachlässigte Förderung von Priesterberufungen voranzutreiben. So geschah es auch. Vor allem konnte der Nachweis erbracht werden, daß sehr wohl auch unter den Indios Berufungen für das zölibatäre Priestertum geweckt werden konnten. 2014 zählte das Bistum bereits 108 Priester und nur mehr 316 Diakone. Im Priesterseminar bereiteten sich 63 Kandidaten auf das Priestertum vor, davon die Hälfte Indios.
Franziskus hebt das Weiheverbot auf
Dann hob Papst Franziskus das Verbot, ständige Diakone zu weihen, wieder auf und besuchte unter 96 mexikanischen Diözesen ausgerechnet San Cristobal de las Casas, um am Grab von Bischof Ruiz García zu beten. Mit dieser besonderen Ehrung signalisierte Franziskus der Weltkirche, wen und welchen Weg er gutheißt. Kurz bevor das „Chiapas-Experiment“ von Rom gestoppt wurde, hatte Kardinal Carlo Maria Martini, Erzbischof von Mailand, Jesuit wie Franziskus und „Ante-Papa“, den Priestermangel als „Hauptproblem“ bezeichnet und als Lösung die Zulassung eines verheirateten Klerus vorgeschlagen.
Das Bistum San Cristobal de las Casas war somit nicht irgendein Bistum unter tausenden, sondern ein Versuchslabor. Obwohl die Forderung nach einem verheirateten Priestertum ein typisch „westliches“ Phänomen ist, wurde sie „indigen“ begründet – man könnte auch sagen, „indigen“ getarnt. Was in San Cristobal de las Casas geschah, wiederholte sich gleich einige Nummern größer mit der Amazonassynode. Am Ende machten Benedikt XVI. und Kardinal Robert Sarah dem Hauptbestreben, der Aufweichung des priesterlichen Zölibats einen Strich durch die Rechnung – zumindest vorerst.
2017 wurde Bischof Felipe Arizmendi Esquivel emeritiert. Er hatte die römischen Vorgaben getreu umgesetzt und sich deshalb Ansehen erworben. Wie er jedoch denkt, zeigte sich erst mit der Aufhebung des Verbots, ständige Diakone zu weihen, und noch stärker nach seiner Emeritierung.
Als Arizmendi emeritiert wurde, das war zwei Jahre nach dem Ende des Weiheverbots, gab es im Bistum San Cristobal de las Casas bereits 125 Priester. Vor allem die Zahl der Diözesanpriester hatte sich in den 17 Jahren seines Episkopats mehr als verdreifacht. In den letzten beiden Jahren seiner Amtszeit war allerdings die Zahl der ständigen Diakone von 316 auf 450 explodiert. Die schon unter Ruiz García kritisierte theologische Schmalspurausbildung war wieder aufgenommen worden. In Mexiko machte ein sarkastischer Spruch die Runde: Ein Indio, der durch das Bistum San Cristobal de las Casas kommt, müsse sich in Acht nehmen, sonst wird er im Vorübergehen zum Diakon geweiht.
Seit seiner Emeritierung veröffentlicht Msgr. Arizmendi eine Kolumne, die von mehreren mexikanischen Tages- und Wochenzeitungen abgedruckt wird. Darin verteidigte Arizmendi im Vorfeld der Amazonassynode die Aufweichung des priesterlichen Zölibats. Er gehe „nur“ um eine begrenzte Zölibatsabschaffung, die „notwendig“ sei. Ganz auf der Linie von Santa Marta verteidigte Arizmendi nach der Amazonassynode die Pachamama-Rituale im Vatikan. Dieses Mal aber nicht nur aus den Spalten mexikanischer Zeitungen, sondern im Osservatore Romano. Die vatikanischen Medien hoben seinen Kommentar heraus, als würde es sich um eine Antwort des Heiligen Stuhls auf den damals gerade veröffentlichten Protest gegen sakrilegische Aktionen von Papst Franziskus handeln.
Ein Jahr später kreierte ihn Papst Franziskus zum Kardinal.
Verteidigung, obwohl nicht verteidigbar
Nun ist es erneut Kardinal Arizmendi, der ohne ersichtlichen Anlaß die Pachamama wieder aus der Versenkung holt. In seiner regelmäßigen Kolumne rechtfertigt er erneut die paganen Handlungen, die im Vatikan im Zuge der Amazonassynode vollzogen wurden. Den Auftakt hatten am 4. Oktober 2019 götzendienerische Rituale in den Vatikanischen Gärten in Anwesenheit von Papst Franziskus gemacht.
Fast zwei Jahre später schrieb Kardinal Arizmendi am 8. September:
„Ich habe mehrfach erklärt, daß die Figur einer schwangeren Frau, die während der Synode für den Amazonas in den Vatikanischen Gärten und anderswo aufgestellt wurde, kein Bild von ‚Mutter Erde‘ ist, sie ist keine Anden- oder Amazonas-Göttin, sondern nur ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit.“
Das hatte allerdings 2019 noch anders geklungen, als er Pachamama als „Mutter Erde“ und Inti „als Vater Sonne“ bezeichnete. Der Schwerpunkt seiner neuen Kolumne ist allerdings ein anderer:
„Es gibt jedoch immer noch Menschen, die das als Götzendienst bezeichnen, dem Papst Franziskus zugestimmt hätte, und ihn deshalb für einen Ketzer halten, der kein legitimer Papst ist und vom Pontifikat zurücktreten sollte. Sie verstehen keine Erklärungen. Ich habe jene gefragt, die mit den Trägern dieser Figur in Kontakt stehen, und sie sagen alle, daß sie nur ein Symbol der Frau, des Lebens und der Fruchtbarkeit ist. Mehr ist sie nicht.“
Grund für den Kommentar ist offensichtlich die anhaltende Kritik an Papst Franziskus. Im weiteren wiederholt Arizmendi, was er bereits vor zwei Jahren geschrieben hatte, indem er einen Aymara aus Bolivien mit den Worten zitiert:
„Für uns, die wir evangelisiert worden sind, ist sie keine Göttin, sondern das beste Geschenk Gottes, zusammen mit Inti, dem ‚Sonnenvater‘, denn ohne sie gibt es kein Leben. Er sagte mir jedoch, daß jene, die das Evangelium nicht empfangen haben, sie für Götter halten. Es kommt also auf die Sichtweise der Menschen an.“
Die Widersprüchlichkeit der Aussage, die schon Santa Marta nicht störte, scheint dem Kardinal nicht so ohne weiteres aufzufallen. Wer die Ambivalenz sucht, darf sich aber über Kritik nicht wundern. Katholisches.info schrieb dazu im November 2019:
„Es fällt schwer, sich die frühen Christen vorzustellen, wie sie gemeinsam mit Heiden zum Jupitertempel auf das Kapitol pilgern und Seite an Seite mit den Heiden dem heidnischen Hauptgott opfern unter Zuhilfenahme des dialektischen Kunstgriffs, daß die Heiden eben Jupiter, die Christen aber den wahren Gott anbeten würden.
Das genaue Gegenteil ist überliefert. Selbst Kaiser Konstantin der Große, von dem manche heute sein Christentum und seine Taufe gerne zerreden, gab vielfältiges Zeugnis für sein christliches Bekenntnis. Ein Zeugnis bestand gerade darin, daß er bei keinem seiner Rom-Aufenthalte – der Einzug des Kaisers wurde als adventus bezeichnet und gefeiert – den üblichen Aufstieg zum Jupitertempel auf dem Kapitol vollzog, um im bedeutendsten heidnischen Heiligtum der Stadt dem Jupiter zu opfern, dem Staatskult Reverenz zu erweisen oder an Jupiterfesten teilzunehmen.
Der Kaiser, der erst Christ geworden war, wußte sich zu distanzieren.“
Kardinal Arizmendi hingegen hält 2021 den Kritikern der Pachamama-Rituale entgegen:
„Mutter Erde wird berührt, gelebt, gefühlt, betrachtet, wo immer wir sind. Bäume, Pflanzen, Flüsse, Berge, Wolken und andere Elemente der Natur werden dargestellt, um sie zu betrachten und zu respektieren, nicht um sie zu religiösen Bildern von Pachamama zu machen. Das ist die Erklärung derer, die diese Kultur leben, und nicht das verurteilende Verdikt jener, die sie nicht kennen.“
In einem dialektischen Wechselbad bedauert der emeritierte Bischof von San Cristobal de las Casas zugleich, daß sich manche Christen gegenüber den Indios irgendwelcher Natursymbole bedienen, aber christliche Darstellungen vermeiden würden:
„(…) als ob sie nur Bewahrer der Traditionen vor der Evangelisierung, Kulturanthropologen, Umweltschützer, soziale Förderer einer NGO wären. Als ob sie Christus nicht kennen würden! Oder als ob sie Ihn in ihrer Spiritualität nicht als den Herrn ihres Lebens angenommen hätten, als ob sie sich ihres katholischen Glaubens schämten. Es ist widersprüchlich, daß sie aufgrund ihres religiösen Glaubens dort sind und ihr Leben mit diesen Eingeborenen verbringen, aber sie es nicht wagen, sich ausdrücklich zu ihrem Glauben an Jesus Christus zu bekennen.“
Abschließend verteidigt der Kardinal noch einmal das Verhalten von Papst Franziskus, denn dieser habe „seine Christozentrik bei vielen Gelegenheiten zum Ausdruck gebracht“.
Der Fundamentaltheologe und Priester Alfredo Morselli sah das nach der Amazonassynode anders und meinte:
„Menschlich betrachtet, müßte man sagen: ‚Es ist aus!‘ (…) Wenn wir die verschiedenen Skandale betrachten, dann braucht es nicht nur einen Exorzismus: Es wäre angebracht, das Regenwasser zu segnen, wenn es in Rom regnet. Damit geht es schneller und es wird der ganze Vatikan exorziert und nicht nur der Petersdom. Ich spreche – damit es klar ist – vom menschlichen Elend einiger Kirchenmänner und nicht von der Heiligen Kirche.“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL/Vatican.va (Screenshot)
Es ist alles so verrückt. Unser nichtregierender Papst sieht uns in der Endzeit, weil alles gegen das Tiefste im Menschsein geht. Dabei erscheint unser Regierender als geradezu zerrissen durch seine diversen Vorlieben und seine abenteuerlichen Handlungen. Er macht sich zum Schirmherr zweifelhafter Gestalten, ist offenbar ideologisch befangen und damit offen für alle linken Umtriebe. Der Geist des Konzils ist sicher eher Lutherismus als katholisch. Links und lutherisch ist ein Gespann gegen die Tradition.
Unser armer Papst Franziskus, weder die Progressisten, noch die Altgläubigen kümmenrn sich um seinen Satz: „Die Messe dauert 40 Minuten und die Predigt 8 Minuten.“ Aber das Schlimmere ist, alle verkünden einen halben Gott. Den mit der Affenliebe. Die Kirchen werden leergeredet.
For the record: nur ein paar Tage nach diesem schändlichen Spektakel im Petersdom wurden die ersten Patienten mit einer unbekannten Krankheit in Wuhan in Krankenhäuser gebracht…
So einfach ist das für die heutigen Kirchenoberen?
Für Heiden ist die Pachamama eine Göttin, für Christen aber ein Symbol für die Natur.
Wie lächerlich. Unsere Glaubensbrüder hätten sich nach dieser Logik das Martyrium „sparen“ können:
Sie hätten den Kaiserkult mitmachen und sagen können, dass der nur für Heiden heidnisch ist, aber für Christen…
Geht es noch peinlicher?